Ich trat hinter Dash und sah mich um, hier war es eigentlich ganz schön. Zumindest schien es friedlich zu sein, denn ich roch nur Akru, die Welpen und noch einen Wolf.
Dash rief aber ich wartete stumm, meine Rute schwebte still über dem Boden.

Mein kurzzeitiger Aussetzer wurde etwas gemildert, als ich seine Gedankengänge vernahm. Seine Wünsche. Die, die meinen so ähnlich waren. Ernst, aber dennoch sanft und liebevoll sah ich ihn an. Ich möchte auch, dass sie mit dir als Vaterfigur groß werden. Besonders Ago wird später sicherlich...naja...einen männlichen Vertrauenspartner brauchen, versuchte ich meine mütterlichen Gedanken auszudrücken und grinste schief, ehe mein Blick wieder auf meine Kleinen schweifte. Und ich...ich will dich genauso an meiner Seite haben. Lächelnd sah ich zu ihm auf, als plötzlich Dashs Stimme von draußen hereindrang. Meine Ohren schnellten zu ihm und meine Rute begann freudig zu wedeln. Dash! Dash, komm rein!, rief ich fröhlich und lächelte breit. Es fühlte sich so gut an, von den Wölfen umgeben zu sein, die mir einst so unglaublich wichtig waren - und es jetzt auch noch sind. Ich sollte Tarean vielleicht mal erzählen, wer Dash ist.

Ich hörte Akrus Worte, den fröhlichen Klang in ihrer Stimme und ein kurzer Moment Freude wanderte durch mein Herz. Dann wurde alles wieder taub, ich wusste ja nicht mal ob sie mich auch noch mochte.
Vorsicht trat ich näher, meine großen Pfoten traten lautlos über den Boden.
Ich sah in die Höhle und blieb am Eingang stehen, lehnte mich gegen die kühle Wand. Auf meinen Lefzen lag ein verschmitztes Grinsen, sonst war meine Haltung distanziert.
Mein schlanker großer Körper lehnte entspannt an dem Moosigen Stein der Höhlenwand.
Mein Fell glänzte gesund und Lichtreflexe tanzten darüber.
An dem weißen Fleck auf der Brust konnte man mich trotzdem unschwer erkennen.
Hallo Akru, kennst du mich noch, fragte ich mit fröhlicher Stimme. Ich sah nicht mehr aus wie ein Jungwolf.

Ich folgte Billy und trat durch den dunklen Eingang in die Höhle hinein. Wieder brauchten meine Augen ein paar Sekunden um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, aber dann sah ich sie wieder. Die Fähe die Billy und mir in unserer Welpenzeit so wichtig gewesen war. Ihre Welpen und Tarean waren auch noch da. Mein Lächeln wurde ein paar Momente leichter und meine Rute schwang sanft hin und her, doch dann sah ich wieder zu Billy an meiner Seite und die Sorge nahm erneut überhand. Wohl lächelte ich weiter, aber meine Rute verstummte in der Bewegung. Sieh mal wen ich mitgebracht habe.

Ich lächelte, während ich mich allmählich beruhigte. "Meunst du, wir ... sie", setzte ich ahn, doch da bekamen wir Gesellschaft und ich brach abrubt ab. Der junge Rüde war wieder gekommen und hatte jemanden mitgebracht. "Hallo zurück und hallo du", grüßte ich sie nacheinander, konzentrierte mich dann aber mehr auf Akru und dass es die Welpen warm hatten.

