Mein Körper war Rennen nicht gewohnt und deshalb stolperte ich nach nicht ganz so langer Zeit über eine Wurzel. In meinem Fell hatten sich Zweige verfangen und als ich unsanft auf dem Boden landete, kamen auch Blätter dazu. Ich blieb im Laub liegen, in dem ich ausnahmsweise mit meiner Fellfarbe gut getarnt war. Weinend rollte ich mich zu einem kleinen Ball zusammen und ließ alle Emotionen raus, die sich in mir angestaut hatten. Alle Angst um meinen Sohn, die Einsamkeit, die Sorge und all das traurige der letzten Tage. Ich weinte lange bis mein Körper schmerzte und mein Herz sich anfühlte als habe es blaue Flecken. Irgendwann öffnete ich meine Augen und konnte durch Laub und Büsche einen kleinen Blick auf die offene Fläche und die Berge erhaschen. Tief in Gedanken starrte ich darauf und so blieb ich einfach liegen. Irgendwann beruhigte sich mein Atem und eine Ruhe senkte sich über mich. Vielleicht würde ich ein Teil der Blätter werden wenn ich einfach liegen blieb, dachte ich abwesend und stellte mir vor wie es wäre mit dem Wind über die Ebene zu wirbeln.

[Vor der Grenze zum Revier]

Da wären wir! Charmant lächelnd drehte ich mich zu @Saki um. Na, bis hier hin war es wohl nicht sonderlich kompliziert, oder was meinst du? Ich lachte, wobei ich bemerkte, dass ich langsam wieder nervöser wurde. Es könnte eine Weile dauern, bis jemand kommt, aber ich rufe mal nach den anderen...

Ich legte den Kopf in den Nacken und jaulte nach meinem Rudel.
Als ich wieder aufhörte, sah ich den roten Rüden neben mir an. Es ist schön, dich hier zu haben, meinte ich und drückte meinen Kopf sanft in sein Fell.
Ich bin mir sicher, dass sie dich mögen werden.

Als Rebell plötzlich vor mir auftauchte, riss mich das aus meinem tauben Zustand. Erschrocken quietschte ich und hüpfte ein Stück rückwärts. Es musste eher ausgesehen haben wie eine Rolle, da ich nicht so schnell aus meiner liegenden Position hoch kam. Blätter und Zweige hingen in meinem Fell, aber das bemerkte ich nicht.
Rebells Ausstrahlung war merkwürdig, aber ich wusste nicht was los war. Daher klemmte ich die Rute zwischen die Hinterbeine und wischte mir mit einer Vorderpfote über die brennenden Augen. Ich war wohl doch nicht so unsichtbar wie ich dachte. Sprach ich meine Gedanken laut aus und räusperte mich. Meine Stimme klang belegt. Es war alles zu viel, flüsterte ich leise und senkte den Kopf. Dann schaute ich wieder hoch. Ist mit dir alles in Ordnung?. Gab ich seine Frage zurück.

Mein Nackenfell stand noch immer leicht ab und ich kauerte in einer unsicheren Haltung auf dem Laubboden. Der rote Mond hatte mir Angst gemacht und auch Rebells Ausstrahlung war gruselig. Aber er schien wirklich wieder normal zu sein, also richtete ich mich etwas auf. Nur um meine Ohren anzulegen und den Kopf zu senken als er nach dem Grund meines Ausfluges fragte.
Ich weiß nicht wo mein Sohn ist und die Gefühle auf dem Rudelplatz waren....zu viel. Nava hat es nicht geschafft, es tut mir leid. Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel weil ich wusste, dass sie ihm wichtig gewesen war. Ich hob den Kopf und schaute den dunklen Wolf der mich noch immer nervös machte, aus traurigen Augen an.

Ich kam langsam hinter Rebell ins Sonnental getrottet und merkte, dass meine Beine allmählich schwer wurden von Naila auf meinem Rücken. Ich sah das Rebell mit Maya sprach und diese schien besorgt und traurig zu sein. Als ich die beiden schließlich erreichte, ging ich mit einer Körperseite langsam runter und zog mich dabei mit der anderen Seite immer Stück für Stück zur Seite bis ich Naila vorsichtig abgelegt hatte.
Ein paar mal tief durchatmend, vernahm ich einen anderen Wolfsruf, etwas vertraut aber wiederum auch etwas fremd klingend. Ich blickte kurz Rebell an und dann zu Maya. "Maya was ist los? Was ist hier passiert, ist Marek hier?" fragte ich sie langsam vorsichtig nachhakend. Wir alle drei waren eine gewisse Zeit unterwegs gewesen und ich hoffte das Marek wieder zurück gekehrt sei.

Ich war Mija langsam zur Grenze des Reviers gefolgt. Bis hier war es ein Kinderspiel, meine Schönheit antwortet ich und erwiderte ihr lächeln. Ihre Aussage das es  ein wenig dauern könnte, ließ ein wenig die Anspannung fallen die in mir war. Wie lange war es her, das ich eine Pfote in ein Revier gesetzt hatte ? In meinen Gedanken vertift sah ich mich kurz um, während Mija nach ihrem Rudel rief. Wenn du dir so sicher bist, kann ja nichts schief gehen Schönheit  meinte ich, und schloss meine Augen als ich Mija Schnauze in mein Fell spürte. Und doch frage ich mich wie ich mich vorstellen sollte, soll ich die Wahrheit sagen oder Lügen was meine Herkunft angeht.

