Aufmerksam hörte ich zu und nickte, wow ein Fasan. Die sind ganz schön schwer zu fangen, sie flattern so viel. Ja es gibt andere, sogar sehr viele andere Wölfe. Wir leben in einem Tal, das ist ein Ort der von Hohen Bergen umgeben ist. Berge sind riesige Steine, vielleicht sieht man sie wenn wir uns das Gebiet angucken. In unserem Tal gibt es noch vier andere Rudel, so ähnlich wie wir. Erklärte ich Adria geduldig. Lejan schien sich erst auch mit dem selben Thema zu beschäftigen, deshalb traf mich seine Frage unvorbereitet. Die Erinnerung färbte meine Augen die sonst wie Bernstein leuchteten, in ein dunkleres Braun dem das Licht fehlte. Dies war die einzige Veränderung die man bemerkten konnte wenn man aufmerksam war, mein Lächeln blieb unverändert. Ich erinnere mich nicht an viel. Nur an meine Mutter und ihre Wärme. Aber man sammelt im Leben so viele Erinnerungen, manchmal vergisst man etwas. Aber nur weil du dich in diesem Moment nicht daran erinnerst, heißt es nicht, dass es nicht mehr da ist. Das Gehirn speichert so viel, dass man nicht immer alles gleichzeitig im Kopf haben kann. Aber es ist nichts für immer vergessen, manchmal kommt eine Erinnerung unerwartet zurück wenn man einen Geruch riecht, etwas bestimmtes schmeckt oder etwas sieht. Erklärte ich Lejan genauso geduldig wie auch Adria zuvor.
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Ich hörte Morgana aufmerksam zu und saugte die Informationen auf wie trockenes Moos Tau. Es gab also noch andere Rudel. Und es gab scheinbar noch viel Land außerhalb unseres Reviers. Wow flüsterte ich. Ich konnte es nicht richtig glauben wie groß die Welt sein sollte. Dabei wurde sie gerade erst immer größer. Lejan stellte eine Frage die ich nicht erwartet hatte und nicht zum ersten Mal fragte ich mich was im Kopf meines Bruders vor sich ging. Über Morganas Augen huschte ein schneller Schatten. Ich wusste damit nichts anzufangen deswegen ignorierte ich es und hörte einfach ihrer Erklärung zu. Zwischendurch sah ich zu Marlo. Er hatte noch gar nichts gesagt.
Ich legte den Kopf etwas schief, ehe ich Daggers Kopf los ließ und mich herum rollte. Dabei wälzte ich mich wohl so im Schnee, dass dieser sich wieder in meinem Fell verfing und nun hier und dort weiße Flecken in diesem hinterließ. Sind die deswegen so schnell weg gerannt? Diese großen Tiere hatten Angst vor mir? Dabei waren die doch viel größer als ich! Von dem Gespräch von Morgana und den drei anderen Jungwölfen schnappte ich nur Wortfetzen auf, nicht zuletzt da ich nun mit aufgeregt wedelnder Rute in die Richtung sah, in welche die Rehe davon geprescht waren. Mama hat immer gesagt, dass ich noch zu klein bin um etwas zu fangen! Der Gedanke dass ich so ein großes Tier fangen könnte, ließ mich vor Vorfreude fiepen.