Die Überraschung stand mir redlich ins Gesicht geschrieben, als ich einen weiteren Jungwolf mit Dash eintreten sah, der sich gleich darauf verwegen an die Höhlenwand lehnte. Sofort schwirrten tausend Fragen durch meinen Kopf, als ich den jungen Rüden musterte. Schwarzes Fell, mit Dash unterwegs, der einst so winzig weiße Fleck, der mittlerweile zusammen mit dem Jungwolf mächtig gewachsen war... Billy? So viele Emotionen teilten sich in mir mit, nicht zuletzt die Wärme und Liebe, die ich für ihn, für beide empfunden hatte. So schnell es ging, sprang ich auf - wobei ich jedoch auch darauf achtete, Alona und Ago nicht zu verletzen - und stürzte zu ihm. Tränen schimmerten in meinen Augen, die beiden waren so groß geworden. Das beklemmende Gefühl der Traurigkeit machte sich in mir breit, als ich daran dachte, sie nicht aufwachsen gesehen zu haben. Einen Meter vor Billy blieb ich stehen und sah ihn mir genauer an. Er sah nicht sehr glücklich aus, oder täuschte ich mich?
Zaghaft streckte ich ihm meine Schnauze entgegen. Geht es dir gut, mein Kleiner? Es ist schön dich wiederzusehen. Langsam drehte ich meinen Kopf zu Tarean. Das ist Tarean, ein Freund. Tarean, das sind übrigens Dash und Billy, Schützlinge des Schattenrudels, dem ich einst zugehörig war. Ein entspanntes Lächeln legte sich auf meine Lefzen, als ich an die weniger entspannte Zeit dachte, die mir zwei Narben und einen womöglich tödlichen Titel eingebracht hatte. Vogelfrei...
Wobei ich zugeben musste, besonders ernst nahm ich diese Worte noch immer nicht. Außer einer kurzen Auseinandersetzung mit Aylia war nicht viel passiert. Dafür bedachte ich nun meine Welpen mit kritischem Blick. Ich sollte es ihnen erklären, sobald sie laufen können. Nicht, dass sie mir noch ins Revier laufen.

Ich blieb wo ich war, beobachtete ihre Reaktion. Sie sah echt aus, sah aus als würde sie sich freuen uns glücklich sein mich zu sehen. Aber ich blockte das Gefühl ab, sie hat nie versucht mich zu suchen. War ich zu hart? Sie hatte Welpen, schwamm die frage durch meinen Kopf. Nein sie hatte mich, uns alleine gelassen wie es jeder vorher und jeder danach gemacht hatte, war die Antwort die sofort mit voller Härte kam. Trotzdem war ich nicht böse auf sie und froh, dass sie glücklich war. Weiter an der Höhlenwand lehnend betrachtete ich sie und grinste amüsiert. Mir geht es bestens, könnte nicht besser sein, log ich und stoppte da meine Stimme zu bitter klang. Wie geht es dir? Hallo Tarean nett dich kennen zu lernen, sagte ich freundlicher und lächelte sogar kurz wirklich. Doch selbst das Lächeln erreichte meine Augen nicht. Ich fühlte mich noch immer Taub und sinnlos.

Als Akru aufsprang, drehte ich meine Schnauze sofort zu Ago und stützte ihn mit dieser, damit er nicht auf den Boden fiel und legte ihn sachte ab. Dann sah ich zu Alona und zog sie zu mir ran, damit sie nicht frierem musste. Dann sah ich dem Wiedersehen weiter zu, nickte dem Jungwolf lächelnd zu, als er mich grüßte.

Als es plötzlich kälter und ich bewegt wurde, wachte ich auf "Ham!", machte ich erschreckt und verschlafen zugleich in meinen Vorderlauf, als ich auch erneut bewegt wurde, diesmal in dir Wärme. Ich öffnete meine Äuglein und entdeckte etwas großes, schwarzes direkt neben mir. Es war die Quelle der Wärme und zugleich identifizierte ich es als den Wolf , der bei meinem Einschlafen schon da gewesen war. "Nammna?", ich klang hilfesuchend und genauso suchend blickte ich mich auf um, doch ich war so müde, dass als ich Nammna entdeckte und mich vergewisserte, dass es ihr gut ging, sofort in dem schwarzen Fellball zusammensackte und mich an das lange Ding (Tareans Vorderlauf) kuschelte.

Lächeln stand ich daneben und beobachtete die Situation. Akru stand für Billy auf um ihn zu begrüßen. Natürlich tat sie das. Auch wenn mir klar was Akru mich auch gern hatte, so war es doch nie schwer zu erkennen gewesen wer ihr Liebling war. Doch das war nur fair, hatte ich doch meine Mutter gehabt. Zumindest für ein paar Monate. Wölfe tauchten für ein paar Momente vor meinem geistigen Auge auf. Meine geliebte Mutter, die von Menschen aus den Tal entführt worden war, meine kleinen Schwestern, die unserer Mutter gefolgt waren, Ekki, meine einzige Freundin, die vor einiger Zeit mit ihrem Vater fortgegangen war, wie ich kürzlich erst realisiert hatte. Ich blinzelte ein paar Mal um sie alle fort zu bekommen und zwang mich dazu weiter zu lächeln. Ja, ich wäre gerne für einen Moment alleine, würde gerne den Kopf unter den Pfoten vergraben und einmal all der Angst und Verzweiflung nachgeben, doch das durfte ich nicht. Schon von klein auf hatte ich vom Rudel nur eine Sache gelernt. "Du bist es nicht wert, du hast kein Recht deine Gefühle zum Ausdruck zu bringen." Genau genommen war es das was, wie ich es wahrgenommen hatte, uns allen vier Welpen nur zu deutlich gezeigt worden war. Ohne es zu bemerken hatte ich es akzeptiert, doch ich würde alles dagegen tun das das auch auf Billy zutraf. Das war auch der Grund warum ich so erleichtert war das Akru sich so über Billys Besuch freute. Ich blieb im Eingang stehen und sah lächelnd der Szene zu, auch wenn mir Billys Tonfall etwas Sorge bereitete.

