Ich schleckte Ekki durchs Fell und lächelte traurig als sie sich bedankte. Das ist doch ganz normal. Wir sind doch Freunde. Als ich sah wie ein dunkler Jungwolf zu der Toten lief und sie Mama nannte, wurde mir kalt. Das war seine Mutter. Mütter konnten sterben? Meine Augen brannten, doch ich riss mich zusammen. Für Ekki. Sie war jetzt wichtig. Nicht ich oder meine Gefühle.

Eine ganze Weile lang hatte ich noch am Rand des Rudelplatzes gestanden, um den Anwesenden einfach Beistand zu leisten. Erst als ein Jungwolf dazu kam und mit der Trauer begann, senkte ich meinen Kopf und folgte Boreas zurück nach Hause.

(Rudelplatz - Bergwölfe)

Irgendwann hatte ich mich beruhigt und mich einfach nur noch in Dashs Fell gekuschelt. Ich sah Rebell dabei zu, wie er um seiner Mutter trauerte und verdrängte die Erinnerung an die letzten Begegnungen mit dem Jungwolf. Auch wenn er ziemlich gemein gewesen war, das hatte er nicht verdient. Traurig dachte ich daran, wie ich mich wohl fühlen würde, falls Mama sterben würde.. und mein Herz zog sich zusammen. Ganz von selbst verbarg ich mein Gesicht wieder in dem hellen Fell des Schattenwolfs, als Onkel Marek und Rebell Tante Rey und den Welpen davon trugen. Ob ich ihnen folgen sollte? Nein.. ich wollte nicht im Weg sein. Ich hätte auch lieber allein um meine Eltern getrauert. Meine Eltern! Dash! Mit einem Ruck war ich wieder auf allen Pfoten und sah ihn aufgeregt an. Meine Eltern haben in das Heulen eingestimmt!, erzählte ich und leckte ihm rein aus Reflex über die Schnauze vor Freude. Sie leben! Bestimmt ist deine Mama bei ihnen!

In einem Moment kuschelte sich Ekki noch an mich, im nächsten sprang sie aufgeregt auf. Ich fiel überrascht fast um, blieb aber doch sitzen. Mama... Nein. Nicht jetzt. Ich muss stark sein. Für Ekki und meine Geschwister. Immer stark sein. So lächelte ich Ekki an und stellte für sie die Ohren auf. Deine Eltern haben geheult? Das ist toll! Weißt du noch von wo das kam? Ich sprang auf die Pfoten und mühte mich motiviert auszusehen.

Von einem auf den anderen Moment beruhigte sich meine wedelnde Rute wieder und ich sah Dash skeptisch an. Ist alles in Ordnung?, fragte ich vorsichtig und stupste ihm mit der Nase gegen die Lefzen. Er tut immer so stark und ist für mich da.., aber wer war eigentlich für Dash da? Demonastrativ setzte ich mich wieder auf meinen Hintern und mein Blick wurde eine Spur fordernder.

Verwirrt sah ich Ekki an und zuckte mit den Ohren vor und zurück. Ja klar ist alles in Ordnung. Wir müssen nur deine Eltern und unsere Mama finden. Ich zwang meine Rute dazu leicht zu wedeln und lächelte Ekki an. Sacht rieb ich meinen Kopf an ihrem um ihr zu zeigen das sie sich keine Sorgen machen musste.

Aber.., begann ich und stoppte, als er seinen Kopf an meinem rieb. Noch immer misstrauisch schaute ich ihn an. Du.. weißt, dass ich auch für dich da bin, ja?, fragend sah ich ihn von unten herauf an, verdrängte den kürzlich miterlebten Tod von Tante Rey so gut es ging in die hinteresten Winkel meines Bewusstseins. Ich möchte nur nicht, dass du dich übernimmst.

Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich weiß Ekki. Du bist eine tolle Freundin, aber ich muss stark sein, weißt du? Für dich und Niya und Hazel und Billy und jetzt auch für Mama um sie zu finden. Immer noch lächelte ich und versuchte alle Zweifel aus meiner Stimme zu bannen. Da ich das jetzt schon eine Weile versuchte klappte es mittlerweile recht gut.

Noch eine Weile lang sah ich ihn einfach nur an und dachte darüber nach. Dann drängte ich mich einfach wieder gegen ihn und schmiegte meinen Fang unter den seinen. Ich hab dich gern, Dash.. ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, murmelte ich leise. Solange wir meine Eltern nicht gefunden hatten, war er mein einziger Freund. Leise seufzend sah ich mich auf dem nun leeren Rudelplatz um, dann erhob ich mich wieder auf alle vier Pfoten. Was machen wir jetzt? Zurück zum Damm?, fragte ich und versuchte zu lächeln.

Ich sah zu Ekki hinab, als sie sich an mich kuschelte und schloss einen Moment die Augen, ehe ich sie wieder öffnete und die schwarzen Abzeichen in ihrem Fell betrachtete. Es war so bunt. Viel interessanter als mein einheitlich helles Fell. Mir passiert nichts. Versprochen. Mein Lächeln war nun etwas ehrlicher. Oder wir schauen ob es weiter unten am Fluss noch Fische gibt. Dev passt noch auf meine Geschwister auf. Ich hoffte er würde das gut machen.