Obwohl Morganas Erklärung friedlich und geduldig war, konnte ich mich mit dem Vergessen noch nicht wirklich anfreunden. Mag sein, dass Geschehnisse aus der fernen Vergangenheit zu uns zurückkehrten, und die Vorstellung, etwas vermeintlich Verblichenes beim Geschmack eines Fasans oder beim Duft von grün-frischem Teich wiederzuerlangen, hörte sich schön an. Als würde man einen besonderen Schatz wiederfinden. Aber was, wenn nicht? Wenn der Geschmack eines Fasans dich nicht an dein allererstes Fleisch erinnern lässt, wenn der Duft von grün-frischem Teich dich nicht das Tollen von tapsigen Pfoten vor Augen sehen lässt. „Ich mag das Gefühl von Vergessen nicht“, gestand ich nachdenklich und fuhr mir mit der Zunge über die Schnauze. „Es fühlt sich an, als würden sich die Erinnerungsstücke auf eine verlorene Seite des Kopfes zurückziehen. Auf einen einsamen Fleck, wo du sie nicht hören kannst.“ Es war ein eigenartiges Empfinden. Das Verblasste liegt einem auf der Zungenspitze, auf der Zungenspitze der Gedanken, aber man kann sie nicht greifen. Sie sind da – nur nicht bei dir. Und der Gedanke daran, dieses Verblassen womöglich nicht aufhalten zu können, bereitete mir befremdliches Unwohlsein. Vermutlich war es die Laune der Zeit, die darüber schulterzuckend urteilen würde. Am liebsten hätte ich mich für immer erinnert, an alles. An die Tage in der warmen Höhle zuvor und an das Jetzt heute. Doch die Wahrheit ist, dass die Erinnerungen eines Tages einfach nicht mehr da sein werden. Bloß, weil wir nicht alles auf einmal im Kopf behalten konnten. Plötzlich wünschte ich mir, mein Kopf wäre größer. Bestimmt gebe es dann mehr Platz, bestimmt könnte ich mir dann mehr merken. Mehr merken, mehr Platz, dachte ich und erinnerte mich daran, wie man mehr Raum bekommen konnte, wenn es schlichtweg zu viel von etwas gab. So viel, dass nichts Neues heranrücken konnte. Nämlich indem man das Alte loswurde. „Aber vielleicht ist das Vergessen ja genauso wichtig wie das Erinnern“, sprach ich meine Gedanken murmelnd aus und blickte zu meinen Geschwistern. Ich lächelte mild. „Um neuen Erinnerungen Luft zu schaffen.“
❝ so, if you are too tired to speak, sit next to me because i, too, am fluent in silence. ❞
Noch kannst du das wohl nicht. Ein Reh fangen wir später. Aber es gibt kleinere Tiere, die gute Beute sind, erklärte ich Flair, als er seine Umklammerung löste und sich aufrappelte. Ich stellte mich ebenfalls wieder vernünftig hin und sah meine Kinder fröhlich an. Ich hörte Marlos Worte und sah ihn mit einer Mischung aus Verblüffung, mütterlichem Stolz und reiner Liebe an. Ich trottete zu ihm und schmiegte mich eng an meinen - gar nicht mehr so - kleinen Liebling. Das hast du richtig erkannt. Man darf manche Sachen vergessen. Es gehört dazu. Aber solange wir uns an uns erinnern, haben wir fast alles, was wir brauchen. Ich liebte meine Jungen. Ich vergötterte sie, wie eine Mutter ihre Kinder nur lieben konnte. Und ich werde sie beschützen, wenn es das letzte ist, was ich tue. Ich ließ meinen Blick über meine drei und das rote Fellknäul gleiten, bis er voller Stolz bei Morgana hielt. Denkst du, wir finden Mäuse? Hasen könnten für die erste Jagd schwierig sein.
... and then there is me always waiting for you...
Die Äußerungen der nachtschwarzen Wölfin stimmten mich ebenso nachdenklich wie meinen Bruder und ich nickte still zu seinen Worten. Mutter löste sich von Flair und liebkoste Marlo. Tatsächlich musste ich darüber lächeln, weil mir der Anblick gefiel. Das Gefühl, hier her zu gehören. Unsere Mutter, die uns mit glänzenden Augen betrachtete, die voller Leben steckten. Es machte mich glücklich und ich hatte nicht oft so gelächelt, in letzter Zeit. Ich drehte den Kopf und teilte dieses zaghafte Lächeln mit Morgana und dann mit meiner Schwester. Das ist also 'Zuhause'...
