Jetzt stand er nir gegenüber und eigentlich fehlte nur, dass er dümmlich zu sabbern anfing.
Offenbar war ihm meine Aussage zu schwammig. Es verletzte meinen Stolz offen über so etwas zu reden. Offen zuzugeben was in mir vorging. Und meine Erziehung verbot es mir. Du bist einfach schlecht. Das ist die Erklärung für sein und Sakis verhalten. Du solltest alleine weiterziehen, hör endlich auf den Wölfen in deiner Nähe zu Schaden! Die Gedenken schrien nich förmlich an. Erneut schwirrte mir der Schädel, diesmal allerdings nicht aus dem gleichen Grund wie noch zuletzt, als wir uns ungestört glaubten und das gute Gefühl alles andere um nich herum betäubt hatte. Frustriert kniff ich die Augen zusammen. Weißt du was? Vergiss es. War ne blöde Idee dir nachzulaufen wie ein dümmlicher Welpe.

Nein, warte ! Es war keine blöde Idee, Morgra ! Ich glaube, ich glaube ... ich verstehe dich, sagte ich sanft zu ihr.
Bitte bleib`! Ich tu mich nich´einfach mit Worten, weißt du?
A...aber ich denke, ich weiß, was du meinst.
Verlegen wedelte ich versuchsweise mit meiner Rute.

Seine Worte entspannten mich, meine ganze Körperhaltung beruhigte sich. Versteh mich nicht falsch, ich habe ihm nichts versprochen und wir sind keine Gefährten. Aber du hast es auf ihn so wirken lassen. Du hast dir gewünscht das jemand endlich für dich da ist. Endlich nicht immer die Starke zu sein, auch mal loslassen zu können. Aber das Gefühl gab es bei Saki nicht. Mir war gar nicht aufgefallen das ich einen Teil meiner Gedanken laut ausgesprochen hatte. Ich schaute entschuldigend zu Odhran rüber. Du hälst mich sicher für unsicher. Es war seltsam das ich mich bei ihm so wohl fühlte, dass ich fast offen mit ihn reden konnte. Und dabei kannten wir uns nicht sonderlich gut.

Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf, während Morgra so vor mir stand.
Sie war unsicher, das stimmte, aber ich war es auch.
Ich würde es ihr gerne sagen, würde ihr sagen, dass ich selbst so unsicher war, dass ich immer nur auf der Suche war, immer nur umherirrte. Warum wohl hatte mich Tante Wynn auf die Suche nach meinem Onkel geschickt?
Ich wusste, was ich war. Ich war ein Verräterwolf, ein Bradwr. Man konnte mir nicht vertrauen. Man sollte es nicht.
Es gab vieles, was ich Morgra in diesem Moment eigentlich sagen wollte oder sollte, aber die Worte fanden einfach keinen Weg hinaus.
Doch eins wusste ich und konnte es ihr sagen.
Die Berge ... sie sind schön. Es ist ein guter Ort, um nachzudenken. Hier kann man Frieden finden. Komm´eine Weile mit mir ... du wirst sehen.

Ich legte die Ohren an. Nur eine Sekunde blitzte Angst in meinen Augen auf. Ängste zuzugeben war bei weitem keine meiner besten Eigenschaften. Hmm... Also eigentlich ist es im Wald oder am Fluss auch ganz...nett.

Spürte ich da etwa ... Angst?
Es geht nicht um "nett" meine Liebe, meinte ich besänftigend.
Es geht darum, Stille und Frieden zu finden, einen Ort zu finden, wo der Geist klar und frei wird, frei auch von allen Gedanken. Da gibt es gute Orte in den Bergen. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich zeige dir sichere Wege dorthin -wenn du willst.

Ein paar Tage in den Bergen können dir helfen, darüber klar zu werden was du willst.
Oder hast du etwa Angst vor der Kälte und dem Wind? Du bist doch eine Nordlandwölfin. Eigentlich müsste es dir sogar gefallen.

Ich liebe die Kälte und ich liebe auch den Wind. Ich streckte mich. Sorge bereitet mir die Höhe und die Abhänge und Klippen und Hänge.. Allein der Gedanke ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen.

