Rudelwolf? Von welchem Rudel denn?, fragte ich an Marek gewannt. In einem Rudel zu sein wäre mein allergrößter Wunsch! Alleine kann ich es einfach nicht aushalten und.... Im Rudel ist es halt einfacher zu überleben. Als Streuner ist man eigentlich allein gegen die ganze Welt und als Rudelwolf, zusammen gegen die ganze Welt.

Ich legte mich neben einen Baum. Was sollte ich jetzt eigentlich tun? Ich ging meine Optionen durch. Zum einen konnte ich zurück zum Silberrudel gehen. Aber...verband mich damit eigentlich noch etwas?
Die andere Option wäre gewesen, einfach das Tal hinter mir zu lassen und einen ganzen Neuanfang zu wagen. Ich zog sogar in Erwägung, das Rudel meiner Geburt wieder aufzusuchen, und nachzusehen, ob es sich zum besseren geändert hatte.

Verwirrung blitzte in meinen Augen auf, aber ich gab mir keine Mühe es zu verstecken. Der Rüde, der mich zuvor angesprochen und damit ins Gespräch eingeladen hatte, schien mir leicht verrückt. Zumindest gab er mir einen Spitznamen, von dem ich nicht wusste, wie man ihn von meinem Namen ableiten konnte und redete in einem Tonfall mit mir, als würde ein Welpe vor ihm sitzen. "Der Wald?", fragte ich irritiert nach und betrachtete den Fremden nach wie vor mit einem verwirrten Ausdruck, "Nein, es riecht hier nicht nach ihm" Dennoch ich beantwortete seine Frage wahrheitsgemäß und konnte mir nach wie vor keinen Reim auf sein Verhalten machen.
Derweil redete die helle Fähe, die, wie ich erfahren hatte den schönen Namen Ice trug, mit Marek. Dieser erzählte kurz etwas zu seinem Rudel und auch wenn meine Augen nach wie vor auf meinem eigentlichen Gesprächspartner lagen, drehten sich meine Ohren interessiert in die Richtung der Beiden. Doch kurz darauf wandte sich meine Aufmerksamkeit auf etwas komplett anderes - nun wo Marek es angesprochen hatte, fühlte auch ich es. Der Wald war still, unheilvoll still. Der Wind zog kräftig durch die Lande und ein Blick gen Himmel verriet das Offensichtliche. "Da kommt ein Sturm auf uns zu", murrte ich leise und plüschte automatisch mein Fell leicht auf.

Silberrudel? Das älteste Rudel?, wiederholte ich aufgeregt. Dann muss das Silberrudel was ganz besonderes sein!, schwärmte ich. Ungefähr so hätte ich mir mein Traumrudel vorgestellt. Und so wie Marek aussah waren Silberwölfe auch stark. Ich platzte fast vor Aufregung, versuchte es aber zu verstecken. Als der eisige Wind Marek Sorgen bereitete sah ich zum Himmel. Kein schönes Wetter..., murmelte ich. Dann sah ich wieder zu Marek. Ich ähm... Suche schon etwas länger nach einem passendem Rudel für mich und... Vielleicht könnte ich ja mal zum Silberrudel kommen? Wenn euer Alpha es natürlich erlaubt!, schlug ich etwas leise vor. Was wäre wenn ich nicht durfte? Dann hätte ich endlich ein passendes Rudel gefunden, aber ich darf dann nicht. Das wäre doof...

