Kobalts entrüstete Worte entlockten mir ein leises Lachen und ich stupste ihr neckisch gegen die Lefze. "Du siehst doch, wie ich das kann", raunte ich grinsend. Meine Rute begann sanft den Boden zu wischen, wurde aber auch mit jeder verstreichenden Sekunde etwas schneller. Meine Beine fühlten sich noch immer kraftlos an, doch ich stand trotzdem auf und blickte nun wortwörtlich auf Kobalt herab. Meine Augen funkelten und ich lachte ihr leise zu. "Wollen wir etwas trinken gehen?"

Noch immer pochte mein Herz verschnellt in meiner Brust, das glückliche Lächeln in meinem Gesicht war nahezu festgetackert und die leise Erschöpfung hing in meinen Gliedern. Ich fühlte mich etwas schwammig - Irgendwie vergleichbar mit einem kleinen Wackelpudding, der auf einem Hochseeboot mit den Wellen mitschwabbelte.
Doch auch ich rappelte mich langsam auf meine Pfoten - dehnte mich dabei vorsichtig - und stupste meinen Gefährten liebevoll an. "Sicher", stimmte ich ihm zu und leckte mir reflexartig über die Lefzen. Nach unserem schnellen und geradezu halsbrecherischen - Okay ich verbessere meinem halsbrecherischen - Lauf durch den Nebel und der darauf folgenden Aktion, hatte ich tatsächlich ziemlichen Durst. "Willst du hinunter zum Lachsfluss? Oder... bleiben wir im Revier?"

Ich lächelte zärtlich und erwiderte Kobalts Liebkosung. "Lass uns zum Mondscheinteich gehen", flüsterte ich liebevoll. "Wie in alten Zeiten!". Ich wollte nicht zu lange vom Rudelplatz fernbleiben, wenngleich ich auch merkte, dass mein Magen sich bald melden würde. Jedoch konnte man dafür auch einfach in den angrenzenden Wald in den freien Gebieten gehen. Bis zum Lachsfluss ist zu weit - obwohl ich nicht verleugnen konnte, dass Kobalt und ich ruhig mal wieder rausgehen könnten...

Ich nickte leicht und wuschelte meine Nase nochmals durch seinen Pelz. 'Wie in alten Zeiten' - Die Zeit war wirklich verflogen. 'Wann... sind wir nur erwachsen geworden?' Unwillkürlich schüttelte ich mich und verdrängte die Melancholie aus meinem Kopf. Ich wollte nicht in Erinnerungen schwelgen, wenn die Gegenwart umso wichtiger war.
"Dann lass uns gehen!" Ich lächelte meinen Gefährten liebevoll an und wandte mich leichtfüßig ab, um den bekannten Weg zum Mondscheinteich einzuschlagen.

>> Mondscheinteich (Nebelwölfe)

Meine Gefährtin nickte zustimmend. Auf leisen Sohlen hüpfte sie los und ich folgte ihr mit einem glücklichen Gesichtsausdruck.

(Mondscheinteich, Nebelwölfe)

Nebel hüllte uns ein als wir über die grenze traten, für mich und Marco war er wie ein alter Freund, der sich uns anschloss. Bleib dicht bei mir. Im Nebel konnte durchaus alles gleich aussehen und jemanden darin zu verliern war auch nicht sehr schwer. Mittlerweile vermisse ich nichts mehr, ich fühle mich angekommen und gut aufgehoben, als ich mich dem Rudel angeschlossen habe hatte ich große Sorgen wegen Marco, aber das hat sich als unnötig herausgestellt, mittlerweile hat er so sogar noch mehr Schutz.