Die Worte des jungenn Wolfes erstaunten mich sehr. Er war unglaublich aufmerksam, hatte schon jetzt so viele Gedanken und Empfindungen die so eine kleine Seele gar nicht haben sollte. Er schien einen alten Geist zu besitzen und das schätzte ich sehr. Die Neugier und die offenen Blicke der drei Welpen erfüllten mein Herz mit Wärme und Stolz. Stolz für das Leben, dass ich aufgebaut hatte, für mein Rudel und für die Zukunft die vielleicht gar nicht so dunkel werden würde wie ich sie noch vor wenigen Stunden sah, wenn diese vier hier darin waren. Du bist ein sehr weiser und aufmerksamer Wolf Marlo. Das hast du ganz richtig erkannt, das Vergessen und das Erinnern gehören zusammen wie die Nacht und der Tag. Es muss dunkel werden, damit die Sonne wieder aufgehen kann. Daggers Blick jagte einen Moment lang eine Empfindung durch mein Herz, die man mit einem der Knallstöcke der Menschen vergleichen konnte. Für den Bruchteil einer Sekunde, wanderten die Seelen meiner verlorenen Freunde durch meine Gedanken. Ich hatte sie nicht vergessen, würde sie niemals vergessen. Aber manchmal wünschte ich mir es wäre so. Ich hoffe, dass du in deinem Leben niemals in eine Situation kommst in der du dir wünschst zu vergessen. Ich hoffe dein Herz bleibt leicht und du wirst deinen Kopf mit so viel glücklichen Erinnerungen füllen, dass es gar nichts ausmacht, dass du dich an manche für eine Weile nicht mehr erinnern kannst. Mein Lächeln war warm und mein Herz erleichtert bei dem Gedanken, dass er in seinem Leben niemals so schreckliche Dinge sehen oder tun musste wie ich sie getan hatte. Er würde niemals mit der Dunkelheit in berührung kommen die so lange Zeit in meinem Kopf gelebt hatte und auch wenn sie nun ebenfalls nur noch eine Erinnerung war, würde ihre kalte und klebrige Existenz, für immer in meinem Gehirn eingebrannt sein. WIe ein blinder Fleck der einen Teil meiner Welt für immer gefangen halten würde. Doch das Licht, mit dem ich es in den Jahren hier mit meinem Rudel gefüllt hatte, war so groß geworden, dass mir dieser Teil meiner Seele niemals wieder etwas antun konnte. Lächelnd erwiederte ich Daggers Blick, nickte ganz sachte um ihr zu zeigen, dass ich verstand und ebenfalls stolz war. Sogar der junge Lejan lächelte und als sein Blick meinen Traf, verschwand der dunkle Schleicher von meinen Augen. Einen Moment lösten sich die Schatten von meinem Herzen und die Trauer die mich immer begleitete lichtete sich. Seufzend lächelte ich zurück, erleichert und freundlich. Dann konzentrierte ich mich wieder auf die Aufgabe. Die Mäusehöhlen müssten mit Schnee bedeckt sein, aber vielleicht haben wir Glück und können sie aus ihrem Bau locken. Wenn es kalt ist sind sie träger als sonst und leichter zu fangen, gute erste Beute. Stimmte ich Dagger zu und sah mich im Schnee um. Es war nicht einfach im Winter einen Mäusebau zu finden, aber auch nicht unmöglich.
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Marlis tiefe Gedanken hingen schwer an mir und ich schüttelte mich. Ich wollte jagen und mir keine Gedanken über das Vergessen machen. Ich erwiederte Lejans lächeln kurz bevor ich zu Mama lief. Selbstverständlich wollte ich die erste sein die etwas fing. Das ganze war sehr spannend. Ich entschied mich dafür das den Teich zu verlassen die beste Entscheidung bis jetzt war. Wären wir da geblieben hätten wir nicht Morgana gesehen, oder Tristan und wir würden nicht jagen gehen. Morgana erwähnte etwas von Mäusehöhlen und ich fing an mit der Nase im Schnee zu schaufeln. Es war eine Menge Schnee und schon bald war mir ziemlich kalt im gesagt. Aber ich stieß auch auf Boden der hart und gefroren unter der Schneeschicht lag.
