Wir umkreisten einander und ich bemerkte, wie die Fähe auf meine Bewegungen achtete. Offenbar hatte sie beschlossen aus meinem Verhalten zu lernen. Sie war schlau. Ich beschloss, sie noch eine Weile hinzuhalten.
Mal sehen, ob ihre Konzentration nachlässt oder ob sie die Geduld verliert.
Ein paar Mal fintete ich, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, aber ich nahm erst einmal keinen ernsthaften Angriff vor.
Ich wartete ab und beobachtete.

Nicht immer reagierte ich auf seinen Finten, da ich sah, dass sie nu zu Täuschung da waren. Um ihm es nachzumachen aber nicht völlig spannte ich meine Muskeln im unregelmäßigen Rhythmus an und machte auch mal eine reflexartige Bewegung, griff aber nie wirklich an. Wir umkreisten weiter, nur damit ich noch mehr Energie tanken kann..
Ein Angriff steht bevor.. Bei diesem Gedanke leuchteten mein Augen mörderisch.
Die Chrakteränderung bemerkte ich nicht. Schlechte Angewohnheit.

Es ging eine ganze Zeit lang so weiter und die Fähe zeigte, dass sie durchaus geduldig sein konnte, was mich etwas überraschte. Bisher schien sie mir eher ungeduldig und etwas zappelig zu sein. Sie hatte sich also gut unter Kontrolle.
Dann bemerkte ich das Glitzern in ihren Augen und das war nicht gespielt. Ich hatte bereits einen 'Plan, wie ich ihrem Angriff begegnen würde.

Meine Bewegungen würden geschmeidiger und kräftiger und ich hörte auf Täuschungen vorzutäuschen. Ich senkte konzentriert den Kopf und sah Odhran direkt in seine Augen. Dabei würde das Leuchten sogar noch intensiver und hypnotisch. Als ich plötzlich blitzschnell auf in zu stürzte, mit dem Ziel ihn umzustoßen und der Kehle zu erwischen.

Ihre Augen verrieten sie und jetzt machte ich auch Ernst. Ehe sie sich versah, war ich ausgewichen und hatte sie gepackt.
Ich hielt sie fest im Nacken und setzte dann mein Gewicht und meine Kraft ein, um sie in die Kniee zu zwingen.

Ich nahm den Machtwechsel nicht hin. Ich sträubte mich so gut es ging und ließ mich nicht auf den Boden zwingen, konnte mich aber nicht befreien. So hing ich in seinem Maul, was zusichtlich anfing zu schmerzen. Als mich eine vergessene Erinnerung von der Realität weggeht und mich der Kontrolle meines Körpers versagte.

Lautes Zähnefletschen, wütendes Gebell und drohende Gesten.
Alles nur wegen mir.
Blutig mit einem Kadaver von einem Welpen im Maul stand ich vor ihnen. Ich wusste nicht wem es gehörte, es interessierte mich auch nicht. Aber getötet hatte ich es nicht, oder doch? Ich weiß es nicht! Sie glauben es jedenfalls, und anscheinend war es auch ihres, ein Geschwisterchen oder Verwanter.
Ich legte es vorsichtig ab und sah nix um. Das Gebell hat noch nicht aufgehört. Meine Mutter sah mich an, als, wenn ich ihr allerliebstes Baby getötet hätte. Aber war nicht ich ihr Liebstes? Das war jetzt auch egal, sie hat jetzt sowieso keinen mehr. Bald Word sie auch nicht mehr sein. Nicht weil sie alt ist, sondern weil mich das ganze Rudel angreifen wird und ich mich verteidigen werde.
.
.
Nun sind sie alle tot. Wegen mir. Wegen ihrem Glauben, ich hätte einen Welpen getötet. Stimmt es denn? Jedenfalls jetzt habe ich es getan. Und keiner kann mich mehr dafür verurteilen.
Ein verrückter, mörderische Blick tauchte in meinen Augen auf. Nun war ich vollkommens versaut. Und das noch als Welpe. Aber wie könnte ich, so klein noch, erwachsene Wölfe tö..
Ich sollte nicht mehr darüber nachdenken....

