Ich hatte mir einen langen und erholsamen Schlaf gegönnt und wurde von der leisen Stimme meines Welpen geweckt. Noch immer leicht verschlafen hob ich meinen Kopf und sah direkt in die blauen Augen von Niak. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht, als ich meinen Sohn betrachtete und gleich darauf ein Laut seine junge Kehle verließ. Augenblicklich stellten sich meine Ohren auf und ich war gleich etwas fitter. Sollte dies der Anfang seiner Sprechkarriere sein? Ich war mir nicht sicher wieviel Bedeutung ich dem unbedeutend klingenden Laut zuschreiben sollte, doch wollte ich die Chance auch nicht verstreichen lassen. Also legte ich mich etwas bequemer hin - dies könnte jetzt dauern - und sah Niak entschlossen, aber dennoch liebevoll an. Mama, plapperte ich ihm vor und wedelte bei diesem Ausdruck gleich etwas stärker mit der Rute. Ich bin Mama, rief ich meinem Unterbewusstsein strahlend zu, auch wenn diese Tatsache schon seit Wochen bestand - ich hatte mich noch immer nicht ganz an diesen Gedanken gewöhnt. Mama, wiederholte ich das Wort erneut und überlegte kurz, ehe ich es noch einmal in seine Silben unterteilte um es Niak etwas verständlicher zu machen. Ma-ma.

Als der Fleck auf wachte wedelte ich so heftig mit dem hinten, so hatte ich es genannt. Das Hinten, dass ich um kippte. Schnell rappelte ich mich wieder auf und stützte meine kleinen Pfoten auf das weiche Fell des Flecks. Aber ein Fleck war es gar nicht mehr also brauchte es einen Namen. Sie stieß Laute aus und sofort stellten sich meine Ohren auf, hatte es seinen Namen gesagt?bestimmt hatte es das. Gebannt und mit gerunzelter Stirn vor Anstrengung öffnete ich mein kleines Mäulchen. Hmmm bla-bla, brummte ich enthusiastisch und merkte direkt dass es anders klang. Ein helles knurren drang aus meiner Kehle was noch nicht wirklich nach einem Knurren klang. Hmmm Mam , das klang ähnlich. Mam...Mam, sagte ich fröhlich und wedelte aufgeregt mit dem Hinten. Jetzt wusste ich ihren Namen, sie war Mam Mam.

Der Kleine kippte beim Wackeln seiner Rute um, richtete sich aber kriegerisch wieder auf und stützte sich dabei an meiner Schulter. Voller Zärtlichkeit betrachtete ich meinen kleinen Prinz, während seine Schwester noch tief und selig zu schlafen schien. Die beiden waren in der letzten Woche schon ein ganzes Stück gewachsen und sahen schon etwas mehr nach Wölfen aus. Dieser Anblick ließ mein Herz hüpfen, ebenso wie seine Versuche, meinen vorgegebenen Laut zu imitieren. Leise lachend schüttelte ich den Kopf. Ma-ma, verbesserte ich meinen Sohn sanft. Das helle Knurren, welches mehr einem Husten glich, erhellte meine Miene noch etwas mehr. Ich habe wirklich die süßesten Welpen der Welt!

Der Bergwald war vor allem die Heimat von Hirsch und Mufflon, aber als ich eifrig nach Fährten suchte, fand ich auch jede Menge Spuren von Kleintieren. Ich hatte jetzt zwar mal wieder drei Tage oder so nichts gegessen, aber ich brauchte kein Großwild. Ein Hase genügte mir und davon gab es hier reichlich. Hasen sind schnell, aber das war ich auch. Es dauerte nicht sehr lange und ich konnte meine langohrige Beute verspeisen.
Das tat ich dann auch und trank anschließend etwas Wasser aus einem eiskalten Bergbach.
Aaah, war das gut!
Zufrieden trabte ich weiter bergabwärts.

Ich taste abwechselnd mit meinen Pfötchen auf ihr Fell und nickte. Ich war davon überzeugt, dass ich das gesagt hatte. Mam, quikte ich und schnappte spielerisch nach ihrer Nase. Ich wollte mehr hören, das Wort kannte ich ja jetzt schon. Hmmm?, fragte ich fröhlich da es letztes mal auch geklappt hatte. Also war ich vollkommen davon überzeugt ,dass Mam mich auch so verstand. Ich rutschte von ihrem Fell und wedelte eifrig mit dem hinten. Hmm Mam? Hmm, fragte ich fröhlich und sprang zu dem kleineren Fleck. Sie brauchte auch einen Namen.

