Während ich so meinen Gedanken nachhing, verstärkte sich der Wind und auch die Melodien darin schienen lauter zu werden.
Dann realisierte ich, daß da tatsächlich ein Lied erklang - ein Wolfslied - voller Tiefe und Traurigkeit, voller Verlust, aber auch voller Hingabe.
Gebannt lauschte ich. Dann setzte ich mich auf und stimmte ein.
Auch ich legte alles in meinen Gesang, meine tiefsten Gefühle, meine verlorenen Hoffnungen, meine Einsamkeit, aber auch die Poesie meines Herzens, die ich niemals mit meinen ungeschickten Worten ausdrücken könnte.
Weithin über die Berge erklang mein Lied-eine Art Abschied, so kam es mir in den Sinn.

Mein Kopf fuhr herum und ich suchte die Berge ab, irgendwer hatte einfestimmt doch dieser schien zu weit weg. Auch seine Melodie hatte ihren Schmerz, es war als würde sie zwischen all den tiefen, schönen Klängen einen abschieb ankündigen.
Ich erhob mich, meine Rippen zeichneten sich spitz unter meinem Fell ab. Noch einmal legte ich den Kopf in den Nacken, diesmal rief ich nach diesem Wolf, mit ganzem Herz wollte ich wissen wer dieser jenige war.
Langsam begann ich in die Richtung zu laufen aus der die Melodie kam doch die Berge hatten das Lied gestreut. Als ich an einer Weggabelung ankam wusste ich nicht ob ich weiter aufsteigen sollte oder den Weg weiter ins Tal wählen sollte, weswegen ich mich niederließ und wartete.
Viel Hoffnung hatte ich nicht doch ich würde auch ohne Erfolg einfach hierbleiben, weiter zum Gipfel steigen...

( @Raava Dankeschön :) )

Ich sang und im Gesang machte es mir nichts aus, daß ich niemals die richtigen Worte fand, denn ein Gesang braucht keine Worte.
Jetzt hörte ich den Gesang des anderen Wolfes deutlicher, spürte ihn geradezu und ich wusste, daß es eine Fähe war, die da rief. Sie rief ... nach mir.
Das Echo in der Bergen kann verwirrend sein, aber ich kannte sie, MEINE Berge. Es war nicht sehr weit.
Ohne lange nachzudenken sprang ich über Klippen, durchquerte ein Schlucht und fand dann den Aufstieg zu dem Berg, wo sie sein musste.
Dann sah ich sie.
Es war Akela ... der Name fiel mir ein, als ich kurz überlegte. Sie war dabei gewesen, als der Clan zerbrach und wusste sicherlich von meiner Schande. Sie war eine stille wortkarge Kriegerin, eine Fähe mit Charakter. Warum nur dieser Schmerz und diese Trauer in der Stimme?
Sie sah hungig, müde und erschöpft aus, aber das tat ihrer Würde keinen Abbruch. Ich war nur ein Bradwr, ein Verräterwolf ohne Ehre, aber vielleicht konnte ich dieser Kämpferin dennoch ein wenig helfen.
Ich näherte mich ihr von hinten - gegen den Wind. Sie konnte mich nicht riechen, also machte ich mich bemerkbar.
Viele Gefühle, viele Gedanken, wenige Worte!
Akela! du hast mich gerufen. Hier bin ich.

Wäre ich nicht so in Gedanken versunken hätte ich mich erschrocken als zwischen dem Lied der Winde die mir um die Ohren sausten plötzlich eine Stimme hervortrat. Ich drehte meinen Kopf und für einen Herzschlag erkannte ich den schwarzen Rüden nicht, doch der Tag in der Höhle kochte in mir auf, mit all den Gefühlen. Eine innere freunde überkam mich bei dem Anblick seines bekannter Gestalt. Kurz schwieg ich und ließ meine Gedanken schweifen während ich Odhran betrachtete, hinter ihm ragte die karge Schönheit des Gebirges auf. Ein Anblick über den ich innerlich lächeln musste. In dem Moment glich er den harten Felsen, verschmolz mit ihnen als wären sie eins. Als hätte die Wolfsgöttin einen Berg genommen und daraus einen Körper geformt.
Odhran. hauchte ich mit den Wind zur Begrüßung.
Es war also das Lied eines Bradwr.
Es mochte harsch klingen doch in meiner Stimme schwang eine gewisse Sanftheit, ich hatte nicht vergessen wie viel Schmerz es ihm bereitete, doch ich hatte auch nicht vergessen wie wenig ich ihn wegen dieses Titels verurteilt hatte. Ich hatte meinen Standpunkt dazu damals preisgegeben und würde daran nichts ändern. Odhran hatte sein Rudel verlassen weil er sinnloses Morden nicht unterstützte. Einen Gedanken den ich teilte, doch er hatte sich entschieden mit der Schande eines Verräters zu leben. Ein schwerer doch ehrlicher weg. Ob er mittlerweile Frieden mit der Sache schließen konnte?

