Ich lächelte und wuffte ihm zu. „Danke dir, bis bald Ravik.“, ich trabte los und bald rannte ich.

(Wäldchen)

Und wider trabte ich über den Schnee und überquerte nach langem trabe die Berge. Bei Sonnenaufgang erreichte ich den großen Lachsfluss, da ich noch ein Schlafplatzt gefunden hatte wo ich mich erholen konnte.

(Großer Lachsfluss)

Ich lief in die Berge - in meine Berge, wie ich Akela gesagt hatte. Die Reviergrenze war nahe und ich setzte dort zusätzlich noch einmal eine frische Markierung ab.
Dann war ich wieder in meinem alten "Revier".
Das Revier des Bergrudels hatte ich schon gut kennengelernt, aber hier kannte ich jeden Fels, jeden Baum, jeden Pfad und jeden Platz.
Ich hatte viele Lieblingsplätze hier gehabt und ich suchte sie der Reihe nach auf.
Auch alte Bekannte traf ich.
Da war der Luchs. Er hatte jetzt Familie - zwei Junge spielten Fangen. Die Mutter war da und passte auf. Sie bemerkte mich und ich erntete ein Fauchen. Ich lächelte zurück. Ich mochte diese Tiere. Sie waren stolz, wild und frei.
Auch der große Bär hatte seinen Winterschlaf beendet und fraß Frühlingsbeeren an einem Strauch.
Von meinen verschiedenen Aussichtspunkten, wo ich verweilte, sah ich die Adler. Auch sie brüteten jetzt und wechselten sich dabei ab. Ich wusste, wo ihre Nester lagen.
Ich trank frisches Quellwasser, badete in meinem Bergsee, wälzte mich im frischen Frühlingsgras auf der Almwiese und Wind und Wolken vertrieben meine Sorgen. Wieder einmal wurde ich eins mit den Bergen und die Politik der Rudel war weit weg.
Aber nicht zu weit. Jetzt besaß ich Verantwortung. Zusammen mit Akela musste ich das Rudel beschützen, wenn das notwendig war.
Nacheinander dachte ich über die einzelnen Mitglieder des Bergrudels nach und überlegte mir meine Einstellung zu ihnen und was ich so über sie wusste und dachte. Ich ließ mir Zeit dabei und tat das gründlich., Vor allem wollte ich nichts übersehen, was eine entscheidende militärische Bedeutung haben könnte.
Doch diese Überlegungen waren nicht nur taktischer Art. Es kamen auch Gefühle mit ins Spiel.
Am Ende stellte ich fest, dass ich bereits alle Mitglieder meines Rudels mochte und achtete - einige natürlich mehr als andere. Das tiefste Gefühl von allen war jedoch die Dankbarkeit, dass sie Akela und mich aufgenommen und willkommen geheißen hatten. Allein dafür würde ich bereitwillig für sie sterben - für jeden Einzelnen von ihnen.
Lyvianne, die Anführerin schätzte ich am meisten. Das war nur natürlich und ich bereute meine Unterwerfung ihr gegenüber kein bißchen. Sie war die ideale Anführerin für dieses Rudel und es war nicht schlimm, daß sie keine Kriegerin war. Dafür gab es andere Wölfe. Aber sie war immer da, wenn ihre Familie, ihr Rudel Not hatte oder Führung brauchte, eine Führung, die sie nicht mit Gewalt durchsetzen musste, weil wirklich jeder Wolf im Rudel sie anerkannte als das was sie war: eine großherzige, liebevolle, klug und weise Anführerin.
Auch wenn es militärisch sinnvoll gewesen war, sie ein wenig zu brüskieren, tat mir das jetzt leid.
Ob sie die Kriegslist wohl richtig verstanden hatte?
Ich wollte nicht, daß sie schlecht von mir dachte.
Akela, meine Bergkönigin, hatte es verstanden, aber sie war ja auch eine Kriegerin.
Ich beschloß, der Anführerin ein Geschenk aus meinem Revier mitzubringen, wenn ich wieder zurückkehrte.
Mir fiel auch schon ein, was das sein würde:
ein Steinbockkalb! Keine Beute in den Bergen war schwerer zu jagen als der mächtige Steinbock - und diese Tiere passten sehr gut auf ihren Nachwuchs auf. Es würde eine echte Herausforderung sein, aber ich kannte die Gegend und die Tiere hier. Ich würde es schon schaffen!

