Mit der Zeit fühlten sich meine Pfoten nicht mehr ganz so steif an und der Nebel zusammen mit den dunklen Schatten des Wäldchens, beruhigten meine Unruhe. Während ich an den Grenzen zu den Nebel endlang schlich und immer wieder in den Schatten der Bäume verschwand zogen die freien Gebiete meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich liebte mein Rudel und Meine Rudel Gebiete, aber die freien Gebiete in denen sich oft eine faszinierende Anzahl an Wölfen aller Art sammelte, waren etwas besonderes. Wie ein Welpe der sich von zuhause weg schlich, beschloss ich einen kurzen Abstecher zu machen um mich nach den langen Schlaf davon zu überzeugen, dass alles seinen Lauf nahm. Ich würde nicht lange weg bleiben sagte ich mir und mit einem letzten Blick auf das Wäldchen, verschwand ich im Nebel der Nebellanden. -Nebellanden
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Als ich wieder zwischen den dünnen Stämmen hindurch trat und die Grenze meines Reviers überquerte musste ich lächeln. Es war ein interessanter Tag gewesen und es hatte gut getan heraus zu kommen. Doch es tat ebenso gut zurück nach Hause zu kommen. Hier ist das Wäldchen, es herrscht durch die Nähe an den Nebellanden immer eine dünne Schicht Nebel. Aber man kann gut darin jagen und ich libe die Ruhe die der Nebel erzeugt. Erklärte ich Freya und drehte mich dabei zu ihr um.
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Staunend sah ich mich um. Es ist echt schön hier!, hauchte ich ehrfürchtig. Ich verstehe, warum du es hier magst, Nebel hat etwas... Magisches! Meine Rute wedelte und ich hechelte aufgeregt. Das ist alles so neu! Meine Pfoten traten auf der Stelle, weil ich kaum stillhalten konnte. Danke, dass du mir das hier zeigst, Morgana!, wuffte ich entzückt und drückte übereifrig meine Nase in ihr seidiges Fell, ehe ich bemerkte, was ich tat und erschrocken zurück hopste, wobei ich über meine eigenen Pfoten stolperte und auf den Hintern landete. E... E... Entschuldigung... Mit angelegten Ohren sah ich Morgana aus großen Augen an. Ich wollte dir nicht zu nahe kommen ich... Ich freu mich nur so... Tut... Tut mir leid...
I want to be your favorite hello and your hardest goodbye. But especially your favorite hello!
Es gab eine Zeit in meinem Leben in der ich vermutlich geknurrt hätte, vielleicht sogar nach ihr geschnappt. Doch jetzt lächelte ich nur beruhigend, Berührungen waren für Wölfe überlebenswichtig. Besonders für junge Wölfe. Mach dir keine Sorgen, Nähe ist wichtig und manche brauchen mehr als andere. In einem Rudel ist das völlig normal, man zeigt damit Zuneigung und beruhigt seine Wölfe. Um meine Worte zu untermauern und ihr die Angst zu nehmen stubste ich ihr sanft gegen die Schulter. Ich wusste nicht weshalb sie solche Sorge hatte etwas falsch zu machen, ob sie Angst hatte ich würde sie weg schicken oder ob sie verletzt worden war? . Dann konzentrierte ich mich auf die Umgebung. Es gibt noch ein paar Gebiete, es ist gut, dass dir Nebel gefällt denn außer an zwei Orten ist es im Revier immer neblig. Komm wir gehen weiter ins Moor.
-Nebelmoor
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Rocco und ich liefen hinter dem Elch her. Als er sich wieder hinter mich begab zog ich das Tempo deutlich an. Gut, er wird schon müde!, rief ich meinem Jagdgefährten zu. Als ich merkte, dass der Elch etwas langsamer wurde begann ich, nach seinen Läufen zu schnappen, ohne die Intention zu verfolgen, ihn wirklich zu treffen, doch er sollte abgelenkt werden. Mein Plan ging auf, der Elchbulle keuchte und gab panische Laute von sich, bis er schließlich ins Straucheln kam. Es klappt reibungslos! Mein Gemüt war angespannt. Ich befand mich in einem Revier, in das ich nicht gehörte, doch es musste sein und Rocco war bei mir, dieser Gedanke beruhigte mich etwas. Rocco, dein Einsatz! Unsere Beute hatte deutlich an Tempo verloren und schien Schmerzen zu haben, denn der Lauf, mit dem er umgeknickt war, zog er etwas nach. Wir haben ihn fast! Ich bremste ab und reihte mich wieder hinter Rocco ein. Gleich ist es soweit!
... and then there is me always waiting for you...
Ich bemerkte, dass der Elch lahmte und langsamer wurde. Aber erschöpft war er deshalb noch lange nicht. Nein, es war noch nicht die Zeit für den Todesbiss. Aber ich versuchte etwas anderes. Ich sprintete vor und grub meine Zähne tief in seinen Oberschenkel. Diese Wunde würde ihn wirklich schwächen! Als ich ihn biss fuhr er herum und sein mächtiges Geweih verfehlte mich um Haaresbreite. Glück gehabt! Ich sah hinüber zu Dagger. Wenn es ihr gelang, seine Beinsehnen durchzubeißen, dann hatten wir ihn tatsächlich.
