Wäldchen --->

Nach einer Weile erreichten wir den deutlich grösseren Wald, von dem ich mehr Gerüche und Geräusche wahrnahm. Ich hatte versucht mir den Weg einzuprägen, waren wir ja über einen kleineren Fluss und einer offenen Wiese gerannt. So wie Zayn hatte ich mein Schritt angepasst und mich verlangsamt, wobei meine Ohren unaufhörlich zuckten. Anders als im Wäldchen zuvor, hatte ich hier deutlich das Gefühl nicht allein zu sein. Aus diesem Grund nahm meine Wachsamkeit zu, da ich sehr wohl damit rechnete, dass es ausser Beutetiere auch andere - vielleicht Artgenossen, vielleicht Raubkatzen - gab, die wir antreffen könnten. Auf den Worten des Rüdens hin nickte ich knapp und erwiderte zustimmend: "Ja, da hast du recht. Vor allem wenn es in einer Hetzjagd enden könnte."
Daraufhin senkte auch ich meine Schnauze zum Waldboden und suchte nach einer Fährte. Tatsächlich nahm ich nach einer Weile die Gerüche anderer Wölfe war, die jedoch nicht mehr ganz so frisch war. Besser so. Momentan musste ich noch nicht viel andere Bekannschaften machen, so suchte ich nach einer weiteren Spur.
Gerade als mich der silberne Wolf ansprach, kroch mir ein Geruch in die Nase, die ich schon seit längerem nicht mehr gerochen beziehungsweise gefressen hatte. "Ja", antwortete ich kurz und versuchte nun die richtige Richtung zu finden. Als die Fährte etwas stärker wurde, begann ich langsam schneller zu werden, wobei ich Zayn zurief: "Wie wäre es mit Hirsch?" Durchaus würde ich mich nicht mit einem Hirschbock anlegen, doch vom Geruch her schien es eine eher kleine Gruppe zu sein. Deswegen ging ich davon aus, dass es sich um Hirschkühe und ihre Kälber handeln könnte.

Je länger ich lief, desto weniger spürte ich. Leere breitete sich in mir aus, welche ich zufrieden in Empfang nahm. Die Dunkelheit war mir lieber als auch nur ein Gefühl, welches mich an Sam erinnerte. Mein Magen knurrte mal wieder, ich konnte mich zum wiederholten Male nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal gefressen hatte. Seufzend begann ich am Boden zu schnuppern, blieb an Bäumen und Sträuchern stehen und prägte mir die Gerüche ein. Nach kurzer Zeit hatte ich eine frische Fährte gefunden, der ich durch den Wald folgte, die Nase immer gegen Boden gerichtete.

Auf einer Lichtung erblickte ich eine kleine Gruppe Hirschkühe. Ein Bock schien nicht in der Nähe zu sein. Vorsichtig duckte ich mich ins Dickicht und kroch etwas näher um genauer hinzusehen. Hirschkühe samt Kälber. Ich beobachtete die Gruppe etwas genauer, während meine Nase durch die Luft tanzte. Was der Wind mir zutrug, weckte gemischte Gefühle in mir. Einerseits konnte ich getrocknetes Blut riechen, ein Hirsch war wohl verletzt gewesen. Doch ganz in der Nähe hielten sich noch andere Wölfe auf. Für eine Sekunde überlegte ich umzudrehen, doch mein knurrender Magen zwang mich die Wölfe zu ignorieren und die verletzte Hirschkuh ausfindig zu machen. Da! Die muss ich von der Gruppe separieren! Mit diesem Gedanken schlich ich mich noch näher an die Gruppe heran.

Ich horchte interessiert auf als der dunkle Rüde an Tempo zunahm und mir zurief, ob ich Lust auf Hirsch hätte. Darauf kannst du wetten, @Alagos ... Ich hob den Kopf an und machte kehrt. Zügig wurde ich schneller und lief bald wieder neben meinem Jagdgefährten her, wobei ich mich auf die Fährte konzentrierte, die er erspürt hatte. Großartig!, meinte ich zu ihm und lächelte zufrieden, als das erste große Tier in Sicht kam.
Es war eine kleine Gruppe von 5 Tieren, wobei zumindest eines jünger zu sein schien, was die ganze Sache gefährlicher machen konnte.
Wir müssen irgendwie das schwächste Tier von den anderen trennen, stellte ich nüchtern fest. Das war eine anstrengende Arbeit, aber wenn ich mir unsere potenzielle Beute wieder ansah lief mir das Wasser im Maul zusammen und die bevorstehende Anstrengung war vergessen.
Eines der erwachsenen Tiere, eine Elchkuh, war scheinbar das älteste Tier der "Herde". Es war sinnvoll, sich an ihre Fersen zu heften. Ich denke, das schaffen wir, was meinst du?