Dann überlegte ich mir, wie die Grundstimmung im Rudel war.
Sie war sehr familiär, man war lieb zueinander und wenig formell. Einerseits sehr schön und nett, andererseits gab es wenig Disziplin und die Wölfe arbeiteten nicht sehr oft zusammen - meist nur zu zweit oder dritt. Das gab jedem Wolf viel Freiheit, schwächte allerdings auch die militärische Stärke des Rudels. Der Nachteil war außerdem, daß das Selbstbewußtsein litt. Wenn alle immer nur vom -"schwachen Bergrudel" sprachen - und auch noch daran glaubten, dann wurde das Rudel auch schwächer als es sein müsste - oder aber - es wurde unterschätzt. Daran könnte man arbeiten. Wir mussten nicht schwach sein.
Da war Gunter, ein stattlicher disziplinierter Krieger, der allein schon durch seine Erscheinung wirkte. Er war nicht schwach.
Sein Gefährte Rolf schien mir ein wenig heikel zu sein. Aber auch er war ein fähiger Kämpfer.
Casanova war riesig, stark und gutmütig. Aber er konnte kämpfen, das konnte man sehen. Außerdem besaß er das Ohr der Anführerin. Auch das hatte Gründe.
Zusammen mit Akela und mir ergab das bereits 5 fähige Kämpfer.
Dann war da noch Snow, verletzt bislang, aber wohl auch recht fähig, wie man bei der Jagd feststellen konnte. Svoboda, die Jägerin war da. Wer jagen konnte, konnte wohl auch kämpfen. Iki, der Treiber. Man könnte mit ihm trainieren …
Dann waren da noch die Jungwölfe.
Schade, dass Naya keine Kriegerin werden wollte, aber mir gefiel auch die mutige und vorwitzige Lola, die immer und immer übte - das Jagen natürlich, aber warum nicht auch das kämpfen?
Saikko, die Heilerin war auch noch sehr jung, aber jedes Rudel brauchte eine Heilerin. Sie musste nicht kämpfen können, aber man könnte ihr helfen, daß sie lernt, sich zu verteidigen.
Also, wenn ich das alles so zusammen zählte, dann kam ich zu dem Ergebnis, daß das Bergrudel keinesfalls schwach zu nennen wäre. Aber es war vielleicht auch nicht schlecht, dieses Image beizubehalten. Das war eine Sache von Einstellung und Taktik. Vielleicht würde ich ja mal mit der Anführerin über dieses Thema reden. Sie wollte Frieden und keinen Krieg. Das war klar. Aber wie bewahrt man den Frieden am besten?

