Kaum war ich zwischen den Büschen am Ufer des Flusses verschwunden, hatte ich auch schon einen kleinen Sprung gemacht und war in einen eiligen Galopp verfallen. Plötzliche Freude und Übermut beflügelte mich und gab mir Energie, die so plötzlich kam, dass ich kaum noch Kontrolle über meinen Körper hatte. Rasend hetzte ich um Fichten und Tannen, wich Steinen und umgekippten Baumstämmen aus. Der frische Gegenwind zog in meinem Fell und provozierte eine Gänsehaut auf meiner Haut, doch all dies konnte mich nicht stoppen. Mein Herz raste, schmerzte nahezu vor dem impulsiven Glücksgefühl. Eng pressten sich meine Ohren an meinen Kopf, aus dem immer wieder eine leise, mahnende Stimme rief, dass ich noch einen Unfall bauen würde. Doch das interessierte mich nicht. Ich hatte Wölfe kennengelernt und die bisherige Einsamkeit schien mich zumindest zu einem kleinen Teil zu verlassen. Alles hätte perfekt sein können. Wäre in diesem Moment nicht dieser braune Rüde [Trap] vor mir aufgetaucht, der meinen Weg kreuzte. Schlitternd pressten sich meine Pfoten in den weichen Waldboden, während ich verzweifelt das Tempo drosseln wollte. Zuletzt schrie ich jedoch nur und spürte den harten Aufprall, als ich gegen den anderen stieß.

Erschrocken schnellte mein Kopf nach oben, doch es war zu spät. Ich blickte noch in die bläulichen Augen einer Jungwölfin, dann wurde ich auch schon von meinen Pfoten gerissen und knallte schmerzhaft auf den Boden. Ein kleiner Stein wurde dabei zu meinem Kopfkissen und als ich aufsah, glitzerte eine rötliche Flüssigkeit auf der grauen Oberfläche und ein Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus, ausgehend von einer kleinen Stelle an meiner Schläfe. Wütend schnellte ich nach vorne und schnappte nach der Jungwölfin, die auf meinem Körper als Decke diente. "Sag mal, was fällt dir denn ein!?"

Die Zähne des Rüden waren nicht schnell genug. Flugs hatte ich mich von ihm erhoben und mit hochrotem Kopf zurückgezogen. Glücklicherweise würde man das durch mein Fell wohl nicht sehen. Dennoch duckte ich mich beschämt und zog die Rute ein. "Oh bei Luna, es tut mir so Leid!", stammelte ich entsetzt. Meine Ohren drückten sich nun voller Scham enger an meinen Schädel und meine Zähne zeigten sich unterwürfig. Ich war völlig durcheinander und schämte mich in Grund und Boden. Unsicher sah ich zwischen meinen Pfoten und dem Rüden umher.

Nachdem die Fähe aufgesprungen war, folgte ich ihrem Beispiel und erhob mich. Mein Blick war wütend und kalt. Kann die nicht aufpassen!? Mein Fell war dreckig, doch vor allem kribbelte meine Haut unangenehm dort, wo sie mich berührt hatte. Ich hasste Berührungen so sehr! Umso stechender waren nun meine Augen, die unbarmherzig auf der jungen Fähe lagen. Ein leises Knurren drang aus meinem geschlossenen Maul und meine Haltung war geduckt. Aus welchen Gründen auch immer. Mürrisch betrachtete ich die Weiße, die sich sichtlich schämte und fast schon ängstlich auf den Boden starrte. Sie schien sich gerade einiges vorzuwerfen. So sehr ich sie nun auch mit Bissen strafen wollte, so wenig konnte mein Herz böse sein. Mitleid regte sich und ich wandte den Kopf mürrisch ab. "Ist ja nichts passiert", lenkte ich ein und im nächsten Moment hasste ich mich auch schon dafür. "Aber pass nächstes Mal besser auf." Damit wandte ich mich komplett ab und ging.