Ich war noch immer am laufen, als ein unangenehmes Stechen durch meinen Kopf schoss. Leise jaulte ich auf und blieb stehen, während ich nicht verstand was gerade passiert war. Unruhig schüttelte ich mich, doch der Schmerz in meinem Kopf schien sich nur noch breiter zu machen. Was soll das?, jammerte ich und versuchte zu erkennen, wo der Eber war. Das war gar nicht so einfach, weil die Sicht vor meinen Augen verschwamm und ich mich vor Schmerzen nicht auf meine Nase konzentrieren konnte.

Mit langsamen Schritte irrte ich durch den Wald. Der Boden aufgeweicht vom Regen, hier und da einzelne Pfützen. Die Luft erfüllt vom schweren Duft des nassen Waldes. Der Nase folgend, gemächlich, wissend, humpeld. Die alte Verletzung schmerzte wieder. Lauschend auf das Geräusch der herabfallen Regentropfen suchte ich meinen Weg. Augen zu tüb, um zu sehen. Müde. Immer weiter. Nach und nach begannen die Wurzeln immer höher aus dem Boden zu ragen, mit Moos und Pilzen bedeckt. Wasser auf Wasser. Das Geräusch wurde langsam lauter und ich näherte mich einem kleinen Teich, der umrahmt von Wuzeln und Bäumen war. Ich senkte mien Kopf, um etwas zu trinken. Aufmerksam lauschend schwenkte ich meinen Kopf. Ganz in der Nähe hörte ich, wie der Regen auf Stein traf. Langsam trottete ich hinüber, schaute mich noch kurz um und rollte mich dann dicht an den Stein gepresst zusammen. Der Schlamm färbte mein Fell braun und schwarz, wo es den Boden berührte. Mein Blick fiel zum Wasser, ohne zu sehen. "Danke Kaala....Danke Morgra...Ich habe es sehr genossen" Die geräusche verblasste ganz langsam um mich herum, als ich einschlief, traumlos, für immer.

Kibo schläft im Alter von 13Jahren ein.

Ich hatte keine Ahnung ob mir die anderen, fremden Wölfe gefolgt waren oder es zumindest vorgehabt hatten. Auch wusste ich nicht, ob das Wildschwein noch in der Nähe war. Durch die stechenden Schmerzen in meinem Kopf, hatte ich völlig die Orientierung verloren. Ich musste dringend hier weg. Irgendwohin wo ich in Sicherheit war und ich mich von den Kopfschmerzen erholen konnte. In der Hoffnung die richtige Richtung eingeschlagen zu haben, lief ich so schnell es in diesem Zustand möglich war los. Dass ich dabei an dem ein oder anderen Wolf vorbei lief oder das Wild verscheuchte, war mir in dem Moment egal.

--> Lachsfluss

Ich hatte plötzlich Hilfe von jemandem fremdes nicht erwartet weshalb ich vor schreck nichts tun konnte. Doch plötzlich wurde die ganze Sache komisch, ich legte die Ohren an als die Fremde plötzlich verschwand.
Warte!
Ich sah Mama und @Heaven an, was sollten wir tun? Das Wildschwein selbst erlegen?

Ein helles Fell schoss nun aus dem Gebüsch, in welchem auch ich noch gerade versteckt gewesen war. Maki schnappte nach dem Eber, erwischte aber nur Haare und spuckte diese aus. Wäre die Situation eine andere, würde ich sie nun auslachen. Doch mir war nicht nach lachen. Es tat ganz schön weh und erinnerte mich an den Ernst der Lage. Und wenn es der Schmerz nicht gewesen wäre, dann wohl Mama. Die schien gar nicht erfreut darüber, dass wir ihr hatten helfen wollen und ich konnte sie schimpfen hören, während sie versuchte auf dem Rücken des Ebers zu bleiben. Doch er schien sie mit einer Leichtigkeit runter zu buckeln. Knurrend stand sie vor uns, während ich noch immer nach Atem rang.

