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| Zuletzt Online: 15.06.2023
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Irgendwie war ich gar nicht mehr richtig anwesend. Meine Gedanken kreisten ein wenig herum. Rhys war noch immer nicht aufgelaufen, als mich Sete aus meinen Gedanken riss. Ja. Ich antwortete knapp und irgendwie mechanisch, ich war nicht wirklich aufnahmefähig gerade.
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Ich schloss mich dem heulen nicht an. Das hier war nicht mehr meine Mutter und dieses "Theater" einer Trauerfeier machte für mich so gar keinen Sinn. Meine Ohren drückte ich an meinen Kopf, nickte Lyv und den anderen kurz zu. Ich wollte nicht respektlos erscheinen, aber mir war diese Beerdigung vollends zuwider. Viel lieber würde ich mich in den Wald verkriechen, ein wenig allein sein und meinen Gedanken nachhängen. Meiner Mutter so gedenken, wie es mir beliebte.
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Der Ausblick war erstaunlich schön an diesem Morgen und ich sog die kühle Bergluft ein die hier um den Gipfel herumwehte und die Herbstblätter tanzen lies. Es war ausgesprochen schön. Ich erinnerte mich schlagartig daran, weswegen wir hier waren. Es war wohl Trauer, die sich in mir ausbreitete, doch nach außen drang sie nicht. Ich bleib kühl und gefasst.
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Eigentlich war mir nicht danach, aber es schien irgendwie wohl eine Pflicht zu sein, so folgte ich dem Trauermarsch Richtung Gipfel.
(Gipfel)
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Es war ein Kribbeln auf meinem Fell, ich merkte, dass ich angeschaut wurde. Als ich meinen Kopf etwas drehte trafen meine Augen auf Sete. Sie schien aufrichtig traurig. Mir fehlte die Kraft den Mund zu öffnen, etwas zu sagen. Innerlich rang ich noch immer um Fassung und ich fürchtete, sie jeden Moment zu verlieren.
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In der ganzen Zeit, es kam mir vor wie Stunden, hatte ich hinter meinem Bruder gestanden und geschwiegen. Mutter musste krank gewesen sein, nicht anders konnte ich mir erklären, dass eine so starke Wölfin so schwach wirken konnte. Wir waren noch nicht lange da, da tat sie ihren letzten Atemzug. Es war so schnell vorbei und ich hatte mich nicht verabschieden können. Meine innere Überzeugung verbat mir das weinen, das schluchzten oder schreien. Also schwieg ich, während meine Augen zu brennen begannen, wie sie noch nie gebrannt hatten. Rhys stand vor mir, ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Ich habe mich nicht verabschiedet. Ich war mir todsicher, dass das ein schlechtes Omen war. Vielleicht hasste sie mich jetzt? Wachsam drehte ich die Ohren, um zu hören ob der schwarze Wolf des Todes kam. Er kam nicht. Er kam auch nicht, als das Leben schon aus Mutter gewichen war. Es passierte schlicht gar nichts.
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Irgendwann auf dem Weg hatte ich in lockerem Trab Sete und Rhys überholt. Als ich auf den Rudelplatz kam erschien er mir irgendwie sonderbar. Ich drehte die Ohren in alle Himmelsrichtungen.
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Stumm nickte ich den fremden Wölfen zum Abschied respektvoll zu und folgte dann den anderen.
(Rudelplatz Bergwölfe)
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Es herrschte Stille, eine Stille die mir nicht richtig vor kam, die ich aber auch nicht zu durchbrechen vermochte - ich war nie jemand von vielen Worten gewesen und mir war es zwischenzeitlich wieder in den Sinn gekommen, dass Zuhause mir fehlte, das ich zurück zum Rudelplatz wollte. Etwas hilfesuchend schaute ich zu meinem Bruder.
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Auf Thorin's Frage erlaubte ich mir nun doch einen Einwurf. Das waren Rudelwölfe. Wenngleich ich den Geruch nicht hatte zuordnen können - dafür hatte ich zu wenig mit den anderen Rudeln zu tun - so war unverkennbar gewesen das die Wölfe einen Rudelgeruch an sich gehabt hatten.