Ich spitzte die Ohren unsicher, als der Rüde einlenkte. Warte...was? Eben noch hätte ich darauf schwören können, dass er mir den Kopf abreißen würde, doch nun ging er einfach. Verblüfft starrte ich ihm nach und nickte zögernd. "J-Ja", brachte ich zaghaft heraus, doch da präsentierte er mir bereits seine Rute. Nachdenklich legte ich den Kopf schief, unsicher was ich nun tun sollte. Meine Augen richteten sich wie so oft auf meine Pfoten aus, während ich mir auf die Lefze biss. Schließlich sprang ich auf und lief ihm nach. "Warte mal, wie heißt du? Ich...ich bin Mali." Meine Ohren drückten sich eng an meinen Kopf, während meine Rute knapp zwischen meinen Hinterläufen hing. Ich wusste nicht welcher Teufel mich ritt, doch irgendwas war komisch an dem Fremden.

Angespannt drückten meine Kiefer aufeinander, als ich die nervtötende Stimme der Jüngeren hinter mir hörte. Meine Augen rollten in ihren Höhlen, da tauchte die Fremde - Mali - neben mir auf. Murrend blieb ich stehen und starrte stur geradeaus, dann richtete ich meinen Kopf urplötzlich auf die weiße Jungwölfin und strafte sie erneut mit meinem besten Todesblick. "Wieso?" Kalt und definitiv unfreundlich war meine Stimme.

Plötzlich drehte sich der Rüde um und starrte mir entgegen. Überrumpelt wich ich zurück und wäre dabei wohl fast erneut auf der Nase gelandet. Doch in letzter Sekunde konnte ich mich fangen und verlegen zu ihm aufsehen. "Naja, es ist nur... Also, ich habe überlegt - ehm... Ich bin doch in dich reingerannt und...vergiss es." Enttäuscht sah ich wieder auf meine Pfoten. Mein Herz krampfte, ich hatte mich wohl mal wieder total zum Deppen gemacht und die Unsicherheit nahm wieder Überhand über meinen schwachen und vor allem schüchternen Geist. Unsicher zuckten meine Ohren, während ich mich langsam zurückzog.

Mein Knurren endete in einem dunklen Wuffen, als mir die Fähe stammelnd versuchte ihre Lage zu erklären. Komm zum Punkt! Meine Augen waren noch immer kalt und unbarmherzig, doch als sich die Fähe sichtlich entmutigt abwandte, seufzte ich. "Schon gut", brummte ich, während ich mit angelegten Ohren auf den Boden starrte. In dem Punkt ähnelten wir beide uns wohl. "Ich heiße Trap. Bist du nun zufrieden?"

Mit einer Antwort hatte ich schon gar nicht mehr gerechnet, doch sie stimmte mich glücklich. Vorsichtig hob ich den Kopf und versuchte in geduckter Haltung erfreut auszusehen. Meine Rute wedelte zaghaft zwischen meinen Hinterläufen und unterstrich sowohl Freude als auch Unsicherheit. "J-ja, das ist...Danke." Ein vorsichtiges, sehr verunsichertes Lächeln kehrte auf meine Lefzen. "Kennst du dich hier aus?" Die Frage kam plötzlich und ohne Vorwarnung.

Mein Gesichtsausdruck wurde etwas kühler, bis er von einem sarkastischen Lächeln dominiert wurde. "Kleines. Ich kenne mich hier besser aus, als du zu glauben vermagst", murrte ich und sah mich kurz verstohlen um, ehe ich mich setzte. Es war sonst nicht meine Art besonders hilfsbereit zu sein, doch ich fand Gefallen an der jungen Fähe. Mit einem kurzen Funken Hilfsbereitschaft stellte ich eine Gegenfrage: "Wie kommst du darauf?" Mein Gesicht wurde wieder etwas kühler.

