Meine Zustimmung war nur ein stummes nicken in die Richtung von Sete. Ich tänzelte weiterhin auf der Stelle herum.
Als Rhys endlich seinen Weg zu uns gefunden hatte, grinste ich schief. Wenn mein Bruder weiter so herumtrödelt, dann ist das eine echte Festfrier-Gefahr.
Die Vertrautheit zwischen den beiden war ungewohnt. Es war seltsam meinen Bruder so zu sehen. Unsere Eltern hatten irgendwie nie sonderlich viel Nähe zueinander gezeigt.

Ich sog tief die frische Luft ein, die hier im Wäldchen vorherrschte, doch konnte immer noch den Gestank des Tümpels nicht loswerden, er hing zu sehr in unseren Fellen. Ich verzog die Nase und nieste einmal. Es ist immer noch nicht wirklich besser. Ich schüttelte mich angeekelt und versuchte zumindest meine Pfoten im Schnee abzuwischen.

Belustigt beobachtete ich Dash dabei, wie er versuchte seine Pfoten im Schnee abzuwischen. Ich machte einen Satz nach vorne und stand direkt neben dem Rüden, meine Nase tanzte und ich schnüffelte. "Uaaaaaa ähm... ich will dir nicht zu nahe treten, aber du stinkst." meinte ich mit einem Zwinkern und bückte mich. Ehe sich der Rüde versah, hatte ich mich unter seinen Bauch gebückt und seine Hinterpfote ergriffen, die ich nun einfach wegzog und Dash in den Schnee beförderte. Lachend ließ ich mich neben ihm in den Schnee fallen und begann damit, mein Fell über die weiße Pest zu schubbern. "Pfoten abwischen reicht nicht." Ich hatte unendlichen Spaß dabei, Dash zu ärgern und blendete Billy in diesem Moment einfach aus.

Mit einem überraschten Geräusch verlor ich plötzlich den Halt unter den Pfoten und plumpste in den Schnee, wo ich auch schon mit Schnee bedeckt und abgerubbelt wurde. Als wärst du so viel besser! Ich begann nun doch mich zu wehren und machte einen Satz, um mich über Bijou zu legen und ihren Kopf mit den Vorderpfoten in den Schnee zu drücken, all das allerdings während meine Rute wie verrückt hinter mir den Schnee aufwühlte.

Es war mir fast klar, dass Dash meinen Angriff nicht einfach so hinnehmen würde. Trotzdem hatte ich nicht erwartet, dass er so schnell reagieren würde, weswegen ich erschrocken die Augen aufriss, als der Rüde sich über mich legte und meinen Kopf in den Schnee drückte. "Ih nein! NEIN!!" kreischte ich. "Bitte nicht, bitte nicht in den ekligen Schnee!" lachend versuchte ich Dash von mir zu befördern, doch ich hatte keine Chance. Dash wirbelte mit seiner Rute Schnee auf und ich kniff die Augen zusammen. "Ihgitt ihgitt."

Das Gespräch mit Maya hatte mich noch eine Weile beschäftigt und nachdem ich mich nochmals vergewissert hatte, dass das Grab meines Sohnes vollständig mit Steinen abgedeckt war, verließ ich die Wiese. Ich hatte immer mehr Wölfe riechen können und eigentlich wollte ich meine Ruhe. Eine Zeitlang war ich ohne Ziel rumgelaufen und war schlussendlich in diesem Wäldchen hier gelandet.

Um die Wölfe hier im Wald machte ich einen Bogen. Sobald ich nur den Hauch eines Duftes riechen konnte, wechselte ich die Richtung auf der Suche nach einem Ort, an dem ich für mich sein konnte. Das Wäldchen schien nicht groß zu sein, was mich nicht besonders störte. Es dauerte nicht lange, da hatte ich eine schöne Stelle entdeckt an der große braune Gräser einen guten Unterschlupf bildeten. Vorsichtig schnupperte ich. Hier roch es nach Mensch - wenn der Duft auch schwach war. Ich musste vorsichtig sein. Trotzdem rollte ich mich im Unterholz zusammen, den Kopf auf einen kleinen Baumstamm gebettet.

@Samotny

Ich stromerte also wieder durch die Gegend wie der 'Streuner', als den Jangal mich bezeichnet hatte. Es scherte mich nicht wirklich, aber immer wieder faszinierte mich die Feindseligkeit, die die Wölfe aus ihrer Trauer schlugen. Unachtsam streifte ich durch das Wäldchen, durch das ich mit Treb zu dem Zigeunerrudel hin gelaufen war. Nun führte mein Geruch von ihnen weg, doch ich würde wieder zurückkehren. Wenn sich alles beruhigt hat, dachte ich und hoffte, dass die anderen dann auch freundlicher zu mir waren. Ganz in Gedanken witterte ich auf einmal etwas. Ein vertrauter Geruch, den ich wohl nie wieder vergessen könnte. Vor meinem inneren Auge sah ich ihr hübsches, wütendes Gesicht. Ich schüttelte den Kopf. Kaya?, rief ich und beschleunigte meine Schritte. Den Kopf hin und her drehend rannte ich schließlich und achtete nicht darauf, wohin ich trat und dann - WUSCH! Ich fand mich selbst überkopf wieder. Ich hatte scheinbar das Bewusstsein nur für einige Sekunden verloren gehabt. Die Höhe war schwindelerregend.

