Nachdem ich in das Wäldchen eingedrungen war, blieb ich stehen und sah mich nachdenklich um. Das Wäldchen war leer, doch bis vor kurzem hatten sich hier noch Wölfe befunden. Auch Raym, wie mir meine Nase verriet. Ich musste grinsen. Der Rüde hatte sich in meinen Kopf gebrannt. Etwas langsamer als zuvor, schob ich meinen massigen Körper durch das Unterholz des Laubwaldes, auf der Suche nach Wölfen, die ich über die Lage des Silberrudelreviers ausquetschen konnte. Doch dummerweise befand sich hier wohl kein einziger Wolf. Verflucht! Unschlüssig blieb ich stehen und dachte nach.

Bevor ich das Wäldchen betrat rollte ich mich in allerlei Dreck und Schlamm, der nun meinen Geruch überdeckte. Dank der vielen Male die Billy und ich unerlaubt bei Akru gewesen waren wusste ich sehr gut wie man einen Geruch verbarg. Akru... Ob es ihr gut geht? Ich habe sie schon sehr lange nicht mehr gesehen. Ich blieb weit außer Sichtweite von Stín, verhielt mich fast lautlos und vertraute auf mein Gehör und meinen Geruchssinn. Ich wollte nur wissen was er tat und wie er das machte. Sollte der Rüde nicht in Gefahr schweben würde ich nicht eingreifen oder mich zu erkennen geben.

Ein Lachen riss mich aus meiner Gedankenwelt und ließ mich überrascht aufsehen, nur um im nächsten Moment deprimiert die Ohren zurückzudrehen. Auch das noch. Von allen Wölfen auf diesem Planeten musste ausgerechnet Basta meinen Weg kreuzen. Ein Grollen verließ meine Kehle, doch ich würgte es schon nach wenigen Sekunden wieder runter. Wenn ich eines konnte, dann mich verstellen. Seufzend atmete ich einmal tief durch, dann trat ich auf den schnellen Rüden zu, der gerade ein neues Slalomspiel erfand. "Hey!", rief ich laut und runzelte die Stirn. "Kannst du mir mal helfen?"

Als sich Basta umdrehte, lief mir beim Anblick seines Grinsens ein Schauer über den Rücken. Wie gestört war der Kerl eigentlich? Ich wollte es besser nicht genau wissen. Stattdessen hob ich eine Augenbraue und zuckte peinlich berührt mit den Schultern, um ihm klarzumachen, dass ich genauso wenig begeistert war, ihn um Hilfe bitten zu müssen. "Lass uns jetzt bitte kein großes Ding draus machen", schnaubte ich augenrollend und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Uns trennten noch um die sieben Meter voneinander. "Du kennst nicht zufällig das Silberrudel und kannst mir sagen, in welcher Richtung ihr Revier liegt?" Zugegeben, noch während ich redete, wurde mir bewusst, wie sehr ich gerade ein Risiko einging. Wenn ich Basta nach dem Weg fragte oder auch nur irgendwen und das Rudel durch meine Fährte im Revier rausfand, dass jemand Fremdes dort war, würden sie suchen. Ich konnte meine Fährte noch so sehr verwischen - wenn sie Basta fragen würden, ob er was wisse und er ausplauderte dass ich nach dem Weg gefragt hatte, würden sie sofort eins und eins zusammenzählen. Das Risiko war enorm. Doch hatte ich eine Wahl? Für meine Begriffe nicht. Umdrehen und nochmal Dash fragen wollte ich nicht. Und so kam die Frage einfach aus mir raus, auch wenn mir das Risiko ganz und gar nicht behagte.

Meine Muskeln spannten sich leicht an, als Basta zu raten begann. Die Frage wollte ich ihm absolut nicht beantworten. Dass er näher kam, schmeckte mir genauso wenig, weswegen ich warnend die Zähne bleckte und die Schultern hochzog. Ich traute dem Rüden zwar nicht zu, dass er mich angreifen würde, doch ein bisschen Vorsicht konnte nie schaden. Schon gar nicht bei einem so gestörten Rüden wie Basta.
Als er schließlich doch zu reden begann, spitzte ich die Ohren und senkte meine bis eben erhobene Rute leicht. Für einen Moment überlegte ich, dann nickte ich. "Hm, Danke", murmelte ich halblaut, ehe ich mich in die entgegengesetzte Richtung wandte, als die, die mir Basta beschrieben hatte. Ohne mich noch einmal umzudrehen, entfernte ich mich von dem grauen Rüden und verschwand im Dickicht. Ich lief einige Minuten bis zur Grenze des Wäldchens, ehe ich mich am Rande des Wäldchens entlang wieder Richtung Westen bewegte. Ich wollte nicht direkt vor Bastas Augen zum Silberrudel laufen. Vorsichtig lief ich immer weiter in die Richtung, immer auf die Gerüche achtend, um auszuschließen, dass ich Basta in die Arme rannte. Und so traf ich schließlich auf die Grenze zum Revier.

(Fichtenwald)

Ich lauschte intensiver, als ich Bastas unverkennbar bunten Geruch wahrnahm. Stín fragte ihn nach dem Weg. Eigentlich eine recht gute Idee, Basta wusste so ziemlich alles, was es im Tal zu sehen und zu wissen gab. Doch andererseits wusste man nie wem Basta was erzählen würde. Ich folgte leise Stíns Umweg, doch blieb an der Grenze zum Silberrudel stehen. Der große Rüde war drin und wenn er jetzt noch Beute mit brachte wäre ich zufrieden. Ich lächelte und machte mich auf den Rückweg, nicht ohne zuvor an Basta vorbei zu rennen und ihn anzulächeln. Danke, dass du ihm gesagt hast wo es langgeht.
(Rudelplatz)