Einen Moment lang überlegte ich, ob meine Logik überhaupt Sinn machte, doch die geistreichen Zustimmungen der anderen entwirrten den Knoten meiner Unsicherheit. Ebenso wie Mutter sich an mich schmiegte, kuschelte auch ich mich an ihr rabenschwarzes, warmes Fell. Es erinnerte mich an die zurückliegenden Kuschelzeiten mit ihr und ich war froh darüber. Froh darüber, dass dieses Stück Vergangenheit noch nicht auf den verlorenen, unhörbaren Fleck entschwunden ist. Ich würde mich immer an uns erinnern, dachte ich erfüllt bei Mutters letztem, wohlklingendem Satz. Ich glaubte, es nicht einmal bewältigen zu können, meine Familie jemals der Vergessenheit auszuhändigen. Dafür hatten sie bereits einen viel zu immensen Platz in meinem Herzen und zu viel Bedeutung in meinem jungen Leben. Ich lächelte und spitzte sogleich die Ohren. Morganas Stimme durchwog mich mit großer Dankbarkeit, ich spürte mein Herz aufgeregt schlagen. Anerkennung von unserer Alpha zu bekommen, war ein neues, aber beglückendes Gefühl. Weise und aufmerksam waren nicht Wörter, die ich mir selbst zugewiesen hätte, wodurch ich umso erfüllter war, dass Morgana sie mir zusprach. Ich mochte ihren schönen sinnbildlichen Vergleich mit der Nacht sowie dem Tag und dass es das eine nie ohne das andere geben konnte. Dieses Bild würde mir noch lange im Kopf hängenbleiben. Ebenso wie ihre darauffolgende Hoffnung für mich. Auch wenn der Gedanke über den Wunsch, etwas sehnlichst vergessen zu wollen, kurzes Unwohlsein in meiner Sinneswelt mitschweben ließ. Ich konnte mir nicht vorstellen, je bewusst Erinnerungen verlieren zu wollen. Wer sollte sich soetwas schon wünschen? Was musste bloß geschehen, damit das Vergessen zu einer Sehnsucht wurde? Ich schüttelte mich, bevor irgendwelcher schwerer Trübsinn meine Gedanken besetzen konnten. Stattdessen zog meine Aufmerksamkeit zu der nun anstehenden Jagd hinüber. Ich wandte Adria den Kopf zu, die sich bereits an ihre ersten Fangversuche wagte, und fragte mich, wie wir diese winzigen, fiepsenden Pelze bloß unter der dicken Schneeschicht finden sollten. Mir schien es wie die Suche nach einer Feder im wirren Laubhaufen. Von der Vorstellung einer Jagd nicht völlig abgeneigt, ging ich neugierig auf einen nahestehenden Baum zu und senkte die Schnauze. Vielleicht würde ich irgendetwas riechen, etwas Auffälliges, vielleicht eine Fährte. Schließlich hatten Mutter, Vater, meine Geschwister und alle anderen Wölfe einen unverkennbaren Geruch, den ich gar am Boden wahrnehmen konnte. Wieso sollte es bei Beutetieren anders sein? Aber neben dem mythisch frostigen Duft des dichten Schnees und dem Geruch von allem Möglichen, nur nicht dem, was ich brauchte, konnte ich nicht wirklich etwas ausfindig machen. Sie ließen sich für meine Nase einfach nicht ausblenden. Auch meine Ohren wollten mir nicht helfen. Ich glaubte zwar für einen Wimpernschlag, etwas unter dem Weiß kratzen hören zu können, doch im nächsten Moment war ich mir nicht mehr wirklich sicher, ob es nicht doch meine Einbildung hätte gewesen sein können.