Ich hatte, kaum dass ich das Wäldchen betreten hatte, angefangen herum zu schnuppern und versucht die Fährte von Großwild aufzunehmen. Die meiste Zeit lenkten mich jedoch die Gerüche von Wildhasen ab, oder auch anderen kleinen Nagern. Wirsch murrte ich Konzentrier dich Fenris, konzentrier dich! Ich atmete tief durch und schnupperte dann in der Luft. Moment? War da nicht Papas Geruch? Nein. Papa war mit Nero und dem anderen doch an den Felsenfällen, oder nicht? Kurz sah ich in die Richtung aus welcher der leichte Geruch kam, schüttelte jedoch dann den Kopf und konzentrierte mich wieder auf mein Vorhaben. Geduckt schlich ich weiter, immer wieder schnuppernd, bis ich die Fährte eines Rehs in die Nase bekam und dieser folgte. Schon bald entdeckte ich eine kleine Rehherde, welche sogar von zwei Böcken mit kräftigen Geweihen begleitet wurde. Ich begann mich gegen den Wind näher und näher zu schleichen, nutzte jeden Busch als Deckung. Ich war kein ausdauernder Läufer, also musste ich so nah wie möglich heran, um schnell zuschlagen zu können, jeden Muskel angespannt drückte ich mich zu Boden, meinen Blick auf einen der Böcke fokussiert.

Die weißen Schleier umhüllten uns, versteckte unsere dunklen Gestalten im undurchdringlichen Weiß. "Bleib dicht bei mir." - Ein Ratschlag... oder vielmehr eine Warnung? Mit einem klammen Gefühl im Magen, blickte ich kurz zurück - Schon jetzt konnte ich den Waldrand nicht mehr sehen, obwohl wir uns noch in dessen Nähe befinden mussten. Noch würde ich den Weg zurück wohl alleine noch finden, doch schon bald wäre ich auf Hilfe angewiesen.
Deshalb schloss ich folgsam zu Barbossa auf und lief nun fast neben ihm. "Vertraust du deinem Rudel?", fragte ich und ergänzte gleich darauf, "Vertraust du ihnen Marco an?"

Mercer folgte meinen Worten und war nun dicht neben mir, Marco hoppelte auf meiner anderen Seite dahin, er hörte zu und sah sich mit zitterndem Näschen in dem großen Weiß um uns herum um an das wir nun schon so gewöhnt waren. Ja, ich vertraue ihnen. Ich musste gar nicht lange nachdenken, ehe ich das sagte, aber bei meiner nächsten Antwort zögerte ich etwas. Nicht völlig, nicht, wenn nicht ich oder einer meiner Welpen dabei ist. Ich vertraue bei den meisten darauf, dass ihm nichts passieren wird, aber nicht bei allen und vor allem nicht bei den Gästen, die wir immer wieder haben. Ich lief instinktiv den richtigen Weg entlang, ich kannte das Revier mittlerweile wie meine Estentasche, ich musste mich nicht mehr auf meine Augen verlassen, die in all dem Nebel sowieso mehr oder minder nutzlos waren.

Der Nebel hing tief zwischen den Bäumen und berührte den Boden. Wenn der Morgen kam, würde er aufsteigen, aber jetzt hüllte er alles in seinen feuchtklammen Pelz. Doch ich brachte meine Augen nicht, denn ich hatte ja meine Nase und mein feines Gehör.
Aufmerksam witterte und lauschte ich, vor allem, als ich ein leises Geräusch vernahm.
Der Wind stand günstig und ich machte den Geruch eines artgenossen aus, nein, es waren zwei.
Ei, wer schlich da noch durch den Nebel?
Der Geruch wurde deutlicher und es war Rudelgeruch.
Könnte es der Grünzeug mampfende bunte Rüde sein? Der mit dem zahmen Nagetier?
Ja, er musste es sein, denn jetzt konnte ich auch den Hasen riechen.
Aber da war noch etwas anderes. Da war ein weiterer Wolf und der hatte keinen Rudelgeruch.
Wie merkwürdig!
Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen und kreuzte ihren Weg.

Wieder hörte ich Barbossa aufmerksam zu. "Ihr habt öfter Gäste?", fragte ich mit - scheinbar erwachten - Interesse und zuckte leicht mit meinem Ohr, "Ich dachte immer, Rudel bleiben eher unter sich und lassen keine Fremden ins Revier?" So war zumindest meine bisherige Erfahrung gewesen. Nur... Was war jetzt die Ausnahme?
Während ich dem älteren Rüden weiter durch den dichten Nebel folgte, vernahm ich ein bekanntes Geräusch. Es waren leise Pfotenschritte, die sich uns zielstrebig näherten. Daher war ich auch nicht gänzlich überrascht, als eine dunkle Gestalt erschien und unseren Weg kreuzte. Abwartend musterte ich den fremden Artgenossen, welcher den gleichen Geruch im Pelz trug, wie Barbossa. Eindeutig ein Nebelwolf. Freundlich nickte ich ihm zu, sagte jedoch erstmal nichts.

