Ich grummelte unwirsch. Zwei Jahre mögen zwar als erwachsen angesehen werden, doch viel Erfahrung kann er da nicht mit sich bringen. Sie schien von ihm überzeugt, doch ihrer Erklärung fehlte meinem Gefühl nach etwas. Durchsetzungsvermögen war Standard unter Alphawölfen, und dass es keine bessere Option als ein halbes Kind geben sollte, konnte nicht sein. "Ich lasse mich schon nicht beschwatzen," antwortete ich wahrheitsgemäß. "Mal sehen. Wenn er kritische Blicke vertragen kann, hat er bessere Chancen", fügte ich hinzu. Während sie sich von mir entfernte blieb ich sitzen und ließ meine Ohren zwischendurch mal wieder die Umgebung scannen.

(Alles klar! Gute Nacht :D)

Ich nickte leicht. Es war in dem Moment einfacher zuzustimmen, als meine Bedenken genauer auszusprechen. Außerdem wollte ich meine Option nicht vorher schon verbauen, und die Entscheidung später wirklich meine sein lassen. "Du sagtest, dass ihr Probleme mit anderen Rudeln habt. Wie viele gibt es hier denn?", frage ich und erhob mich schließlich auch.

Mein Blick musste meine Überraschung wirklich gut zu Ausdruck bringen. Ich hatte noch nie von so vielen Rudeln auf einem Haufen gehört. Kein Wunder, dass es da beinahe nur Idioten gibt. Allerdings kann es hier dann auch wirklich interessant sein. Und wann schlage ich schon das Angebot aus besondere Situationen kennen zu lernen? "Das...sind wirklich viele", antwortete ich. "Sicher gibt es viele Spannungen." Bisher hatte ich mich von Rudeln vor allem wegen inneren Problemen verabschiedet.

Sie ging nicht weiter auf das Thema ein, doch das war vorerst auch nicht nötig. Ich konnte mir meinen Teil durchaus denken und würde sicher noch genug erfahren. Nach einer kurzen Denkpause fragte ich: "Wieso bist du bei dem Rudel geblieben? Du schienst hier ja viel Auswahl zu haben." Interessiert spitzte ich meine Ohren.

Sie schien wirklich sehr überzeugt von ihrem Rudel. "Schattenrudel" hörte sich... interessant an. Ich hatte nie das Bedürfnis nach einer Familie gespürt, denn meine echte hatte mich verlassen und von meinem erstem Zuhause hatte ich mich selbst getrennt."Welche Werte?", fragte ich, meinen Blick nicht von ihr abwendend. Ich sprach nicht gerne von Werten, ohne diese zu konkretisieren. Auch wenn das alles hier jetzt eher einer Befragung, als einem Gespräch glich, störte mich das nicht weiter.

Anerkennend nickte ich, sagte aber nichts weiter dazu. Abgesehen von dem alter des Alphas hörte sich bisher nichts allzu schlimm an. Wir hatten uns nun eine ganze Weile unterhalten und ich verspürte das Bedürfnis mich etwas zu bewegen. Dieser Ort war wunderschön und ich würde ihm mir garantiert merken, doch das Tal hatte sicher noch mehr zu bieten. "Aylia, ich werde mich jetzt noch ein wenig in der Gegend umsehen. Wo finde ich dein Rudel, wenn ich euch einen Besuch abstatten möchte?", fragte ich höflich. Ich würde es sicher so oder so finden, ob ich nun meiner Nase folgte oder andere um Hilfe bat, doch sie konnte mir Hinweise geben, ob es Stellen gab, an denen ich am leichtesten Kontakt aufnehmen konnte.

(Tut mir leid, dass du so lange warten mussten. Hatte die letzten Tage viel um die Ohren :/ )

Ihre Wegbeschreibung prägte ich mir gut ein. Sehe ich aus als würde ich einfach einen fremden Rudelplatz aufsuchen? ich dachte mein Auftreten vermittelt mehr Intelligenz als sie mir gerade zuschreibt.
Auf ihre Grimasse hin sah ich sie bloß etwas schief an, doch irgendwie war es sympathisch, dass sie so ungelenk war was das Lächeln anging. Sie schien auch sonst eher ernst, was definitiv ein Pluspunkt war. Normale, vernünftige Artgenossen wurden immer seltener... "Mich ebenfalls, Aylia", verabschiedete ich mich und wandte mich zum Gehen.