Ich blieb drei Tage lang in den Bergen.
Zwischendurch fing ich mir ein Murmeltier, das noch mager vom Winter war, aber das genügte mir.
Ich meditierte auf den Gipfeln, klärte meine Gedanken und Gefühle und ließ mir den Frühlingswind um die Nase wehen und durch meinen Pelz streichen. Auch spürte ich die Paarungszeit, aber für mich gab es da nur ein Wesen, das ich suchte: Akela, meine Bergkönigin. Sie wartete auf mich, das wusste ich ich.
Ob sie schon bereit war?
Dann kam der Tag, als ich beschloß meine Idee in die Tat umzusetzen und für die Anführerin ein Steinbockkalb zu erbeuten.
Viele Stunden pirschte ich durch die Berge und schließlich gelang es mir hoch oben in den Gipfeln eine aussichtsreiche Position für die Jagd zu finden. Steinböcke sehen selten nach oben - genau wie Gemsen. Man muss sie deshalb von oben jagen, wenn man es schafft, auch über sie zu kommen. Das war die Kunst, denn den Steinböcken war kein Weg zu steil. Endlich hatte ich Glück.
Ich fand eine Steinbockmutter mit zwei Jungen - eins war normal. Sie konnte nicht beide völlig abschirmen und darin lag meine Chance. Ich erklomm den Berggipfel von der ihnen abgewandten Seite aus, achtete peinlich genau auf die Windströmungen und auf den Sonnenstand, damit mich nicht mein Schatten verraten konnte und war endlich in Position. Die Mühe zahlte sich aus.
Doch ich hatte einen Rivalen. Gerade als ich meinen Überraschungsangriff von oben startete - ich sprang von einem Felsen etliche Wolfslängen herab, um dann blitzschnell zuzuschlagen, bemerkte ich den Schatten über mir. Es war einer der mächtigen Steinadler. Auch er hatte es auf Beute abgesehen.
Fast zeitgleich stießen wir beide herab und die Steinbockmutter floh in die Felsen mit einem Kalb, während sich die Klauen des Adlers bereits in den Rücken des zweiten Kalbs bohrten, das erschrocken aufwimmerte.
Du stiehlst mir nicht meine Beute! knurrte ich und biß mich meinerseits im Kalb fest. Durch mein zusätzliches Gewicht konnte der Adler das Kalb nicht davontragen und wurde so zu Boden gezogen.
Ein Hieb mit dem Schnabel verpasste knapp meine Augen.
Ich musste die Beute loslassen, um auszuweichen und der Adler setzte nach.
Er wollte seine Beute mir auch nicht kampflos überlassen und griff mich weiter an.
Was sollte ich tun?
Konzentrierte ich mich auf den Adler, dann lief das Kalb weg. Es war nicht schwer verwundet und würde entkommen.
Nein, es musste ein Steinbockkalb sein!
Ich hechtete hinterher, gut das ich so schnell war und biß dem Kalb rasch die Beinsehne durch. Das Tier würde nirgendwohin mehr laufen.
Doch der Adler war aufmerksam gewesen und hatte noch nicht aufgegeben.Seine scharfen Klauen fuhren mir über die Schnauze und hinterließen einen tiefen Riß.
Ich hatte Glück, daß er auch diesmal nicht meine Augen erwischt hatte.
Dann griff ich ihn an und es flogen eine Menge Federn in der Gegend herum.
Als mein Gegner endlich einsah, daß er am Boden gegen mich keine Chance hatte, flog er schließlich beleidigt davon.
Ich sah ihm hinterher. Er hatte gut gekämpft. Dann tötete ich rasch das Kalb und erlöste es von seiner Angst und seinen Schmerzen.
Der Riß quer über die Schnauze tat weh und blutete, aber ich hatte das, was ich wollte. Ich würde es überleben.
Die Leber war mein und ich stärkte mich damit, bevor ich meine Beute zum Rudelplatz zurücktrug.
Es waren drei Tage vergangen.

>>>>> Rudelplatz der Bergwölfe

Viele Tage hatte ich nun allein an diesem Ort verbracht, hing meinen Gedanken nach und träumte vor mich hin.
Doch mit der Zeit wurde diese Einsamkeit in mir immer lauter und schwoll letzlich zu einem unerträglichen Ton an,
der mir die Ruhe stahl. Ich konnte nicht länger hier bleiben mit nichts als mir selbst. Mit schweren Gliedern raffte ich mich also
auf und trat durch den engen Eingang der Höhle ins grelle Tageslicht. Es blendete ein wenig, doch wärmte es auch angenehm
die Haut und verlieh mir einen kurzen Schub von Entschlossenheit. Den Blick nach vorne gerichtet, trat ich erneut meine Reise an.

>>>> Lachsfluss

Es hatte beide Kraft gekostet, die Berge zu erklimmen, nachdem sie das Tal durchschritten hatten. Nun blickten Sie zurück, vor allem zu den Wipfel der Bäume, welche den Rudelplatz der Silberwölfe markierten. Ying schmiegte sich an ihren Gefährten und winselte leicht. Die Entscheidung ihre beiden eigenen Welpen und Ziehwelpen zurück zu lassen war hart gewesen. Doch beide wussten, dass Luna nach ihnen rief. Sie wollten nicht dass jemand aus dem Rudel dies mitbekam. Kurz ließen beide ihre Stimmen in einem Abschiednehmenden Gesang erklingen, ehe sie auf der anderen Seite der Bergkämme entschwanden, und somit das Tal verließen - für immer.