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Während der ganzen Schwafelei war ich einfach still dabei gestanden. Eigentlich war ich ganz froh, wenn ich das Gerede meinem Bruder überlassen konnte. Ich nutzte die Zeit vielmehr dafür, unsere Gegenüber eingehend zu Mustern.
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Ikouto schien sehr neugierig zu sein. Mir erschien es fast schon zu neugierig, ich war da eher skeptisch. Wir waren gerade auf der Suche nach Beute. Meine Antwort war knapp angebunden, irgendwie traute ich den Fremden nicht wirklich.
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Der weiße Rüde der unbeschwert und wedelnd auf uns zukam schien wirklich Nerven zu haben. Hallo Ikouto. Ich hatte mich entschieden ihm gegenüber freundlich zu sein, er schien nicht die geringste Bedrohung zu sein. Mein Name ist Bricca und ja, wir sind Bergwölfe. Dabei machte ich mich ein kleines bisschen größer und meine Brust schien ein kleines bisschen geschwellt zu sein.
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Als Rhys Körperhaltung sich veränderte bemerkte auch ich den Fremden. Ich machte mich groß neben meinem Bruder, der irgendwie unentschlossen schien. Das seltsame Verhalten des fremden Wolfes, der irgendwie fröhlich auf uns zusprang lies mich auch einen Moment verwirrt dreinschauen. Hatte der denn gar keine Angst vor fremden Wölfen? Noch dazu rochen wir sicherlich stark gleich, was darauf hindeutete, dass hier ein ganzes Rudel hinter stand. Neugierig legte ich den Kopf schief.
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Die meisten Spuren hier schienen alt zu sein und ihre Intensität schwand dahin. Dennoch arbeitete meine Nase auf Hochtouren. Was war das? Ein Geruch stieg mir in die Nase, den ich nicht recht zuordnen konnte. Er schien ungewöhnlich und selten zu sein, jedenfalls war er mir bis dato noch nie aufgefallen. Hey! Hey! Schaut mal hier! Ich wollte meine Entdeckung den anderen zeigen, vielleicht wussten sie ja worum es sich handelt.
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Von der Liebelei meines Bruders und Sete wandte ich den Kopf ab. Irgendwie war es mir unangenehm und ich kam mir fehl am Platz vor. Ich widmete mich dem ausgiebigen Schnüffeln auf dem Boden um eine neue Fährte für etwas zu essen zu finden.
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Ich schaute dem schwarz-weißen Paar nach und schnaubte verächtlich. Unmöglich. Deren Eltern haben denen wohl gar keine Manieren beigebracht.
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Seit doch nicht so furchtbare Angsthasen! Mein Blick wanderte von meinem Bruder zu Sete und zurück. Ich konnte wahrlich nicht verstehen wieso wir in einem freien Gebiet vor anderen Wölfen zurückweichen sollten.
Ich zuckte kurz zusammen, als sich hinter mir ein schwarzer Kopf durch das Dickich schob. Da die Wölfin knurrte und ihr Nackenfell aufstellte, stellte sich meines fast automatisch ebenfalls auf. Ich nahm eine sichere Körperhaltung ein. Was sollen wir bei euch schon spionieren?!
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Sete's Ausruf hatte mich erschreckt, ich war zusammengefahren und hatte mich unweigerlich auf den Boden geduckt. Meine Nase witterte in der Luft umher. Die sind von einem anderen Rudel. Flüsterte ich. Der Geruch kam mir bekannt vor, doch konnte ich ihn nicht bestimmt zuordnen. Lasst uns doch gucken was sie machen! Ich war neugierig, wollte ein wenig Spionage betreiben.
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Mit der Nase auf dem Boden war ich in Richtung von Sete und Rhys gelaufen. Es riecht nach Reh. Ich sprach gleich aus, was Rhys offenbar gefunden hatte.
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