Ich schreckte zusammen und öffnete blinzelnd die Augen, irgendwie war ich eingeschlafen und zugeschneit.
Als ich realisierte das jemand vor mir stand fiebte ich erschrocken und zog den Kopf ein. Dann erkannte ich Dash, glücklich winselnd sah ich ihn in geduckter Haltung an.
Dash! fiebte ich.

Ich überlegte ob der kleinen Fähe wohl kalt war, immerhin war sie voller Schnee. Kurzerpfote legte ich mich neben ihr hin, um sie ein bisschen zu wärmen. Was machst du denn alleine hier? Und wo ist Billy?

Nikko:

Ich erwiderte Bastas Grinsen mit einem freundlichen Blinzeln, bevor ich die Fähe, mit der er sprach, musterte. Bergwölfe, also? Nachdenklich fuhr ich mir mit der Zunge über meine Schnauze. Vielleicht hatte sich Mona ja einem Rudel angeschlossen? Möglicherweise eben diesen Bergwölfen? Ein Versuch war es ja wert. Damit mir die Föhe nicht wegrannte, nachdem Basta ihr sagte, dass sie hier im Wald jemanden finden würde, neigte ich kurz den Kopf vor ihr, bevor ich sprach. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Nikko und die Fähe da hinten - ich nickte zu der schlafenden Sialuk - ist Sialuk. Ich bin noch nicht lange hier im Tal, aber ich suche jemanden. Vielleicht kannst du mir weiterhelfen, bevor du wieder aufbrichst? Ich lächelte die Fähe freundlich an.

Ich stupste Basta kurz mit der Nase an. "Ich weiß doch", sagte ich und wollte schon los traben, da hielt mich der andere Rüde zurück. Als er sich und die andere Fähe vorstellte sah ich kurz zu der Höhle. Ich brauchte auch langsam mal etwas Schlaf. "Hallo Nikko. Ich bin Naya, oder wenn es nach Basta geht wohl Nana. Hier kenne ich auch nur ein paar Wölfe, aber wen suchst du denn?" Hatte er etwas auch Familie verloren?

Nikko:

Freut mich, Naya. Ich suche meine Schwester. Ihr Name ist Mona. Sie hat graues Fell, so ähnlich wie ich. Könnte es sein, dass sie sich vielleicht den Bergwölfen angeschlossen hat? Oder, dass du ihr sonst so über den Weg gelaufen bist? Hoffnungsvoll sah ich die Fähe an. Auch die kleinste Vermutung bringt mir etwas!

Bastas ausweichendes Verhalten war mir nicht entgangen, doch es wunderte mich nicht. Nicht jeder will gerne berührt werden...
Auf Nikkos Worte hin senkte ich bedauernd meinen Kopf. Ich hatte selbst noch Familie da draußen, abgesehen von Aletheia. Zumindest hoffte ich, dass sie noch lebten, aber wir hatten irgendwann aufgegeben nach ihnen zu suchen. "Nein... es tut mir leid. Ich kenne keine Mona und ich habe keine graue Fähe gesehen. ich wünschte ich könnte dir was anderes sagen. Ich habe auch Geschwister verloren."

Es war dämmrig und ich hetzte durch einen Nadelwald, die Tannen nur unscharfe Silhouetten in meiner Hast, während ich hinter mir das gedämpfte Trommeln der vielen Pfoten und das sich nährende Hecheln meiner Verfolger vernehmen konnte. Ich wusste nicht, wie lange ich nun schon so gejagt wurde, nur, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde können. In dem Moment bewegte spürte ich eine kaum wahrnehmbare Bewegung in meinem gewölbten Bauch, die meine innere Verzweiflung, aber auch gleichzeitig meinen Mutterinstinkt in ungeahnte Höhen trieb und mir einen starken Adrenalinschub verpasste. Ich presste meine Kiefer aufeinander, ignorierte meine erschöpften Glieder, nahm dann nochmals mehr an Geschwindigkeit zu und preschte weiter voran. Ich musste ihnen entkommen, unbedingt, ansonsten meine Welpen - ihnen durfte nichts zustoßen. Und das würde es, sollte ich erwischt werden, ich wusste genau, was die Strafe für Fliehen war. Wenn ich sie doch nur irgendwie von meiner Fährte abbringen könnte, aber das war ein unerreichbarer Wunsch, das war mir klar. Dafür waren zu viele hinter mir her.
Ich merkte nicht, wie ich mich in der Realität regte, mich zuerst unruhig hin und her zu wälzen begann, bevor ich wie von einer Tarantel gestochen aufsprang und mit voller Kraft voraus in den Wald hineinjagte, genau so, wie es sich gerade auch in meinem Traum abspielte. Und ein paar Momente später war ich auch schon zwischen den Bäumen verschwunden.
Weib, hör auf zu abzuhauen. Merkst du nicht, wie sinnlos dieses Katz- und Maus-Spielchen ist? Bleib stehen und lass die Strafe über dich ergehen, dann werde ich sie zu deinen Gunsten vielleicht auch ein wenig geringer ausfallen lassen! Ach, was für einen lieblichen Gemahl ich doch hatte. Ich verfluchte ihn innerlich, während ich einen Haken schlug und versuchte, aus der Einkesselung auszubrechen, in welche mich mein Rudel langsam, aber sicher hineinzwang. Sollte ich das nicht schaffen, war ich ihnen auf jeden Fall ausgeliefert.

