<-- Wald

Der Rückweg war anstrengender als gedacht. Das Reh war schwer und ich musste ein paar Pausen machen, ehe ich wieder dort ankam wo ich hin wollte.
Der Rudelplatz! Der Duft der anwesenden Wölfe stieg mir in die Nase und auch wenn ich offiziell noch kein Mitglied des Rudels war, so fühlte es sich dennoch wie nach Hause kommen an. Ich zerrte meine Beute in die Mitte des Platzes. Kommt. Und nehmt euch was ihr braucht!, sagte ich hechelnd und schüttelte mich, um die Schneeflocken aus meinem Pelz zu befördern. Dann tapste ich ein wenig zur Seite, damit die anderen genügend Platz zum Fressen hatten und ließ mich müde auf den Boden plumpsen.

Weiße Flocken fielen vom Himmel, als ich mich schließlich erholt genug für den Rückweg fühlte. Ich packte meine Beute und zog sie mühsam mit mir mit.

--> Rudelplatz Silberwölfe

Ein Kaninchen war schnell gefunden und eine ziemlich leichte Beute gewesen. Es war nicht besonders groß und deshalb entschied ich, dass ich es für mich allein behalten wollte. Ich fraß es und sammelte somit genug Energie, um nun nach einer etwas größeren Beute zu suchen. Es wurde langsam kalt und das Futter wurde für die Pflanzenfresser knapper als sonst. Sie wurden unvorsichtig, während sie nach ihrem Grünzeug suchten und außerdem waren sie zu dieser Jahreszeit lange nicht mehr so kräftig wie im Sommer. Nach einer ganzen Weile fand ich wonach ich suchte. Ein altes, kleines, geschwächtes Reh. Obwohl ich den Hasen noch im Magen hatte, leckte ich mir über die Lefzen und begann mit der Jagd. Es dauerte eine ganze Weile, ehe ich das Reh schnappen konnte. Aber ich hatte es geschafft! Außer Atem blieb ich neben meiner Beute liegen, um mich einen Moment lang auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen, damit ich das Reh zum Rudelplatz der Silberwölfe zerren konnte.

<-- Rudelplatz Silberwölfe

Es tat ziemlich gut nach so langer Zeit wieder ein Stück laufen zu können. Meine Verletzung schien mittlerweile wieder vollständig verheilt zu sein, denn ich spürte keinerlei Einschränkungen mehr. Dank der hilfsbereiten Silberwölfe., dachte ich und begann schließlich nach einer Fährte zu suchen. Ich musste eine Beute finden, die wenigstens ein paar von uns satt machen würde. Vielleicht hatte ich Glück und würde ein kleines Reh aufspüren, oder ein geschwächtes, kleines Wildschwein. Mmmhhh!, bei dem Gedanken lief mir bereits das Wasser im Maul zusammen.

Ich sah Rebell eine Weile an, doch er schien sich nicht wirklich entscheiden zu können. Meine Lefzen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Ich werde allein gehen., entschied ich schließlich und nahm mir vor, nicht all zu weit weg zu gehen. Immerhin hatten wir noch nichts von den anderen Rudelmitgliedern bezüglich unseres Angreifers gehört. Ich hoffe es geht ihnen gut., dachte ich flüchtig und blickte dann zu Talia. Ich bin bald zurück! Mit diesen Worten kehrte ich den Silberwölfen den Rücken zu. Während ich auf dem Weg war im Dickicht zu verschwinden, begegnete ich Mijas Gefährten. Ich schenkte ihm ebenfalls ein flüchtiges Lächeln, ehe ich zwischen die Sträucher trat und richtung Wald lief.

--> Wald

Ich konnte die Sorge von Rebell gut verstehen. Dass Marek immernoch schlief, war seltsam. Gerne hätte ich mich angeboten bei dem Rüden zu bleiben, doch Marek kannte mich nicht und es war wohl besser, dass er ein bekanntes Gesicht zu sehen bekam, wenn er wieder wach wurde. Meinst du, dass du es allein schaffst? Ich könnte sonst auch alleine etwas zu Fressen suchen. Es macht mir nichts aus..., sagte ich erst an Talia gerichtet und sah dann zu Rebell. Es würde vermutlich kein riesiges Festmahl werden, aber mindestens einen fetten Hasen würde ich sicher finden.

Auch wenn wir genügend Abstand zu der weißen Fähe hatten, konnte ich dennoch einen Blick auf sie werfen. Sie lächelte, auch wenn sie ein wenig unsicher wirkte. Ihre Welpen hatte sie behutsam unter ihrer Rute versteckt. Als Rebell dann von einer Jagd sprach, nickte ich zustimmend. Die Bewegung würde sicher gut tun! Ob Talia mit uns kommen würde? Sialuk, die Heilerin, wurde offensichtlich und glücklicherweise nicht gebraucht. Jedenfalls wirkte alles ziemlich in Ordnung bei der Wölfin, deren Name ich noch nicht kannte. Sollte nicht jemand bei Marek bleiben?, fragte ich dann und warf einen Blick über meine Schulter, um nach dem Alpha zu sehen.

