Sanft und doch etwas tadelnd schüttelte ich den Kopf über Billys Wut, auch wenn ich sie nur zu gut verstehen konnte, denn alleine nur daran zu denken was Huttser unserem Rudel schon angetan hatte, nur um jetzt mit offenen Pfoten empfangen zu werden, während wir nach wie vor die Buh-Männer des Tals waren regte mich furchtbar auf, doch ich wollte nicht, dass die Welpen aufgeschreckt wurden und es war ja auch nicht gut für meinen Bruder sich so aufzuregen. Jetzt werden eir erst einmal abwarten und beobachten was passiert. Wir werden nicht als erstes angreifen, aber wir werden auf der Hut sein.

Schmunzelnd beobachtete ich Seth, der sich zwar gegen meine Worte wie erwartet gewehrt hatte und dann doch gähnen musste. "Ich wecke dich, wenn sie wieder kommen." versprach ich und schleckte beruhigend über den Kopf.

Es dauerte auch nicht lange, da rauschte ein weißes Fell auf den Rudelplatz an uns vorbei. Meine Nackenhaare stellten sich auf, denn Aylia rannte einfach ohne ein Wort an uns vorbei und ließ sich nahe der Höhle einfach nieder. Irgendwas schien die Wölfin aufgebracht zu haben und ich blickte mich suchend um. Sie war mit Dash und Ghost unterwegs gewesen - doch von den beiden war nichts zu sehen. Nervös wartete ich noch ein paar Sekunden ab, ehe ich mein Wort an die Wölfin richtete. "Aylia! Was ist passiert. Wo ist Dash?"

Ich war enttäuscht als die anderen Wölfe gingen aber ich fand schnell etwas anderes zu spielen. Begeistert kaute ich auf einem Stock herum und fing an den Ast, der doppelt so groß war wie ich durch die gegen zu schleifen wobei icg mit dem Holz ein lustiges Tauziehen spielte.
Spielerisch knurrte ich und ruckte nach hinten. Das die anderen zurück kamen bemerkte ich nicht während ich spuelte.
Mit einem ruck riss der dürre Ast an dem ich hing und ich stolperte rückwärts mit einer Rolle zu boden.
Dabei klemmte schoss ein kurzer Schmerz durch meine pfote und ich jaulte auf.
Wimmernd hob ich die pfote an, es tat gar nicht mehr so weh wie gerade eben. Aber ich hatte mich mächtig erschreckt.

Kaum hatte Aylia ihre Worte ausgesprochen, erblickte ich das helle Fell des Rüden. Sofort begann mein Herz schneller zu schlagen, doch ich zwang mich der Wölfin wieder ins Gesicht zu sehen und meinen Blick vom Vater meiner Welpen abzuwenden.
Ich konnte nicht verstehen, wieso Aylia so wütend war. Auch sagte mir Huttser nicht wirklich viel - doch wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hatte ich mich seit meiner Ankunft im Tal wenig mit den Wölfen hier beschäftigt. Mein Blick wanderte wieder zu Dash - dem Grund, wieso ich die meisten Wölfe im Tal nicht kannte. Seit meiner Ankunft drehten sich meine Gedanken fast nur um ihn. Untypisch für mich, doch dieser Zustand hielt schon einige Winter an. Mittlerweile hüpften hier Welpen zwischen uns und wir hatten noch immer nicht darüber gesprochen, was eigentlich zwischen uns ist.

Wieder waren meine Gedanken abgedriftet. "Wieso hast du so einen Hass auf diesen Huttser?" Ich war ausnahmsweise aufrichtig interessiert und blickte die Fähe an. Ein aufjaulen ließ mich jedoch zuerst ein Ohr und dann sofort den Kopf wenden. Die klare helle Stimme von Vollo brachte mich dazu, wortlos mit einem kurzen entschuldigenden Blick von Aylia abzudrehen. In nur wenigen Schritten hatte ich den Rüden erreicht. Wie ein Häufchen Elend saß er da, hielt wimmernd seine Pfote in die Luft - neben ihm ein Ast. "Was ist passiert mein Kleiner?" Ich ließ mich neben ihm zu Boden gleiten, zog ihn zu mir heran und begann seine scheinbar schmerzende Pfote abzuschlecken, konnte jedoch nichts entdecken. Da fiel mir Aylia wieder ein. War sie nicht die Heilerin des Rudels? "Komm Vollo, Tante Aylia soll sich das kurz anschauen." Mit dem Blick suchte ich die helle Wölfin und wedelte mit der Rute. "Aylia? Könntest du kurz gucken bitte?"