Lautes Jaulen und Winseln. Ich versuchte mich mit Gewalt los zu reißen und verletzte mich selbst. Dann würde ich still und starrte geradeaus. Ich bin wieder in der Realität. Was wird wohl Odhran von diesem Verhalten denken? Wird er mich nicht mehr mögen? Warum zerstöre ich nur mein Leben selbst?

Ich hatte sie fest im Griff, aber anstatt aufzugeben, sträubte sie sich zusehends und schien ernstlich kämpfen zu wollen.
Aber das sollte doch nur ein Spiel sein, oder?
Irritiert ließ ich sie frei.
Was war nur mit ihr los?
Ihre Körpersprache war sehr widersprüchlich.
Ich war nun gewarnt und auf der Hut.
Wollte sie tatsächlich ernsthaft kämpfen?
Das Verhalten dieser Fähe gab mir Rätsel auf und ich war mir nicht sicher, ob ich diese Rätsel lösen wollte.
Ich zog mich ein paar Schritte zurück und beobachtete sie aufmerksam.

Ich schüttelte mich, mein Maul kräuselte sich beim ersten Anzeichen von Schmerz. Ich drehte mich mit gesenktem Kopf zu Odhran um und sah ihn hoffnungsvoll an. Tut mir leid, da ist wohl etwas durch gesickert. Hab nicht gewusst was ich machte. Der Schwanz hing bestürzt hinunter.

Spiel ist Spiel. Ernst ist Ernst. Das solltest du nicht verwechseln, Iluma !
Ich sah sie ernsthaft an.
Ein wahrer Krieger hat das immer im Griff und er beherrscht seine Leidenschaften. Nur so beherrscht er auch die Situation und damit den Gegner. Wenn wir kämpfen sind wir gefährlich und können uns verletzen. Ein verletzter Wolf kann vielleicht nicht jagen und verhungert deshalb.
Als ich sah, wie betroffen sie dreinschaute, meinte ich besänftigend:
Du lernst schnell, aber du musst auch noch viel lernen.

Ich hab das auch nicht verwechselt, mir kam nur eine vergessene Erinnerung hoch. Und da hab ich die Kontrolle über meinen Körper verloren.. Ich sah ihn betreten an. Aber ich bin kein Krieger, jedenfalls nicht in diesem Alter. Denn ich bin nur 8 oder 9 Monate alt.[b]
[b]Ich muss zwar viel lernen, aber ich kann Dinge sehen und erkennen die kein anderer Wolf kann. Ich zeigte ihm frech die Zunge und huschte mit einem Wuffgeräusch um Odhran herum.

Ich lächelte über die Gewissheit, mit der sie das sagte.
Du scheinst ja sehr viele andere Wölfe zu kennen, wenn du das von dir behaupten kannst, meinte ich.
Selbstbewusstsein ist gut, aber die richtige Selbsteinschätzung kommt nicht von alleine. Da muss man eine ganze Weile leben und lernen. Ich bin schon ein paar Jahre alt, aber ich lerne immer noch viel dazu.
Jeder Wolf ist anders und hat seine eigenen Talente und Fähigkeiten. Woher willst du wissen, dass du so ganz anders bist?

Ich senkte den Kopf schüchtern. Ehrlich gesagt kannte ich nur meine Rudel und die ich hier kennen gelernt hab, das sind nicht viele. Versuchte ich zu leugnen. Mehr sagte ich nicht.

Da ist also der Wunsch der Vater des Gedanken, meinte ich fröhlich und lächelte.
Das ist nicht schlimm, ist sogar ganz gut, denn es stärkt das Selbstbewußtsein und setzt dir Ziele. Solange du dabei nicht vergißt, dass man nicht immer alles kriegen kann, was man haben will, ist alles in Ordnung.
Komm´, lass´uns noch ein bisschen durch die Berge laufen! Ich kenne da einen tollen Platz, wo man sogar den Fluss im Tal sehen kann.
Ich sprang auf und rannte los, wobei ich immer wieder von Felsblock zu Felsblock sprang.

Ich habe selbst gelernt das man nicht alles bekommt was man haben will, auch wenn man bettelt und fleht.
Oh, yeay, ich komme!
Ich versuchte möglichst schnell Odhran hinterher zu kommen, mein Gang ruckelte jedoch ein wenig. Das verging aber zügig und konnte ihm auch gleich hinterher flitzen.