Als ich Bijou nach mir rufen hörte ließ ich prompt von meinem Bruder ab und schleckte ihm entschuldigend über die Wange, ehe ich Arctica dankend anlächelte. Danke dir. Dann allerdings lief ich sofort wieder in die Höhle hinein, wo mich ein wundervoller Anblick erwartete. Die Welpen waren mittlerweile sehr aktiv geworden, sie interagierten miteinander und kletterten auf ihrer Mutter herum. Ein paare Sekunden lang stand ich nur da und lächelte dümmlich vor mich hin, ehe ich mich daran erinnerte, dass Bijou mich ja gerufen hatte und zu ihr hinüber lief, wobei ich darauf achtete auf keinen unserer Welpen zu steigen. Ich bin da. dabei sah ich wie zwei unserer Welpen schon begannen aufzustehen und meine Rute glich dabei einem Propeller. Voller Stolz beobachtete ich das treiben dieser kleinen Wesen und realisierte, dass sie alle noch keine Namen hatten. Hast du dir schon Namen überlegt?

Neugierig zog ich meine Nase wieder hervor, als es erneut unruhig um mich herum wurde. Ich beobachtete das Treiben meiner Geschwister und stellte mich schließlich auf meine wackeligen Beinchen. Noch etwas unsicher auf meinen vier Pfoten, ging ich auf das Fellknäuel (Shimuck) zu, welches zu meiner anderen Seite lag. Zuerst stieß ich bloß vorsichtig mit meiner Nase gegen das dunkle Bündel, dann jedoch beschloss ich auf mein Geschwisterchen drauf zu klettern und versuchte nach dem kleinen Ohr zu schnappen.

Ich hatte Mama fast geknackt, da war ich mir sicher. Ich stand ganz kurz davor, mit ihr das großartigste Spiel allerzeiten zu spielen - da bemerkte ich auch schon eine unsafte Berührung an meinem Hinterbein, einen Ruck und im nächsten Moment war ich auch schon von Mama herunter gerutscht und platt auf den Bauch geplumpst. Uff - ein lautes Stöhnen entfuhr meiner Kehle und dann lag ich nur noch da. Hinterhältig gepackt und niedergestreckt. Unzufrieden rollte ich mich auf den Rücken und begann erneut mein leidvolles Klagelied. Die Welt schien weniger gerecht zu sein, als ich es mir erhofft hatte. Viel Zeit zum Trauern blieb mir allerdings nicht. Mama stieß ein lautes Geräusch aus, das mich sofort verstummen ließ. Kurz darauf schob die große Wölfin ihre Nase dazwischen und befreite mich von meinem Peiniger. Ungelenkt zappelte ich umher, bis ich wieder den Boden unter meinen Pfötchen spürte. Vielleicht hatte ich doch noch nicht ganz verloren. Die Zeichen schienen düster, doch Mama erwies sich als ein starker, neuer Verbündeter! Triumphierend streckte ich meine, vor Stolz geschwellte Brust, heraus und warf meinem Bruder einen bösen Blick zu. Das sollte er sich nochmal trauen! Mama vertreibt mutig all die doofen Ärgerer! Beinahe hätte ich meinen Bruder noch die Zunge herausgestreckt, da erschien eine gigantische Gestalt am Eingang der Höhle. Der Geruch dieses Wolfes kam mir irgendwie sehr bekannt vor, doch ich meinte ihn noch nie gesehen zu haben. Furcht vor dem hellen Riesen überkam mich und ich wandte mich so rasch ich konnte wieder zu Mama um. Ohne es wirklich bewusst zu merken, stolperte ich auf ihre Vorderpfoten zu und drängelte mich so lange mit aller Kraft darunter, bis nur noch meine Hinterbeine, platt auf den Boden gelegt, und meine winzige Rute zu sehen waren.

