Ich schmunzelte und seufzte zu Tareans Worten. Glaubst du...dass sie gegangen sind? Ich hatte einen Kloß im Hals, als ich ihn fragend ansah. Erst ein kleiner Rülpser riss mich aus meinen Gedanken. Überrascht sah ich an meinen Bauch, wo mein Sohn gerade seine Mahlzeit beendete und dann auf meinen Rücken krabbelte. Kurz schob ich meine Schnauze unter sein Hinterteil, um ihn zu unterstützen, dann lauschte ich seinen kindlichen Worten. Meine Rute schwang vor lauter Fröhlichkeit, während ich ihm unendlich zärtlich den Rücken leckte. Natürlich würdest du mitkommen, hauchte ich leise. Denkst du denn, ich würde dich hier zurücklassen? Natürlich erhielt ich keine Antwort mehr, dafür reckte ich mich nun nach meiner Tochter, um sie anzuheben und zwischen meine Vorderbeine zu legen. Dann wandte ich mich an Tarean. Danke dass du da bist.

Sichtlich von der Frage überfordert dachte ich nach. "Äh, nein...doch... vielleicht. Ach, ich kenne sie doch gar nicht." Ich schämte mich, ihr die Frage nicht beantworten zu können, auch wenn es eigentlich klar war. Darum legte ich meineSchnauze auf dem harten Boden ab und prustete schwersinnig. Als sich Akru dann bedankte, bekam ich erst gar nicht mit, dass sie mich damit meinte. "Hm?", machte ich, kippte meinen Kopf ein Stück, um sie fragend anzusehen.

Ich hatte zu seinen ersten Worten vorsichtig genickt und leicht die Ohren angelegt. Für mich war die Sache klar - Lezya und Ronya waren fort. Als er seinen Kopf nach vorne fallen ließ, spitzte ich meine Ohren überrascht, schmunzelte aber dann, als er völlig weggetreten brummte. Langsam legte ich meinen Kopf ebenfalls auf meine Pfoten, wobei meine Wange an Alonas Schulter lag. Schnaufend sah ich Tarean an und berührte dann sanft mit meiner Schnauze seine Lefzen. Ich hab dir gedankt. Dafür, dass du da bist. Für mich.

Als sie mich berührte, spürte ich wieder dieses komische Gefühl, welches ich auch damals im Leuchtwald verspürt hatte, als wir miteinander kuschelnd geschlafen hatten. Wie gut es mir dabei gegangen war, hatte ich erst wirklich gemerkt, als es vorbei gewesen war und sie mich verlassen hatte. Fast hypnotisiert von der Berührung zog es meinen ganzen Körper zu ihr hin. "Oh. Das ist ... äh ... das tu ich doch gerne." Ich folgte dem Drang und legte mich nun ganz neben sie, wodurch eine Ritze zwischen uns entstand, in der Akrus Sohn lag. Ja, ich hatte Bedenken wegen meiner Symptome, aber die wurden in dem Moment in den Schatten gestellt von der Freude, die ich empfand.

Ich grinste und spürte, wie er sich zurechtlegte und wenig später Ago von meinem Rücken rutschte und zwischen uns lag. Kurz spürte ich etwas Bedauern, doch als ich ihn so friedlich schlafen sah, verschwand es wieder. Schmunzelnd sah ich Tarean ins Gesicht und legte dann verlegen die Ohren an. Wärst du bereit - ähm - mir bei dem Aufziehen meiner Welpen zu helfen?, fragte ich etwas zögerlich und sah den Schwarzen dabei leicht verunsichert an. Ich wollte so gerne, dass er blieb. Und zwar für immer

Mein Gesicht spielte mehrere Emotionen durch, die sich in mir abspielten. Freudig überrascht, überfordert, entschlossen, all das durchströmte meinen Kopf. Auch die Unsicherheit machte sich breiter, gerade als Ago noch tiefer in die Ritze rutschte. "I ... ich weiß nicht, ob ich dafür gut genug bin. Versteh mich bitte nicht falsch. Mir ist nichts lieber, als hier zu bleiben. Bei..." Ich sah mich um. "Bei dir. Aber ... diese Sache mit dem anderen in mir drin macht mir zu schaffen. Ich kann ihn euch doch nicht ... zumuten." Ich begann zu zittern, nicht hauptsächlich wegen des kalten Steinbodens, gegen den die Nähe zu Akru Abhilfe schaffte.

