Zitternd wachte ich wieder auf. Hier oben wehte ein garstiger Wind und die steinige Landschaft war mit Eis und Schneematsch bedeckt, weshalb ich nur wackelig auf die Pfoten kam. Wieder zuckte ein Zittern durch mein Fell und ich blickte mich aufmerksam um, eine Stelle zu finden, an der ich sicher laufen konnte. Schließlich Trottel ich einfach aufs Geradewohl los, hielt mich sicher an Berg als meine Pfoten immer wieder auf den glatten Stellen aubrutschten und ich den Halt zu verlieren drohte. Der Abgrund ist mir viel zu nah..
Bei anderen Wetter hätte ich sicher wieder von der Aussicht geschwärmt oder neugierig den vereisten Wasserfall mit schiefgelegtem Kopf und aufgestellten Ohren betrachtet -doch gerade war dies nur ein Hindernis, wegen dem ich erneut hochklettern musste, um ihn zu umrunden.
Meine Läufe taten weh. Ich nahm mir kaum Zeit bei einer Rast sie sauber zu lecken und die Hautfetzen abzuknappern. An diesen offenen Stellen spürte ich die Kälte wie Stiche und das Laufen wurde zur Qual.
Ich sollte runter von hier, hier oben ist es viel zu kalt Niesend tastete ich mich weiter vorwärts; ich fühlte mich miserabel, doch ich wusste ich sollte weiter runter, wo es sicher etwas wärmer als hier oben war.

Ein erstes Zeichen, dass ich weiter runter kann was ist sich der leichte Schneefall in Regen verwandelte und der Matsch-Schnee un das Eis größtenteils von den Steinen geschmolzen war. Ich schaff das! Nur noch ein bisschen... mir war wieder nach der Sicht von Bäumen, die den Wind und Regen abhalten würden, sodass ich mich etwas sorglos aausruhe konnte. Nur noch um diesen Felsvorsprung .. ich schaff das .. einfach weiter .. versuchte ich mir gut zuzureden, doch ich fühlte mich so schlecht wir noch nie, Niesend und mit schmerzenden Läufen und meine Muskeln hatten sich durch das alles auch noch verspannt.
Komm schon, ich hab es gleich geschafft.. jeder Schritt war ein Sieg für sich und dann hörte ich endlich das Rauschen der Felsenfälle und fand mich wieder umgeben von Bäumen.

--> Felsenfälle

Meine Welpen reagierten nicht, doch das konnte auch warten. Vielleicht haben sie auch einfach noch keinen Hunger, überlegte ich. Dafür lechzte nun mein ganzer Körper, jede Faser meines Herzens nach der frischen Bergluft. Ein kleiner Gedanken ließ die Sehnsucht und die Freude auf das unebene Gelände noch weiter steigen. Meine Welpen werden in den Bergen das erste Mal rauskommen. Es war so unbedeutend und doch stimmte es mich froh. Sie würden ihre ersten Erfahrungen in der Außenwelt in einer Gegend machen, in der ich ebenfalls aufgewachsen war.
Sanft schob ich meine Welpen aus der Höhle und folgte ihnen dann auf leisen Sohlen. Der frische Wind wehte mir um die Nase und ich schnappte nach Luft, als ich die weiße Umgebung bemerkte. Es hatte geschneit. Meine Augen strahlten erfreut, ich fand Schnee schon immer großartig. Vorsichtshalber stellte ich mich über meine Welpen, die sicherlich mit großen Augen auf die Welt blickten. Der Schnee lag dick, jedoch nicht zu hoch für die kleinen Pfoten meiner Welpen. Doch darauf achtete ich schon gar nicht mehr, denn etwas anderes hatte meine ganze Aufmerksamkeit geweckt. Ein Geruch, nicht allzu fern und doch so schmerzlich bekannt. Mit gespitzten Ohren hielt ich nach meiner ehemaligen Alpha und Freundin Ausschau, während ich meine Welpen unter meinem Bauch hielt. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, zumal Emotionen meinen Geist verwirrten. So also stand ich stocksteif da, meine Rute pendelnd zwischen unterwürfiger und neutraler Haltung.

