Tristan
Betawolf der Nebelwölfe
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"Ich bin nicht sicher", gestand ich ihr dann. "Wir haben einen ausgesetzten Welpen gefunden und sie hatte gerade erst unsere Tochter geboren und jetzt..." Ich verstummte. Das alles ergab für mich keinen Sinn. "Vielleicht ist sie dem ganzen Druck mit Mutter sein und so doch nicht gewachsen", witzelte ich. Doch selbst meine ironische Seite schien sich nicht zu amüsieren. Es war auch kein sonderlich guter Witz.
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Gedankenverloren nickte ich nur und sah mich um. Außer Sky und mir war niemand mehr wirklich hier. Liora und Edme sahen aus als würden sie den Rudelplatz gleich verlassen. Ich lief zu Sky herüber. "Sky, hast du @Morgana gesehen?", fragte ich besorgt. Vielleicht weiß sie etwas...
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Ich lächelte Edme beruhigend an. "Freunde meines Sohnes sind meine Freunde", sagte ich. "Du darfst bleiben. Vorerst. Wir befinden uns in einer heiklen Situation im Tal. Du sollst erst sicher sein, worauf du dich einlässt." Während ich sprach, wuchs die Sorge um Morgana. Besonders als ich Qaskiya alleine auf den Rudelplatz treten sah.
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Ich wollte Dagger gerade zustimmen, als eine Wölfin auf den Platz kam. "Geht nur", sagte ich schnell noch beruhigend zu Dagger und Liora. "Ich werde hier bleiben. Vielleicht ist sie ja gleich wieder da. Ansonsten ist sie vielleicht in der Nähe vom Mondscheinteich. Sie liebt diesen Ort." Ich hätte Dagger und Liora gerne mehr geholfen, doch konnte ich mir selbst nicht vorstellen, wo Morgana sein könnte. Und einer musste schließlich hier bleiben. Ich beäugte die Wölfin vor mir neugierig und schnupperte in ihre Richtung. "Hallo Edme", sagte ich dann. "Ich bin Tristan. Du bist schon eine Weile bei uns in den Gebieten oder? Es tut mir leid, falls wir uns schon vorgestellt wurden. Es ist ziemlich viel los." Entschuldigend lachte ich kurz. Aufmerksam sah ich die Wölfin an. "Was machst du hier?"
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Meine Sorge wurde größer. Wieso sollte sie einfach so verschwinden. Lioras Vorschläge kamen mir nicht wirklich einleuchtend vor. Beruhige dich. Morgana ist stark und schlau. Sie weiß ganz genau, was sie tut. Mir fiel etwas ein, dass ich in meiner Heilerausbildung gelernt hatte. Depressionen nach der Schwangerschaft. Das war sogar relativ häufig. Der Gedanke gefiel mir nicht. Mein Bauchgefühl hielt ihn für wahrscheinlich. Doch bevor ich weiter darüber grübeln konnte, fiel mir Daggers Blick auf. "Alles in Ordnung?", fragte ich sie. Sie sah auch besorgt aus.
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Mir schien es als hätte ich eine Minute nicht aufgepasst. Nur ein paar Sekunden war ich in Gedanken gewesen. Ich hatte überlegt, wo dieser Welpe herkommen könnte und als ich mich wieder ins Gespräch einbringen wollte, war es vorbei. Dagger stand noch da, aber ihre Worte konnte ich nicht rekonstruieren. Viel erschrockener war ich, als Morganas leere Kuhle war. "Wo ist @Morgana ?", fragte ich Dagger. Mein Herz schlug schneller als mir klar wurde, dass die Welpen mit ihr fort waren.
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Als Morgana einfach so losrannte, wollte ich erst widersprechen, doch war dann viel zu eingenommen von Flidais, die nun ganz ohne Mutterschutz da lag. Schnell und ein bisschen überfordert, legte ich mich neben sie und so gut es ging um sie herum. Als Morgana wieder kam, trug sie ein weiteres Fellknäuel. Fassungslos sah ich sie an. "Ist der etwa auch...?", begann ich sprachlos. Inzwischen kam mir bei Morgana gar nichts mehr komisch vor, doch schnell erzählte sie, dass das kleine Fellknäuel ausgesetzt wurde. Als sie wieder bei Flidais war, traute ich mich noch nicht, unseren Welpen der Kälte auszusetzen, weshalb ich das kleine Wesen liegend betrachtete. "Sie riecht nach keinem der Rudel. Sie ist nicht verletzt." Ganz intuitiv war der Welpe für mich eine Sie. Ich beugte mich nit der Schnauze weiter vor und stupste sie an, schob die Beine auseinander, schnupperte. "Ja, eine sie", bestätigte ich dann und sah zu Morgana und Dagger, die ihre Hilfe angeboten hatte. "Was machen wir jetzt mit ihr?", fragte ich. "Vielleicht sucht sie jemand?"
