Ich sah Huttser weich an, nachdem er mir über die Wange geschleckt hatte. Noch ehe ich ihm seine Frage nach unseren Welpen beantworten konnte, würde Heaven wach. Ungläubig blinzelnd starrte ich meinen Sohn an. Wie lang hatte ich bitte geschlafen?! Noch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, versuchte Heaven bei mir zu trinken. Doch die Milch war wohl während des Schlafes versiegt. Ich jaulte auf, als er seine Zähne einsetzte und sprang auf. Ich konnte ein kurzes Aufknurren nicht unterdrücken, doch sogleich legte ich entschuldigend die Ohren an. Lass uns noch Makatza wecken, und dann am Fluss trinken. Unterwegs zum Rudel jagen wir euch etwas zum Fressen Damit stubste ich Heaven an um ihn Richtung Fluss zu lenken. Dann warf ich einen besorgten Blick auf meine Tochter.

Während sie ohne eine Pause Wörter aneinander reihte hüpfte ich von einer Pfote auf die andere und grinste breit.
Ich war voller Energie aber ich wollte auch gerne nach lyvi, Saikko und meinem Vater sehen. Du siehst hübsch aus, sagte ich einfach das erste was mir einfiel. Wahrscheinlich weil ich sie so lange nicht gesehen hatte, fiel mir auf was für schöne Farben ihr Fell hatte. Wir sollten nach dem Rudel sehen und unsere Gliedmaßen wieder in Bewegung kriegen . Fuhr ich einfach unbeirrt fort und kippte meinen Kopf erst zur einen und dann zur anderen Seite.

Ich gähnte und streckte mich ausgiebig. Mutti? ich hob den Kopf. Warum fühlte ich mich so zerschlagen?

Alles war friedlich, ruhig. Ich schwamm in einer dunklen Traumblase und genoss die Stille. Mein geistiger Zustand war mit einer beruhigenden Schwerelosigkeit vergleichbar - nichts konnte mich wecken. Ich war gefangen und doch zufrieden.
Als Licht durch meine Augenlider quoll, murrte ich unzufrieden. Musste das sein? Grollend legte ich meine Pfoten über die Schnauze und versuchte erneut meinen inneren Pol zu finden. Doch irgendwas hinderte mich. Um mich herum wurden Stimmen und Geräusche laut. Ich spürte die Kälte von außen, Vibrationen auf der Erde und ich hörte ein Fluchen. Missmutig schielte ich durch das Fell meiner Pfoten hindurch. Da war der Lachsfluss. Direkt vor mir. Die Bäume wirkten kahl und der Boden war kühl. Verwirrt nahm ich die Pfote von der Schnauze und drückte mich nach oben. Keine Frage, es war Winter. Meine Augen wurden tellergroß, verunsichert sah ich mich um. Wie konnte das sein? Wo war ich? Und wo war Coley?

Grübelnd biss ich mir auf die Letze. Wenn ich das nur wüsste, wahrscheinlich ein neues Teufelswerk von ihnen. Sinnierte ich. Meine Wut auf die Menschen konnte ich nicht verbergen. Sie war schon so lange da wie ich denken konnte und dieser seltsame unnatürliche Geruch lies mich sofort an sie denken. Warst du je bei den Steinbauten der Menschen? Dort riecht es entsetzlich und teilweise finde ich der Geruch erinnert mich daran.

Verwundert hatte ich beobachtet, dass Makulay offenbar keine Milch mehr für die Welpen gab. Wie konnte das sein? Darüber müssten wir unbedingt sprechen. Sicher würde es ein Alphatreffen geben nach diesen seltsamen Begebenheiten.

Aufmunternd und auffordernd stupste ich Makatza an. Aufstehen Kleine. Auch sie schien viel größer als in meiner Erinnerung. Was war hier nur passiert? Was war wohl mit dem Rudel? Über meine neue Familie erfreut hatte ich meine alte Familie fast schon schändlich missachtet. Ich war ein schlechter Beta gewesen und nun ist es höchste Zeit, dass ich das wieder gut mache.
Die wenigen Schritte bis zum Flussufer lief ich voran, trank einige tiefe Züge. Ein bitterer Geschmack lag auf meiner Zunge, er verschwand mit dem Wasser in meinem Maul.

Hübsch? Mein Herz machte einen Satz und ich musste den Drang unterdrücken mein Gesicht im Boden zu vergraben. Noch während ich versuchte eine passende Antwort zu finden — Soll ich einfach "Danke" sagen? Oder "Du auch"? Nein. das ist komisch. Alles ist komisch. — fuhr Alessio schon fort und schlug vor zum Rudel zugehen. "Mhm," ich nickte, "Ja, das sollten wir."
Den Nebel hatte ich indes vollkommen vergessen. Nur die Trägheit in meinen Beinen war noch zu spüren, doch auch das störte mich in dem Moment herzlich wenig. Ich konnte nicht aufhören zu Grinsen, also ging ich schnell ein paar Schritte vor, damit er es nicht sehen konnte.