Nervös hatten sich meine Ohren zu allen Seiten gedreht, während meine Augen ruckartig durch den dichten Schnee starrten. Niak wagte einen kleinen Schritt unter mir hervor, hoppelte aber gleich wieder zu mir zurück. Erleichtert atmete ich aus und beantwortete dann mit leiser Stimme seine Frage. Das ist Schnee, mein Liebling. Beschwichtigend leckte ich ihm den Rücken, ehe ich schmunzelnd seine Verteidigunsversuche gegenüber seiner Schwester verfolgte. Der tut euch nichts, flüsterte ich und trat wie zur Bestätigung ein Häufchen Schnee nach vorne. Doch dann riss mich ein erneuter Hauch von Morganas Geruch aus den Gedanken und mein Kopf richtete sich wieder nach vorne. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich mich geduckt hatte. Morgana?, antwortete ich ebenso zaghaft wie sie klang. Ich bin hier. Vorsichtig stellte ich eine Vorderpfote nach vorne, um meine Welpen am weglaufen zu hindern. Eine Verfolgungsjagd konnte ich jetzt nicht auch noch gebrauchen.

Ihre Schritte kamen näher. Gleichzeitig stürmte mein Sohn nach vorne und begann erneut den Schnee zu vermöbeln, bis er mit einem Niesen in einem kleinen Schneehaufen landete. Ich musste mir redlich auf die Zunge beißen, um ihn nicht auszulachen. Seine Worte ließen mein Herz schlagen, es war so unglaublich süß. Komm her, du Krieger, rief ich ihn, woraufhin er auch mit einem Ruf meines Namens zurückkehrte. Erst als ich aufsah, erkannte ich, warum. Eine schwarze Gestalt befand sich vor uns, durch den dichten Schneefall unscharf. Niak imitierte meinen Ruf, woraufhin ich erneut kurz schmunzeln musste. Doch bei Morganas Worten wurde ich wieder ernst. Ich konnte nicht, antwortete ich, noch immer ein wenig distanziert und nervös. Hier ist immerhin mittlerweile meine Heimat.
Es war nicht gelogen. Seitdem meine Familie tot war, hatte ich dieses Tal als meinen Heimatort anerkannt. Hier hatte ich Freundschaften geschlossen, ein Rudel und meinen Gefährten gefunden. Ich konnte dies nicht so leichtfertig für immer verlassen. Fragend sah ich Morgana an. Was machst du hier?

Immer weiter versuchte ich die anhaltende Nervosität zu unterdrücken. Der Abstand war nicht lange, aber heftig gewesen. So viele verletzte Gefühle lagen zwischen uns und die Sorge um meine Welpen lastete auf mir. Dazu die Sehnsucht nach Nikai.
Mit rasendem Herzen versuchte ich mich im Griff zu halten, während ich mir Morganas Antworte anhörte und dazu schüchtern lächelte. Also so wie immer, beendete ich vorsichtig. Es war ja nichts neues, dass Morgana gerne einen Spaziergang machte um den Kopf frei zu bekommen. Das wusste ich. Ihre Frage machte mich stutzig, zugleich aber auch froh. Erleichtert interpretierte ich, dass ich ihr vielleicht nicht ganz so egal war, was meine Rute für einen Wimpernschlag wedeln ließ. Es geht, gab ich ehrlich zu. Ich war vielleicht etwas mager geworden, doch das lag wohl vor allem an der langen Zeit in der Höhle. Es ist schwer an Nahrung zu kommen, doch ein Rüde in dieser Gegend hatte ein paar Mal für mich gejagt. Kurz wagte ich einen Blick zurück, denn vor dem Felsspalt lagen deutlich die eingeschneiten Gerippe der nicht verzehrten Beute. Es war einfach zu viel. Dennoch wusste ich, dass ich es ohne die Hilfe des Rüden wohl nicht geschafft hätte. Ich glaube, die Kleinen sind bald soweit um Fleisch zu fressen und dann wird es bestimmt leichter. Unsicher, jedoch freundlich sah ich zu Morgana. Wie geht es dem Rudel? Es schienen ja viele neue Wölfe da zu sein.