Ich sah Mama an und war froh das sie da war, trost suchend drückte ich mich an ihr Bein. Dann kam auch die Wölfin von vorhin zu uns, ich sah sie neugierig an, als sie mir sagte das ich ein bisschen laufen sollte trat ich zögernd mit der Pfote auf. Zuerst sehr vorsichtig humpelte ich ein paar Schritte, als ich jedoch merkte das die Pfote gar nicht mehr so weh tat belastete ich sie mehr und sah zu der Hellen. Es geht, denke ich. antwortete ich kleinlaut und wedelte mit der Rute.

Ich sah zu Mama auf und gähnte noch einmal. Wieso legte sie sich denn nicht hin? So wollte ich nicht schlafen und ich glaubte auch nicht, dass ich hier auf dem Boden ohne sie einschlafen konnte. Das war nicht gemütlich! Außerdem waren Shimuck, Vitani und Vollo auch noch nicht müde.
Dann kam die unheimliche Wölfin über den Platz gelaufen und ich spürte, wie Mama sich anspannte. Fragend legte ich meinen Kopf schief. Unmöglich, dass ich jetzt ein Auge zu machte. Neugierig beobachtete ich die anderen und tapste schließlich meiner Mama hinterher, als sie zu meinem verletzten Bruder lief.

Ich atmete durch und richtete meinen Körper auf. Ja ich werde die anderen einfach ignorieren solange sie uns in Ruhe lassen. Na komm du willst doch bestimmt zu deinen Welpen und ich hab Seth versprochen zu spielen wenn wir wieder da sind. Ein halbseitiges Grinsen erschien auf meinen Lefzen, während ich meinem Bruder liebevoll gegen die Schulter stieß. Außerdem roch ich meinen Welpen in der Nähe und war gespannt wie es der Problembande ging. Ich hielt zusätzlich Ausschau nach meiner Gefährtin während ich auf den Platz trat.

Ich kam auf den Platz und blieb stehen. Eh was ist denn hier passiert?, rief ich wahrscheinlich etwas lauter als gewollt. Irritiert drehte ich mich nach Corvin um und sah wieder nach vorne auf die kleinen felligen Welpen die hier rum watschelten. Von wem sind die denn?. Meine Stimme war ein bisschen hoch gegangen. Also räusperte ich mich einmal.

Danke, Bruderherz. Ich schenkte meinem Bruder ein sanftes Lächeln und schritt dann auch gleich fort zu der Mutter meiner Welpen, die dort zusammen mit Aylia und dem kleinen Vollo stand, wobei unser Welpe eben auf und ab ging, während die beiden Fähen ihn aufmerksam beobachteten. Ist etwas passiert? Besorgt zuckten meine Ohren zurück und ich betrachtete meinen kleinen Sohn, wobei mir allerdings die Ankunft meines Neffen Miros nicht entging, der sich über seine kleinen neuen Cousins und Cousinen wunderte.

Vollo tat, wie Aylia ihm geheißen hat und auch ich konnte sehen, dass er seine Pfoten normal belasten konnte. Ein erleichtertes Seufzen entfuhr mir, ehe ich mich an die Wölfin wandte. "Danke!"
Der Rudelplatz füllte sich langsam und ich war hin und her gerissen zwischen meiner Neugier, welche Aylia befriedigen konnte und dem Wunsch, die Welpen in die Höhle zu schleppen und mich doch mit ihnen einzuigeln. Es war anstrengend sie alle im Auge zu behalten, denn sie schienen jeder in eine andere Richtung gehen zu wollen. Wie so kleine Käfer....

Dash war neben uns getreten und ich lächelte ihn müde an. Wenn er hier war, wurde das alles etwas leichter. "Vollo hat sich beim spielen etwas weh getan. Aylia hat sich die Pfote bereits angeschaut." erklärte ich ihm.

Ich sah auf meine Pfote und dann wieder zu der Wölfin.
Danke quietschte ich. Als Papa wieder kam sprang ich begeistert auf und ab, Papa wo warst du?