Zähnefletschend und vor mich hin grollend raste ich in den Wald. Er war ein Ort, den ich schon oft genug aufgesucht hatte. Mein dunkles Fell leuchtete immer wieder bräunlichgrau auf, wenn wieder ein Lichtstrahl durch die Bäume auf meinen Körper traf, doch ich schenkte der Naturschönheit keine Beachtung. Ich war aufgewühlt und wütend. Ohja, richtig wütend! Wie konnten es die Wölfe wagen, mich vom Rudelplatz zu schmeißen? Ich hatte es wahrlich nur gut gemeint, als ich sie vor Raym verteidigt hatte. Und dass Syra mich daraufhin einfach angreifen würde, dafür konnte ich doch nichts. Immerhin hatte ich den Kleinen unterworfen und das war bei seinem Temperament auch nötig gewesen.
Wütend sprang ich auf einen umgekippten, halbmorschen Baumstamm, wo ich endlich anhielt. Meine Ohren waren gespitzt und meine Augen wanderten kalt blitzend durch den Wald. Ich hatte endgültig genug von diesem Pack. Sollten sie doch ihr Rudel alleine aufbauen, ich würde nicht mehr von alleine zurückkehren. Da würden sie mich schon holen müssen - jedenfalls im Moment. Stolz wölbte ich meine Brust, in der mein dunkles Knurren vibrierte. Die werden sich noch wundern. Mir tat es um Billy - Ghost - Leid. Ich hatte den Kleinen gemocht.

Als ich eine weile im Wald herumgestreunt war, hatte ich endlich die Fährte von etwas Wild aufgeschnappt. Mit knurrendem Magen folgte ich der Spur, eine kleine Gruppe Rehe grasten friedlich auf einer Lichtung. Ich pirschte mich an, dann legte ich einen kurzen Sprint hin und stürzte mich auf eines der Tiere. Meine Körperkraft riss es zu Boden. Das Leben dieses Geschöpfes war besiegelt. Hungrig schlug ich meine Zähne in den Körper und schlang große Stücke hinunter. Aus der Ferne hörte ich den aggressiven Ton eines Wolfes (Stín). Aber ich war zu Hungrig um mich darum zu kümmern, denn wenn ich Hungrig war, dann war ich keine nette Gesellschaft.

Akela
Nachdem ich gefressen hatte und Fleisch zur Reserve hinter schlang, entschied ich mich die Gegend zu erkunden, ich würde zuerst zurück zu meinem Lagerplatz zu gehen um zu schlafen.
Den Rest meiner Beute packte ich und schliff es mit mir.

Ebene --->

Die Schatten des Waldes empfingen mich und eine wohlige Ruhe durchströhmte meinen Körper. Der Wald hies mich willkommen und ich war mit Freude eingetreten. Ich blieb stehen und hob witternd meine Nase. Viele Gerüche mischten sich an diesem Ort. Wölfe, Kaninchen, Vögel, Bäume, ihre Rinde und der Geruch ihrer Blüten und Knospen an ihren Zweigen. Für einen kurzen Moment schloss ich andächtig die Augen. Der Wind durchfuhr mein Fell und lies es sich aufstellen, ein natürlicher Schutzmechanismus.
Wie ein schwarzer Schatten verschwand ich im Unterholz. Mir schlugen Äste ins Gesicht, doch ich spürte den zwiebelnden Schmerz gar nicht. Ich war einfach nur froh hier zu sein.

Nachdem ich missmutig und frustriert meinen Blick schweifen gelassen, dabei ohrenzuckend auf die Geräusche umliegender Wölfe geachtet und meinen knurrenden Magen ignoriert hatte, stand ich schließlich auf. Ich wollte hinunter zum Fluss. Nur dort, so dachte ich, würde ich etwas ruhiger über die nächsten Schritte nachdenken und mich vor allem erfrischen können. Meine Rute pendelte dominant in der Luft und ich hatte auch nicht vor das zu ändern. Sollten die Wölfe doch sehen was ich für ein Typ war. Mir war im Moment sowieso alles egal.

(Lachsfluss)