Der Bergwald war auch ein schöner Ort und es gab keine Anzeichen von anderen Wölfen hier.
Ich stieß auf eine Rotte Schwarzwild, die meinen Weg kreuzten. Ohne mich weiter zu beachten zogen ein grosser Keiler, zwei ältere Bachen und vier oder fünf jüngere und halbwüchsige Wildschweine vorbei. Sie hatten keine Frischlinge dabei und waren deshalb auch nicht sonderlich nervös.
Wildschweine waren ernstzunehmende Gegner, das wusste ich. Ich ließ sie anstandslos passieren und sie würdigten mich keines näheren Blicks.
Dann wanderte ich weiter und konnte auch bald schon das Rauschen des großen Lachsflusses hören.
Ich verließ den Wald und trat zum Ufer.

>>>> der große Lachsfluss

Anstatt direkt nordwärts zu laufen hielt ich mich dieses Mal zuerst in östlicher Richtung, wo sich der schmale Streifen Bergwald zunehmend verbreiterte und in richtigen Mischwald überging. Dann scherte ich wieder aus nach Norden und gelangte so viel leichter über eine sanft ansteigende Hochebene in die Berge ohne dauernd von Felsen zu Felsen springen zu müssen. Der Weg war zwar ein wenig weiter, aber dennoch kam ich schneller voran.
Als ich einige bestimmte Felskonstellationen wiedererkannte, wusste ich, dass es nicht mehr weit war. Die Höhle der einsamen Wolfsmutter war ganz in der Nähe.
Ich beschloss, dass es ganz gut wäre, jetzt erst einmal eine Rast einzulegen und noch etwas von dem Fleisch zu fressen, bevor ich es weggab. Die Fähe am Fluss hatte nur wenig genommen und ich selbst hatte bisher nur die Leber gehabt.
Gedacht, getan! Nach ein paar Bissen und einer kurzen Ruhepause ging es weiter. Das letzte Wegstück war allerdings schwierig und ich musste mich ziemlich abplagen, um den Rehbock über die Klippen und Felsen zu zerren. Doch schließlich war auch das geschafft.
Endlich!

Vorsichtig, um die Fähe nicht aufzuschrecken, die ich in der Höhle riechen konnte, bugsierte ich den Rehbock an die Stelle, wo ich bereits vor einigen Tagen die zwei Murmeltiere abgelegt hatte. Die Nager waren verschwunden.
Das war ein gutes Zeichen. Die Fähe würde auch den Rehbock hier finden.
Ich lasse keine Welpen sterben, dachte ich nochmals und zog mich dann wieder zurück.
Die Berge waren schön und Beute gab es überall.
Zufrieden trabte ich davon.

Quietschend wachte ich auf und sah mich um. Ich blinzelte und gähnte mit einem lauten Fieben. Ich sah den Kleks( Niak) an und meine Rute wedelte stark hin und her Hmmmm machte ich und stand wackelig auf, fiel zur Seite und sah erdt verdutzt drein, wieso lag ich jetzt schon wieder. Ich rappelte mich auf und tapste zu dem anderen Ding und hob eine Pfote um es zu berühren, ob es spielen wollte? Ich fiel dadurch aber wieder hm.. brummte ich missmutig wieso Fall ich dauernd... ich stand wieder auf und sah zu dem großen Ding und meine Rute wedelte gleich noch viel stärker. Ich hatte nichts davon mitbekommen wie Mama meinem Bruder sein erstes Wort beigebracht hatte, somit kannte ich es noch nicht und machte immer nur Brumm und Hm Geräusche auf dem Weg auf sie zu klettern, was mir mehr schlecht als recht gelang.

