Giftiger Rauch – das hörte sich nicht besonders ansprechend oder gemütlich an. Ich zuckte mit dem Näschen, als würde diese beißende Schwade allein beim Gedanken bereits aus der Erde aufsteigen. Ich blieb an Lejans Seite und trottete mit ihm aufgeregt, aber doch zurückhaltend unserer Mutter hinterher. Bis ein plötzlicher Funke in meine Gedanken aufschlug. Abrupt blieb ich stehen. Die Maus! Ich hatte sie bei all dem Trubel völlig verdrängt. Rasch trottete ich nochmals zurück, schnappte mir den im Weiß vergessenen, erschlafften Körper und reihte mich ebenso schnell erneut neben meinem Bruder ein. Ich nahm die Maus nicht aus Stolz über den ersten Fang mit, doch die Beute liegen zu lassen, schien mir einfach nicht richtig zu sein. Immerhin hatte die Maus ihr Leben verloren – wegen mir. Weil das meine Natur war. Weil ich mich irgendwie ernähren musste. Es wäre irgendwie unpassend gewesen, sie mit hohler Wertlosigkeit liegen zu lassen. Dann wäre sie doch umsonst verstorben, oder?
⇸ Nebelsumpf – Nebelwölfe
❝ so, if you are too tired to speak, sit next to me because i, too, am fluent in silence. ❞
Ich wedelte mit der Rute, als wir uns offensichtlich auf eine Kombination aus Jagd und Ortserkundung einigten. Rasch war ich aufgesprungen und auf der Stelle herum getrippelt, ehe wir alle uns in Bewegung setzten. hierbei bildeten Adria und ich wohl das Schlusslicht - auch wenn für einen kurzen Moment Marlo wieder zurück lief um seine Beute zu holen. Ab und an haschte ich spielerisch nach Lejans Rute, während ich neben Adria her lief, wohl auch um die Gruppe nicht aus den Augen zu verlieren.
Als sich die Vegetation veränderte und der Boden fester unter meinen Pfoten wurde, blieb ich schließlich stehen und sah mich nach meinen Begleitern um. Mir fiel es schwerer als sonst ruhig und langsam zu atmen, irgendetwas schien nicht zu stimmen und ich nahm mir vor Tristan danach zu fragen wenn wir alleine waren. Als Alpha durfte ich anderen nicht zeigen, wenn es mir nicht gut ging, das konnte fatale Folgen haben. Aber auch meine Müdigkeit machte mir zu schaffen, daher schüttelte ich mich kräftig und biss die Zähne zusammen als ein Stechen durch meine Rechte Flamke zog. Die alten Bäume spendeten angenehmen Schatten und auch hier waberte sanfter Nebel über den Waldboden. Ich liebte diesen Teil meines Reviers und sog lächelnd die kühle Luft ein die durch den Nebel nass schmeckte. Hier gab es wesentlich mehr Beute und Sky würde es bestimmt nicht schwer haben ein gutes Futter zu wählen. Hier kannst du dich ohne schwierigkeiten bewegen, erklärte ich ihr als sie vor mir stand.
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Der Weg durchs Moor war anstrengend gewesen und meine Konzentration hatte gut darunter leiden müssen. Mein Kopf brummte, doch ich ignorierte das hämmern. Als ich endlich festen Boden unten den Boden spürte atmete ich erleichtert aus. Das Moor würde ich wohl erstmal meiden. Doch hier im Wald sah es aus, wie Zuhause und sofort wurde meine Laune besser. Zufrieden wedelte ich mit der Rute, während meine Nase sich direkt an die Arbeit machte. Ich konnte zwar viele Fährten riechen, aber keine roch nah und frisch genug. "Wir müssen noch ein Stück weiter rein. Ich kann hier nichts in der Nähe erkennen." erklärte ich und sah mich um.
Ich lief an Sky vorbei, dir direkt begann herum zu schnüffeln und trat neben Morgana. Hatte ich da einen Schnerz über ihr Gesicht zucken sehen. Aufmerksam und fragend sah ich sie an. Wollte sie vor Sky aber nicht auf eine mögliche Schwäche ansprechen.
Ich sah zu Morgana. "Es wird Zeit", sagte ich. Das Alphatreffen stand an. "Tut mir leid, Sky. Du wirst auf uns warten müssen oder du kommst mit und siehst es dir an." Morgana wirkte schwächer als sonst, was meinen Beschützerinstinkt nur noch stärker werden ließ. Ich stupste sie aufmunternd an. "Das wird schon."
Die Mahlzeit musste wohl noch warten, was mich tief seufzen ließ. Ich schüttelte mein Fell um die Erschöpfung loszuwerden und sah zu Sky. Tut mir leid, dass wir unterbrechen müssen. Wie Tristan schon sagt, wenn du willst folg uns aber dein altes Rudel wird dort sein, sei dir dessen bewusst. Sonst bleib hier oder folge den Gerüchen zum Rudelplatz, dort sollte mein Sohn Cupo oder meine Tochter Liora sein. Es wird nicht lange dauern bis wir zurück sind. Meinen Kopf lehnte ich eine winzige Sekunde an Tristans Schulter, schloss die Augen und atmete ein. Dann lief ich ohne ein weiteres Wort los zum Alphafelsen. -Alphafelsen
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Zu gerne wäre ich mitgegangen - doch nach einem Zusammentreffen mit meinem alten Rudel war mir nicht. Noch fühlte ich mich nicht bereit. Also ließ ich die beiden Wölfe ziehen und lief noch tiefer in den Wald hinein. Es dauerte nicht lange, da hatte ich einen Geruch in der Nase und noch ehe ich mich versah, entdeckte ich auch Meister Löffel, der mich bereits entdeckt hatte und die Flucht ergriff. Sofort setzte ich ihm nach durch den Wald, während das tief hängende Geäst sich in meinem Fell verfing und teilweise drin blieb. Ich bekam meine Chance, als ein umgestürzter Baumstamm vor meinen Augen erschien. Während der Hase sich darunter verkroch, machte ich einen Satz darüber und packte ihn von der anderen Seite. Mit einem Kopfschütteln hörte ich sein Genick brechen. Zufrieden grinste ich und begab mich dann auf die Suche nach dem Rudelplatz.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
Thema drucken
09.02.2022 19:13
Antworten