Ich sah Talia und der hellen Fähe nach, während ich wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen blieb. Hoffentlich geht alles gut., dachte ich und war zumindest etwas beruhigt darüber, dass die Welpen nicht mitten auf dem Rudelplatz zur Welt kommen würden. Ich glaube nicht, dass sie uns in die Nähe der Welpen kommen lässt., antwortete ich Rebell. Jedenfalls hatte ich bisher noch nicht erlebt, dass eine frisch gebackene Mama sofort ihre Welpen präsentierte. Möglich, dass es Ausnahmen gab. Wir könnten Talia fragen? Ich sah Rebell kurz an, ehe ich mich langsam in Bewegung setzte, um soweit zu gehen, dass ich die liebe Wölfin entdeckte. Talia?, fragte ich leise. Ich hielt einen angemessenen Abstand zu den beiden Fähen. Können wir etwas tun? Braucht ihr vielleicht Sialuk? Kaum hatte ich meine Frage gestellt, hörte ich das leise Fiepen der Neugeborenen und musste augenblicklich lächeln. Was für ein Glück - es schien alles gut geklappt zu haben.

Noch bevor Rebell irgendetwas sagen konnte, kamen zwei weitere Rudelmitglieder auf den Platz. Die beiden hatte ich bisher noch nicht gesehen, doch der hellen Fähe war anzusehen, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie wirkte aufgeregt und... Sie bekommt Welpen!, sprach ich laut aus, als mich die Erkenntnis traf und erhob mich aus meiner liegenden Position. Wieso hat sie sich nicht schon längst einen Unterschlupf gesucht? , fragte ich mich, während ich mit aufgerichteten Ohren und leicht aufgestelltem Nackenfell zu der kleinen Gruppe sah. Der Anblick der hellen Fähe, brachte die traurige Erinnerung an meinen eigenen Wurf zurück... als ich schließlich meinen Blick von der unbekannten Fähe losreißen konnte, sah ich Talia an. Sie war bei ihr und würde bestimmt wissen wie sie ihr helfen konnte.

Gerade hatte ich den Kopf auf meine Vorderpfoten gelegt, da hob ich ihn auch schon wieder an. Aufmerksam waren meine Ohren aufgestellt, während ich Rebell ansah. Der Rüde war mir das kleine Stück gefolgt, weshalb meine Rute leicht hin und her schwang. Nein., antwortete ich ruhig und versuchte mich an einem kleinen Lächeln. Es fühlt sich nur nicht richtig an über mich zu reden, wo du doch ohnehin mit den Gedanken ganz woanders bist. Und das vollkommen zu recht! Ich warf einen flüchtigen Blick zu Marek, ehe ich wieder den dunklen Rüden vor mir ansah. Ich dachte nur....ich weiß nicht, was ich dachte. , gab ich zu. Vielleicht, dass du eigentlich lieber nicht reden magst?

Ich legte den Kopf etwas schief, während ich dabei zu sah, wie der Rüde sich vom Boden erhob. Er wirkte abwesend, auch wenn er versuchte sich mit mir zu unterhalten. Wenn man die aktuellen Umstände betrachtete, konnte ich ihm wirklich nicht böse sein. Ja. Manchmal., antwortete ich nun etwas knapper. Denn es erschien nicht wichtig, ob ich jemanden vermisste oder nicht. Es war nicht wichtig! Trotzdem bereue ich meine Entscheidung nicht., fügte ich hinzu und stand auf. Denn trotz allem was bisher in diesen Tal passiert war - freiwillig würde ich nicht zurück gehen. Doch darüber wollte ich jetzt nicht reden. Vielleicht war es ohnehin besser zu schweigen und darauf zu warten, dass die anderen zurückkehrten oder dass Marek aufwachte. Ausgiebig streckte ich schließlich meine Glieder, ehe ich mich wenige Schritte von Rebell und Marek weg bewegte, um mich an einer schattigeren Stelle erneut nieder zu lassen.

Marek ist sein Vater? Ich betrachtete die beiden Rüden abwechselnd. Jetzt wo ich es wusste, bemerkte ich erst wie ähnlich sie sich sahen. Es tat mir für Rebell leid, dass er die doppelte Sorge mit sich herum tragen musste. Die Sorge um seinen Vater und seinen Alpha. Es wird bestimmt alles wieder gut. Vielleicht fehlte ihm nur etwas Schlaf und er erinnert sich sobald er aufwacht., sagte ich und fragte mich gleichzeitig wann das wohl sein mochte. Rebells Frage lenkte jedoch vom Thema ab und ich dachte an meine alte Heimat.
Ich erinnere mich kaum an meine Eltern., antwortete ich dem dunklen Rüden. Als wir uns vor dem roten Mond und dem wild gewordenen Wolf versteckt hatten, hatten wir schonmal kurz über meine Vergangenheit gesprochen. Rebell hatte wissen wollen, wie ich in das Tal gekommen war... doch dank der Kopfschmerzen die ich zu der Zeit gehabt hatte, erinnerte ich mich selbst nicht mehr an alles. Sie wurden von einem Jäger getötet, als ich noch sehr klein war. Meine Tante hat meine Geschwister und mich großgezogen. ich hatte sie alle sehr lieb, doch der Drang, das Rudel zu verlassen, war damals einfach stärker gewesen.