TW - Jagdverhalten, Blut Ich schnaubte überrascht auf, als das Geweih des Elches an mir vorbei rauschte. Das war knapp... Schnell fasste ich mich wieder und suchte mit den Augen nach meiner Möglichkeit - und da war sie! Großartige Leistung, Rocco! Die Wunde, die Rocco gerissen hatte, war tief und der Elch keuchte schwerfällig. Nun lag es an mir. Ich beschleunigte erneut, schoss direkt auf den Elch zu, wich ihm mit einem schnellen Haken aus und brachte mich so in die optimale Position, ihm in sein Mächtiges Bein zu beißen. Ich schoss vor. Im nächsten Moment schmeckte ich sein Blut und drückte meine Kiefer fester zusammen. Ich hörte den lauten Aufschrei des Elchbullens, riss meinen Kopf herum und gab seinem Bein damit den Rest. Kaum hatte ich das geschafft sprang ich zurück, immer auf der Hut vor den groben, kraftvollen Bewegungen des Tieres. Mein Fell war Blut verschmiert und Laufen würde unsere Beute nun wohl kaum mehr als einige Schritte. Ich sah zu Rocco. Er muss es schaffen! ich versuchte zwar, wieder auf seine Höhe zu kommen, doch meine Muskeln zitterten angespannt und ich hechelte außer Atem. Hoffnungsvoll beobachtete ich den wundervollen Rüden.
... and then there is me always waiting for you...
Sie machte es großartig! Der Elch war erledigt! Er taumelte und fiel. Sofort war ich bei ihm und packte ihn an der Kehle. Ich biss so fest zu, wie ich konnte und schmeckte sein Blut. Dann spürte ich, wie ihn sein Leben verließ und er schlaff wurde. Es war vollbracht.
Er erlegte den Elch mit einem schnellen, präzisen Biss. Ich hielt an. ich zitterte angestrengt, stolperte aber zu Rocco, als es vorbei war. Schwanzwedelnd kam ich auf ihn zugewankt und drückte meinen Kopf in sein Fell. Gut gemacht, Liebster! Stürmisch leckte ich ihm den Fang.
... and then there is me always waiting for you...
Ich keuchte ein wenig wegen der Kraftanstrengung, aber die Mühe hatte sich gelohnt. Was für ein riesiger Berg Fleisch! Dagger kam zu mir und leckte mir liebevoll den Fang. Ich genoß ihre Liebkosung. Was für eine Gefährtin! Ich war ein glücklicher Wolf. "So!" meinte ich schließlich. "Jetzt müssen wir die Beute nur noch zum Rudelplatz schaffen! Das wird noch ein gutes Stück Arbeit. Aber wir haben Glück, denn es ist nicht mehr weit." Dann begann ich die Beute aufzubrechen. "Doch zuerst essen wir etwas. Die Innereien sind das Beste und sie gehören uns." Ich blickte Dagger an. "Da ich getötet habe, gebürt mir die Leber. Aber ich schenke sie dir, meine Schöne!" Mir kam dabei natürlich noch ein anderer Brauch in den Sinn. Eine Leber geteilt - ein Leben geteilt, so hieß es. Es war ein uraltes Versprechen für immer zusammen zu bleiben. Doch soweit war es noch nicht. Ich wusste ja nicht einmal wirklich, ob sich Dagger unserem Rudel anschließen wollte und - was auch entscheidend war - ob Morgana sie akzeptieren würde. Die Leber zu verschenken war indes unverrfänglich.
Ich lächelte Rocco dankbar an. Das ist sehr lieb von dir aber... Lass uns teilen. Bitte. Das würde mich sehr glücklich machen. Ich begab mich zu der Stelle des Kadavers, an der die Leber sich befand. Die Leber ist so ziemlich das Beste und das Beste teilt man doch für gewöhnlich mit seinen Liebsten, nicht wahr?! Mein Blick wurde weich, als ich den Rüden ansah. Ich begann , etwas von der Leber zu fressen. Nach der Hälfte begab ich mich weiter zur Vorderseite des Tieres und deutete Rocco den Rest der Leber zu nehmen. Kaum hatte ich mich satt gefressen ließ ich mich auf meine Hinterläufe nieder und betrachtete Rocco. Ich hab nachgedacht...
... and then there is me always waiting for you...
W... Was? Ähm... Nein... Ich... Ich begann zu stottern und sah Rocco etwas hilflos an. Ich legte meine Ohren an. Tut mir leid... Ich... Rocco.. Ich schluckte und schüttelte meinen Kopf. Komm schon...Ich will das hier. Du und ich, okay? Mein Unterton hatte etwas stures, trotziges an sich. Ich wusste nicht, wie ich es Rocco sonst sagen sollte. Ich will alles mit dir teilen, in Ordnung? Alles!
... and then there is me always waiting for you...
Ich lächelte bei ihrer Aussage. Dann wurde ich ernst. "Wenn zwei Wölfe die Leber einer Beute teilen, dann ist das ein heiliger Eid. Sie schwören damit, dass sie ihr ganzes Leben zusammenbleiben werden. Das ist mehr als nur Gefährtenschaft. Eine Leber geteilt - ein Leben geteilt, so heisst es. Ich bin ein ernsthafter Wolf und ich halte meine Eide. Ich habe mich bereits dem Nebelrudel verpflichtet und Morgana einen Treueeid abgelegt. Diesen Eid müsste ich brechen, wenn du nicht im Rudel aufgenommen wirst. Dabei weiß ich ja auch noch garnicht, ob du überhaupt ins Rudel willst. Einmal hast du es ja schon abgelehnt."
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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21.02.2021 12:49
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