Der Schmerz zog sich tief durch meine Brust als ich das heulen vernahm. Steht es mir zu auch mit zu heulen? Den Abschied kann ich doch mit einstimmen Marek oder wer andere wird mir schon sagen ob das richtig oder Falsch war. Ich gib meinen Kopf und stimmte dem Heulen mit ein, Trauerklang hallte über die Wiese. So fühlt es sich also an wenn wer stirbt.

Ohne zu zögern schloss ich mich dem traurigen Heulen an und brachte meine etwas tiefere Stimme zum brummen, ehe ich ein paar der letzten Blumen von der Sonnenwiese nahm und diese auf die Grabstellen der beiden lag, mich kurz vor ihren Gräbern verneigte und zum Mond betete, dass es ihnen dort oben besser gehen würde.
Nach diesem kurzen Augenblick stellte ich mich wieder an die Seite und wartete darauf, wozu Marek uns nun einteilen würde.

So sehr ich versuchte mich genug zu beruhigen um mich dem Heulen anzuschließen, funktionierte es einfach nicht. Ich war zu müde von allen emotionen, zu roh und traurig. Als sich plötzlich weiches Fell gegen mich drückte, zuckte ich heftig zusammen. Aber es war niemand der mir schaden wollte, es war Acyra die gekommen war um mich zu trösten. Trotz ihrer eigenen Trauer war sie zu mir gekommen weil ich weinte. Auch wenn ich sonst die war die anderen beistand, war hier doch seit Monaten alles so fremd und anders. Ich war wie ein Welpe der alles neu lernen musste und hatte keine Gegenwehr mehr. Der Damm brach und ich drückte meinen Kopf in ihr Bustfell, der erste richtige Körperkontakt seit Wochen. Morgen wäre mir dieser Kontrollberlust wahrscheinlich peinlich, aber jetzt konnte ich einfach nicht mehr dagegen ankämpfen. Ich brauchte Nähe wie die Luft zum atmen und mir fehlten mein Sohn und Lighto schrecklich. Während die anderen ihren traurigen Abschiedsgesang in den Himmel schickten, schluchzte ich zitternd an die Wölfin neben mir gepresst. Mein Kopf schrie zu viel, es ist alles zu viel und ich konnte nicht mehr denken.

Ich schloss mich dem Heulen aller anderen an und ließ meinen Emotionen dabei freien Lauf. Sowohl Nava als auch Naila rief ich mir vor mein inneres Auge und stellte mir vor, wie ihre Seelen den Himmel emporstiegen. Nava voranflitzend, fröhlich bellend, abenteuerlustig wie und je und hinter ihr Naila in einem eleganteren Gang. Hoffentlich ging es ihnen gut, wo auch immer sie jetzt sein mochten. Sobald ich verstummte, fühlte ich mich ein wenig leichter, befreiter.

Diese Leichtigkeit hielt aber nur für einen kurzen Augenblick an. Besorgt richtete ich meinen Blick auf Rebell und begann mich auf ihn zuzubewegen, bis ich unbewusst neben Marek stehen blieb. Meine Augen weiterhin auf Rebell fokussiert. Von meiner Position konnte ich nicht sehen, wo die Wunde war, deshalb machte ich ein paar Schritte um Rebell herum, bis ich die Ursache des Blutgeruchs entdeckte. "Im Nacken. Eine Bisswunde." Meine Augen verengte sich und ich konnte das beschützende Knurren nicht aus meiner Stimme fernhalten. Mein Nackenhaar stellte sich auf. Wir hatten gerade erst zwei Rudelmitglieder verloren, somit brodelte mein normalerweise eh schon recht starker Beschützerinstinkt haarknapp unter der Oberfläche und brach hervor. "Wer?"

Ich hörte gleichzeitig auf mit den anderen und drehte mich zu Rebell um. Sorge machte sich bereit als ich den Blutgeruch wahrnahm und die Wunde sah. Langsam trat ich näher unsicher ob ich das hören durfte was gerade geredet wurde. Doch hörte ich das es um eine Wölfin ging, ihren Namen nicht hörend, die Nava gefunden hatte. Sie wurde anscheinend angegriffen. Ich spitze die Ohren und trat noch einige Schritte auf die Gruppe zu so das ich in der Nähe von Marek stand. „Schließt sie sich dem Rudel an?“, fragte ich neugierig. „Können wir den schon zurück gehen?“, ich war wirklich neugierig auf die Wölfin. Sorgenvoll sah ich jedoch erneut auf Rebells Wunde und hoffte das es nichts ernstes war.

Nachdem meine Tränen langsam nachließen und auch das Zittern weniger wurde, drückte ich mich noch einen kurzen Moment länger gegen die Wölfin. Ich genoss einen Augenblick länger die Stärke und Wärme die sie ausstrahlte. Dann seufzte ich schwer und zog mich zurück, denn der Tumult der langsam an meine Ohren drang, machte mich nervös. Erschöpft hielt ich den Kopf gesenkt, danke. Flüsterte ich leise, auch wenn das Wort nicht reichte um zu erklären, was mir ihr Beistand bedeutete. Aber ich hatte mich in mich selbst zurückgezogen und es fühlte sich an als wäre alles um mich herum etwas weiter weg als sonst. Als müsste ich erst einen Weg überwinden um überhaupt an meine äußere Hülle zu kommen. Besorgt musterte ich wie sich Wölfe um Rebell versammelten und hörte Talias Worte. Ich wollte schlafen, dieser Zustand würde nur weg gehen wenn ich geschlafen hatte. Mein Kopf und mein Herz waren überlastet und konnten nicht mehr richtig reagieren. Also wartete ich erneut still was die anderen machen würden und hoffte wir konnten bald alle zurück zum Rudelplatz.

Ich schritt ihnen hinterher.
(Rudelplatz)

Ich starrte zu Rebell aber eigentlich sah ich ihn nicht. Angriff? einfach so?, in meinem Kopf spielte die Erinnerung ab als ich gerade von den Menschen in die Wildniss gebracht wurde und mich der schwarze Wolf angegriffen hatte. Vor meinem inneren Auge sah ich seine weißen Zähne, den kalten Blick und den Speichel der von seinen Lefzen tropfte. Wenn solche Wölfe auch im Tal herum liefen, war Jett vielleicht einem von ihnen über den Weg gelaufen. Mir war schlecht und mein Atem wurde schneller, aber bevor ich mich weiter in meine Angst steigern konnte, sprach mich Acyra an. Ich zuckte erneut zusammen und blinzelte ein paar mal, bevor mein Blick sich fokussierte. Es dauerte noch eine Weile länger bis ihre Worte durch die Watte in meinem Kopf ankamen. Nach Hause, der Gedanke leiß mich die Luft ausatmen die ich angehalten hatte. Müde nickte ich und wartete, dass sie los lief. Ich würde folgen.
-Rudelplatz