Sprich nicht über Dinge die du nicht verstehst, Welpe. Huttsers Tochter war zwar kein Welpe mehr, aber sie war trotzdem deutlich jünger als ich und benahm sich mit ihrer Reaktion nicht wie eine erwachsene Fähe. Einen Aplha als Lügner zu bezeichnen, während man weit in der Unterzahl war, sprach nicht eben von Intelligenz. Ich sah die Fähe über den Fluss hinweg strafend an und stupste Seth dann leicht in die Seite. Beruhig dich. Manche Wölfe sind es einfach nicht wert auf sie deine Wut zu verschwenden. Wir gegen jetzt Nachhause, fressen was und dann können wlr weiter nach den anderen suchen. Blacksoul hatte das Bedürfnis sich wieder einzumischen und ich sah sie mit genervt hochgezogenen Augenbrauen an. Was weißt du schon über Rudel? Es kam nun noch ein dunkler Rüde (Heaven) in die Nähe, dessen Geruch Huttsers Tochter ähnelte und noch einem von seiner Brut wollte ich jetzt nicht begegnen. Ich wollte hier lieber weg und hoffte sehr, dass sich auf unserem Rudelplatz wieder die anderen eingefunden hatten und die ganze Situation nur ein Missverständnis gewesen war.

So rasch wie der braunschwarze Wolf zu uns getaumelt war, so rasch war er auch wieder verschwunden – getrieben von der Eile, die das ferne Gebell in ihm erweckt haben musste.
Ich fühlte mich unwohl. Etwas Schweres legte sich über mich, das meine inneren Kräfte immer mehr zu Boden drückte.
Das lag nicht an Heaven. Nicht an seinem plötzlichen Eintreffen. Oder an Finn und der Ungewissheit mit ihr.
Eher glaubte ich, dieses Unwohlsein längst irgendwo verwurzelt gehabt zu haben. Bloß um die Wucht des inzwischen ausgereiften Gefühls nun im Magen tummeln zu spüren.
Mir… fehlte mein Zuhause. Oder irgendein leichter Dunst, irgendeine leichte Wolke, die mich umhüllte – sei es nur für brüchige Sekunden –, um mir einen feinen Anflug an Halt zu bieten. An Sicherheit.

„Lejan! Marlo!“ prallte es im nächsten Moment gegen meine Ohren – und… es hätte kein erlösenderes Gefühl geben können, als gerade jetzt die Stimme meiner Mutter zu hören.
Ich warf den Kopf in Richtung Fluss und sah sogleich die schattenhafte Gestalt mütterlicher Zuneigung auf uns zulaufen. Meine Rute schwenkte sachte hin und her und auch wenn ich es nicht bemerkte, zog sich eine wohlige Wärme durch meine Brust hindurch. Es war, als hätte Mutter die Rudelgrenze gleich mit sich gezogen und ein Stück Zuhause in diesen fremden Landknick gebracht.
Dann entdeckte ich auch Adria – dem mütterlichen Schatten folgend – und sie war wie eine weitere, sehnlichst vermisste Scherbe unseres Zuhauses, die wieder zu uns gefunden hatte, um das Grau der Ungewissheit endlich fortzutreiben.

Ich erwiderte Mutters liebevolle Geste, freute mich, unsere Familie – beinahe vollständig – beisammen zu haben. Doch… lange dauerte es nicht, bis der Moment der Freude von dem dämmernden Schleier zweifelhafter Gedanken überzogen wurde.
Mutter wurde sogleich auf Finn aufmerksam und als hätte mir jemand mit den Fingern ins Gesicht geschnippt, realisierte ich, wie schrecklich gemein es doch war, dass ich mich so sehr auf das Wiedersehen mit meiner Familie gefreut hatte, während… Finn sich so furchtbar nach ihrer sehnte.
Ich erschauderte. Der Gedanke ließ die Temperatur um mich herum gleich um mehrere Grade sinken. Schuldbewusst fuhr ich mir mit der Zunge über die Lefzen.
„Das ist Finn“, meinte ich unserer Mutter zugewandt (meine Freude nun deutlich mehr zurückhaltend), und übersprang bewusst die Frage, ob Freundin oder Nicht-Freundin.
„Sie…“ hat ihre Familie verloren, wäre mir beinahe herausgerutscht, doch die Worte echoten nur in meinen Gedanken zu Ende. Wie ein verbotener Satz verbrannten sie mir die Zunge. Sofort sprang mein Blick zu Finn rüber, als hätte ich Angst gehabt, sie könnte meinen Gedanken gehört haben.
„Sie wartet auf ihre Familie“, korrigierte ich mich und legte eine ungewohnte Überzeugung in meinen Tonfall, welche wohl eine Gewissheit ausdrücken wollte, die ich mir selbst aufzwang: Die Gewissheit darüber, dass Finns Familie tatsächlich erscheinen und sie finden würde.

Meine Ohren waren noch immer zornig zurückgelegt, als Blacksoul sagte, dass man einem Vater nicht alles glauben könnte. Meine Augen ließen sofort von der hellen Fähe ab, nur um die dunkle Wölfin zu begutachten. Sie wirkte als hätte sie ihre Worte mehr zu sich selbst, als zu mir gesagt. Bevor ich genauer über ihre Aussage nachdenken konnte, wurde ich von Papa angestupst und all meine Aufmerksamkeit galt ihm. Etwas zu fressen wäre toll! Mein Magen war ziemlich leer und abgesehen davon wurde es nun wirklich voll hier an diesem Fluss. Es schien, als würden aus allen Richtungen Wölfe ankommen und keiner von ihnen gehörte zu unserem Rudel. Okay., sagte ich schließlich ganz knapp, warf einen letzten Blick auf die helle und die dunkle Fähe und setzte mich in Bewegung in die Richtung aus der wir hergekommen waren.