Sanft schob ich Makatza und auch Heaven vor mir her zu Flussufer. Kommt meine Kleinen. Trinkt erstmal etwas. Danach gehen wir los. Ich schob beide neben Huttser, ehe auch ich mich dem Fluss zuwand und gierig Wasser schleckte. Durch den Schlaf - solange er auch gewesen sein musste - hatte mich nahezu ausgedurstet. Ob ich deswegen keine Milch mehr gab? Mein Blick huschte über das Wasser, wobei ich eine Lachs entdeckte. Ich schlich mich am Ufer entlang, ehe ich langsam ins Wasser watete un mich schließlich auf den Fisch stürzte. Es gelang mir diesen zu fangen. Besonders groß war er nicht, ob dies mit dem Nebel zu tun hatte? Ich trug den Fisch ans Ufer und tötete ihn schnell. Das dürfte euren größten Hunger erstmal stillen! Rief ich den Welpen zu.

Zunächst stürzte ich mich auf das Wasser und stillte meinen durst. Ich hatte eine trockene Kehle und Hunger. Kaum hatte Mama den Fisch fallen lassen fing ich schon an auf ihm herum zu kauen.

Deutlich war die Abneigung zu spüren, die Morgra gegenüber den Menschen empfand. Ich legte meine Schnauze auf ihren Hals und versuchte sie so etwas zu beruhigen. "Nein war ich nicht" antwortete ich leicht überrascht. Dien ganzen Jahre über, hatte ich mich so gut es ging von den Menschen und ihren seltsamen Höhlen ferngehalten. "Ich hoffe, das sich der Wald schnell wieder erholt." Ich hob mein Kopf und schaute hinauf in die Äste.

Immer wieder springt ein Lachs in die Höhe. Blaue Glühwürmchen folgen ihm dabei und mimen das spritzende Wasser.
Er wird an einer Stelle verbleiben, bis sich jemand nähert. Mit einem letzten, dafür aber umso atemraubenderen Sprung wird er sich noch in der Luft auflösen und verschwimmen. An der Stelle tanzen kurz noch ein paar Lichter, bevor sie in alle möglichen Richtungen davonstoben. Die geisterhafte Silhouette wird flussauf- oder -abwärts wieder erscheinen. Werdet ihr sie nochmal wiederfinden?

Zu meinem Erstaunen beruhigte mich Kibo's Berührung tatsächlich und ich brummte leise. Ist wohl auch besser so. Als er seinen Kopf hob, folgte ich seinem Blick. Der Wald erholt sich immer. Solange wir atmen lebt auch der Wald weiter. Ein wenig musste ich schmunzeln, hörte ich mich doch an wie Brassa, die älteste Wölfin meines Geburtsrudels die mich so vieles gelehrt hatte.

Mit sanftem Blick hatte ich beobachtet, wie Makulay einen der Lachse fing und diesen den Welpen kredenzte. Wussten Sie überhaupt wie man einen Fisch aß? Bisher hatte niemand es ihnen gezeigt und soweit ich mich erinnern konnte. Gespannt beobachtete ich meine Tochter bei ihren Anstalten den Fisch zu zerkauen.

Ich bemerkte nicht was mein Kompliment ausgelöst hatte und wedelte nur fröhlich mit der Rute. Als sie vor lief, nahm ich an sie wollte ebenfalls schnell zum Rudel und begann hinter ihr her zu traben doch eine Bewegung in meinem Augenwinkel ließ mich inne halten. Etwas leuchtete und als ich den Kopf drehte, erkannte ich einen Lachs. Aber er schien zu schweben und zu leuchten. Bei genauerem hinsehen hüpften Glühwürmchen um ihn herum. Was ist das denn, Ehhhhm @Naya . Sagte ich nicht sonderlich eloquent während mein Blick ab dem komischen Lachs hing.

"Ja ist es wohl. Ich hab immer versucht, mich so weit entfernt von den Zweibeinern wie möglich zu bewegen". Bei Morgras Worten, zuckte mein leicht. "Welch weise Worte voneinem klugen Altwolf" witzelte ich und hüpfte etwas von ihr fort. Verschlagen blickte ich sie an und duckte mich ganz leicht. Es war deutlich kühler geworden und erster Schnee kündigte den Winter an. Langsam und gleichmäßig, färbte sich die ganze Landschaft weiß, lediglich unter den Nadelbäumen blieb brauner Herbstboden zurück.