Über den Fressrausch hatte ich ganz vergessen, dass Kibo bei mir gewesen war. Nun schien er verschwunden? Kibo? Suchend drehte ich die blutverschmierte Schnauze hin und her. Kibo?! Keine Antwort. Ich witterte in der Luft, auf dem Boden, lief unruhig umher bis ich schließlich seine Spur fand. Ich folgte ihr, sie führte in taumelnden und humpelnden Schritten durch den dichten Baumbestand. Besorgt versuchte ich ihr noch schneller zu folgen, stolperte dabei selbst über meine Pfoten.
Als der Wald sich etwas lichtete und ich den kleinen Teich in der Mitte einer Lichtung entdeckte, trat ich an das Wasser heran, schnüffelte an dem Teich. Kibo war nicht ins Wasser gefallen. Suchend schaute ich mich um, entdeckte einen braunen Fellhaufen gleich neben einem der größeren Steine die die Lichtung umfassten. Es roch nach Tod. Das braune Tier schien noch nicht sehr lange Tod zu sein, aber der Geruch zeigte deutlich, dass kein Leben mehr in ihm war. Ich war nicht hungrig, nicht verzweifelt genug um mich an Aas zu bedienen, aber irgendwas zog mich magisch in die Richtung.
Erst als ich direkt davor stand, erkannte ich den Wolf. Erkannte, dass es kein brauner toter Wolf war, sondern das der Regen und der Schmutz das weiße Fell in einen Erdton gehüllt hatte.
Die Erkenntnis traf mich mit voller Wucht und lies meine Beine zittern. Oh Kibo, nein, nein, nein. Das konnte nicht sein, es konnte nicht. Kibo war tot, ich war nicht bei ihm gewesen, er war alleine hier hergelaufen während ich mir den Bauch vollgeschlagen hatte. Mein Magen zog sich zusammen, ich schaffte es gerade noch mich abzuwenden, ehe ich die Mahlzeit krampfhaft hochwürgte. Der beißende Geschmack von Erbrochenem mischte sich mit dem salzigen meiner Tränen.