Ich schmunzelte.
Ich werde schon aufpassen, dass du mir nicht irgendwo hinunter fälltst.
Notfalls packe ich dich am Fell. Ich bin zwar nicht so groß und stark wie du, aber ich bin ausdauernd und habe eine gute Technik.
Wenn du es willst gehen wir gaaanz laaangsaaam, meinte ich und lächelte sie offen an.

Vorsichtig machte ich einen Schritt in seine Richtung. Ich weiss nicht ob das eine so gute Idee ist. Trotz meiner Zweifel setzte ich langsam eine Pfote vor die andere.

Du wirst sehen, das ist es! sagte ich lächelnd.
Komm´mit mir. Ich zeige dir einen schönen Platz - und dafür musst du gar nicht groß klettern.
Ich dachte an die kleine, aber geschützte Höhle, die schon in meiner ersten Zeit in den Bergen gefunden hatte.
Der Weg dahin war leicht, aber vor der Höhle, eigentlich war es nur ein schützender Felsvorsprung, war ein großer flacher Felsen.
Der Wind wehte dort ungehindert und man hatte einen guten Ausblick ins Tal.
Ich war bereit voraus zu gehen und sah mich fragend nach ihr um.

Schnellen aber unsicheren Schrittes folgte ich dem schwarzen Rüden. Mir war unwohl bei der Sache. Ich war einfach kein Bergwolf. Ich würde sicher auch keiner werden.

Ich führte Morgra behutsam durch die Schluchten und Klippen des Gebirges.
Ich spürte ihre Unsicherheit und umso mehr schätzte ich das Vertrauen, dass sie mir entgegen brachte.
Ich fand leicht die besten Wege und hielt unterwegs immer wieder an, um meiner Freundin, denn so nannte ich sie jetzt bei mir, die schönsten Plätze und faszinierenten Ausblicke zu zeigen. Ich zeigte ihr sogar den Platz, an dem der Luchs um diese Tageszeit döste. UInd tatsächlich! Da war er! Die stolze große Katze der Berge. Er erkannte mich und nickte mir zu. Wir verstanden uns. Dann ging es hinab in ein verstecktes Tal, wo noch zahlreiches Grün zwischen den Felsen wuchs. Eine Trappe flog auf und ich hatte sie gepackt, bevor der große Vogel so richtig wusste, was mit ihm geschah.
Schnelligkeit und die Jagd war für mich nie ein Problem gewesen.
Sei mein Gast, meine Schöne! Genieße die Frucht der Berge - meiner Berge, fügte ich hinzu und legte ihr die Beute zu Füßen.

Am Fuß der Berge angekommen blickte ich erneut zum Gipfel auf und atmete einmal tief ein, na dann wollen wir doch mal schauen wie gut meine Kletterkünstler sind dachte ich und begann den vorsichtigen Anstieg der Berge.

Jeden meiner Schritte kontrollierte ich doppelt als ich den Berg weiter bestieg und Odhran vorsichtig folgte. Immer wieder sag ich Kiesel, die meine Pfoten berührten, den Berg hinterkullern. Es dauerte in meinen Augen eine halbe Ewigkeit bis das Steinchen unten aufschlug. Ich wollte mir gar nicht vorstellen was passierte wenn ich wie eines der Steinchen abrutschte. Ein dicker Kloß saß in meinen Hals.

Durch meine Verletzungen und der Tatsache dass der Anstieg immer schwerer wurde je höher man kam, kam ich nur langsam vorankommen zudem tat auch der kalte Wind der hier herrschte sein übriges da zu. Als ich mit der Dämmerung die Hälfte der Berge erreicht hatte blickte ich erneut nach oben die Klippen und Schluchten sah nicht gerade viel leichter aus. Als die die ich schon hinter mich gebracht hatte was mich dazu veranlasst hatte die Nacht auf diese Hälfte der Berge zu verbringen, ich suchte mir an der Felswand ein etwas windgeschütztes Plätzchen, und rollte mich so zusammen dass ich wenig Angriffsfläche den Wind bot.