Nach dem langem Marsch, kam ich auch endlich auf den Rudelplatz an. Sofort erblickte ich die beiden Rüden und meine Welpen neben ihnen. Kurz legte ich Skjor neben den Welpen ab und bedankte mich bei den beiden.
Danke für eure hilfe, ihr habt was gut bei mir.., sagte ich mit einem lächeln und trug nach und nach die Welpen zu meinem gewohnten Schlafplatz, das kuschelige alte Bärenfell etwas weiterweg von der Mitte der Rudelplatzes. Anschließend rollte ich mich um meine Welpen und ließ sie in ruhe trinken, während ich vor mich hin döste.

Quälend langsam ging es voran, doch konnte ich einfach nicht schneller laufen, vor allem weil ich darauf achtete nicht zu viel von meinem Gewicht auf Ekki zu stützen. Als wir nun endlich die Lichtung erreichten, ließ ich mich prompt auf den Boden fallen. Viel weiter hätten mich meine Pfoten auch nicht mehr tragen können. Danke, brummte ich meiner Tochter zu. Rey würde sich meine Pfoten mal angucken müssen und Nalani, Cirilla und ihre Welpen auch. Ein Klos bildete sich in meinem Hals als mich die Erinnerung einholte. Es gab keine Rey mehr..

Es war mir egal, ob Papa versuchte mich zu schonen.. jedes Mal, wenn er strauchelte, war ich an seiner Seite und stemmte mich gegen ihn. Erst als wir am Rudelplatz ankamen und er sich nieder legte, versuchte ich nichts dagegen zu tun. Ich winselte leise, als er sich bedankte und rieb meine Schnauze an seinem Kopf. Ob ich etwas zu Fressen suchen sollte? Suchend sah ich mich nach Mama und Öff um.. vielleicht würde mein Bruder mir ja helfen?

Natürlich hatte mich der Käfig fertig gemacht, hauptsächlich körperlich, aber er hatte auch an meiner Psyche genagt. Das alles zuzugeben lag allerdings nicht in meiner Natur. "Ach, ich bin nur etwas erschöpft, eine Nacht gut schlafen und das hat sich wieder." Zur Unterstreichung legte ich meine Pfoten auf die Schnauze, um das Licht der Dämmerung abzuschirmen.

Ich schlich langsam durch den vertrauten Wald, sog die Gerüche und Eindrücken ein. Ich hatte so lange geglaubt, dass ich nicht mehr her kommen würde. Ein kleines Stück neben Kolja ließ ich mich auf den Boden sinken und seufzte. Rey, eine kleine Hoffnung hatte sich in meinem Inneren gehalten aber sie war nicht hier. Wieder liefen mir die Tränen über die Wangen und ich ließ den Kopf schwach auf den Boden sinken . Danke mein Schatz, kannst du mir einen Gefallen tun ?. Die Wölfin am Eingang im zweiten Käfig , sie hat mir sehr geholfen vielleicht sogar das Leben gerettet. Kannst du sie her holen? Sie weiß nicht wo sie hin gehört. Bat ich meinen Sohn, da ich nicht wusste was ich machen sollte. Marek war noch da also war es nicht ganz so schlimm, trotzdem drehte sich mein Magen um wenn ich ihn alleine dort hin zurück schickte. Aber sie war ganz alleine.

Ich half Mama weiter bis wir am Rudelplatz waren und ich sie sanft neben Papa auf den Boden gleiten ließ. Liebevoll rieb ich meinen Kopf an allen drei und wedelte sachte mit der Rute, aufmerksam hörte ich ihr zu und nickte. Meine Ohren stellten sich stolz auf als sie mir eine wichtige Aufgabe gab, ich werde dich nicht enttäuschen. Sagte ich stolz und war schon wieder im Unterholz verschwunden.

-Menschendorf

Fröhlich ließ ich die Wölfin von meinem Rücken rutschen und sprang einen Schritt zur Seite um zu mama zu kommen. Guck mal ich hab sie mit gebracht. Ich habe den Auftrag zur zufriedenstellung ausgeführt, kicherte ich und legte mich dann zwischen Mama und Papa. Komm her Ekki, sagte ich zu meiner Schwester und schaute zu ihr hoch, sie sah nicht so glücklich aus. Ich dachte, dass vielleicht etwas kuscheln helfen würde das half doch immer.

