<-- Am großen Lachsfluss

Ich jagte durch die Sträucher, spürte mal moosigen und mal steinigen Boden unter den Pfoten, während ich dem Duft hinterher lief, der in meiner Nase steckte.
Etwas großes huschte plötzlich an mir vorbei. Abrupt blieb ich stehen und erblickte ein Tier mit etwas auf dem Kopf, dass aussah wie die Äste in den Bäumen. Das Wasser lief mir im Maul zusammen, aber die Größe des Hirschs hielt mich zurück. Und ehe ich mich doch noch anders entscheiden konnte, war der Riese auch schon über alle Berge. Leicht verärgert, dass ich noch immer nichts fressen konnte, gab ich ein unzufriedenes Grummeln von mir. Aufgeben wollte ich auf keinen Fall! Also drückte ich meine Nase auf den Boden und suchte nach einer neuen Spur. Es dauerte eine Weile, doch dann hatte ich etwas gefunden. Etwas kleines, nicht größer wie eine Maus und es lag einfach so da. Was war das? Vorsichtig stupste ich es mit der Nase an. Ein Fleischbrocken? Es roch gut und gleichzeitig seltsam. Ein ganz fremder Geruch haftete an dem Fleischbällchen. Dass es sich um den Geruch der Menschen handelte, konnte ich nicht wissen. Ich war ja noch nie einem begegnet. Erneut spürte ich das hungrige Ziehen in meinem Bauch und beschloss einmal über meinen Fund zu schlecken. Konnte man das Ding fressen?Fragend blickte ich über meine Schulter. Papa würde es wissen. Aber er war noch nicht hier. Hin und hergerissen, trieb mich schließlich das unangenehme Gefühl in meinem Magen und ich schnappte mir das Fleischstück. Doch kaum hatte ich darauf gebissen, machte sich ein ganz ekliger, bitterer Geschmack in meinem Maul breit..

Was meint sie mit dem praktischen?, wollte ich wissen und warf einen Blick über meine Schulter. Doch Papa hatte sich noch nicht von der Stelle bewegt, auch wenn er eigentlich im Begriff gewesen war ebenfalls zu gehen. Ich sah, wie er Vollo anstupste und schnaubte leise. Mein Magen grummelte hungrig und als mir der Duft von Beute in die Nase stieg, hatte ich wirklich keine Lust mehr zu warten. Die beiden würden schon hinterher kommen und meine Frage konnte auch warten.
Fest entschlossen, den Ursprung dieses köstlichen Geruchs zu finden, lief ich durch das Gestrüpp.

--> Wald

Meine Ohren waren noch immer zornig zurückgelegt, als Blacksoul sagte, dass man einem Vater nicht alles glauben könnte. Meine Augen ließen sofort von der hellen Fähe ab, nur um die dunkle Wölfin zu begutachten. Sie wirkte als hätte sie ihre Worte mehr zu sich selbst, als zu mir gesagt. Bevor ich genauer über ihre Aussage nachdenken konnte, wurde ich von Papa angestupst und all meine Aufmerksamkeit galt ihm. Etwas zu fressen wäre toll! Mein Magen war ziemlich leer und abgesehen davon wurde es nun wirklich voll hier an diesem Fluss. Es schien, als würden aus allen Richtungen Wölfe ankommen und keiner von ihnen gehörte zu unserem Rudel. Okay., sagte ich schließlich ganz knapp, warf einen letzten Blick auf die helle und die dunkle Fähe und setzte mich in Bewegung in die Richtung aus der wir hergekommen waren.

Immernoch ein wenig verwirrt, sah ich schließlich zu meinem Bruder. Die Fragen sprudelten nur so aus ihm heraus und auch ich wollte Antworten. Mit neugierig aufgestellten Ohren blickte ich zu Papa auf. Als er den Vorschlag machte etwas jagen zu gehen, wedelte ich aufgeregt mit der Rute, ehe mir der Gedanke an Mama und die anderen kam. Abrupt hielt ich inne. Aber wir haben die anderen noch nicht gefunden. Wir können noch nicht nach Hause., merkte ich an und hörte dann wieder geduldig zu. Diese Fähe sah gar nicht so böse aus... Nachdenklich warf ich einen Blick zu ihr rüber und da passierte es auch schon. Offensichtlich hatte sie gehört was Dash über die Zigeuner gesagt hatte und war gar nicht amüsiert darüber. Wütend fletschte ich die Zähne in ihre Richtung. Mein Vater ist kein Lügner!, knurrte ich verärgert.