Mit einem selbstgefälligen Lächeln blickte ich auf Dash. Ein Rudel ist nichts anderes als eine große Familie, man sorgt für einander und schützt einander. Ich sagte, dass ich seit meinem ersten Atemzug ein Streuner bin. Aber nicht, dass ich noch nie einem Wolf aus einem Rudel begegnet bin Alpha! entgegnete ich Dash. Und blickte kurz darauf auf Seth, der schon halb wieder auf dem Heimweg war. Übrigens ist es egal, wie stark das Rudel ist, da auch das stärkste Rudel Schwachstellen hat. Fügte ich mit einem kalten Lächeln hinzu, bevor ich meinen Blick auf den Fremden richtete.

Du redest wie jemand der nur die Theorie eines Rudels kennt. Ich würdigte Blacksoul keiner eingehenderen Antwort und nickte Seth mit einem weichen Blick zu, denn er hörte auf mich und das war sehr gut. Ich stupste @Vollo in die Seite und deutete dann mit der Schnauze in die Richtung in die Seth ging. Gehen wir Nachhause.

Nun ich habe nicht vor das Praktische vor deinen Söhnen zu erläutern, was man mir beigebracht hat, wenn es um Rudelwölfe geht. Es sei denn, du möchtest es Ihnen auf dem Heimweg ausführlicher erklären, was ich damit meine meinte ich mit einem finsteren Lächeln. Es wäre unklug meine praktische Erfahrung hier und jetzt mitzuteilen, da diese sich auf das Angreifen und Töten von Rudelwölfen in nicht ganz fairen Kämpfen bezog. Zumindest war es das, was mir der feuerrote Rüde, der mir mein Leben schenkte, damals als Halbstarke beigebracht hatte. Ich habe deine Frage bezüglich des Rudels halbwegs beantwortet und würde gerne eine Antwort auf meine Frage erhalten. Ich würde mich freuen, wenn du mir eine Antwort auf meine Frage geben könntest, meinte ich mit einem höflichen Ton. Da ich jetzt doch eine Antwort auf die Frage haben wollte, ob er eine Streunerin blind vertrauen, als einen Zigeunerwolf.

Was meint sie mit dem praktischen?, wollte ich wissen und warf einen Blick über meine Schulter. Doch Papa hatte sich noch nicht von der Stelle bewegt, auch wenn er eigentlich im Begriff gewesen war ebenfalls zu gehen. Ich sah, wie er Vollo anstupste und schnaubte leise. Mein Magen grummelte hungrig und als mir der Duft von Beute in die Nase stieg, hatte ich wirklich keine Lust mehr zu warten. Die beiden würden schon hinterher kommen und meine Frage konnte auch warten.
Fest entschlossen, den Ursprung dieses köstlichen Geruchs zu finden, lief ich durch das Gestrüpp.

--> Wald

Ich wusste nicht so recht was ich sagen oder wie ich reagieren sollte. Auch mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich unsere Mutter erkannte. Meine Rute begann zu pendeln, ganz sachte und kontinuierlich hin und her. Doch irgendetwas störte mich an der Situation. Ich blickte meinen Bruder fragend an, als wüsste er besser als ich selbst was es war - und tatsächlich glaubte ich, die Antwort in seinen Augen sehen zu können. Hallo Mama, sagte ich, bevor ich mich auf den Gedanken, der Marlos Blick in mir ausgelöst hatte, oder vielmehr das Gefühl, dass da gewesen war, wirklich besinnen konnte. Steif nickend stimmte ich ihm zu. Das ist Finn. Kann sie mit zu uns kommen? Nur für eine Weile. Wir brauchen alle etwas zu fressen, meinte ich schließlich und leckte mir hungrig über die Lefzen. Wieder fing ich den Blick meines Bruders auf. Was war nur los? Was stimmt nicht?, fragte ihn mein Blick in stumpfer Glasigkeit.

(@Finn , @Marlo , @Adria )

Mit einem Schmunzeln schaute ich dem Sprössling von Dash noch nach, als er im Dickicht in Richtung Wald verschwunden war. Dash, in einigen Sachen scheint der Rüde durchaus recht gehabt zu haben. Du scheinst ein ziemlich guter Alpha zu sein, vielleicht auch ein exzellenter Partner und Vater. meinte ich mit einem kalten Lächeln. Und machte ein paar Schritte auf den weißen Rüden zu, aber das Einschätzen von Fremden musste noch ein wenig üben. Ich weiß zwar nicht, was für ein Konflikt es zwischen deinen und dem Rudel ihres Vaters vorliegt. Und im Grunde ist es mir auch egal, aber ich glaube, dass sie nicht den gleichen Weg wie ihr Vater beschreitet. Natürlich war der letzte Teil meine Aussage. Nur eine Vermutung, schließlich wusste ich nicht wirklich, warum die junge Wölfin das Rudel ihres Vaters verlassen hat. Mein Blick ging von Dash zu der jungen Wölfin und lächelte, schließlich ist sie eine Streunerin meinte ich.