Ich lächelte zaghaft bei ihrer Feststellung zu meiner nicht sehr wohlgenährten Figur, doch bei ihrer leisen, indirekten Bekundung zu meinem Zuhause verschwand es, wich einem leicht unterkühltem Gesichtsausdruck. Hab ich das?, fragte ich skeptisch, vielleicht auch etwas sarkastisch. Im nächsten Moment verfluchte ich mich schon dafür. Musste ich ihr so vor den Kopf stoßen?
Entschuldige, murmelte ich und sah sie im nächsten Moment wieder etwas freundlicher an. Im Ernst Morgana, ich zweifle stark an dieser Aussage. Es wäre natürlich schön wieder in mein altes Heim zurückzukehren und natürlich würde ich es noch schöner finden, wenn du mir verzeihst. Für meine dumme Aktion einfach davonzulaufen und auch für mein schlechtes Auftreten bei meiner Rückkehr. Das alles war sicherlich nicht schön für dich. Aber ich habe auch die Blicke der anderen gesehen. Mit Noriko habe ich mich hier zwar schon mehr oder weniger ausgesprochen, doch ich würde es nicht schaffen noch einmal allen entgegenzutreten. Barbossa, Tristan und alle anderen. Ich schaffe das nicht. Betrübt starrte ich die Erde an. Meine Ohren zuckten verräterisch, doch ich versuchte nicht an die Folgen meines möglichen Versagens zu denken. Morgana hatte schließlich irgendwie Recht. Der Winter war erbarmungslos und wenn ich es nicht schaffte, würden meine Welpen zugrunde gehen. Doch noch etwas anderes beschäftigte mich. Wusste sie, dass Nikai tot war? Es klang so. Doch wie war das möglich, nicht einmal Noriko wusste das.
Weiter kam ich nicht, denn sie fuhr mit den Erzählungen über das Rudel fort, denen ich gespannt lauschte. Es ist viel passiert, wiederholte ich in meinem Kopf, doch ich getraute mich nicht näher zu fragen. Ich freute mich, dass das Rudel vorankam. Du hast Jive das Jagen beigebracht? Dann kann man ja wirklich sagen, du hast erfolgreich einen Jungwolf aufgezogen, lächelte ich begeistert. Auch ihre Fortführungen über eine mögliche Liebe blieb von mir nicht unkommentiert. Jaja, die junge Liebe, gluckste ich. Es war schön, mal wieder etwas Zeit mit Morgana zu verbringen und erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich sie und das Rudel eigentlich vermisst hatte.

Ich wartete eine Weile auf Iluma, bis mir klar wurde, dass sie mir nicht gefolgt war. Die junge Fähe hatte ihren eigenen Kopf.
Nun ja, dachte ich und zuckte mit den Ohren.
Es war schön gewesen, einmal eine Weile mit jemandem reden zu können und Iluma hatte einige originelle Gedanken.
Dann zuckte ich erneut mit den Ohren.
Andererseits schien sie nie still zu stehen und dass hatte mich bisweilen ein wenig nervös gemacht, denn ich liebte die Stille und das Gefühl mich ihr hinzugeben, eins zu sein mit der Natur, dem Wind und den Bergen.
Und das tat ich dann auch. Schließlich war dieser Felsen bestens dafür geeignet.