Mit bereits stolpernden Pfoten hetzte ich die letzten Meter zum Rudelplatz hin, die Bäume schon streifend, da ich aus meiner Kondition die schnellstmöglichste Route versuchte zu finden. Jedoch war ich nach mehreren Stunden Lauf mit einem Nagetier im Maul nicht gerade mehr in bester Verfassung und der Endspurt kostete mir meine letzte Kraft. Immer wieder unkontrolliert an der harte Rinde vorbeihuschend spürte ich das stechen in der Lunge und den Schmerz meines Kiefers, welcher verbittert in das bereits rot getränkte Fell des Kaninchens seine Zähne verbiss. Mareks Heulen konnte ich aus weiter Ferne nur durch einen Windhauch vernehmen, doch hatten Koljas und Takeos Antwort meine schlechte Vermutung bestätigt und so bin ich losgerannt. Eigentlich bin ich Reys Bitte nachgegangen, ihr etwas zu jagen und war schweren Herzens losgegangen. Doch wusste ich, dass irgendwas nicht stimmte. Die letzten Bäume knapp verfehlend kam ich nun auf dem Rudelplatz an, der Himmel gewährte mit den vielen Wolken trotzdem noch zu genüge Licht um zu erkennen, dass dieser fast leer war. Nur zwei leicht schleierhafte Wölfe waren zu erkennen, denn auch der Regen hatte wieder angesetzt und hektisch atmend blinzelte ich mich umblickend das Wasser weg. Ohne groß suchen zu müssen erblickt ich jeodch das, was ich im Herzen schon gefühlt hatte und nun zersprang es mir in tausend Einzelteile. Mein Ohren legten sich langsam nach hinten, mein Körper verschlaffte aus seiner steifen Position und mit leicht eingeklemmten Schweif lies ich das flauschige, von Blut druchnässte Etwas auf den Boden fallen, wobei es beim Aufprall platschend in eine Pfütze fiel. Meine Augenbrauen zusammenziehend betrachtete ich fassungslos den riesigen Blutfleck, bewegte ich mich Schritt für Schritt langsam auf ihn zu und hatte das Gefühl, dass bei jedem weiteren Zenitmeter der Boden unter mir nur noch mehr zerbrach und ich bald schon in ein schwarzes Loch fallen würde. Nach eine unendlichen Strecke stand ich nun vor der dunklen Erde, mein Blick immerzu darauf gerichtet und lies mich schwach auf die Hinterläufe nieder. Berdückt lies ich die Stille walten, brachte nach kurzer Zeit nur ein ersticktes und geschluchtzes "Ach Rey..." von mir und und hatte das Gefühl bei jedem Atemzug die Ohren nur noch mehr anzulegen. In mir zerfiel gerade alles und mein Herz zog sich schmerzend zusammen, wodurch ich kaum noch Luft bekam, doch konnte ich nicht weinen. Ich liebte die Fähe auf viele Arten, wahrscheinlich war sie vielleicht sogar die wichtigste in meinem Leben doch brachte ich keine Träne von mir. Alles was ich tun konnte war es die Zähne zusammen zu beißen und an die ganzen Erinnerungen zu denken, welche in der roten Masse vor mir plötzlich erschienen und fast schon schuldig fühlend zog ich den Schweif an die Hinterläufe an. Nein weinen konnte ich wahrlich nicht, das hatte sie nicht verdient. Ich wusste wie sie war, was sie dachte und mein inneres wusste, dass sie nicht gewollt hätte dass man auf diese Art um sie trauert. Somit saß ich da, versuchte stark zu bleiben und erinnerte mich an sie, wie sie war und was sie für viele anderen immernoch ist.

Mein Blick glitt von Dash zu Kito, dann zu Marek, als dieser kam, und schießlich zu Rebell. Alleine Rebells Blick verursachte mir eine Gänsehaut und ich zog meine Rute ein Stück weit ein. Egal wohin, aber wir sollten jetzt verschwinden, flüsterte ich Dash zu. Ich fühlte mich fehl am Platz.. als gehörte ich nicht dazu. Tränen stiegen mir wieder in die Augen und ein Kloß bildete sich wieder in meiner Kehle.. mir fehlten meine Eltern.

Ich folgte Ekkis Blick zu ihrem Alpha und dann weiter zu Rebell. Als ich seinen Blick sah legte ich fest die Ohren an und sah weg. Ich konnte ihn nicht leiden. Seine ganze arrogante Art. Doch ich respektierte es heute. Er hatte seine Mutter verloren und ich mochte mir nicht vorstellen wie sich das anfühlte, obwohl meine eigene seit Wochen verschwunden war. Gute Idee. Geh voran und such uns einen Weg. Ich folge dir. Ich stupste sie aufmunternd an die Brust. Mir entgingen nicht die Tränen in ihren Augen und ich wollte sie doch so gerne wieder lachen sehen.