Der Abstieg war komplizierter, als erwartet, doch das hielt mich nicht davon ab, mich auf meinen nächsten Besuch bei den Wasserfällen zu freuen. Abermals begann ich mehr oder weniger ziellos herumzulaufen – wie immer. Der Winter war mittlerweile angekommen, denn der kalte Wind brachte nun den Geruch von Schnee mit sich. Ich hatte schon viele Winter alleine durchstehen müssen, nicht zuletzt, weil ich immer rechtzeitig daran gedacht hatte mir einen kleinen Vorrat anzulegen.

--> Leuchtwald

Enttäuscht stapfte ich den Weg zu den Felsenfällen entlang und zog die Lefzen zurück. Meine Wunden waren fast verheilt, ich fühlte mich nur etwas steif. Trotzdem schaffte ich den kleinen Abstieg ohne abzurutschen und sprang mit einem letzten Satz zu dem kleinen Vorsprung. Dort stand ein alter krummer Baum um den ich herum lief. In einer kleinen Vertiefung in der alten rissigen Rinde, lag geschützt vor Regen und Wind Sarahs Teddy. Er war schmutzig und abgesetzt von all der Zeit die ich ihn als Welpe mit mir geschleppt hatte. Auch die Kuscheldecke war in die Vertiefung gestopft aber sie ließ ich erst ein Mal dort. Ich war für den Teddybären gekommen. Vorsichtig nahm ich ihn heraus und legte ihn mir zwischen die Pfoten, ich vergrub das Gesicht darin. Er roch natürlich nicht mehr nach Sarah aber er war die einzige Konztante. Ihn hatte ich sogar noch vor Dash gekannt, er war die einzige Verbindung zu einem glücklichen Leben ohne Sorgen. Ich war müde, es tat mir leid @Arctica so angefahren zu haben. Aber ich kam einfach nicht mit den Gefühlen klar, sie reizte mich. Ich fühlte mich wie eine gespannte Bogensehne und wollte nicht, dass jemand verletzt wurde. Erst recht nicht Dash oder Arctica. Also war es besser wenn ich mich zurück zog. Langsam atmete ich ein und stellte mir vor wie Sarah gerochen hatte. Ich ließ Bilder vor meinem Inneren Auge ablaufen, immer mehr, so lebendig als würden sie gerade passieren. Aus meinen Augen liefen Tränen aber ich bemerkte sie nicht, ich war zu vertieft in die Vergangenheit.

Endlich wurde Billys Geruch stärker und ich stapfte langsam durch den wieder liegenbleibenden Schnee. Bald sah ich den schwarzen Rüden, vor einem Baum liegend. Ich blieb ein paar Meter von ihm entfernt stehen um ihn nicht zu erschrecken, doch lächelte, erleichtert darüber, dass ich meinen Bruder wieder gefunden hatte, unverletzt wie es schien. Ghost!

Mit jedem Meter wurden meine Schritte und mein Gang etwas sicherer. Das Zittern ließ allmählich nach und ich schaffte bald sogar einen kleinen Trab. Meine Rute und meine Ohren stellten sich etwas auf und ich begann mich freier zu fühlen. Ab und an wagte ich ein paar kleine Sprünge, was meine Ausgelassenheit pushte. Der Wasserfall war laut und wurde schon aus einiger Entfernung von mir wahrgenommen. Ich sah die Felsen, entschied mich aber, dass ich etwas weiter unten verweilen wollte. Rechts von mir stürzte sich das Wasser tosend in die Tiefe und bildete den Lachsfluss, während an meiner linken Seite freie Sicht auf das Tal war. Da ich jedoch nicht ganz nach oben geklettert war, hatte ich eher einen Überblick über die Baumwipfel. Nach einigen Minuten ließ ich mich auf die Hinterläufe sinken und wischte gedankenverloren mit der Rute über den aufgeweichten Boden.

Ich sprang am Fuß des Flusses ins Wasser und hüpfte lachend wie ein Welpe herum.
Meine Pfoten wurden sofort eis kalt aber das interessierte mich recht wenig. Mein Fell war dicht und schützte mich so vor dem schlimmsten. Kurz vergaß ich sogar sogar was ich eigentlich hier wollte.

Ein dumpfes Platschen, gefolgt von einem Lachen, schreckten mich auf und ließen mich für einen Moment ins Dickicht springen. Angespannt lauschte ich und starrte in die Ferne, doch die Sicht wurde mir von Ästen und Sträuchern versperrt. Erst nach einigen Minuten erinnerte ich mich an das Vorhandensein meiner Nase. Ich erkannte den Geruch von Sinner, den ich damals am Lachsfluss kennengelernt hatte. Ein recht freundlicher Geselle. Vorsichtig lugte ich aus dem Gestrüpp heraus, bevor ich mich aus seiner Deckung wagte und den Rüden schüchtern ansah. Ob er sich überhaupt noch an mich erinnerte?

Ich hüpfte noch etwas herum, schnappte nach Tropfen und schüttelte mich fröhlich. So konnte ich die überschüssige Energie los werden.
Als der süße Geruch wieder an meine Nase drang hörte ich auf und stellte die Ohren auf. Ich erinnerte mich wieder was ich wollte und begann einen Fisch zu suchen. Es war schon ziemlich kalt und ich brauchte eine Weile aber dafür waren die Fische langsam.
Ich erwischte einen und ging ans Ufer, wo Malis Geruch am stärksten war.
Mali? , rief ich in die Dunkelheit als ich den Fisch am Ufer abgelegte und mit der Rute wedelte. Ich entdeckte das weiße Fell schnell und meine Rute wedelte schneller. Ich hab deine Spur im Wald gefunden, hast du Hunger? Ich dachte du wärst schon gar nicht mehr hier . Fröhlich biss ich die Hälfte des Fisches durch und stubste eine Hälfte zu ihr.