Ein Kitzeln auf meinem Fell ließ mich aufwachen und irritiert zuckte ich mit einem Ohr. Ich hatte kaum Zeit mich zu orientieren, als ich ein Gewicht auf mir spürte und plötzlich fühlte ich einen kleinen Druck an meinem Ohr. Protestierend fiepte ich auf und versuchte mich aufzurichten um das Gewicht loszuwerden. Ich drehte mich zu dem Unruhestifter um und konnte einen meiner Geschwister ausfindig machen. Das würde ich mir nicht gefallen lassen! Auf wackligen Beinen hob ich eine Pfote und patsche sie ihm so gut ich konnte auf den Kopf, gespannt auf seine Reaktion.

Es dauerte nicht lange, da bewegte sich mein Geschwisterchen unter mir. Ich schaukelte so sehr auf dem kleinen Körper, dass ich das Ohr nicht mehr erreichen konnte und schließlich sogar wieder auf dem Boden landete. Sowas blödes! Ich sah meine Schwester an und war dann doch sehr überrascht, als plötzlich ihr Pfötchen auf meinen Kopf sauste. Hey, das war doch mein Trick gewesen! Ein leises Wuff! kam aus meiner Kehle, ehe ich meinen Kopf schüttelte. Das würde sie zurück bekommen! Gerade wollte ich einen Angriff starten, da bemerkte ich den neuen Geruch. Sofort lag meine Aufmerksamkeit bei dem großen, weißen Wolf der die Höhle betreten hatte. Zuerst machte ich ein paar Schritte rückwärts, sodass ich wieder näher an Mama war und mich an ihren warmen Pelz kuscheln konnte. Doch dann überwog meine Neugier. Vor allem, weil ich diesen Geruch irgendwoher kannte. Vorsichtig wagte ich mich nach vorn. Mehr auf dem Bauch schleichend, als auf allen vieren zu gehen. Vielleicht würde der Riese mich auf diese Weise nicht sofort bemerken.

Begeistert ließ auch ich ein Wuffen von mir verlauten, dass hatte geklappt! Ich wollte gerade wieder zum nächsten ´Angriff´ ausholen, als sich der Geruch plötzlich etwas änderte und eine neue Präsens unser Zuhause betrat. Ich rückte etwas näher an meine Geschwister und Mama heran, streckte dann jedoch neugierig mein Köpfchen vor und als ich meinen Bruder, mit welchem ich eben noch gespielt hatte, sah, wie er sich diesem neuen Wolf langsam näherte, fing ich mich ebenfalls an in diese Richtung zu bewegen. Der Geruch kam mir irgendwie bekannt vor, aber die Präsenz von diesem großen Wolf war dennoch irgendwie einschüchternd. Ich bewegte mich näher zu meinem Bruder heran. Bei einer großen, weißen Pfoten hielt ich schließlich, eher liegend als stehend, inne und stupste die Pfote leicht an, dann tapste/kroch ich so schnell ich konnte wieder in Richtung meines Geschwisterchens.

Dash ließ nicht lange auf sich warten. Ich konnte seine Schritte hinter mir hören und blickte mit großen Augen zu ihm hinauf, ehe ich mit der Nase auf die Welpen deutete. Der Ameisenhaufen war nun richtig aktiv und wach, sodass ich sie einfach gewähren ließ. Bereits jetzt ließen sich die Charaktere der Wölfe erahnen. Die kleine Wölfin, welche noch gerade auf mir rumgeklettert ist versuchte die Brust rauszustrecken und den Angriff auf ihren Bruder zu planen - da brachte sie Dash wohl aus dem Konzept. Amüsiert beobachtete ich, wie sie sich unter meine Vorderpfoten drängelte und ganz platt machte. Allgemein schien die Ankunft ihres Vaters die Welpen aus dem Konzept zu bringen. Ich legte den Kopf schief um sie zu mustern. Der helle Rüde war ein paar Schritte rückwärts gelaufen, doch die Neugier schien zu überwiegen und er robbte fast auf dem Bauch liegend wieder auf Dash zu. Auch die andere Wölfin war mutig unterwegs und traute sich sogar seine Pfote anzustubsen. "Irgendwie sind sie ja schon niedlich." murmelte ich, ehe ich den hellen Wolf wieder ansah. "Ich würde diese Wölfin hier gerne VItani nennen." meinte ich und zeigte auf den kleinen Knäuel unter meinen Pfoten. Der Name lag mir schon die ganze Zeit auf der Zunge. "Hast du irgendwelche Ideen?"