Meine Hoffnung wurde etwas gedämpft, als ich Tareans Blick sah. Man konnte Freude und Überraschung sehen, vielleicht auch Gefühle, von denen ich nie gewagt hatte zu hoffen. Doch dann war da noch diese Unsicherheit, die mich etwas verstimmt werden ließ. Seine gedrucksten Worte ließen eine Welle der Enttäuschung, jedoch auch erneute Hoffnung in mir auflodern. Vorsichtig und auch ein wenig unsicher lächelte ich. Aber ich kann dir doch vertrauen, warf ich ein. Und selbst wenn es da noch jemanden in dir gibt, mit dem werde ich klarkommen. Bitte bleib. Bleib bei mir und meinen Welpen. Sie brauchen....einen Vater. Meine Stimme zitterte und ich senkte bei meinem letzten Satz beschämt den Blick. Was hatte ich nur wieder gesagt? Ich hatte viel zu viel meiner Hoffnung preisgegeben, doch irgendwo in mir drin, musste es einfach gesagt werden. Ich hatte Argons Rolle in dieser Geschichte zwar noch nicht vergessen, doch konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass er wirklich der Vater sein konnte, den ich für meine Welpen brauchte

Mein Zittern wurde stärker, auch wenn meine Stimmung im Umschwung war. Offensichtlich war Zittern ein Zeichen für so ziemlich alles. Außer Hitze. Da war einem einfach nur heiß. Aber das war ein anderes Thema.
Ich lächelte aufgeregt. "Echt? Also, meinst du das ernst?" Ich wusste doch gar nicht, wie man Vater war. Hatte ich überhaupt schon jemals etwas mit Welpen zutun. Also damals? Ich verstand sehr gut, dass sie es mit dem ... Ding in mit aufnehmen konnte, denn sie war stark. Generell traute ich ihr zu, mit allem fertig zu werden. Zwar wirkte sie immer etwas unsicher, aber sie strahlte für mich so eine Aura aus. Eine Aura der ... ja was denn eigentlich? Jedenfalls wirkt sie so reif. Und das inspirierte mich. Ich wünschte mir auch so viel Verständnis vom Leben wie sie. Scheinbar wusste ich ja noch zu jagen, aber das war ja nicht alles, was das Leben hergibt. "Und du meinst wirklich ... ich wär ein guter Vater. Jetzt abgesehen von diesem anderen." Mein Zittern nahm nun förmlich einen Rhythmus an und weil es so anstrengend wurde, drückte ich mich fester an Akru ran.

Auf seine gestammelte Fragen nickte ich zaghaft und spürte dieses altbekannte Bauchkribbeln, als der Schwarze näher an mich heranrückte. Sein dunkles Fell vermischte sich mit meinem Weißen und gab eine - aus meiner Sicht - wunderschöne Mischung aus beiden. Lautlos seufzte ich und verengte kurz verträumt die Augen. Mein Blick fiel auf Ago, der warm eingepackt zwischen uns lag und für einen Moment wünschte ich mir, es wären Tareans Welpen. Doch gleich darauf bereute ich diesen Gedanken. Ich liebte meine Welpen! Sie waren perfekt. Langsam löste ich meinen Blick von meinem Sohn und sah Tarean sanftmütig ins Gesicht. Eine ungewohnte Verletzbarkeit lag in meinen Augen. Tarean, ich glaube nicht nur dass du das kannst, ich weiß es einfach. Du warst so oft für mich da und ich weiß, dass du das auch für meine Welpen kannst. Ich möchte um jeden Preis dass du bleibst. Du - ich meine... Meine Stimme erstarb. Zu sehr wollte mein Körper verhindern, dass ich die Worte aussprach, die mich im Inneren beschäftigten. Ich mag, nein...ich, ich liebe...dich, vollendete ich im Stillen den Satz, auch wenn das Denken alleine schon weh tat. Sollte ich diese Schmach wirklich riskieren? Würde er mich auslachen, vielleicht sogar das Weite suchen?

Mein Herz schlug zunehmend höher, nicht nur wegen meiner Zuneigung zu Akru und der Freude über die Nähe, sondern auch aus Angst. Angst vor der Entscheidung, die unvermeidlich bevorstand. Ich würde mich damit nicht nur für Akru, sondern auch für ihre Welpen verantwortlich machen, womöglich für immer. Klar, im Moment gab es nichts, was ich lieber tun würde, aber was, wenn sich das änderte? Oder wenn mir etwas passierte und sie sich auf meine Hilfe eingestellt hatte. Oder noch schlimmer, wenn ihr gar etwas passierte, woran ich – direkt oder indirekt – Schuld war. Welch Vorwürfe ich mir machen würde.
"Ich glaube ...", sagte ich, doch darüber dachte ich gar nicht nach. Viel mehr verlor ich vor den ganzen Gedanken die Kontrolle über meinen Mund, was vielleicht auch ganz gut so war. "Also, ich weiß nicht, aber ich glaube, ich liebe dich. Wenn ich das überhaupt ... beurteilen kann."