So ist es,stellte ich knapp fest und lächelte.
Es war nur das Lied eines Bradwrs gewesen und sie hatte es verstanden. Ich sah und erkannte das Leid und den alten Schmerz in ihren Augen, roch ihren Hunger...
Willst du hier sterben oder lieber etwas essen?
Ganz in der Nähe gab es ein kleines und geschütztes Tal. Es lag sehr versteckt, aber ein Bergbach bot frisches klare Wasser und dort unten, wo der Bach in einen kleinen See mündete, da standen auch ein paar Bäume. Die Mufflons liebten diesen Platz. Es wäre nicht schwer, eines dieser Tiere zu erjagen.

Fast hätte ich aus Stolz abgelehnt doch das wäre töricht gewesen, deswegen stand ich auf und trat ihm gegenüber.
Das Essen nehm ich gern an. auch wenn sich in mir alles sträubt, aber es war richtig so. Ich jage mit dir. Dem 'mit' verlieh ich etwas nachdruck, er sollte nicht denken ich wäre ein Schwächling der sich bedienen ließ. Wenigstens so konnte ich meinen sturen Kopf durchsetzen.

Gut, so machen wir´s! brummte ich.
Ich hatte die Fähe taxiert. Natürlich war sie stolz, natürlich wollte sie sich nicht wie ein Junges bedienen lassen. Doch sie schien mir von Natur aus nicht besonders schnell zu sein und in den Bergen musste man bei der Jagd auch noch trittsicher sein. Sie hatte einen kräftigen Körperbau und ohne Zweifel viel Kampf- und Jagderfahrung, wenn sie jetzt auch wohl geschwächt war. Ich durchdachte alles und zog meine Schlüsse.
Dann erläuterte ich ihr meinen Plan.
Es gibt da ein Tal, nicht weit von hier. Das hat nur 2 Zugänge. Die Mufflons, die ich jagen werde, werden den Weg über den Bergkamm nehmen, für sie der natürlichste Fluchtweg. Dort wirst du auf sie warten. Es gibt da eine günstige Stelle hinter einem Felsen, wo du nicht gesehen wirst, aber alles beobachten kannst. Wenn sie kommen, dann brauchst du sie nur noch anzuspringen und zu töten. Vielleicht treibt die Panik auch ein oder zwei von ihnen dazu, in den Abgrund zu stürzen - eine leichte Beute. Du musst nur selbst zusehen, daß du nicht abstürzt.
Ich nehme den anderen, den versteckten Weg ins Tal. Ich weiß, wo die Mufflons normalerweise stehen. Ich bin schnell und kenne die Wege. Ich werde sie dir zutreiben und du kannst es von oben sehen.
Dann machte ich eine kurze Pause und sah Akela an. Ich hatte den Eindruck, daß sie alles verstanden hatte und ergänzte noch:
Es gibt reichlich Beute hier oben in den Bergen, wenn man weiß, wie man sie jagen muss, aber es ist nicht gut, Beute zu verschwenden. 2 Mufflons sollten uns reichen, denke ich. Dann werden die anderen auch wiederkommen und da sein, wenn wir erneut Beute brauchen.
Ich wusste, daß ich ein bisschen wie ein Welpenausbilder sprach, aber die Erziehung der beiden Welpen hatte da wohl ihre Spuren hinterlassen. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob Akela verstanden hatte und bereit war.
Ich sah sie fragend an.