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"Guten Morgen, meine Schöne", grinste ich und zwinkerte ihr ebenfalls zu. Liora legte sich vor ihre kleine Schwester und ich spürte, wie ich vor Glück platzen wollte. Ich liebte meine Familie, ich liebte mein Rudel, mein Leben. Ja, in diesem Moment liebte ich sogar das ganze Tal.
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Durch die ganze Bewegung auf dem Rudelplatz wachte ich auf und streckte mich einmal. Dabei knackten ein paar meiner Knochen. Kurz darauf stand ich auf allen vieren und sah mich um. Wie lange hatte ich geschlafen? Ich konnte Dagger riechen und hörte plötzlich die sanfte Stimme meiner Tochter. Meine Rute wedelte, doch ich wollte Morgana entscheiden lassen, wen sie zu sich ließ. Stattdessen lief ich zu Flidais und warf einen Blick auf sie. Als ich mich versichert hatte, dass es ihr gut ging, sah ich in Lioras Richtung und wedelte freudig mit der Rute.
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Ich nickte. "Sehr wohl", witzelte ich und machte mich auf den Weg.
>> Auf der Jagd <<
Es dauerte nicht lange und ich kehrte mit einem Hasen wieder, den ich neben Morgana legte. Dann lief ich um sie herum und legte mich an ihren Rücken, sodass ich meinen Kopf gut auf ihren Rücken legen konnte. Lächelnd schloss ich die Augen. Das kleine Wunder an Morganas Bauch, wärmte mein Herz. Im nächsten Moment war ich ebenfalls eingeschlafen.
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Morganas Geschichte warf mehr Fragen auf, als sie beantwortete. Verwirrt drehte ich meine Ohren zur Seite. "Ich glaube, da war ich noch nie", sagte ich nachdenklich. "Klingt mystisch. Was solltest du denn sehen?" Die Neugier in mir war geweckt, doch ich besonn mich schnell wieder. "Aber das kannst du mir auch ein anderes Mal erzählen. Du bist sicher müde. Hast du Hunger? Kann ich dir irgendwas bringen? Schließlich bist du nochmal Mutter geworden." Ich zwinkerte ihr zu und schleckte ihr dann einmal liebevoll über die Stirn. Ich wollte ihr unbedingt etwas Gutes tun. Flidais war wunderschön und dazu auch noch ein kleines Wunder. Niemals hätte ich gedacht, dass Morgana nochmal trächtig werden könnte.
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Ich lächelte. "Flidais. Ein schöner Name." Neugierig sah ich Morgana an als sie ihre Geschichte erzählte. "Du hast eine Göttin kennengelernt?" Es sollte nicht so klingen, als würde ich ihr nicht glauben. Ich glaubte ihr. Ich selbst war nicht gerade ein gottesfürchtiger Wolf, doch würde ich es mir niemals anmaßen, mir zu erlauben eine Meinung über die Existenz eines Gottes zu bilden.
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Ich nickte. "Ja", sagte ich und legte mich auf den Bauch, direkt vor das kleine Wunder, das Morgana nun an ihren Bauch geschoben hatte. "Sie ist wunderschön. Wie willst du sie nennen?"
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Als ich das mir nur zu bekannte Geräusch hörte, wäre ich am liebsten vor Erleichterung zusammen gebrochen. Sie lebt! Ich konnte es selber kaum glauben. Meine Rute begann wie wild zu schlagen und ich schmiegte mich überglücklich an Morgana und schleckte dann voller Freude über das kleine Bündel. "Morgana, du bist unglaublich!" Diese wundervolle Fähe schenkte mir einen weiteren Welpen. Eine zweite Tochter! Ich konnte es nicht fassen.
