Ich nickte leicht. "Das hoffe ich auch. Für uns beide." Auch wenn die Hälfte meiner Familie schon tot ist... Eine ungewohnte Melancholie erfasste mich. Ich war immer traurig gewesen, dass ich so viele meiner Geschwister und meine Mutter verloren hatte, doch bisher war es mir immer gelungen mich nicht zu sehr davon einnehmen zu lassen. Ich hatte all die schlimmen Ereignisse irgendwie besser verarbeitet als meine Schwester. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Sialuk aufsprang und davon lief. Verwirrt starrte ich kurz Nikko und Basta an, ohne zu wissen, was los war und was ich tun sollte. Das war offensichtlich nichts gutes. Nikko rief sie, doch es kam keine Reaktion und er preschte ihr hinterher. Auch Basta schloss sich ihm an – lachend. Kurz stand ich etwas verloren da, zögernd, ob ich mitkommen sollte oder nicht. Aber eigentlich war das gar keine Frage. Vielleicht brauchten sie Hilfe.
Die anderen waren schon zwischen den Bäumen verschwunden, doch ich konnte sie hören, vor allem Basta, und riechen. Schnell folgte ich der Fährte und baute Geschwindigkeit auf. Basta machte Umwege, weshalb es nicht lange dauerte bis ich ihn eingeholt hatte.

Es war nicht leicht, sich durch das unbekannte Gebiet zu bewegen. Immer wieder hielt ich witternd die Nase auf den Boden oder die Luft. Es gab soviele fremde Gerüche! Nicht zuletzt den anderer Wölfe. Auch war es hier wesentlich unruhiger als in unserem Revier. Hier und dort wurde ich von Bewegungen abgelenkt, wenn ein Hase vor mir flüchtete, oder anderes Wildgetier. Dabei war ich gesättigt und nicht im Jagdtrieb. Ich blieb schließlich lauschend stehen und drehte die Ohren in alle möglichen Richtungen. Meine Rute stand leicht aufgestellt. Schließlich strömten mir die vertrauten Gerüche von Huttser, Arjuna und auch Treb in die feine Nase. Ich bellte fröhlich auf und stob los, so heftig dass ich einige Blätter auffegte. Onkel Tre~he~heb! Onkel Graupelz! Tante Juju! Ungebremst stürmte ich auf die drei zu, kaum dass die Bäume den Blick auf sie frei gaben. Ohne Rücksicht auf Verluste sprang ich Huttser an und versuchte ihn fröhlich bellend zu Boden zu ringen.

Ich stellte promt meine Ohren auf als ich die Stimme von Jangal vernommen hatte. Ich korrigiere mich ja nur ungern selber aber anscheinend ist doch nicht alles wie immer Huttser, meinte ich und richte mich gleich zu Jangal um. Hallo junger Mann was machst du denn hier draußen so alleine ?

Es misslang mir Huttser umzuwerfen, da er eben doch kräftiger gebaut war als ich, so dass ich rücklings neben diesem zu liegen kam und so Arjuna kopfüber anlinste Zuhause ist es soooo langweilig! Ich bin schon im ganzen Revier herum gelaufen! Es ist auch niemand da zum spielen! Und Papa wirkt immer so nachdenklich..und Mama weicht nicht von seiner Seite. Ich wälzte mich hin und her. Mittlerweile hatte ich einiges an Welpenflaum verloren.

Als Jangal versucht hatte Huttser zu Boden zu bringen, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dein Vater sorgt sich halt die Sicherheit von dir und deiner Mutter Jangal. Ich glaube nicht dass er es ist niemals verzeihen könnte man euch beiden was passiert. Du bis also durch ganz Revier geh laufen, um deine Langeweile zu vertreiben sehe ich das richtig ? Ich hatte nicht vor anzufangen mit Jangal zu toben, doch kam jemand in den Sinn der vielleicht was gegen seine Langeweile tun könnte.

Nachdem mein Knurren verklangt, sackte mein Körper in sich zusammen und ich stürzte zu Boden, wo ich liegen blieb, nur immer wieder mal unruhig zuckte. In meinem Traum setzte sich das Szenario allerdings ungestört fort.
Die Wölfe regten sich nicht, schienen auf etwas zu warten. Während meine Augen umherhuschten, tratt ein großer beigefarbener Rüde aus dem um mich geschlossenen Kreis hervor und bliebt ein paar Meter entfernt von mir in gelassener Haltung stehen, schient mich nicht ernst zu nehmen, keine Gefahr in mir zu sehen. Seine hellen Augen allerdings spiegelte seinem wahren Emotionsbefinden wieder, durchdrangen mich mit eisigem Zorn. Weißt du, Sia, wen ich eines hasse, ist es, wenn ich vor anderen zum Narren gemacht werden. Vor allem von einer mickrigen Fähe wie dir. Das Wort Fähe spuckte er dabei mit besonders abfälligem Tonfall aus und sorgte dafür, dass sich meine Augen verengen. Ach, hab ich etwa dein armes Ego verletzt? Nun, das tut mir aber leid. Allerdings solltest du mir danken, da es nur es platzen würde, sollte es weiterhin so aufgebläht werden. entgegnete ich ihm, meine Stimme triefend vor spöttischem Sarkasmus. Ich wusste, dass es nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas war, allerdings konnte ich das nicht zurückhalten - solange hatte ich all meine negativen Emotionen besonders ihm bezüglich in mich hineingefressen. Sein Nackenfell stellte sich auf und ein tiefes Knurren tief aus seinem Inneren verließ seine Kehle, bevor er seine Fassung wieder zurückgewann und ein sadistisches Funkeln in seine Augen trat. Ganz wie du willst, Sia. Ich hab dir deine Chance gegeben, aber wie es scheint, bist du unbelehrbar. Nun, wer nicht hören will, muss fühlen. Dann wandte er sich an seine - ich kann und wollte sie nicht als meine sehen - Rudelmitglieder. Angriff.