Ich nenne sie Gäste, eigentlich sind sie Anwärter, manchmal sind es aber auch Wölfe, denen das Rudel Schutz bietet, sowas muss Morgana entscheiden. Unsere ruhige Zweisamkeit wurde unterbrochen, als sich ein Rüde in unseren weg schob. Ich brauchte etwas um ihn zu erkennen, aber dann identifizierte ich ihn als Rocco, ein anderer Nebelwolf, mit dem ich allerdings noch sehr wenig wirklichen Kontakt gehabt hatte. Ich blieb stehen und zog Marco unwillkürlich zwischen meine Viorderpfoten, wohin er allerdings auch von selbst gehoppelt war. Trotzdem sah er interessiert Rocco an und zuckte mit den Löffeln. Hey Rocco! Hallo Rocco.

Und dann sah ich sie auch schon, den bunten Wolf ... ähem .... Barbossa? Ja genau! ... , den Hasen und den fremden Wolf.
"Hallo Barbossa!" meinte ich. "Gesellschaft?" fragte ich und sah kurz hinüber zu dem Fremden.

Die ganze Zeit hatte mein Blick auf der Herde geruht, während ich zugleich darauf achtete gegen den Wind zu laufen und immer näher heran zu kommen. Ich hatte eines der Weibchen ins Auge gefasst, welches etwas Abseits der Herde an ein paar Wurzeln knabberte und merklich hinkte. Vermutlich war es mal gestolpert oder war von einem anderen Raubtier mit dem Leben davon gekommen. Ich spannte jeden meiner Muskel an, ehe ich vorpreschte und auf mein Opfer zujagte. Es war ein Erfolg. Ein überraschtes Schnaufen entwich dem Reh, ehe es holprig versuchte sich umdrehen um zurück zur Herde zu rennen. Doch ich schnitt ihm den Weg ab und sprang gegen das Tier. Es blöckte auf, ehe es durch seinen unsicheren Gang umkippte. Entschlossen stellte ich mich zwischen meine Beute und die Herde, immer wieder nervös mit dem Blick zu dieser huschend. Doch die beiden Böcke blöckten nur irritiert. Offenbar hatte mein Angriff die ganze Herde überrascht. Mein Opfer versuchte aufzustehen, doch schnell legte ich mich auf das Reh und tötete es dann. Einen Moment verharrte ich. Ich..ich habe es tatsächlich geschafft...allein..ich habe allein ein Reh erlegt! Aufregung und auch Stolz begann aus meinen Augen zu strahlen. Dass die Herde nun durch den Blutgeruch in Panik versetzt worden war und davon raste, merkte ich durch den heftigen Ausbruch meiner Emotionen nicht. Wie ein verspielter Welpe sprang ich vor meiner Beute hin und her, ehe ich mich fest hinstellte und den Kopf mit einem langen, stolzen Heulen in den Nacken legte.

Ich wartete eine Weile auf eine Antwort von Barbossa, aber es kam keine. Den fremden Wolf hatte ich nicht gefragt und der sagte auch nichts. Ob der Hase etwas sagte, konnte ich nicht beurteilen.
Irgendwie hatte ich den Eindruck zu stören und so machte ich mich wieder auf den Weg.
Ich lief weiter bis um Rand des Wäldchens und dort hatte ich schließlich Glück und fand die Beute, die ich gesucht hatte. Es dauerte garnicht so lange, bis ich 3 schöne Fasane zusammen hatte und obendrein war mir eine Wachtel vor die Fänge geraten, die ich ich mir selbst gönnte.
Anschließend packte ich meine Beute und trug sie zu meiner Gefährtin, die bestimmt schon drauf wartete.

------ Mondscheinteich