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Ich schüttelte den Kopf und unterdrückte die Panik, die in mir hochkam. Panik schwächte den Geist. "Ich weiß es nicht, aber sie lebt." Ich hatte den kleinen Welpen noch einmal gedreht, in der Hoffnung, dass er dadurch eine Reaktion zeigen würde. Der Herzschlag war da. Die Atmung allerdings bereitete mir Sorgen.
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Ich war unglaublich stolz auf Morgana und drückte mich kurz unterstützend an sie. Als sie sich nach hinten umsah, war mir klar, dass sie es geschafft hatte. Allerdings beunruhigte mich die Stille genau so wie mich. Unsicher schnupperte ich an dem kleinen Fellknäuel. Der Herzschlag war da. Wenn auch etwas schwach. Glücklicherweise übernahm sofort mein Verstand und mein Wissen für mich. Vorsichtig streckte ich die Kehle des kleinen Fellknäuels mit meiner Schnauze nach vorne aus und stupste ihm sacht auf den Rücken, damit es von selbst atmete.
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Immer noch verwirrt folgte ich Morgana bis sie die Stelle erreicht hatte, an der vor ein paar Jahren Cupo und Liora auf die Welt gekommen waren. Als sie begann die Äste zu beseitigen, blieb ich ungläubig stehen. Was? Wie kann das sein? Fassungslos half ich Morgana, damit sie sich hinlegen konnte und schleckte ihr über die Schnauze. "Damit hätte ich nicht im Traum gerechnet", stimmte ich ihr zu. Niemals hätte ich damit gerechnet. Ich sah wie ihr Tränen durch das dichte schwarze Fell liefen und drückte meine Schnauze kurz an ihren Hals. "Morgana. Du bist unglaublich", sagte ich und musste ein heiseres Lachen aus meinem Maul lassen. "Du liegst in den Wehen und denkst immer noch an dein Rudel." Ich konnte es verstehen. Twix nicht auf diese Art verabschieden zu können, war hart. Dennoch... Twix war tot. Man konnte ihr nicht mehr helfen und Morgana schenkte Leben. Ein Leben endet, ein anderes beginnt, dachte ich fasziniert. "Ich verspreche dir, es wird alles gut. Wir folgen den anderen sobald wir können." Bei ihren Worten, wie wir das schon wieder nicht gemerkt haben konnten, musste ich leise lachen. "Das solltest du deiner Top-Figur zu schreiben."
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Morganas Reaktion ließ keinen Zweifel zu. Sie roch ihn auch. Doch bevor ich darauf reagieren konnte, brach sie zusammen. Nun hatte sie meine volle Aufmerksamkeit. "Was?", fragte ich besorgt. "Was ist los, Morgana?" Hatte sie etwas falsches gegessen? Ich konnte mir noch keinen Schluss draus ziehen, was mich als Heilwolf ziemlich dumm da stehen ließ.
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Ich hörte den anderen Wölfen nur mit halbem Ohr zu. In meinem Kopf überschlugen sich mögliche Szenarien. Marek... Fassungslos sah ich zu Morgana. Am liebsten wäre ich direkt bei ihr gewesen, hätte mich sofort um ihre Schmerzen gekümmert, doch das war mir nicht möglich. Ich suchte Morganas Blick. Marek? Meine Lippen formten seinen Namen und in meinen Augen konnte man das Unverständnis sehen, das sich in mir ausgebreitet hatte. Als Sky zu mir trat, kehrte endlich wieder Leben in mich. "Danke", richtete ich an Sky ohne sie richtig anzusehen. Mit ernstem Gesicht lief ich zu Morgana und betrachtete ihre Flanke. Die unregelmäßigen Zuckungen. Ich versuchte mich auf sie zu konzentrieren, doch in meiner Schnauze hing Mareks Geruch.
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Morgana kniff die Augen zusammen und ich wollte sie gerade fragen, was sie hatte, als Freya auf den Platz gestoplert kam. Sofort legte ich die Ohren an und stürmte auf den grauen Pelz zu, der am Rand lag. Der Körper, denn ich erblickte, war unneschreiblich zugerichtet. Das Blut stach in meine Schnauze und ich musste mich zusammenreißen, um nicht zurück zu schrecken. Sofort wurde mir klar, dass jede Hilfe zu spät kam. Bestürzt sah ich auf die tote Fähe unter mir.
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