Aufmerksam beobachtete ich den rotschwarzen Rüden, wie er im Wasser spielte und tollte. Meine Rute wedelte etwas schneller, sein Gebärden sah lustig, aber auch spaßig aus. Schließlich verharrte Sinner einen Moment, ehe er sich auf die Jagd nach Fisch zu konzentrieren schien. Neugierig spionierte ich weiter, bis er sich zu mir umdrehte und direkt anzusehen schien. Vor Schreck wurde ich puderrot unter meinem Fell und zuckte leicht zusammen. Seine Aufforderung klang äußerst appetitlich und ich fasste mir ein Herz, um aus dem Dickicht herauszutreten. Es war einige Zeit vergangen, seit wir uns zuletzt gesehen hatten. Meine Ohren hielt ich eng an mein Fell gedrückt und meine Rute wedelte zaghaft, als ich mich dem Rüden in geduckter Haltung näherte. "Hallo", begrüßte ich ihn schüchtern und versuchte mich an einem Lächeln. Es war schön Sinner wiederzusehen.

Ich legte den Kopf schief, sie schien immer noch ängstlich. Schon okay hier ist sonst keiner. Ich bin alleine gekommen, sagte ich freundlich wedelnd. Ich freute mich, dass sie fraß und machte mich selbst gierig über mein Stück her. Ich hatte etwas länger nichts gegessen.

Er schien meine Unsicherheit zu bemerken und ich schämte mich sogleich dafür. Er war so freundlich und ich benahm mich, wie wenn ich etwas vor ihm zu befürchten hätte. Doch meine Anspannung wurde ich auch jetzt nicht los und so nahm ich nur den Fisch ins Maul und kaute gedankenverloren. Nach wie vor war es sehr ungewohnt Fisch zu essen, auch wenn er schmeckte. Viel zu schnell war mein Anteil verschlungen und ich leckte mir noch die Schnauze, bevor ich Sinner beim fressen zusah. In meinem Kopf drehte sich alles, ich war schrecklich nervös. Was soll ich sagen? Sagt er was? Sag was, Mali! "Ähm", begann ich und schreckte beim ungewohnten Klang meiner sonst so schweigsamen Stimme natürlich prompt zusammen. "Danke für den Fisch." Meine Rute zitterte leicht, doch sie schwang weiter. Nie hatte ich meine Anspannung in der Gegenwart von Artgenossen mehr gehasst, als jetzt. "Was...ich meine...gibt's was Neues?"

Ich wedelte immer noch unbeirrt mit der Rute. Sie schien sich sichtlich zu bemühen und so wertete ich es als gutes Zeichen. Sie rannte immer hin nicht weg, ich beschloss einfach so zu sein wie immer und rollte mich auf die Seite. Wie lange ists her? Oh stimmt da waren wir noch alle am Fluss... Hmm ich bin jetzt ein Rudelwolf. Ein stolzes Grinsen erschien auf meinem Gesicht. Huttser, der große graue ist sogar beta und wir haben einen Welpen im Rudel. Der schon fast keiner mehr ist. Kathl ist verschwunden.... Und wir haben ein Wiesent erlegt. Wie erging es dir? . Fragte ich @Mali fröhlich

Ich riss den Kopf hoch und sah mich um, ich hatte mich nicht wirklich erschreckt da ich @Dash sofort erkannt hatte. Aber trotzdem war meine Situation mir unangenehm.
Ich merkte, dass es geschneit hatte und mein schwarzes Fell dicht mit einer weißen Schicht bedeckt war. Da stellte sich mir die Frage wie lange ich hier gelegen hatte, meine Muskeln waren zumindest eingefroren.
Meine Pfoten hielten noch immer den Bären, meine Tränen waren getrocknet.
An keinen bestimmten gerichtet, am ehesten zu mir zog ich die Lefzen zurück. Ich nahm sanft den Bären und steckte ihn zurück in die Höhle stelle am Baum. Dort war er von Wind und Wetter geschützt.
Dann stand ich auf und schüttelte mich kräftig, streckte vorsichtig meine Muskeln.
Dash, sagte ich meinerseits und sah meinen Bruder an. Hatte er sich Sorgen gemacht? , das tat er sowieso also war die Frage eigentlich unnötig.

Ich wartete geduldig bis Billy bereit war zu mir herunter zu steigen. Ich lächelte ihn liebevoll an und trat einige Schritte näher an ihn heran. Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, es wird immer kälter und du bist alleine hier. Komm bitte zurück mit mir auf den Rudelplatz, ehe der Schneefall stärker wird. Meine Stimme war sanft und so war es auch mein Blick, wie fast immer wenn ich meinem Bruder ansah.

Ich nickte, etwas anderes wäre unnötig gewesen. Die größte Wut war verraucht, ich wollte wissen wie es Arctica ging. Ich hatte sie bestimmt gekränkt mit meinem Ausbruch, aber sie mich ebenso. Vielleicht konnten wir ja reden wenn ich zurück kam.
Ich testete langsam meine Muskeln und Gelenke und wartete mit einem leichten Lächeln darauf, dass Dash vor ging. Danke fürs suchen. Ich hab irgendwie die Zeit aus den Augen verloren .

Hauptsache es geht dir gut. Wir alle haben uns Sorgen gemacht. Das war zwar nicht bestätigt, auch weil ich außer Arctica und Akai niemandem gesagt hatte, dass ich Billy suchte, aber wahr war es sicherlich trotzdem. Ich ging voran und sah immer wieder zu Billy zurück.
(Rudelplatz)