Okay.. dem Zigeunerrudel ist nicht zu trauen!, wiederholte ich Papas Worte in meinen Gedanken. Schnuppernd hielt ich meine Nase in die Luft. Aber bei all den verschiedenen Gerüchen, konnte ich nicht herausfiltern welcher Geruch nun dem Zigeunerrudel angehörte. Ist sie denn wirklich eine von denen?, fragte ich mich, denn sie wirkte gar nicht böse oder einschüchternd. Kaum hatte ich die Frage durch meinen Kopf gehen lassen, da wurde sie auch schon beantwortet. Sie gehörte nicht dazu und Papa schien sehr verwundert darüber zu sein. Genau wie er schnupperte ich nochmal in der Luft, aber ich wurde aus all dem immer noch nicht schlau.Wer ist Huttser?, fragte ich meinen Vater, während meine Augen auf die helle Wölfin gerichtet waren. Denn immerhin sah dieser Huttser ja genauso aus wie sie und das Bild musste ich mir einprägen, wenn dieser Wolf so schrecklich war.

Als die helle Fähe unsicher begann mit ihrer Rute zu wedeln, tat ich es ihr gleich. Sie sah irgendwie besonders aus, mit dem Fleck auf ihrer Nase. Und vielleicht wusste sie ja, wo all die anderen aus unserem Rudel waren. Doch Papa schien sie nicht zu mögen. Er schien wütend zu sein und meine Rute hörte augenblicklich auf zu schwingen. Auch, weil die Dunkle sich nun bewegte, um zu der hellen Wölfin zu gehen. Das alles war ziemlich verwirrend. Automatisch legte ich meine Ohren an - genau wie Vollo und Papa, während ich darauf wartete, was als nächstes passieren würde.

Hallo :)
Ich wollt nur sagen, dass ich Seth ein neues Profilbild verpasst habe. (Welches hoffentlich noch kein anderer Wolf nutzt). Die Welpen sind inzwischen ja über ein Jahr alt und somit optisch erwachsen. Wir halten uns doch an die echte Zeit, oder? ^^

Ich fixierte die dunkle Fähe, deren Namen wir immernoch nicht kannten, mit meinen Augen und verhielt mich weiterhin ruhig. Papa würde schon wissen was zu tun war und außerdem waren wir zu dritt, während die Fremde allein dort stand. Ich fühlte mich also ziemlich sicher. Etwas jedoch ließ meine Ohren aufmerksam zur Seite zucken. Da war ein Geräusch und in meinem Augenwinkel erkannte ich eine Bewegung. Während ich mich akkustisch immernoch darauf konzentrierte, was unmittelbar vor mir passierte, richtete ich meinen Blick neugierig zum Fluss und entdeckte etwas weiter weg einen weiteren hellen Wolf am Ufer (Makatza).

Ich zog sofort meinen Kopf ein und legte meine Ohren an, als Papa streng meinen Namen sagte. Ist doch so!, wollte ich sagen, doch ich hielt es lieber für mich. Besonders, weil die Dunkle sich plötzlich zu meinen Worten äußerte. Vielleicht hatte ich einen wunden Punkt getroffen. Immerhin knurrte sie mich an, doch ehe ich irgendwie reagieren konnte, hatte Vollo sich schon eingemischt. Erstaunt sah ich meinen Bruder an. Er war ziemlich mutig, wobei ich mir nicht sicher war, ob das an Papas Anwesenheit lag. Aber gerade war das nebensächlich für mich, denn ich war wirklich stolz darauf, dass mein Bruder mich verteidigte. Eilig richtete ich meinen Blick wieder zu der Fremden. Meine Nackenhaare waren aufgerichtet, doch ich blieb still stehen. Immerhin sprach sie weiter mit Papa und irgendwie konnte ich nicht anders als an Aylia zu denken. Die Schwarze war ihr eigentlich gar nicht ähnlich, aber dieses kalte Lächeln und die Aussage, dass es nicht jeder so gut wie wir hat, ließen mich doch nachdenklich werden. Es erinnerte mich an ein Gespräch, welches ich vor einer gefühlten Ewigkeit mit Papa geführt hatte.