Als Rebell sich an mich drückte versteifte sich meine Haltung automatisch, da ich noch emotional so aufgeladen war. Ich..ich kannte sie nicht. Es tut mir leid, dass ihr sie verloren habt. Flüstere ich, aber Rebell war bereits dabei zu den Gräbern zu gehen und ich sah zu Tayro der eine Wölfin auf den Boden legte. Erschrocken wich ich zurück und drückte mich auf den Boden. So viel Tot war ich nicht gewohnt. Wenn ich genau drüber nachdachte, hatte ich noch nie einen gesehen vorher. Tayro fragte mich was los war und ich sah mit großen Augen zu ihm hoch. Nava...so viel Tot. Innerlich kämpfte ich hart mit meinem Wunsch nützlich zu sein und meiner Panik. Rebell begann ein Loch zu graben und es dauerte eine Weile bis ich mich wieder bewegen konnte. Zitternd kam ich zu ihm und half dabei zu graben, auch wenn ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Wer? ..wer ist sie?, brachte ich heraus während ich all meine Konzentration darauf lenkte das Loch zu graben um bloß nicht nachzudenken.

Ich nickte Rebell noch kurz zu, ehe dieser verschwand. Schließlich wandte ich mich an Maya mit einer ruhigen, einfühlsamen Tonlage. "Es sind schwere Zeiten und es ist immer am schlimmsten wenn jemand von uns gehen muss. Doch kann ich Rebell nur zustimmen, sie wandeln beide mit den Ahnen auf dem Mond und müssen nie wieder Schmerz, Trauer, Wut, Hass, Kummer und Verlust ertragen, sie jagen nun mit den Ahnen."
Ich schaute kurz auf die Gräber, die Rebell angefangen hatte zu graben und erinnerte mich an das etwas fremde Heulen, welches unsere Aufmerksamkeit verdient hatte. Also schaute ich nochmal kurz zu Maya. "Kannst du bitte die Gräber bewachen? Ich rufe nach Marek und mache mich dann auf zu den beiden Fremden." sprach ich kurz zu ihr, ehe ich ein tiefes Grollen in meiner Stimme erklingen ließ und ein tiefes, nach Marek rufendes Heulen ausstieß. Ich verharrte noch einen kurzen Moment danach. "Es werden wieder bessere Zeiten anbrechen Maya, voller Glück, Freude und neuem Leben. Wir werden überleben." meinte ich noch kurz aufmunternt, bevor ich mich in Richtung des zuvor vernommen Heulens aufmachte zum Rand unseres Territoriums.

>> Rand des Territoriums (Mija & Saki)

Langsam näherte ich mich nach einer Weile mit Vorsicht der Grenze und prüfte hin und wieder die Luft. Ich konnte zwei Gerüche ausmachen, davon war eine auf jedenfall eine Fähe. Da ich nicht wusste, was diese hier zu suchen hatten, schaute ich mich kurz um aber konnte sonst nichts weiter feststellen. Letzten Endes sah ich die beiden Wölfe und hielt kurz vor der Grenze an. Nach einem Moment der Stille musterte ich die beiden und fragte in einer ruhigen, jedoch bestimmten Tonlage nach. "Wer seid ihr und wieso ruft ihr nach uns?"

Meine Pfoten taten bereits weh und mein Fell war voller Erde, aber es tat gut etwas zu tun. Der Sturm in meinem Inneren lies langsam nach. Doch bei Rebells Antwort, sackte mir das Herz so weit in den Magen, dass ich beinah zu husten anfing. Bevor ich etwas sagen konnte, obwohl ich nicht wusste was, schoss er davon um einem Heulen zu folgen. Hörte das denn nie mehr auf?, dachte ich erschöpft und lauschte Tayros Worten. Sie beruhigten mich, hatten fast etwas poetischen an sich. Dennoch war auch er nach kurzer Anweisung verschwunden und ich stieg umständlich aus dem zweiten fertigen Grab. Nun war ich alleine mit der toten Schwester von Rebell und zitterte so stark, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Auch wenn mir die Anwesenheit der Wölfin Angst machte, nein eher das fehlen ihrer Ausstrahlung machte mir Angst. Das fehlen ihrer Seele, ich konnte nicht mehr fühlen wer sie war. Jeder wolf hatte eine eigene Ausstrahlung, Gefühle die ihn umgaben. Doch sie war leer und still. Dennoch legte ich mich vor ihr auf den Boden, nach einem langen Moment in dem ich mit mir kämpfte. Sie sollte nicht alleine sein. Wieder liefen mir dicke Tränen über die Wangen und tropften ins Laub. Während ich leise weinte, fragte ich mich wer sie gewesen war. Was für eine Art wolf. Sie musste wunderschön ausgesehen haben. Man sah es immer noch ein wenig.

Ich blieb neben Marek stehen und nickte der Silberwölfin und ihrem Begleiter zu. Tayro schenkte ich ein kurzes Lächeln, bevor mein Blick wieder zu den beiden anderen Wölfen schwankte und sie neugierig musterte. Ich war ebenfalls interessiert daran zu erfahren, warum sie nach uns geheult hatten. Zumindest sah es auf den ersten Blick nicht so aus, als ob etwas Schlimmes vorgefallen wäre. Hoffentlich war dem auch so. Navas Tod war schlimme Nachricht genug.