Allmählich wurde ich wach. Ein unangenehmer Geruch mischte sich in den gerade erst wieder erzielten, bekannten und geliebten Geruch meines Rudels, meiner Familie. Ich sah auf und sah direkt neben Nalani eine Fähe liegen. Zwar hatte ich eine Ewigkeit mit vier fremden Wölfen auf engstem Raum verbracht, aber hier war das was ganz was anderes. Selbst was anderes als bei Lyvianne, da wir ausgemacht hatten, uns in freien Gebieten zu treffen und mein Besuch galt nur dem, die andere Fähe abzuliefern. Ich begann zu knurren, erst sehr leise, dann zusehends lauter, aber aufstehen konnte ich nicht. Da war so ein stechen in meinem Bauch, ich musste unbedingt etwas essen.

Ich erwachte aus meinem erholsamen Schlaf, welchen ich schon lange nicht mehr hatte, als ich knurren vernahm, erst lese, doch dann immer lauter. Alarmiert stellten sich meine Ohren auf, als ich erkannte, dass es Takeo war, welcher knurrte. Ich hob meinen Kopf und augenblicklich stellten sich sämtliche Haare auf, die ich noch am Körper trug, als ich eine Fähe (Cynder) neben meiner Familie liegen sah. Mühsam kämpfte ich mich auf meine Pfoten und strauchelte zu der Fremden, nur um sie im Nacken zu packen und versuchend sie wegzuzerren.

Erschrocken legte ich die Ohren an als erst Takeo knurrte und dann Papa auch noch versuchte die Fähe weg zu zerren. Nein Papa, Mama hat mich gebeten sie her zu holen. Sagte ich enttäuscht und klemmte meine Rute zwischen die Hinterbeine, da ich das gefühlt hatte etwas falsches getan zu haben. Aber mama hatte mich doch darum gebeten, dachte ich enttäuscht und schaute zwischen allen hin und her.

Ich schreckte hoch als ich Knurren und die Stimme meines Sohnes hörte. Kolja hatte die Fähe am Nacken gepackt, Nein. Schrie ich und hustete dann erst kurz bis ich mich zusammen riss und einen Satz auf die beiden zu machte. Ich ließ mich auf die Fähe sinken und sah meinen Gefährten an, sie hat mir das Leben gerettet. Sie weiß nicht wer sie ist oder wo sie hin gehört, ich konnte sie doch nicht in diesem Käfig alleine lassen. So jemand bin ich nicht, ich lasse niemanden zurück. Sagte ich mit angelegten Ohren, schützend stand ich halb liegend über der bewusstlosen Wölfin. Danke mein Schatz, sagte ich liebevoll zu Pell der ziemlich verstört aussah, bevor ich mich wieder zu Kolja drehte. Wenn sie wach wird oder wir heraus bekommen wohin sie gehört ist sie sofort weg, aber ich habe es nicht übers Herz gebracht sie zurück zu lassen. Sagte ich leiser und schaute auf ihr Fell herunter, ich dachte an Rey und mir liefen still ein paar Tränen die Wangen herunter. Jetzt hatte ich keine Freunde mehr hier außer irgendwie diese Wölfin, dachte ich traurig. Wir hatten so lange in einem Käfig zusammen verbracht, dass wir schon irgendwie Freunde geworden waren.

Hätte ich nicht weiter an der Fähe (Cynder) umher gezerrt, dann hätte ich verständnislos mit meinem Kopf geschüttelt bei den Worten meines Sohnes. Als Nalani aufschrie und sich praktisch auf die Fähe schmiss, drang ein warnendes Knurren aus meiner Kehle. Sie liegt nicht bei meiner Familie, machte ich meinen Standpunkt klar. Sie gehörte hier nicht her, wach oder ohnmächtig. Geh von ihr runter, Nalani..

Beruhigt hatte ich mich neben Papa nieder gelassen, als Öff und Mama endlich auch angekommen waren. Dass mein Bruder wieder verschwand, um eine fremde Fähe zu holen, bekam ich gar nicht mehr mit, so schnell war ich in den Schlaf übergegangen. Nicht mal Onkel Bastas Ankunft hatte ich bemerkt..

Nun erwachte ich, weil es neben mir kalt war und jemand knurrte und dann schrie.. Irritiert beobachtete ich die Szenerie zwischen meinen Eltern, meinem Bruder und der Fremden, auf die sich Mama legte, um sie vor Papa.. zu schützen? War das etwa ihre Freundin? Ich dachte, die Rudelmitglieder sind Freunde..? Verwirrt sah ich zu Takeo und dann zu Onkel Basta, als dieser sich auch äußerte. Als Mama dann aber hustete, stellten sich meine Ohren alarmiert auf. Nein! Tante Rey hatte auch gehustet, bevor.. Nein!, rief ich aus und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Streitet nicht, bitte!, wimmerte ich leise vor mich her und das Bild von Mama wurde langsam immer mehr von einer toten Tante Rey überlagert. Langsam tat ich einen Schritt zurück.. mir fehlte Dash.