Odhran hatte gut geplant, ich kannte die Position des Abfängers aus meiner alten Heimat. Trotzdem musste ich belustigt lächeln. Odhran. Ich wuchs auf solchen Klippen auf, abstürzen ist das letzte das ich hier tun werde
Dann schüttelte ich mich kurz. Gut. So machen wir es. meinte ich ernster. Ich konnte ein Mufflon in die Knie zwingen, doch ihm hinterher sprinten war nicht mein Fall, ich würde nicht viel Zeit haben um mir die Umgebung an zu sehen, deswegen war ich auf meine Erfahrung angewiesen. Wenn das Tier mir direkt in de Pfoten lief, war es ein leichtes, sollte es aber an mir vorbeispringen, musste ich gut zielen um mit ihm nicht in die tiefe zu stürzen. Irgendwie juckte es mir in den Pfoten am Rande des Abgrundes zu jagen, ein wohliger schauer überkam mich. Wie damals...
Ich war bereits los zu gehen und signalisierte ihm das mit einem nicken.

Ich hörte ihre Worte und lächelte, dann ging mein Lächeln in ein breites Grinsen über.
Das war also eine echte Bergwölfin! Nein, die würde NIEMALS abstürzen, das war klar.
Mein Herz klopfte. Ich mochte sie bereits.
Sie ist so stolz und tapfer! ... und hübsch ist sie auch noch! ...
Doch dann drängte ich diese Gedanken erst einmal beiseite.
Gut! war also alles was ich sagte. Dann wies ich auf den Pfad, der zum Bergklamm führte.
Wenn du den da nimmst, bist du in wenigen Minuten oben. Da gibt es eine kleine Plattform, die teilweise durch einen überhängenden Felsen verdeckt wird. Da bist du im Schatten, im Windschatten und kannst trotzdem alles sehen. Ich nehm´einen anderen Weg. Es wird ein bisschen dauern. Viel Glück, ... Akela

Odhran grinsen zu sehen hatte etwas niedliches, ein Fels mit einem weichen Kern den man sich verdienen musste um ihn zu sehen. Ich beschritt den Pfad, Wir sehen uns dann. mein Blick wurde weicher, der raue Rüde hatte schon etwas an sich das auch meine harte schale durchbrach.
Dann trabte ich den Pfad hinauf, solange bis ich zu der Plattform kam die Odhran beschrieben hatte, ich ließ meinen Blick gleiten, vor mir war ein ganzes Stück glatter Fels, die Mufflon würden hier vorbei kommen, doch dahinter gab es einen Abgrund, eine Wolfslänge war der Spalt breit. Dahinter eine steile, glatte Felswand. Mit genug kraft würde ich das Tier niederringen ohne in der nähe des Spalts zu kommen. Ich ließ mich nieder, der Blick an sich war schon wunderschön von hier oben doch ich konzentrierte mich darauf die Mufflons im Blick zu behalten.

Alles lief automatisiert. Meine Pfoten schienen nicht mehr zu mir zu gehören. Am Fuß der Berge wurde mir wieder klar wie groß und wie unberechenbar sie waren. Die Angst vor ihnen war nie ganz verschwunden. Dennoch hatten sie mir so viel gegeben, was ich sonst nirgends gefunden hatte. Ich atmete ein. Die Luft war selbst hier unten glasklar. Ich wusste das es oben noch schöner werden würde. Und dann roch ich auch einen vertrauten Geruch. Ich trapste die Serpentinen hinauf. Immer meiner unsichtbaren Spur folgend.