Verwirrt blickte ich neben mich, als plötzlich ein weiteres helles Fell auf der Bildfläche erschien - doch meine Schwester stand neben mir. Innerhalb Sekunden war das Wildschwein und auch der fremde Wolf verschwunden und ich stand einfach nur da. In Maki kam Bewegung rein. "Mama? Was machen wir nun?"

Ich konnte sie (@Zayn & @Alagos auf der anderen Seite der Lichtung riechen und wahrscheinlich hatten sie die selbe Beute im Blick wie ich. Doch ich ließ mich davon nicht beirren und schlich mich weiter an die kleine Herde heran, versuchte die verletzte Hirschkuh wieder zu finden. Ich hatte mich nur eine Sekunde auf die anderen Wölfe konzentriert und schon war sie zwischen den anderen Herdenmitgliedern verschwunden. Meine Nase tanzte in der Luft, während der Geruch von getrocknetem Blut meine Speichelproduktion anfeuerte. Mein Magen knurrte vor Hunger, während sich meine Muskeln anspannten und ich hinter dem Gebüsch mich bereit zum Sprung machte. Als ich die Hirschkuh endlich entdeckte, machte ich einen Satz nach vorne und landete mit wenigen Sprüngen vor meiner ausgesuchten Beute. Die Herde stob auseinander genau auf die fremden Wölfe zu, während ich versuchte die verletzte Hirschkuh daran zu hindern, den anderen hinterher zu sprinten. Sie lahmte deutlich und ich konzentrierte mich auf ihre Hinterbeine. Durch die Verletzung würde sie nicht ausschlagen können und hier war meine beste Chance, sie zu Fall zu kriegen.

Ich wankte ein Stück und ließ mich gegen einen Baumstamm fallen. Die Wunde blutete nicht mehr aber trotzdem fühlte ich mich erschöpft.

Die kurze Pause die ich eingelegt hatte war in dem Moment vorbei wie der rote Mond den Himmel überzog. Ich knurrte als mir der Kopf wieder mit diesem bluroten Schleier füllte. Er überdeckte meine Sinne, meine Gedanken und entriss mir die Gewalt über mein eigenes Handeln.
-> Berge

Empört jaulte ich auf, als eine Wölfin sich in unsere Jagd einmischte. Die großen Tiere liefen nun direkt auf Alagos und mich zu. Alagos, hier lang!, rief ich ihm zu - für Diskretion was es ohnehin zu spät - und jagte aus dem weg der kleinen Truppe. Das wird wohl nichts mehr, keuchte ich außer Atem, als ich wieder zum stehen kam. Ich blickte zu der Fähe hinüber, die unsere Jagd gestört hatte und ein leises Grollen drang aus meiner Kehle, als ich sie als Diejenige wiedererkannte, die damals meinen und Odhrans Sohn angegangen war. Lassen wir sie in Ruhe, die bringt nur Ärger, meinte ich missmutig.
Wir könnten der Herde folgen und warten, bis sie sich wieder beruhigt hat, schlug ich vor.