Ich fand den Bach mühelos, überquerte ihn und drang dann nach Norden in die Berge vor.
Schon bald wurde es recht steil und ich ließ mich immer weiter nach Osten abdrängen, wo es mehr Pässe und Schluchten gab. Eine besonders tiefe Schlucht reizte mich und ich beschloss sie zu erkunden.
Wie sich herausstellte handelte es sich um ein ehemaliges Bachtal, aber es war trocken. Hier floss schon lange kein Wasser mehr durch. Nur die abgerundeten Kiesel zeugten noch davon, dass es einmal anders gewesen sein musste.
Seltsame langbeinige Vögel mit langen leicht gebogenen Schnäbeln liefen hierhin und dorthin auf der Suche nach Insekten, Würmern und kleinen Kerbtieren, die sich zwischen den Kieseln verbargen.
Die Vögel sahen mich, wussten aber offenbar, dass ich für sie keine Gefahr darstellte. Ich ließ sie auch in Ruhe und ging das leere Bachbett entlang. Hier und da entdeckte ich eine Eidechse, die beim Näherkommen bltzschnell in eine der zahllosen Felsritzen und Spalten verschwand.
Es gab auch Kräuter hier und Blumen, die würzig rochen oder schön aussahen.
Vielleicht sind ja auch ein paar Heilkräuter dabei, dachte ich und beschloss bei Gelegenheit Yui über diesen Platz zu informieren.
Ich lief weiter bis ich zu der Stelle kam, da das trockene Bachbett endete.
Hier war wohl mal die Quelle gewesen, dachte ich und schnüffelte an den Felsen. Doch kein Geruch von Wasser drang in meine Nase. Ist wohl schon lange her, dachte ich.
Mittlerweile - ich war ein gutes Stück nach Osten gewandert - hatte sich das Gebirge geteilt. Ich befand mich im südlicheren Teil, den man jetzt wohl eher als Vorgebirge bezeichnen konnte, während im Norden die Berge höher und höher wurden. Auf den höchsten Gipfeln lag sogar Schnee.
Dann roch ich plötzlich Wasser und da ich mittlerweile auch etwas Durst hatte, folgte ich dem Geruch.


>>>> Waldlagune

Ich seufzte ergeben, als Niak nicht gewillt war seine Aussprache zu ändern und beschloss, es vorerst sein zu lassen. Dafür schien der Kleine nun das Interesse gefunden zu haben und begann erneut mit demselben Brummen nach Wörtern zu verlangen. Ich lächelte und wollte ihm gerade weitere Namen einprägen, als sich meine Tochter zu Wort meldete. Überrascht sah ich sie an und beobachtete eine Weile ihre kläglichen Versuche aufzustehen, bis ich ihr schließlich meine Schnauze als Stütze anbot. Doch sie schaffte es schließlich von allein, was meinen Stolz wachsen ließ. Um ihre Balance nicht wieder durcheinanderzubringen, verzichtete ich auf eine sanfte Liebkosung und sah sie liebevoll an, ehe ich mich wieder Niak widmete. Das ist deine Schwester. Flora, sagte ich sanft und deutete auf besagte Fähe. Flo-ra! Nun wandte ich mich an meine Tochter. Ich bin deine Mama. Ma-ma. Ob sie das verstanden?

Ich legte den Kopf schief hmmm ich ließ mir das Wort was sie mir sagte durch den Kopf gehen ist das ihr Name? ich versuchte es einfach Nam.... Nein das klang nicht so wie sie es sagte und ich runzelte die Stirn Man... das klang auch falsch. Ich sah sie an, dann das andere Ding. Mam... das klang schon besser !! Ich freute mich es besser hin bekommen zu haben uns tapste zu den langen Dingern ( Beine ) und legte meine Pfoten darauf. Mam? ich sah zu ihr hoch. Was war das? Und wer war das andere Ding?

Ich seufzte, als Flora genau dasselbe sagte wie Niak. Bin ich wirklich so schlecht? Resigniert klappte ich die Ohren zurück und sah Flora lange an. Dann probierte ich es nochmal. Mam-aaaa, sagte ich langgezogen und beobachtete dabei die Mimik meiner Jüngsten. Du schaffst das, feuerte ich sie innerlich an und wedelte dabei unbeabsichtigt, aber aufgeregt mit der Rute.

Ich legte den Kopf schief. Mam.....aaaaaa machte ich ihr nach und ging dann an zu kichern. Das machte Spaß! Ich wedelte weiter mit der Rute und rappelte mich auf um mich irgendwie auf hinterpfoten zu stellen und meine Vorderpfoten an ihre Schulter Mamaaaa machte ich wieder und sah sie an, war das so richtig? Ich hoffte doch.

Gelangweilt kletterte ich den felsigen Steilhang entlang, drehte meine Ohren in alle Richtungen um wieder etwas spannungversprechendes wahrzunehmen. Mir ist so langweilig, am liebsten würde ich das Lager meines Bruders nochmal entflammen! Sein Gesichtsausdruck : köstlich plötzlich nahm ich ein leises Quieken wahr. Eine Maus hatte sich nach hier oben verirrt. Perfekt! Behutsam schlich ich mich an , trat ihr auf den Schwanz und ließ sie zappeln. Schnell wurde mir aber auch dieser Spaß zu öde. Als ich mich nicht mehr an ihrem Zappeln erfreute, gab ich ihr einen Hieb mit meiner Pfote und beobachtete ihren Flug. Lange Zeit hatte ich niemanden den ich meine Laune und Späße aufzwingen konnte, langsam schien ch die Gegenwart anderer fast zu vermissen.