@Kaya

Ich hatte kaum die Augen geschlossen, als ein Geräusch mich diese wieder öffnen ließ. Noch ehe ich die Orientierung darüber erlangt hatte, woher die Geräusche kamen, hörte ich eine bekannte Stimme, die meinen Namen rief. Sam.... Wut, Trauer, Erleichterung - all diese Gefühle kamen auf einmal, vermischten sich zu einem Gefühlscocktail. Mein Kopf ging hoch - ich wusste nicht wie ich auf den Rüden reagieren sollte - genau im richtigen Moment. Aus dem Nichts wurde der Wolf hochgeschleudert und hing plötzlich kopfüber an einem Baum. "Ähm....?" Nun wurde mir auch klar, wieso es hier nach Mensch roch - scheinbar hatten diese Fallen im Wald ausgelegt. Ich erhob mich aus dem Dickicht, hier würde ich keine Sekunde Ruhe bekommen - vor allem nicht, wenn Sam in der Nähe lag und trottete langsam auf ihn zu, den Boden genau im Blick behaltend. "Du schaffst es wieder durch deine Unaufmerksamkeit in eine blöde Situation zu gelangen. Aber schön, dass diesmal du der Leidtragende bist und nicht jemand anderes." Meine Stimme war kühl, doch meine Augen blickten traurig nach oben. Sam hing kopfüber direkt über mir. "Sieht nicht gerade bequem aus für einen Mittagsschlaf."

Jetzt wirst du endlich mal richtig gewaschen. Lachend drückte ich noch ein wenig zu, ließ dann aber ab von ihrem Kopf, ich wollte ihr ja nicht weh tun, und schaufelte stattdessen noch weiteren Schnee um sie herum auf und auf sie drauf, während ich mir Mühe gab die dunkle Fähe weiterhin am Boden zu halten.

"Ich bin immer sauber!" heulte ich auf und funkelte Dash böse an. "Vermutlich wirst du niemals wieder eine so gepflegte Wölfin wie mich finden!" Ich streckte ihm die Zunge raus, schloss aber sofort wieder das Maul, als Dash begann den Schnee um mich rum zu schaufeln. Da ich es nicht schaffte mich zu befreien, begann ich mit den Hinterpfoten zu zappeln und den um mich rum aufgehäuften Schnee damit auf ihn zu schmeißen. Obwohl ich Schnee hasste, fand ich es in diesem Moment überhaupt nicht schlimm hier mit Dash zu sein. "Wenn ich in der ekligen Pampe hier erfriere, wird dich dein Gewissen hoffentlich nie wieder schlafen lassen." Mein Blick fiel auf Billy und sofort wurde ich wieder ernst. Ich kam mit der Nase hoch und flüsterte Dash ins Ohr. "Wahrscheinlich haben wir alle Rehe soeben verscheucht. Tut mir Leid großer Alpha, aber wahrscheinlich wirst du kein Reh zum Abendessen erhalten."

Kaya! Meine Stimme klang vielleicht etwas zu fröhlich, wenn man die Umstände bedachte, die Kaya und mich verbanden und zeitgleich trennten. Auch ihre Stimme bedeutete mir eher, meine Wortwahl genau zu überdenken. Ich fing ihren Blick auf und in der Sekunde legte ich meine Ohren an und wandte meinen Blick ab. Es tut mir leid, was damals passiert ist, sagte ich leise. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich die Wölfin eine Ewigkeit nicht gesehen hatte. Doch aus meinen Gedanken konnte ich dich nie ganz vertreiben... Ja, du hast wohl Recht, entgegnete ich schließlich betreten und etwas peinlich berührt. Ich glaube, ich schaffe es hier nicht alleine runter, gestand ich und versuchte, mich so zu Kaya zu drehen, dass ich sie besser sehen konnte. Hilfst du mir? Bitte? Ich sah mich nach einer Lösung für mein Problem um, doch entdeckte ich nichts, was mir gerade helfen konnte. Das Seil entdeckte ich zwar - war ja nicht so schwer, schließlich hing ich daran, aber ich konnte nicht ausmachen, wo es endete.