Für einige Sekunden schien die Zeit still zu stehen. Mein Maul klappte leicht auf, während meine Augen - leicht geweitet - in Tareans Augen nach Anzeichen für Sarkasmus suchten. Sollte es so einfach gewesen sein? Gefühle überschlugen sich, allen voran diese vermaledeiten Schmetterlinge, die einfach keine Sekunde ruhig sein wollten. Während ich versuchte um Fassung zu ringen, heftete sich mein Blick auf meine Pfoten, in denen immer noch meine älteste - und mittlerweile einzige - Tochter lag. Warm und zusammengerollt. Ich musste ein paar Mal schlucken, ehe ich aufsah und Tarean mit feuchten Augen ansah. Tarean, brachte ich mit hauchender Stimme heraus, dann drückte ich mit einer schnellen Bewegung meinen Kopf an seine Kehle. Ich - ich weiß nicht was ich sagen soll. Du - du, ich meine...ich meine, ich liebe dich genauso! Das war das letzte was ich herausbrachte, ehe meine Stimme unter einem Meer von Freudentränen unterging, genährt von den Saltos, die mein Herz in meinem Brustkorb schlug...

Es dauerte einen Moment, bis ich kapierte, was ich gerade getan hatte. Dass ich gerade offenbart hatte, was ich wohl irgendwie schon ein bisschen seit dem ersten Tag fühlte. Mein Angespannung stieg daraufhin, bis zu dem Moment, als Akru zu sprechen begann. Zuerst erwartete ich einen Rückschlag, als sie nur meinen Namen sagte, mit einem komischen Unterton, den ich in dem Moment einfach nicht deuten konnte. War es Empörung, über das, was ich gesagt hatte, war es vielleicht so etwas wie Mitleid mit mir, weil sie mir gleich erzählte, dass sie nicht so fühlte? Doch was sie sofort im Anschluss tat, beruhigte meinen Stress. Mein Herzklopfen wurde zwar mitnichten geringer, doch das war gar kein Problem. Ich ließ erleichtert meinen Kopf auf ihrem hinab, der sich an meiner Kehle befand und atmete die Luft, die ich angehalten hatte unregelmäßig aus; es hörte sich fast so an, als würde ich zwischen den Stößen vor Freude lachen und nur zu gern hätte ich das getan, doch gerade erreichten mich in dem glücklichsten Moment wieder Zweifel. "Aber was, wenn das doch nicht stimmt?", flüsterte ich, selbst für Akru kaum hörbar. Ich weiß doch immer nich nicht, was Liebe bedeutet.

Seine nachdenklichen Worte hörte ich nicht, oder besser gesagt: ich wollte sie nicht hören! Ich wollte mich endlich ohne Schamgefühl an Tarean kuscheln können, wollte nicht seine Gedanken und Gefühle hinterfragen müssen. Auch, wenn mir seine Worte von eben Angst machten und ich nun doch Zweifel an den Gefühlen bekam - jetzt, wo ich mich überwunden hatte mich zu outen, konnte und wollte ich nichts mehr von Zweifeln hören. Mein Herz krampfte für einen Moment und ich war froh, dass ich eben schon vor Freude geweint hatte. Denn allmählich wurden meine Tränen echt, bis ich sie schließlich zum versiegen zwang. Zwanghaft lächelnd sah ich den Schwarzen an und tat, als hätte ich seine Worte nicht gehört. Du bist für mich alles...und noch viel mehr, murmelte ich die kitschigsten Worte meines Lebens und grinste dazu schief, leicht verlegen und auch ein wenig unsicher.

Ich war immernoch etwas zerrissen, aber allmählich verflüchtigten sich die Gedanken und war einfach nur noch in der Gegenwart. Wo Akru mich brauchte. "Und du ... Ich möchte bei dir bleiben. Ich möchte, dass deine Welpen ... unsere sind.". Ich atmete lautstark aus, nachdem ich meinen Wunsch geäußert hatte. Nachdem sie meine Kehle verladsen hatte, um mich anzusehen, vergrubich meine Schnauze hinter ihrem Ohr im flauschigen Pelz, wo die nun meinserseits entstehenden Tränen ihr Fell zum Glänzen brachten. "Und ich möchte sehen, wie sie erwachsen werden", sprach ich, natürlich nur schwer verständlich, "Das wünsche ich mir."

Ich trat auf den Platz vor der Höhle und sah mich erst lächelnd nach Billy um, ehe ich wieder in das Schwarz des Eingangs blickte. Akru?