Wir sehen uns, Akela!
Ich sah ihr hinterher, wie sie den beschriebenen Weg nahm und eilte dann in die andere Richtung.
Es war eine schmale Gebirgsspalte, durch die wohl früher einmal ein Bach geflossen war. Doch jetzt war es trocken und stellenweise etwas eng. Das war auch der Grund, warum die Mufflons diesen Weg niemals wählen würden, aber er führte direkt ins Tal.
Und dann lag es auch schon vor mir. Der blaue See, das üppige Ufergrün, ds ihn umgab, das Wäldchen - und natürlich und wie erwartet - die Mufflons. Ich zählte 12 Tiere. Ein wachsamer Leitbock wachte über sie. Ich kannte ihn schon von früher. Da gab es Muttertiere, junge Lämmer und die Halbwüchsigen, an denen viel dran war und die trotzdem zart und lecker waren. Ich umrundete das kleine -tal, bis ich die richtige Ausgangsposition hatte. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich es mit einnem schnellen Überraschungsangriff versucht, aber jetzt hatte ich ja eine Jagdgefährtin!
Das klang einfach gut und erwärmte mein Herz!
AAlso vergeudete ich keine unnötige Zeit, um mich so nahe wie möglich heranzuschleichen, sondern ließ mich schon recht bald von den Bergschafen sehen, während ich den Wolfstrott anlegte. Zuerst gemächlicch, dann vorsichtig zogen sich die Mufflons nach und nach immer mehr genau dahin zurück, wohin ich sie haben wollte.
Dann ging ich knurrend zum angriff über und verschärfte das Tempo.
Wie beabsichtigt nahmenn sie den nahegelegenen Pfad zum Bergklamm und da musste ich ihnen lediglich auf den Fersen bleiben. Das tat ich auch..
Akela musste die Aktion von oben mittlerweile deutlich sehen können.
Ich trieb also die ganze Herde so vor mich hin, wechselte ab und zu die Seite und verschärfte so nach und nach das Tempo. Auf dem Höhepunkt der klamm sollten sie müde sein!
Schließlich wr es soweit. ich erkannte die überhängende Felsnase. Dort musste Akela lauern und legte jetzt richtig Tempo vor.
Die Herde geriet in Panik und genau das war meine Absicht. Sie erreichten das Plateau und ich wartete Akelas Aktion ab.
Ich war nahe heran und ebenfalls bereit zu töten.

Irgendwann hatte ich Muffelwild entdeckt. Und kurz danach den schwarzen Wolf dahinter. Ich drückte mich unter einen Dornenbusch und beobachtete die Szenerie vor mir. Ich hätte nicht vor eine Jagd zu versauen und so blieb ich verzogen liegen.

Ich konnte die Tiere und Odhran von oben genau sehen, ich verfolgte jede ihrer Bewegungen, durch die enge wurden die Tiere unruhig, rammten sich gegenseitig, drängten an mir vorbei, die ersten Tiere ließ ich vorbei. Hätte ich versucht eines von ihnen zu greifen, hätten mich die anderen Tot getrampelt. Mit einem knurren sprang ich aus meinem Versteck und riss eines der jüngeren Geschöpfe von den Beinen, wobei ich ihm durch mein Gewicht eines der Beine brach. Es lief perfekt, doch ich hatte ein winziges Detail vergessen, ich war
schwächer als noch vor Wochen. Fest verbissen wurde ich von dem Tier mitgezogen, das in seiner Panik, seinem letzen Fluchtversuch auf den Abgrund zusprang. Ich ließ das Tier los, welchen sofort unter der Last seinen gebrochenen Beines zusammenbrach. Zum Abbremsen zu spät spürte ich das ich in der leichten schräge des Fels rutschte. Ich stemmte die Beine in den Boden und sprang über den Abgrund, meine Pfoten knallten hart gegen die Felswand, kraftvoll drückte ich mich zurück, zu meinem Glück war der Spalt nicht breit. Ich landete wieder auf dem Plateu. Ich sprang dem Tier mit dem gebrochenen Bein nach, schnappte es mir und schloss meine Fänge eisern um seinen Hals. Unnötige Zeitverschwendung. Nun war ich an der Reihe, ich trieb die Tiere zurück, zu Odhran, genug Platz ließ ich denen die vorn waren um zu entkommen. Zwei Tiere reichen. Jetzt musste der Rüde seine Beute erlegen.
Die Aktion mit dem Abgrund ärgerte mich, auch wenn ich den sprung gemeistert hatte, wäre ich Vorsichtiger und Stärker gewesen, hätte ich diese Verschwendung von Enegerie nicht aufbringen müssen.

Gebannt verfolgte ich Akelas Angriff. Klug ließ sie die ersten Tiere vorbei, ... und dann ... welche Explosion von Kraft und Stärke!
Die hintersten Tiere drehten um und kamen auf mich zu, doch ich hatte meine Position gut gewählt.
Einem Jungbock riß ich die Kehle auf und als er stolperte, rempelte er noch ein Schaf an, das daraufhin den Halt verlor und abstürzte.
Der Rest der Herde entkam. Das war so in Ordnung. Wir hatten unsere Beute - sogar reichlich.
Bist also ´ne Akrobatin, was ?
meinte ich grinsend zu Akela, die über ihrer Beute stand.
Dann hob ich meine Schnauze. Hatte ich nicht da einen anderen vertrauten Geruch vernommen?