Papa fand es auch nicht gut, was Vollo da gesagt hatte. Ich hatte zwar verstanden, dass er es nicht ernst meinte, aber trotzdem konnte er das doch nicht einfach vor jemand Fremden sagen. So wie die aussieht, versteht die bestimmt keinen Spaß!, dachte ich und hörte, wie sie meinem Vater antwortete. Erneut kam ein leises unzufriedenes Grummeln von mir. Papa hatte gesagt, man muss reden um herauszufinden ob jemand nett oder böse ist. Und diese schwarze Fähe war nicht nett. Beinahe hätte ich laut ausgesprochen, dass ich sie nicht mochte, doch da richtete sie ihre Worte schon an Vollo, welcher ein Stück von uns weggerückt war. Du hast selber Angst und bist weggelaufen!, sagte ich frech zu der dunklen Wölfin. Sonst wärst du kein Streuner!

Ich sah Vollo erwartungsvoll an, ehe ich meine Ohren enttäuscht hängen ließ. Hier waren die anderen also auch nicht... wenigstens hatten wir Vollo gefunden und so lange die Fremde bei uns war, sollten wir vermutlich sowieso nicht über die Familie reden. Aufmerksam lauschte ich dem Gespräch der Erwachsenen und gab schließlich ein kleines, drohendes Knurren von mir. Wer ist hier ein Hitzkopf?, dachte ich verärgert, ehe Vollo meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Was um Himmelswillen gibt der denn da von sich? Hat er sich den Kopf gestoßen?!

Ich hörte der schwarzen Wölfin neugierig zu. All die Dinge, die sie wissen wollte, waren auch für mich interessant. Ohhh... eine Höhle!, dachte ich und sah über meine Schulter. Ob diese Höhle weit von hier entfernt war? Vollo!, stieß ich aus, als ich meinen Bruder auf uns zu kommen sah. Meine Rute wedelte kräftig hin und her und als er sich neben mich setzte stupste ich ihn fröhlich mit meiner Schnauze an. Wo warst du? Und wo sind Mama und die anderen?, fragte ich aufgeregt und sah mich suchend um. Vielleicht waren sie ganz in der Nähe.

Ich gab ein kleines Grummeln von mir. Nagut.., sagte ich knapp. Ich wollte es nicht lernen, wenn ich dafür ins Wasser musste, aber ich würde meinem Papa auch nicht widersprechen. Immerhin musste es wirklich wichtig sein, wenn er es sagte. Und vielleicht, ganz vielleicht machte es ja doch irgendwie Spaß. Aber dafür hatten wir jetzt keine Zeit. Ich konnte kaum darüber nachdenken wie ein Fisch riecht und somit auch schmeckt, denn die Fremde begann mit uns zu sprechen. All die Fische auf dieser Welt waren vergessen und wurden von meiner Neugier überlagert. Hallo., sagte ich freundlich und lächelte die Fremde an, während ich dicht bei Papa stehen blieb. Auf ihre Frage konnte ich nicht antworten, weil ich bisher selbst nicht viel darüber wusste und so schaute ich von der Schwarzen hoch zu meinem Papa.

Mit aufgestellten Ohren hörte ich meinem Vater aufmerksam zu. Es war also wichtig mit anderen zu reden, ehe man irgendein Urteil über sie fällen konnte. Das machte Sinn und ich nickte einmal kurz, ehe ich schließlich meinen Kopf schüttelte. Nein! Die sind nass! Und ich will nicht nass sein., erklärte ich kurz zu den Fischen. Schmeckt das denn?, fragte ich skeptisch, ehe meine Aufmerksamkeit auf einen stärker werdenden Geruch gelenkt wurde. Ein schwarzer Wolf näherte sich.

Nette Wölfe?, fragte ich gleich ganz interessiert und reckte meinen Kopf in alle Richtungen, um nach ihnen zu suchen. Doch ich konnte weder fremde, noch bekannte Wölfe sehen. Vollo., dachte ich und rief mir in Erinnerung, dass wir wegen ihm hier waren. Doch Papa erwähnte etwas, dass mich leicht entsetzte. Diese komischen Dinger aus dem Wasser?, fragte ich nach und hatte nun wenigstens einen Namen für sie. Fische! Ihhhh! Ich machte ein angeekeltes Gesicht. Muss ich das wirklich lernen?