Die Tage vergingen und der Winter zog in die Berge. Die Murmeltiere hatten sich in ihren Bauten verkrochen und ihren langen Schlaf begonnen. Schnee bedeckte die Gipfel der Berge und selbst im Tal überwog das Weiss des Winters.
Erfüllt von innerer Ruhe und Frieden streunte ich durch die Landschaft und als ich Hunger bekam, jagte ich mir ein Mufflon.
Ich aß mit Genuss und da kam mir die Fähe mit ihren Jungen wieder in den Sinn.
Wie es ihr wohl ging?
Als ich satt war und ein wenig geruht hatte, packte ich den restlichen Kadaver und trug ihn zu der Höhle, wo die Wölfin lebte. Es war nicht weit.
Der Wind stand günstig und sie würde mich nicht wittern. Ich wollte sie nicht mehr als nötig stören.
Schon ganz in der Nähe vernahm ich ihren Geruch und - das erstaunte mich, den Geruch einer anderen Wölfin.
Was hatte das zu bedeuten? Gab es Ärger ?
Vorsichtig schlich ich mich an, so dass sie mich nicht wittern konnten. Den halb aufgezehrten Mufflon ließ ich zurück. Wenn der Wind drehte, wäre es ein Leichtes für die Fähe. diese Beute zu finden.
Sie wird sie finden, ganz gewiss!

Als ich hinter einem Felsen hervorlugte sah ich dann, was Sache war. Ich konnte es auch hören und riechen.
Die Fähe sah mager aus, aber immer noch kräftig. Sie roch noch immer nach Welpen und ich war erleichtert, dass sie es geschafft hatten zu überleben.
Doch was war das für eine schwarze Fähe bei ihr, die mit ihr, nein, wohl eher zu ihr sprach?
Da der Wind recht stark in meine Richtung wehte, konnte ich recht gut verstehen, was sie sprachen.
Offenbar war die beeindruckende schwarze Fähe die Anführerin eines Rudels, eines Rudels, dass die Welpenmutter gut kannte - und zu dem sie wohl sogar gehörte.
Es war kein Ärger, das jedenfalls stand fest und der Einzige, der hier Ärger kriegen würde war ich, wenn die zwei Fähen mich entdecken würden. Ich hatte keine Lust dazu, von einer dominanten Anführerin totgebissen oder aus den Bergen verjagt zu werden.
Offenbar hatte die Fähe gelogen, als sie davon gesprochen hatte, dass sie niemanden hatte.
Wahrscheinlich hatte sie mir einfach nur misstraut und deshalb gelogen. Doch das war jetzt egal.
Man braucht mich hier nicht mehr! Wer braucht schon einen Verräterwolf, einen Bradwr ? Niemand!
Ich warf noch einen letzten Blick auf die beiden Fähen und kehrte ihnen dannn den Rücken zu.
Gerade in diesem Moment wechselte der Wind und sie würden mich beide riechen können, mich - aber auch die Beute. Vielleicht würde sie die Beute ablenken.
Ich trollte mich und lief rasch tief ins Gebirge hinein.
Ich war allein, aber ich war am Leben. Das allein sollte etwas zählen.

Flora :


Ich bemerkte die schwarze Fähe gar nicht. Viel zu sehr war ich am Tagträumen und Snee anknurren beschäftigt. Meine Pfote schoss vor und verschwand in dem Nass. Ich riss die Augen auf und meine Rute fing Wild an zu Wedeln Ni Ni! rief ich meinen Bruder begeistert zu und schnappte nach dem Schnee. Voller weiterer Entsetzen musste ich dann fest stellen das es ... kalt war. Ich runzelte und haute auf die Stelle als Strafe Mammaaaaaa sagte ich beschwerend und merkte nun die schwarze Fähe. Meine Augen wurden Kugelrund und ich betrachtete sie voller Staunen, ich hatte doch bis jetzt nur Mama und Bruder Ni gesehen. Mamaaa?
Da? fragte ich neugierig und machte einen Schritt auf sie zu. Ich taumelte wegen des Schnees und meinem heftigen Gewedel so stark das ich in den Schnee fiel und jaulte. Das war noch kälter! Schnell stand ich auf und verschwand hinter Bruder Ni.