Immernoch fiepend und zitternd versuchte ich zu antworten was mir aber misslang. Schließlich hatte ich mich so weit beruhigt das ich antworten konnte. I-Ich weiß nicht... er war wütend auf mich weil er dachte ich bemitleide ihn und dann ist er aus dem Lager gelaufen. Ich wollte mir die Pfoten vertreten und dann war ich plötzlich so weit weg... und dann hab ich nicht zu zurück gefunden... und ... und... ich brach ab und fing an zu winseln, ich weiß nicht wo er ist...
Das ist alles meine Schuld...
Unnützes Ding...

Ich floh weiterhin, merkte aber langsam wie die Erschöpfung immer mehr an mir zerrte und ich an Tempo verlor, meine Jäger noch immer dicht auf den Fersen. Aber ich gab nicht beiklein und krallte mich weiterhin fest an dem letzten Funken Hoffnung, dass sie die Jagd aufgeben würden oder ich ihnen durch einen Schicksalschlag doch entkommen könnte. Und dann kam es so, wie es kommen musste, durch meine Hektik und die Müdigkeit blieb ich mit einem meinem Hinterläufe an einer Wurzel hängen, was dazu führte, dass ich stolperte und aus dem Takt kam. Während dem Fall schaffte ich es noch, mich auf die Seite zu drehen, um meinen Bauch mit meinen Kleinen vor dem Aufprall zu schützen und rappelte mich gleich darauf wieder hastig auf. Aber diese Unachtsamkeit, auch wenn es nur eine Sekunde war, hatte ich mir nicht leisten können und sogleich fand ich mich von den Rüden meines Rudels umzingelt. Mein Nackenfell stellte sich auf, meine Ohren legten sich an und meine Rute sträubte sich. Ich ging in Abwehrposition, meine Krallen ausgefahren, bereit zur Verteidigung und die Zähne gefletscht. Aufmerksam beobachtete ich die Wölfe, um bei der kleinsten Regung reagieren zu können.
Mittlerweile war mein Fell zerzaust, mit kleinen Ästchen darinnen verfangen und ich mein Körper hat mehrere Kratzer abbekommen, vor allem an meinen Pfoten und Unterschenkel, da ich während meiner Schlafwandlerei inmitten durch mehrere kahle Gestrüppe gehetzt war - auch hatte ich mich seitlich an der rauen Rinde eines Baumes aufgeschrammt, an dem ich zu nahe vorbei hastete. Ohne es mitzubekommen, fixierte ich einen leeren Punkt an und knurrte dann bedrohlich, warne, dass man mir nicht zu nahe kommen sollte.

Luna, ich muss ihn suchen. Aber erst muss ich Arctica Nachhause schaffen. Okay, okay. Ganz ruhig. Ich finde Ghost schon wieder. Beruhig dich. Wir gehen jetzt erstmal zurück, in Ordnung? Ich rückte näher an die weiße Fähe heran und rieb meine Schnauze an ihrer Schulter.

Nikko;

Ich ließ enttäuscht meine Ohren hängen. Oh, schade. Danke trotzdem. Ich lächelte Naya leicht zu. Tut mir leid, dass du ebenfalls jemanden verloren hast. Eines Tages siehst du sie bestimmt wieder sagte ich aufmunternd. Ich habe erst drei Wölfe nach Mona gefragt. In diesem Tal treiben sich noch ganz viele Wölfe herum. Einer von ihnen wird mir schon Näheres zu meiner Schwester sagen können. Ich neigte den Kopf zum Abschied und wünschte Naya viel Glück auf ihrem Heimweg, dann drehte ich mich um und tappte zu Sialuk zurück, die sich unruhig im Schlaf wälzte. Gerade, als ich überlegte, sie aufzuwecken, da sie offensichtlich schlecht träumte, sprang sie plötzlich auf und preschte einfach los, tiefer in den Wald hinein. Sialuk! rief ich erschrocken und überrascht zugleich. Meine Pfoten brauchten einen Moment, um ihr zu folgen. Einen Moment zu lange, denn die Fähe war bereits aus meiner Sicht verschwunden. Also verließ ich mich auf meinen Geruchsinn und rannte ihrer Fährte hinterher, so schnell ich konnte. Ich hatte keine Ahnung, was Sialuk dazu veranlasst hatte, einfach loszulaufen, aber ich wollte sie mit Sicherheit nicht alleine irgendwo im Wald lassen. Schweigend, nur leise hechelnd, rannte ich weiter, denn ich traute mich nicht, ihren Namem zu rufen, falls wir auf Wölfe stoßen würden, die uns nicht gut gesinnt waren.