Die Fähe, die nach Wunsch ihrer Mutter Vitani heißen sollte versteckte sich unter den Pfoten von eben dieser und schien regelrecht Angst vor mir zu haben, was mich selbst etwas erschreckte, dafür aber wagten sich die andere kleine Fähe und einer ihrer Brüder an mich heran, wenn auch mit Startschwierigkeiten, und Letztere wagte es sogar mich anzustupsen. Liebevoll lächelnd ließ ich die Kleinen zunächst gewähren und sah zu ihrer Mutter. Und wie sie das sind. Vitani ist ein schöner Name. Im Moment schien die kleine ein richtiger Mama-Welpe zu sein und auch wenn es mir leidtat sie erschreckt zu haben war ihr Versuch sich zu verstecken ja trotzdem sehr niedlich. Ganz langsam und vorsichtig ließ ich mich vor den beiden Welpen bei mir auf dem Boden nieder und legte meine Schnauze vor ihnen hin, so dass ich sie nicht mehr überragte. Na ihr? Ich schnupperte und war begeistert davon wie süß sie rochen, ganz nach Muttermilch und Bijou. Was für Namen passen zu euch, hm? Ich musterte die beiden vor mir und betrachtete dabei eingehend die dunkle Fähe, die meine Pfote angestupst hatte. Du bist ein richtiges Schmuckstück, meine Kleine, wie deine Mama... Ich überlegte still vor mich hin und zuckte dann mit den Ohren. Shimuck, wie wäre es damit? Ich sah nun zu dem helleren Rüden, der noch so winzig klein war, aber sicher bald groß und stark sein würde. Und du, du kleiner Sprössling? Wie wärs für dich mit Seth?

Meine Schwester entzog sich unserem lustigen Spiel, aber lamge konnte ich darüber nicht schmollen, wir bekamen Gesellschaft und ein großer weißer Wolf kam zu Mama. Im ersten Moment wollte ich mich verkriechen aber ich wollte auch wissen wer das war.
Irgendwie war er vertraut.
Ich stolperte ein paar Schritte auf ihn zu und quietschte herausfordernd bevor mir ein noch recht unbeholfenes bell Geräusch über die Zunge rollte.
Unsicher trat ich wieder den Rückzug an und kuschelte mich an Mama ohne den weißen aus den Augen zu lassen.
Noch einmal versuchte ich zu kommunizieren und knurrte ein bisschen quietschend, was wollte der hier?
Da meine Geschwister sich an ihn heran trauten und Mama auch sehr entspannt war, entschied ich mich das er wohl zu uns gehören musste und quietschte nochmal in seine Richtung. Vielleicht spielte er mit mir?

Ich rührte mich nicht von der Stelle und behielt den weißen Riesen fest im Auge. Auch als meine Schwester näher zu mir rückte, bewegte ich mich nicht vom Fleck. Der große Wolf sprach mit meiner Mama und auch wenn ich die vielen Worte noch nicht ganz verstehen konnte, so empfand ich seine Stimme als sehr angenehm und beruhigend. Plötzlich bewegte er sich und ich versuchte mich, von Neugier und Angst hin und her gerissen, so klein wie möglich zu machen. Mit angelegten Ohren betrachtete ich die große Schnauze, welche nun vor mir und meiner Schwester lag und gab ein kaum hörbares, grummelndes Geräusch von mir, als mich der Atemhauch des hellen Rüden streifte. Vorsichtig reckte ich meinen kleinen Kopf nach vorn und schnupperte ebenfalls an ihm. Nun erkannte ich den Geruch! Er war es gewesen, der mich mit seiner warmen Zunge abgeschleckt hatte nachdem es so fürchterlich kalt geworden war. Das schien schon eine Ewigkeit her zu sein und trotzdem erkannte ich ihn wieder. Mit einem erfreuten, zarten Aufjaulen sprang ich auf meine wackeligen, kurzen Beinchen und überbrückte die letzte Distanz zwischen mir und meinem Papa, um mich fest an ihn zu kuscheln.