<-- Rudelplatz Schattenwölfe

Es dauerte eine Weile bis ich das Rauschen hörte. Es klang ähnlich wie der Bach, an dem ich mit Vitani gewesen war. Doch dieses Rauschen hier war viel viel lauter und als ich aus der Böschung trat, sah ich auch warum. Mein Bruder war für den Moment vergessen.
Dieses Wasser war so viel größer als das in der Nähe unseres Rudelplatzes und so faszinierend der Anblick auch war, so schauderte es mich doch ein wenig. Immerhin wollte ich nicht noch einmal so nass werden! Ich machte ein paar Schritte zurück und stellte mich schließlich hinter Papa, während ich zaghaft meine Rute hin und her schwingen ließ, schaute ich den großen Wolf unsicher an.

Fröhlich wedelte ich mit der Rute, als Papa mich anstupste. Ich hatte ja keine Ahnung vom Ernst der Lage. Mit dem weißen Wolf an meiner Seite fühlte ich mich sicher und glaubte fest daran, dass die anderen auch bald wieder auftauchten. Konzentriert hielt ich wieder meine Nase über den Boden und begann der Spur meines Bruders zu folgen.

--> Lachsfluss

Papa schien in Gedanken versunken zu sein. Doch wie tiefgründig diese waren, konnte ich nicht ansatzweise erahnen. Vielmehr glaubte ich, dass er ganz angestrengt darüber nachdachte, wo Mama und alle anderen hingegangen sein könnten. Ganz so falsch lag ich damit jedenfalls auch nicht. Ich erwiderte das Lächeln des großen, weißen Rüden und schöpfte neuen Mut. Wenn Papas Nase auch nicht funktionierte, dann hatte ich nichts falsch gemacht und könnte vielleicht doch noch eine Hilfe sein. Ich erhob mich aus meiner sitzenden Position und drückte meine Nase erneut auf den Boden. Warum wohl Vitani nicht hinterher gekommen ist?, fragte ich mich. Ich hob meinen Kopf, um in die Richtung zu sehen aus der ich wieder zurückgekehrt war. Doch beinahe im selben Augenblick hatte Papa etwas gefunden. Vollo! Ich lief eilig zu meinem Vater und überzeugte mich schließlich selbst von seinen Worten. Oh... er..., begann ich, während ich Vollos Fährte ein paar Schritte folgte. Er ist da hin gelaufen. Oder? Eigentlich war ich mir relativ sicher. Doch die komplette Situation verunsicherte mich so sehr, sodass ich lieber auf die Bestätigung von Papa wartete.

Ja!, antwortete ich. Glücklich darüber, dass er mein Unbehagen wegen des Wassers verstand, wedelte ich mit der Rute und genoss die Zuwendung des weißen Rüden. Aber warum haben sie nichts gesagt?, fragte ich nachdenklich, ehe mir etwas einfiel. Vielleicht wollen sie verstecken mit uns spielen. Entschlossen mindestens einen der Vermissten zu finden, drückte ich meine Nase auf den Boden und begann die Erde abzuschnüffeln. Jeder einzelne von ihnen hatte einen Duft hinterlassen, doch mir gelang es einfach nicht eine Spur aufzunehmen. Es war seltsam. So, als ob ihr Duft verschwand, je intensiver man versuchte ihn zu erschnüffeln und außerdem kitzelte der Staub in meiner Nase. Ich glaube, meine Nase ist kaputt.., sagte ich ein wenig niedergeschlagen. Anders konnte ich mir nicht erklären, weshalb ich keine richtige Spur fand. Schließlich musste ich niesen und ließ mich dann auf meine Hinterläufe plumpsen.

Hektisch schnüffelte ich mit der Nase über den Boden. Irgendwo musste doch ein Hinweis sein! Aber meine Aufregung und die vielen verschiedenen Gerüche, die überall auf dem Rudelplatz hafteten, ließen mich noch mehr verzweifeln. Warum kam Vitani nicht hinterher? Plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme, die meinen Namen rief und mein Kopf schnellte sofort hoch. Papa!, stieß ich erleichtert aus. Der weiße Wolf war schnell bei mir und ich schmiegte mich Rute wedelnd an ihn. Dem Himmel sei Dank!, dachte ich. Mein Fell ist ganz nass. Ich bin in das Wasser gefallen!, erklärte ich. Auch wenn das gerade ziemlich nebensächlich war, wollte ich es dennoch erwähnen. Vitani war direkt hinter mir, als ich hier her zurück gelaufen bin. Wo sind denn alle hin, Papa?