Über den Fressrausch hatte ich ganz vergessen, dass Kibo bei mir gewesen war. Nun schien er verschwunden? Kibo? Suchend drehte ich die blutverschmierte Schnauze hin und her. Kibo?! Keine Antwort. Ich witterte in der Luft, auf dem Boden, lief unruhig umher bis ich schließlich seine Spur fand. Ich folgte ihr, sie führte in taumelnden und humpelnden Schritten durch den dichten Baumbestand. Besorgt versuchte ich ihr noch schneller zu folgen, stolperte dabei selbst über meine Pfoten.
Als der Wald sich etwas lichtete und ich den kleinen Teich in der Mitte einer Lichtung entdeckte, trat ich an das Wasser heran, schnüffelte an dem Teich. Kibo war nicht ins Wasser gefallen. Suchend schaute ich mich um, entdeckte einen braunen Fellhaufen gleich neben einem der größeren Steine die die Lichtung umfassten. Es roch nach Tod. Das braune Tier schien noch nicht sehr lange Tod zu sein, aber der Geruch zeigte deutlich, dass kein Leben mehr in ihm war. Ich war nicht hungrig, nicht verzweifelt genug um mich an Aas zu bedienen, aber irgendwas zog mich magisch in die Richtung.
Erst als ich direkt davor stand, erkannte ich den Wolf. Erkannte, dass es kein brauner toter Wolf war, sondern das der Regen und der Schmutz das weiße Fell in einen Erdton gehüllt hatte.
Die Erkenntnis traf mich mit voller Wucht und lies meine Beine zittern. Oh Kibo, nein, nein, nein. Das konnte nicht sein, es konnte nicht. Kibo war tot, ich war nicht bei ihm gewesen, er war alleine hier hergelaufen während ich mir den Bauch vollgeschlagen hatte. Mein Magen zog sich zusammen, ich schaffte es gerade noch mich abzuwenden, ehe ich die Mahlzeit krampfhaft hochwürgte. Der beißende Geschmack von Erbrochenem mischte sich mit dem salzigen meiner Tränen.

Ich wollte meine beiden Jungen eigentlich noch weiter tadeln, musste mich aber zugleich auch auf den Eber konzentrieren. Doch noch bevor ich diesen erneut von meinen Welpen fort treiben konnte, schoss ein weiteres helles Fell aus den Büschen. Zu verblüfft um schnell genug reagieren zu können starrte ich mit offenem Maul dem fremden Wolf und unserer Beute nach. Hey! Ich zögerte kurz, ehe ich Maki und Heaven ansah. Folgt mir. Und tut DIESESMAL das was ich euch sage! Wie sollte ich die beiden versorgen, wenn sie nicht einmal auf das hörten was ich ihnen sagte? Huttser..ich bräuchte dich gerade so sehr..aber ich kann unsere Welpen nicht dem Hickhack der Rudel aussetzen.. Ich schüttelte den Kopf, ehe ich in die Richtung los lief, in welche der Eber und die Fähe gelaufen waren. An einer Stelle war der Geruch der Fähe besonders stark - bevor er Richtung Lachsfluss verschwand. Der Eber jedoch war weiter in den Wald gelaufen. Ich wog kurz hin und her, entschied mich dann jedoch dass der Eber wichtiger war als die Fähe. Aus diesem Grund folgte ich seiner Fährte.

Ich hatte Glück, dass ich ihn bald fand. Offenbar war er so in Panik gewesen, dass er sich selber zur Erschöpfung getrieben hatte und nun schwer atmend in einem Blätterhaufen lag. Als er mich sah, stand er auf - doch war er merklich zu schwach um weg zu laufen. So versuchte er sich so zu positionieren, dass er mit den Hauern zu mir stand. Ich sah kurz nach hinten, prüfend ob Maki und Heaven mir gefolgt waren.

Bei Mamas Worten nickte ich. Wir hatten sie bereits einmal in Schwierigkeiten gebracht, ein zweites Mal würden wir das nicht tun. Die Pfote leicht schleifend folgte ich ihr also kommentarlos. Was sollte ich ihr auch sagen - eigentlich hatte ich es gut gemeint, aber es war voll in die Hose gegangen. Mama folgte der Fährte des Ebers, blieb jedoch an einer Stelle kurz stehen. Auch ich schnüffelte dort rum und entdeckte dann, dass die Wölfin vom Eber abgelassen hatte. Sehnsüchtig blickte ich in die Richtung, in der sie verschwunden war. Sie war nach Hause gegangen. In der Richtung lag der Lachsfluss und am liebsten wäre ich der Wölfin hinterher. Doch ich folgte Mama, die der Spur des Ebers folgte.

Es dauerte nicht lange, da hatten wir ihn eingeholt. Zuerst nahm ich ihn gar nicht wahr, denn er lag in einem Blätterhaufen. Erst als er sich erhob und schwer atmend vor uns aufbaute, wurde mir bewusst, wie riesig das Tier eigentlich war. Vorsichtig lugte ich hinter Mama her. Eigentlich sollte ich nach meiner Erfahrung auf ein weiteres Kennenlernen verzichten wollen - doch in mir regte sich etwas. Aufregung?