Er hieß Futuro - und er nahm mich mit auf eine Reise.
Wir reisten in die Zukunft.
Elend, halb verhungert und alleine sah ich mein zukünftiges Ich und erschrak.
Doch der freundliche Wolf - oder Geist - oder was und wer Futuro auch war, erklärte es mir.
Und es stimmte! Er hatte recht!
Ich war selbstbewusst, stolz und wohl auch eingebildet und ich stand mir damit nur selbst im Wege.
Mir kam der Koan von Heilermeister Yoshimitsu in den Sinn:
Es klingt schallend, wenn nur ein Kiefer schnappt.
Demut!!!
Mein ganzes Leben lang wollte ich lernen, wollte DER perfekte Heiler werden - ein wirklich würdiger Parantaja!
So hatte ich es damals auch geschworen, als ich zum ersten Mal dem mächtigen Tapio und der lieblichen Miellikki begegnet war.
Ich hatte viel Ehrgeiz, wollte immer der Beste sein und ich lernte und wurde auch sehr gut.
Doch mit dem Wissen, der Erfahrung und dem Wissen über diese Erfahrung wurde ich auch stolz, wurde ich auch eitel.
Futuro hatte recht.
Das musste ich ändern!

Tränen rannen über meine Wangen, als mich diese Erkenntnis überkam und als die Nebelschwaden verschwanden, rief ich Futuro noch einen letzten Gruß zu.
Danke, Meister!

Dann war ich wieder allein auf dem Berg - mit mir und meinen Gedanken.
Athe, meinem Schüler hatte ich gesagt, er solle seine Sinne schärfen und trainieren.
Offenbar hatte ich das auch selbst nötig. Auch ein alter Wolf kann noch lernen.
Ich dachte weiter nach ...
Jetzt verstand ich auch Tristan besser, der mich zurecht gewiesen hatte.
Ich dachte an meine geliebte Blue, an meinen hervorragenden Schüler, an die netten und freundlichen Wölfe, die ich in letzter Zeit kennengelernt hatte und auch an meine Anführerin, an Morgana, die mich alten nutzlosen Wolf in ihr Rudel aufgenommen hatte, obwohl sie keinen Heiler brauchte.
Sollte ich das alles wieder verlieren? Nein!

Nachdenklich und langsam verließ ich den Berg.
Zufällig fand ich dabei noch etwas gelben Enzian, den man sehr gut gebrauchen konnte.
den nahm ich natürlich mit.
Dann wanderte ich gedankenversunken zurück - in meine neue Heimat - zum

----- Rudelplatz der Nebelwölfe

Ich war der zweite Alpha, der eintraf, Marek war bereits hier, als ich auf den Felsen stieg. Rebell auch, aber den ignorierte ich weitgehend. Ich nickte ihm knapp zu und setzte mich auf meinen Platz, aufrecht und dominant in der Haltung, aber nicht bedrohlich.

Ich kam knapp hinter meinen Alpha (Marek) und Rebell an und begutachtete den Ort kurz aber aufmerksam, ehe mein Blick auf einen scheinbar weiteren Alpha (Dash) fiel. Doch erinnerte ich mich an die Worte von Marek und setzte mich stillschweigend hin, den Schweif halb neben mir eingerollt sah ich zu Marek hoch und stellte meine Ohren spitzer auf, denn auch wenn ich vielleicht nicht hören konnte was sie besprachen, so konnte ich wenigstens durchs zusehen lernen und gleichzeitig mitbekommen sollte etwas auf uns zukommen.
Meine kleine innere Unruhe ließ ich mir zum Glück nicht wirklich anmerken.

Mit aufrechtem Gang, ernstem Blick und ziemlick wackligen Knien stakste ich den Berg hinauf. Ich fühlte mich unwohl unter den Blicken der anderen Alphas. Die Vorwürfe, die ich mir selbst machte, schienen auch in den Blicken der anderen enthalten und der Stress begann wieder in mir aufzubauschen. Ich hatte Angst vor dem was kam, obgleich ich versuchte einen optimistischen Gedanken zu erhaschen. Mit einem freundlichen Gesichtsausdruck nickte ich jedem Anwesendem zu und setzte mich dann an denselben Platz, wie voriges Mal. Huttser und ich schienen in der Unterzahl und ich fragte mich kurz, ob es richtig war alleine hierherzukommen. Geduldig sah ich auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne, während ich auf die letzten Wölfe wartete.

Zügig nahm ich meinen Platz neben Gin ein, bedachte jeden der Anwesenden mit einem kurzen Nicken. Ich versuchte die innere Nervösität herunterzuspielen, was mir nur mäßig gelang und so setzte ich eine steinerne Miene auf.

Ich hopfste mehr hinter ihr her als, dass ich wirklich rante. Ein wenig außer puste bremste ich am Alphafelsen an und setzte mich ein klein wenig versetzt zu Lyv hin. Trotzdem saß ich nah bei ihr, du bist zu schnell und ich werde alt. Das war wohl nichts mit einholen. Flüsterte ich grinsend, meine Stimme brummte tief in meiner Brust. Dann richtete ich mich auf und nahm meine beschützende Körperhaltung ein. Ich sprach auf den Alphatreffen sehr selten, ich war hier um Lyv zu schützen.

Kurz nach Dash war ich eingetroffen, ich hatte gut mit ihm mithalten können. Am Alphafelsen war ich überwältigt vom Anblick der vielen Fremden Wölfe und auch der Empore als solches. Da ich vollkommen unvorbereitet und unsicher war, sagte ich nichts und versuchte auch niemanden anzustarren. Ich blieb etwas hinter Dash stehen und setzte mich vorsichtig, fast ehrfürchtig, hinter ihn.

Ich trat stolz neben meinen Bruder und warf jedem Wolf einen kalten Blick aus meinen Bernsteinfarbenen Augen zu. Meine Haltung war arrogant aber ruhig.