❝ so, if you are too tired to speak, sit next to me because i, too, am fluent in silence. ❞
Der mütterliche Stolz in mir wuchs immer weiter heran. Ein Gefühl, dass ich vorher nicht gekannt hatte und das nun meinen Körper durchströmte, wie Adrenalin. Adria begann auf Morganas Aussage hin direkt damit, die Schneedecke zu durchbrechen und sich zum Boden durchzukämpfen. Aufmunternd nickte ich Lejan, Flair und Malor zu. Kommt. Versucht es auch. Genau so wie Adria und wenn ihr eine Maus seht, versucht sie zu erwischen. Ich blickte fröhlich zu Morgana. Suchst du mit mir?, fragte ich meine Alpha hoffnungsvoll.
... and then there is me always waiting for you...
Eifrig trabte ich zu Marlo und sah ihn fragend an. Hast du was gefunden?, fragte mein Blick und schließlich haftete er sich auf den kalten, bleichen Schnee. Kurz stand ich starr da, ehe ich zu graben begann und meinem Bruder zunickte. Es sollte eine Aufforderung sein, doch da schoss etwas durch meine Pfoten und ich schreckte auf. Das kleine, graue Wesen - eines, dass ich zuvor nie gesehen hatte - trappelte schnell und flink über den gefrorenen Boden. Ich schlug mit der Pfote danach, doch die Maus entwischte mir in die Richtung, in der Marlo in meiner unmittelbaren Nähe stand.
Als mein Bruder zu mir trat, fing ich seinen fragenden Blick auf. Doch konnte ich dem bloß mit Ahnungslosigkeit begegnen. Ich hatte keinen Schimmer, was ich hier machte und ob ich an dieser Stelle überhaupt Erfolg haben würde. Ich wünschte, ich hätte einen Ansatz, irgendetwas Festes, das sich mir nützlich machen könnte, planender an die Jagd heranzugehen. Eine Spur, ein Duft, ein klitzekleiner Hinweis – irgendetwas, das mich nicht blind in eine Aufgabe purzeln ließ. Einfach drauflos zu machen, war noch nie meine liebste Art gewesen, an Dinge heranzugehen. Ich beobachtete Lejan, wie er zu scharren begann und als er mir animierend zunickte, war ich bereits auf dem Sprung, es ihm gleich zu machen. Aber plötzlich huschte etwas Graues an seinen Krallen vorbei, hin in meine Richtung, und instinktiv schlugen auch meine Pfoten danach. Für einen Bruchteil des Moments spürte ich den zitternden, warmen Körper unter meiner Pranke, doch wandte er sich überraschend geschickt aus meinem Griff und tauchte flink im tiefen Schnee unter. Wie von selbst sprang ich zu dem kleinen Fluchtloch hinüber und begann zu graben. Irgendetwas in mir wollte dieses kleine Geschöpf unbedingt erwischen als gäbe es kein Morgen. Meine Sinne wurden hellwach und der Geruch der Maus, den ich vorhin nicht hatte aussieben können, drang nun so stark in meine Nase, dass nichts anderes mehr in meinem Kopf herumkreiselte. Die Schnauze im bitterfrostigen Weiß versenkt, stockte ich, lauschte dem gedämpften, aber hektischen Atmen. Sie war dort, zum Greifen nah, erstarrt vor Schreck. Wieder begann ich zu wühlen, hielt erneut inne, ließ meine Ohren horchen, schnaubte in den Schnee und grub weiter.
❝ so, if you are too tired to speak, sit next to me because i, too, am fluent in silence. ❞
Im Stillen feuerte ich meinen Bruder an auch, wenn ich mich insgeheim darüber ärgerte, das kleine Tier nicht gefangen zu haben. Gespannt beobachtete ich, wie Marlo der Maus nach jagte. Immer wieder hielt er inne nur, um direkt weiter zu graben. Aufgeregt stand meine Rute und wedelte leicht.