Dafür, dass ich eigentlich klare Worte gesprochen hatte, war Sam ziemlich fröhlich und aufgeschlossen mir gegenüber. Der Rüde schien sich ein wenig im Wesen verändert zu haben in der ganzen Zeit - kam es mir nur so vor oder wirkte er allgemein offener und freundlicher? Ich schüttelte den Kopf. Solche Gedanken wollte ich gar nicht zu lassen. Sobald ich anfing über ihn nachzudenken, würde ich mir eingestehen müssen, dass ich ihn vielleicht doch mochte. Und ich mochte ihn nicht. Schon deswegen, weil er ein Rüde ist. Und weil er mir einen Welpen gezeugt hat. Und sich danach nicht darum geschert hat. Punkt. Seine Entschuldigung schnitt erneut Wunden in mein Herz, doch ich ignorierte den Schmerz. Es wäre wahrscheinlich das Beste, wenn ich mich einfach umdrehte und ging. Vielleicht zurück an meinen Schlafplatz? Der war eigentlich gar nicht so übel. Oder zurück zur Wiese? Doch ich schaffte es nicht, Sam einfach hängen zu lassen. Er bat um Hilfe, doch eigentlich war ich nicht gewillt zu helfen. Oder doch?
Mit den Augen folgte ich der Spur des Seils und entdeckte die Stelle, an der es befestigt war. Für mich wäre es ein leichtes, das Seil durchzubeissen. Es würde vielleicht ein bisschen dauern, aber es wäre nicht unmöglich. Vielleicht könnte ich auch den Pflock ausbuddeln und lockern.

Doch statt meine Überlegungen in die Tat umzusetzen, ließ ich mich einfach auf meine Hinterpfoten nieder und funkelte Sam böse an. "Hm.... dass ist natürlich ziemlich blöd, dass du das alleine nicht schaffst." Ich sah mich nach rechts und links um. "Ziemlich blöd, dass hier niemand zum helfen ist oder?" Gespielt gelangweilt, ließ ich mich auf den Bauch nieder und legte den Kopf auf den Pfoten ab, während ich nach oben blickte. Ich würde Sam noch ein wenig hängen lassen und den Anblick genießen.

Meine Knöchel schmerzten bereits vom Druck des Seils und meine Pfoten kribbelten, weil die Blutzufuhr zu ihnen abgeschnürt war. Ich versuchte, mich etwas zu bewegen, um die Schmerzen zu lindern, wodurch ich bloß anfing, leicht zu schwingen. Mir wurde etwas schlecht. Flehend sah ich zu der Fähe hinunter. Bitte Kaya. Das ist gerade wirklich nicht der Moment für Scherze. Ich weiß, dass ich dich verletzt habe und das tut mir leid, bitte glaub mir das. Aber ich kann es nicht ungeschehen machen. So sehr ich das auch wollte. Ich schulde dir etwas und du mir nichts. Ich weiß. Aber bitte, hilf mir! Die Situation war milde gesagt unschön und Kayas Sturheit machte es nicht besser, aber so hatte ich sie schließlich lieben gelernt. Bitte, wiederholte ich, während sich meine Welt drehte und schwankte. Etwas zu schnell, für mein Schwindelgefühl

Vielleicht nicht, aber jetzt gerade bist du nicht die sauberste Fähe die ich je gesehen habe. Ich wurde nun auch mit Schnee eingedeckt, denn Bijou zappelte heftig mit den Hinterpfoten. Na soweit wollen wir es doch nicht kommen lassen. Ich grinste breit und amüsiert zu Bijou hinab, doch wurde automatisch selbst ernst, als sie mich so ansah, doch es waren keine ganz schrecklichen Nachrichten, die sie für mich hatte, nur welche, die etwas ungünstig waren. Was habe ich nur für schlampige Gefolgschaft? Ich grinste amüsiert und schleckte Bijou dann einfach einmal über die Ohren. Dann müssen wir wohl woanders suchen.

"Du schuldest mir gar nichts!" erwiderte ich patzig und erhob mich. Sam schaukelte ca. einen halben Meter über mir und seine Position sah alles anderes als gemütlich aus. "Du hast bewiesen, dass du auch nur ein Rüde bist. Ohne Verstand folgst du deinen Sinnen. Und über die Konsequenzen machst du dir auch keine Gedanken." Zu gerne hätte ich ihn wütend angesehen, doch die Wut war verraucht. Ich hatte Zeit gehabt, das Kapitel zu verabeiten und hatte abgeschlossen - vielleicht auch Dank Maya. Und ich wollte die alten Wunden nicht wieder aufreißen lassen.

Ich erhob mich langsam und blickte hinter mich. Es wäre zu einfach, wenn ich den Rüden hier einfach hängen lassen würde. Sollte er doch selbst schauen, wie er aus dieser Situation rauskam. Doch die Gefahr, dass ein Jäger die Falle überprüfte war da und ich konnte nicht behaupten, dass mir egal war, was mit Sam passierte. Leise vor mich hin grummelnd trat ich an das Seil und schnüffelte. Es roch zumindest normal und schien nicht mit irgendwas eingeschmiert zu sein. Ich musste ein paar Mal drauf herumkauen und zerren, da spürte ich schon wie die Fasern des Seils nachgaben. Nur noch ein Biss und Sam würde wie ein nasser Sack auf den Boden klatschen. Ich hielt inne und blickte zu dem Rüden hoch.