Ich wuffte bestätigend und rollte mich nun auf den Bauch, wedelte dabei fortwährend mit der Rute, so dass Huttser diese wohl durchaus an den Beinen zu spüren bekam. Jahaa..Hier ist es viel aufregender! Damit sprang ich auf, wodurch ich wohl einige Blätter auf Kanaille "abfeuerte". Rute wedelnd begann ich wie wild in der Luft zu schnuppern. Immerhin gab es hier ganz andere Gerüche als in unserem Revier! Die Nase regelrecht am Boden klebend und laut schnüffelnd schob ich meine Schnauze durch Schnee und Blättermatsch.

Nein... ich.. ich will mitkommen... Bitte. winselte ich und zitterte leicht, ich wollte auch Ghost suchen... ich hoffe es geht ihm gut.

Nikko:

Ich konnte Bastas Lachen hinter mir hören, als er mir hinterherlief. Ein zweites Paar aus vier auf den Boden trommelnden Pfoten verriet mir, dass sich auch Naya hinter mir befand. Ich rannte weiter, Sialuks Fährte folgend, bis ich sie schließlich am Boden liegend fand. Ihr gegenüber stand ein grauer Rüde mit erhobener Rute. Ich bremste neben Sialuk ab und beugte mich besorgt zu ihr hinunter. Hatte der Fremde ihr etwas angetan? Aber nein, sie schien, bis auf einige Kratzer an ihren Beinen, die wohl von Sträuchern stammten, unverletzt. Sie zuckte aber wieder unruhig. Ich stupste sie vorsichtig an. Sialuk? flüsterte ich unsicher. Ich wusste nicht, was hier passierte und Sialuk schien ebenfalls nicht mitzubekommen, was hier vor sich ging. Deshalb richtete ich mich wieder auf und blickte nun den Rüden genauer an. Er wirkte jetzt nicht unbedingt wie eine Gefahr, aber ich war im Moment so nervös, dass ich ohne groß nachzudenken ebenfalls meine Rute hob und mein Nackenfell sträubte.

Ich blickte erst zu Treb und dann zu Huttser, während ich weiterhin das Lächeln nicht verkneifen konnte. Jangal was hältst du davon wenn ich dich einen guten alten Freund verstelle ? Er mag im ersten Moment ziemlich komisch sein, doch ist er irgendwie aus einer Art auch sehr sympathisch. Du wirst ihn bestimmt mögen das verspreche ich dir, sagte ich und sah den klein an.

Als plötzlich dieser halbe Welpe auftauchte schmeckte ich galle, zischend wich ich den Blättern aus. Für eine Sekunde verlor ich meine Maske und bleckte die Zähne, schnell fing ich mich wieder und drehte Schuldhaft die ohren zurück. Innerlich spuckte ich galle.
Pass auf kleiner, sonst schleuderst du noch versehentlich einen stein nach mir.. lachte ich und drehte mich weg. Ich geh dann meiner wege... bis auf ein Wiedersehen, Huttser.

Ich zuckte mit den Ohren und sah die mir fremde Fähe an, hopste, noch ehe diese sich wirklich bewegen konnte verspielt zu ihr. Tut mir leid..das war keine Absicht. Mama hatte mir schließlich beigebracht dass man sich bei anderen entschuldigte, wenn man etwas falsch machte. Neugierig schnupperte ich in Kanaille's Richtung. Doch sie roch eindeutig weder nach unserem Rudel, noch nach dem Rudel aus dem Grenzgebiet. Sie roch eben fremd. Meine Rute wedelte fröhlich, und ich stubste Kanaille sachte an, wobei ich wohl einen Fleck aus Schnee und Erde an ihrer Schulter zurück ließ. Dann sprang ich zu Arjuna und schleckte ihr über die Lefzen. Einen Freund? Fragend legte ich den Kopf schief.

Ich seufzte lautlos und sah Arctica an. Bist du dir da auch ganz sicher?