Ich konnte es nicht fassen, ich buddelte mir die Nase kalt und Marlo und Lejan hatten schon eine Maus gefunden. Ich starrte zu ihnen herüber und versuchte das Gefühl in mir zu verstehen, mein Magen fühlte sich ganz kalt an und ich hatte so ein Drücken in der Brust.Was war das? Ich bekämpfte den aufkommenden Schub an Emotionen und suchte mir eine bessere Stelle. Ich muss das hinbekommen!
Ich hoppelte ein ganzes Stück weiter weg um mich konzentrieren zu können. Bevor ich wieder im Schnee buddelte setzte ich mich hin und starrte vor mich her. Unter dem Schnee war es still, so still das ich glaubte ich hätte die falsche Stelle erwischt. Doch dann scharrte etwas, kurz. Eilig begann ich zu buddeln. Das scharren erstarb. Verwirrt hörte ich auf, war die Maus entkommen? Aber wohin? Lejan und Marlo waren mit Sicherheit schon erfolgreich gewesen.
Dann scharrte es erneut und ich begriff. Die Maus hatte nur still gehalten damit ich sie nicht höre!
Irgendwo war es einfach logisch, natürlich. Ich senkte den Kopf bis zum Boden und horchte, mal war das scharren dumpf, mal klang es heller. Irgendwie ein bisschen näher. Als das kratzen am nahsten dran klang versuchte ich mein Glück und schlug mit der Pofte den restlichen Schnee zur Seite. Ich erwischte mit ganzem Schwung die Maus, diese segelte durch die Luft und plumpste in einen Schneehaufen rechts von mir. Aufgeregt sprang ich auf und rannte hinüber, als ich ankam war die Maus weg. Nur winzige Fußtapsen im Schnee deuteten auf ihr verschwinden hin. Ich hatte sie fast! rief ich und drehte mich zu meiner Familie um.
Aufmerksam beobachtete ich die Welpen dabei wie sie ihre ersten Versuche unternahmen, die auch gar nicht so schlecht waren. Ihnen fehlte nur die Übung und die Routine, eine gute Wahrnehmung besaßen sie alle. Auf Daggers Frage hin nickte ich lächelnd. Lange war es her, dass ich eine Maus gefangen hatte. Mit geschlossenen Augen lauschte ich auf Geräusche, denn in diesem Schnee war der Geruchssinn nicht meine erste Wahl. Bauten befanden sich häufig in der Nähe von Bäumen und Wurzeln, was ich nun auch laut aussprach. Mäuse mögen die verwinkelten Ecken an den Wurzeln der Bäume. Sie versuchen aus Angst sofort zurück in einen ihrer Bauten zu kommen. Ihr müsst ihr den Weg abschneiden. Erklärte ich, während meine Pfoten an einer Stelle kratzen, ein Stück entfernt, an der ich zuvor etwas gehört hatte. Es kam ein Loch zu Vorschein. Eine Weile drehte ich den Kopf um abzuschätzen aus welcher Richtung, welches Geräusch herrührte. Dann hatte ich alle Informationen zusammen die ich benötigte. Als ich schließlich ein weiteres Loch fand, klopfte ich mit der Pfote ein Stück entfernt auf die kleine gefrorene Stelle Erde. Eine graue Maus, noch recht klein, sprang wenige Sekunden später aus dem Loch. Um sie in falscher Sicherheit zu wiegen, ließ ich ihr freie Sicht auf den Bau den ich zuerst freigelegt hatte. Blitzschnell machte ich eine Bewegung nach links und packte die Maus mit den Zähnen. Sie konnte nicht einmal mehr qieken, schon wurde ihr Körper schlaff. Langsam legte ich die Maus in den Schnee und drehte die Ohren hin und her, um weitere Mäuse aufzuspüren. Ein Blick ging zu Dagger um zu sehen ob sie auch etwas gefunden hatte.
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
Thema drucken
08.01.2022 19:35 (zuletzt bearbeitet: 08.01.2022 19:38)
Antworten