Ich lächelte leicht, als ich seine Worte hörte. Ihm ging es also genauso wie mir und irgendwie war ich froh darüber. Auch wenn uns das nun auch nicht weiter brachte.
Mir geht es gut. Ich glaube die Verletzung ist schon fast wieder verheilt, dank eurer Hilfe! Die Medizin hatte scheinbar Wunder gewirkt und auch der Hase hatte mich wieder gestärkt. Und wie geht es dir?, wollte ich wissen und meinte dabei nicht bloß seine Verletzungen. Flüchtig warf ich einen Blick auf den schlafenden Rüden neben Rebell. Ihr steht euch sehr nah, oder?

Ich weiß nicht., wiederholte ich seine Worte. Es erscheint mir wie eine Ewigkeit. Aber so lange konnte es eigentlich noch nicht gewesen sein. Es war die Ungeduld, die aus mir sprach. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun. Es fühlt sich nicht richtig an, hier zu liegen und zu warten.., sagte ich leise und setzte mich auf. Meine Augen ruhten einen Moment lang auf dem dunklen Rüden, ehe mein Blick weiter zum Alpha der Silberwölfe wanderte. Tief im Inneren jedoch wusste ich, dass jemand bei ihm bleiben musste und auch, dass wir aufgrund unserer Verletzungen auf dem Rudelplatz am besten aufgehoben waren.

So gut es mir ohne Wasser möglich war, hatte ich mein Fell gesäubert. Und was nun? Schlafen konnte ich nicht. Dazu war ich zu unruhig und außerdem fühlte es sich nicht gut an, hier herum zu liegen während die anderen die Arbeit erledigten. Ich drehte meinen Kopf zu meiner Flanke und stupste vorsichtig meine Schnauze gegen die fast verteilte Wunde. Sie tat kaum noch weh! Umso mehr spürte ich die Ungeduld in mir heranwachsen. Glaubst du, sie haben schon eine Spur gefunden?, fragte ich @Rebell . Meine Stimme war leise, weil ich den Alpha nicht wecken wollte.

Nalu & Seth bleiben :)

- Lyv -

Seid vorsichtig., dachte ich, während ich den Fähen hinterher sah. Ich hoffte sehr, dass sie alle heil wieder zurückkehren würden und auch, dass sie etwas herausfinden konnten. Über Marek und auch über den dunklen Rüden, der uns angegriffen hatte. Er hatte durch den Kampf mit Rebell ebenfalls Wunden an seinem Körper. Vielleicht hatte ihn jemand aufgrund der Verletzungen bemerkt und man würde so mehr über ihn herausfinden können. Mit einem tiefen Seufzer legte ich meinen Kopf auf meinen Vorderpfoten ab. Sich den Kopf über all diese Dinge zu zerbrechen brachte doch ohnehin nichts... Während ich so da lag, bemerkte ich, dass mein helles Fell durch den Hasen, den ich gefressen hatte, leicht rosa verfärbt war. Also begann ich über meine Pfoten zu lecken, um diese zu säubern.

Ich nickte Sialuk kaum sichtbar zu, als diese sich für die Informationen bedankte und richtete meinen Blick wieder auf Rebell und Marek. Letzterer war inzwischen einfach so eingeschlafen. Ich wunderte mich kurz darüber, dass er offensichtlich noch keinerlei Notiz von mir genommen hatte. Immerhin war ich eine fremde Fähe in Mitten seines Rudels. Nachdenklich betrachtete ich den schlafenden Alpha. Was genau ist ihm bloß widerfahren, dass er so neben sich steht? Dieser rote Mond hat einigen Schaden angerichtet... , dachte ich. Denn für mich gab es kaum einen Zweifel daran, dass der Mond für alles verantwortlich war. Schließlich wandt ich meinen Blick von dem Rüden ab und begann zu fressen.

Ich war überrascht, als Talia mir den einen Hasen komplett überlassen wollte. Vielen Dank!, sagte ich leise an sie gerichtet. Sie war so lieb zu mir. Genau wie alle anderen. Um mein Herz breitete sich eine wohlige Wärme aus. Scheinbar hatte niemand etwas dagegen, dass ich den Hasen bekam. Mir lief das Wasser im Maul zusammen und ich leckte mir über die Lefzen, ehe ich erst zu Rebell und dann zu Sialuk herüber sah. Zustimmend nickte ich. Ja, er wirkte erst wieder klar, als der rote Mond verschwand., sagte ich und dachte an den Moment zurück. Als der Mond verschwunden war, waren auch meine seltsamen Symptome verschwunden. Er hatte Narben in seinem Gesicht!, ergänzte ich Rebells Worte. Das würde sicherlich nützlich sein, wenn man den Rüden finden wollte. Wenn ich doch nur schon wieder besser laufen könnte, dann würde ich vielleicht irgendwo seinen Geruch finden und auf diese Weise beim Suchen helfen können...

Nalu und Seth bleiben :)