Als sich der große Wolf plötzlich bewegte versuchte ich mich, mit angelegten Ohren, so klein wie möglich zu machen. Als sich dieser jedoch nur vor uns hinlegte und seine Schnauze auf dem Boden auflegte, streckte ich erneut neugierig meinen Kopf nach vorne. Ich folgte dem Beispiel meines Bruders und wagte mich ebenfalls etwas auf den weißen Wolf zu und schnupperte an seiner Schnauze. Als mein Bruder plötzlich aufjaulte und sich an ihn kuschelte, schaute ich ihm kurz nach, ließ mich aber nicht weiter ablenken und schob dann meine Schnauze gegen die des großen Wolfes. Definitiv vertraut! Auch mein anderer Bruder quietschte spielerisch in unsere Richtung und ich tat es ihm kurz nach. Zufrieden grummelnd begann ich dann mit meiner einen Pfoten leicht auf die weiße Schnauze zu patschen.

Flach an den Boden gepresst, wartete ich einige Momente still ab. Jedoch hielt ich es nicht sehr lange in dieser Position aus.. Vorsichtig begann ich mich unter Mamas Pfoten zu drehen und riskierte einen Blick auf den großen, weißen Rüden. Dieser hatte sich auf den Boden gelegt und erschien mir nun ein kleines bisschen weniger bedrohlich. Meine Geschwister hatten allesamt mehr Mut bewiesen und tummelten sich bereits um unseren Vater. Ich robbte noch ein kleines Stückchen weiter unter Mamas Pfoten hervor und streckte prüfend meine Nase in die Luft. Eindeutig - er roch nicht fremd und musste schon eine ganze Weile in der Nähe gewesen sein. Auch Mama reagierte freundlich auf den Rüden und rief ihm etwas zu. Vorsichtig schob ich mich noch ein paar Schritte näher an ihn heran, sehr darauf bedacht den Körperkontakt zu meiner Mutter nicht zu verlieren.

<- Ausflug

Wie lange war ich weg? Zwischen meiner Erinnerung an den Geruch unseres Reviers und der Realität gab es eine merkliche Diskrepanz. Warum hat sich unser Geruch so verändert? Trotz kurzer Verunsicherung näherte ich mich mit aufrechter Haltung dem Rudelplatz. Ich hatte mich auf dem Weg von nichts ablenken lassen und würde jetzt auch keinen Rückzieher machen. Aufgeregtes Quieken drang von der Lichtung an meine Ohren und löste nostalgische Gefühle in mir aus, welche ich nicht wirklich identifizieren konnte. Ich trat zwischen den Bäumen heraus und sah die Heilwölfin am Eingang liegen. Etwas weiter entfernt sah ich meine Eltern. Alle schienen ihre Aufmerksamkeit auf die Höhle gerichtet zu haben, aus der die Geräusche kamen. Ich räusperte mich.

Ich lehnte mich wieder gegen Ghost Schulter als Dash in der Höhle verschwand und schloss die Augen. Es war so viel passiert, das Leben hatte sich von heute auf morgen verändert und schon hatte das Rudel ein paar neue Pfoten.
Ein räuspern ließ mich aufhorchen, ich drehte mich um und sah eine weiße, junge Fähe am Rudelplatz stehen. Zuerst wusste ich nicht wer das war, doch dann erkannte ich mit einem Schlag meine Tochter.
Gwyn? fragte ich zuerst recht atemlos, doch dann überschwemmte mich die Freude. Gwyn! mit einem Satz sprang ich auf auf und lief zu ihr. Gwyn, ich hab mir solche Sorgen gemacht. ich drückte meine Nase in ihre Wange und leckte meiner kleinen über die Stirn.
Wo hast du nur gesteckt meine Kleine... meine Große, wohl eher.
Wann sind unsere Welpen nur so gewachsen.