Überrascht drehte sich mein Kopf zu Marek hinüber. Nicht, weil er gerade eröffnet hatte, dass er der Alpha war... sondern weil er uns einen Unterschlupf anbot. Der Sturm rückte immer näher und es war nur verständlich, dass er sich Sorgen um sein eigenes Rudel machte. Aber... er ging das Risiko ein fremde, ihm vollkommen Unbekannte, Artgenossen auf den Rudelplatz einzuladen. Ein Umstand, der ihn mir sympathisch machte und in meinen Augen zu einem edlem Anführer. "Ich kenne mich hier noch nicht aus und ich wüsste nicht wo ich nach einem Unterschlupf suchen könnte", meinte ich dankbar und lächelte dem fremden Alpha ebenso dankbar entgegen, "Deshalb würde ich dein Angebot gerne annehmen, wenn es dir wirklich nichts ausmacht"

Nikko:

Ich hatte dem Rüden, der sich Keirr nannte, freundlich zugenickt, als er sich uns genähert hatte. Dann hatte ich schweigend, aber interessiert dem Gespräch meiner Artgenossen zugehört. Mein Fell plusterte ich auf, um mich vor dem kalten Wind zu schützen. Auch ich war nicht gerade erfreut über den kommenden Sturm, aber es würde nicht der erste sein, den ich erlebte. Als Marek - nun hatte ich endlich erfahren, wie der Rudelwolf hieß - uns allen anbot, zu seinem Rudelplatz zu gehen, schüttelte ich den Kopf. Vielen Dank, Marek. Das ist ein großes Angebot, das du da machst, aber ich bleibe lieber hier, erklärte ich freundlich, aber bestimmt. So wie es aussah würde sich Ice ja seinem Rudel gleich anschließen, Keirr würde den Sturm auch beim Rudel verbringen. Bei Sialuk wusste ich nicht, wie sie sich entscheiden würde und auch Basta hatte sich nicht dazu geäußert. Alleine wollte ich auf keinen Fall bleiben. Einsam war ich lange genug gewesen, daher hoffte ich, dass sich zumindest einer der beiden ebenfalls gegen Mareks Angebot entscheiden würde. Ich spitzte jedoch interessiert die Ohren und sprach weiter. Ich hätte aber eine Frage, sagte ich an den Alphawolf gewandt. Hast du in letzter Zeit vielleicht eine graue Fähe gesehen? Oder sie vielleicht sogar aufgenommen? Ihr Name ist Mona... Ich verstummte, denn ich wollte nicht zu viel über meine Schwester verraten und sah den Rüden hoffnungsvoll an.

Ich blickte gen Himmel und betrachtete die sich zusammenbrauenden, dunklen Gewitterwolken, während ich dem Gespräch der anderen lauschte Ein Rudel, huh? Das rief schlechte Erinnerungen hoch, Erinnerungen an mein altes Rudel, die lieber vergraben lassen würde. Dabei kam mir aber auch meine Mutter in den Sinn und wie sie mir immer weis gemacht hatte, dass nicht alle Rudel so sind, wie beispielsweise das, aus welchem sie zuvor gekommen war und ich mich nicht so stark davon prägen lassen sollte, dass ich jedes Rudel mit Negativem gleichsetzte. Wenn ich ihnen folgte, würde ich es vielleicht schaffen, diese dunklen Erfahrungen mit neuen, schöneren zu überschreiben. Ich wollte nicht für immer an die Ängste meiner Vergangenheit gebunden sein und das wäre dann ein erster Schritt in diese Richtung. Ich schließe mich euch an an. Vielen Dank für dieses Angebot.

Nikko:

Ich neigte den Kopf. Trotzdem danke, sagte ich zu Marek. Dann blickte ich Sialuk an und versuchte meine Enttäuschung zu verbergen. Vermutlich würde Basta auch mitgehen. Das war auch keine dumme Entscheidung, denn es schneite nun schon so heftig, dass man kaum noch etwas sah. Aber ich blieb bei meiner Meinung. Wir laufen uns bestimmt wieder über den Weg, verabschiedete ich mich von der Gruppe. Ich wedelte noch einmal freundlich mit der Rute, dann trabte ich los.

(—> Wäldchen)

Jupp, werden wir sicher. entgegnete ich Nikko, war mir aber nicht sicher, ob er mich überhaupt noch gehört hatte. Innerlich wünschte ich ihm Glück, dass er seine Schwester finden würde, bevor ich den anderen Wölfen folgte.

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