Ich war unsicher, was genau ich tun sollte und genau so schaute ich zu Akru, die immer noch beschäftigt mit Billy. Etwas in mir verlangte, Abstand vom Welpen zu nehmen. Eine Angst, sie zu verletzen und damit auch Akru zu verlieren. Andererseits wollte ich mich ihr Beweisen. Zeigen, dass ich etwas wie ein Vater für die beiden sein könnte. Ich folgte einer Idee von innen, dem Funken eines Instinks vielleicht. Ich zog auch Alona noch näher an mich heran, sodass sie an meiner Brust lag und schleckte ihr vorsichtig über das kleine Köpfchen.

Ich stockte kurz und legte dann den Kopf schief. Dir geht es gut, wiederholte ich. Warum hatte ich dann so ein komisches Gefühl, wenn ich ihn ansah. Ich verschob den Gedanken schnell zur Seite. Mach dir keine Sorgen. Dash ist doch bei ihm. Ich sah den weißen Jungwolf warm und dankbar an. Er wusste wie wichtig Billy mir gewesen war. Er war schon als Welpe unheimlich schlau gewesen. Als Billy nach meinem Wohlbefinden fragte, lächelte ich. Es könnte mir nicht besser gehen, antwortete ich. Wie geht es dem Rudel? Es ist einige Zeit vergangen. Geht es allen gut? Neugierig musterte ich den schwarzen Rüden. Er sah nicht schlecht aus, nur etwas mager vielleicht. Besonders genährt waren die beiden ja noch nie, erinnerte ich mich. Können sie eigentlich schon jagen? Ich verkniff mir die Frage, vor allem, da sich meine Tochter soeben ebenfalls zu Wort meldete. Grinsend drehte ich mich um und sah ihr erfreut entgegen. Meine Rute beschleunigte sich bei ihrem aufgeweckten Anblick noch mehr. Ma-ma, antwortete ich amüsiert und sah Tarean breit lächelnd an, wie er bei meinen Welpen und sich um sie kümmerte.

Auf meinen Lefzen lag ein kühles Grinsen, keine Ahnung. Ich war seit Monaten nicht am Rudelplatz und das letzte mal waren sie zu beschäftigt um mich zu bemerken. Aber jetzt sind ja nur noch Dash und ich übrig wir brauchen keinen anderen, meine Stimme klang hart das Grinsen blieb. Es hatte nicht den gewünschten Effekt hier zu sein es ging mir nicht besser aber eins hatte es, es tat weh. Ich fühlte wieder etwas und wünschte mir es wäre wieder anders, den Blick den sie ihren Welpen zu warf war so voller Liebe dass ich die Zähne aufeinander beißen musste.

Ghost? Besorgt trat ich näher an meinen Bruder heran. Seine kurz freundliche Stimme klang nun hart und kalt. Sacht drückte ich meine Flanke an seine und drückte meine Schnauze an seinen Hals. Willst du das wir wieder gehen? Seine Worte waren schmerzhaft wahr und zerschnitten mir das gebrochene Herz, doch ich wollte nicht das Billy so dachte. Er sollte eine Familie haben und ich war mir nicht sicher ob ich dafür genug war.

Ich verspannte mich eine Sekunde aber es war Dash der sich an mich drückte also ließ ich locker , erwiderte seine Zuneigung und schüttelte den Kopf. Nein alles okay, wir sind doch gerade erst gekommen ich möchte noch hören wir es Akru so ergangen ist. Wir haben uns doch lange nicht gesehen, meine Stimme klang neutral und immer noch lehnte ich an der Wand an Eingang.