(Ying und Yang sterben außerhalb des Tales und kehren daher nicht zurück - können demnach gelöscht werden)

Ich war ein wenig vorgelaufen und dann stehen geblieben, um die Umgebung in Augenschein zu nehmen, während ich auf Phantom wartete. Berge hatten mich schon immer in ihren Bann gezogen, ich mochte es einfach, Hänge zu erklimmen und oben angekommen, die schöne Aussicht und die frische Luft als Belohnung zu genießen. Mein Blick fiel zurück auf den grauen Rüden. Wolang nun?

Phantom:

Ich hatte eindeutig Schwierigkeiten gehabt den Berg zu erklimmen, war ab und an fast wieder herab gerutscht, einfach weil mir die Balance fehlte. Doch endlich schaffte ich es neben Sialuk zum Stehen zu kommen. Gute Frage. Ich habe ja nur ihr Heulen von hier aus gehört. Aber gerade unterwegs ihren Geruch nicht wirklich aufnehmen können..liegt wohl daran dass ich ihn mir noch nicht wirklich eingeprägt habe.. Ich sah mich suchend um

Okay. Aber es sollte ja nicht allzu lange her sein, dass sie verschwunden sind. Daher könnten wir ja einfach den Gerüchen folgen, die noch relativ frisch sind, oder Ich blickte Phantom abwartend an.

Phantom:

Ich nickte und hielt witternd meine Nase mal hierhin, mal dorthin. Es schien als ob die Gerüche der beiden höher und höher ins Gebirge hinauf führten. Ich versuchte weiter hinauf zu steigen um den Gerüchen zu folgen, doch war das nicht so einfach. Ab und an rutschte ich nun tatsächlich ab oder plumpste um. Ich knurrte kurz frustriert.

Ich kann dir helfen, wenn du willst. bot ich dem grauen Rüden an, während ich ihm in lockerem Tempo folgte, da seine Mühen wirklich anstrengend aussahen. Aber es war ihm überlassen, diese Hilfe anzunehmen - schließlich mochte es niemand, auf seine Schwächen hinverwiesen zu werden, ich war da keine Ausnahme.

Phantom:
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Die Berge sind eben nicht geeignet für Tiere, die keine Balance haben. Ich schaffte es mich mit den Krallen Stück für Stück weiter zu ziehen. So kamen wir an einem hoch gelegen Plateau an. Hier ist ihr Geruch besonders intensiv. Vermutlich haben sie von hier aus geheilt, und sich ausgeruht

Ich blieb neben ihm stehen, während ich die Stelle in Augenschein nahm und einmal tief einatmete, um mir den Geruch einzuprägen. Scheint so. Glaubst du, sie sind hier noch irgendwo?

Phantom:

Schnuppernd suchte ich die Ecken des Plateau ab und sah dann auf einen Pfad, welcher nach einer Weile über den Gipfel verschwand. Mit hängenden Ohren ließ ich mich auf die Hinterpfoten plumpsen. Wie es aussieht haben sie das Tal verlassen..das wird weder ihren Jungen, noch Marek freuen. wobei letzterer ja im Moment mehr Sorge um seinen Sohn hat..

Ohh.. murmelte ich und mein Blick verdüsterte sich für einen Moment bei diesem Gedanken. Es wollte mir nicht in den Kopf gehen, was sie dazu bewegt haben könnte, ihre Kinder einfach so alleine zurückzulassen. Hatten sie sich zumindest verabschiedet? Welche Eltern würden das machen? Mich grauste es bei diesem Gedanken. Ich auf jeden Fall nicht, meine Kleinen wären mir hoch und heilig. Sagt diejenige, die ihre Kleinen nicht einmal bis zu ihrer Geburt beschützen konnte. So eine tolle Mutter, deine Heuchlerei hat wahrlich einen Preis verdient. verspottete mich meine innere Stimme und ich konnte mich gerade noch davon abhalten, zusammenzuzucken. Aber es stimmte, gerade ich hatte kein Recht, über andere Eltern zu urteilen. Mir äußerlich möglichst nichts von meinen inneren Tumult anmerken lassend wandte ich mich wieder an Phantom, um möglichst rasch auf andere Gedanken zu kommen. Was hast du dann jetzt vor?