Ich nickte, auch wenn ich Rolf nicht glaubte. Doch anders würden wir es im Moment nicht hin bekommen. Ich ging ein Stück vor und wartete dass Athy und Ryu zu mir aufschlossen. So würden die beiden zwischen mir und Rolf laufen, so war zumindest der Plan. Ich wollte nicht riskieren unliebsame Gäste anzuziehen, indem ich um Hilfe heulte. Ich muss alle drei sicher nach Hause bringen! Das ist meine Pflicht als Rudelmitglied, als Heilerin! Dieser Gedanke bestärkte mich und sorgte dafür dass ich entschlossen die Schultern straffte und die Rute hochhob. Doch es war kein Zeichen der Dominanz, mehr als wollte ich die Rute als Fahne erheben, als Warnsignal für andere uns zu nahe zu kommen. Ich mochte nicht kämpfen können..oder so stark sein wie Rolf. Doch ich war fest entschlossen alle drei zu verteidigen, wenn es darauf ankam.

Irgendwie konnte ich den Blick nicht von dem Tier wenden das uns angegriffen und nun hier da lag und nie wieder aufstehen würde. Erst als es hieß das wir wieder nach Hause gehen würden, lenkte ich meinen Blick auf Rolf. Oh ja, er hatte es sicher bitter nötig sich von Saikko versorgen zu lassen. Zumindest hatte ich mir langsam einen zusammenhang gereimt das die Fähe bei so etwas immer die erste Anlaufstelle war. Ich warf einen Blick zu Athy, und hoffte das sie das alles irgendwie mehr verkraften würde als ich. Ohne das Tier noch einmal anzusehen trottete ich Saikko schlapp hinterher. Ich war obwohl ich selbst nichts gemacht hatte, müde und wollte mich nur noch in die Höhle von Papa und Mama verkriechen.

Rolfs Worte ließen mich staunen. Er sprach so anders, als sonst. Ich empfand immer mehr Respekt vor dem Rüdexn in so befolgte ich auch brav seinen Befehl, zurück zu gehen. Allerdings achtete ich darauf, möglichst nahe bei Rolf und Ryu zu gehen, da Ryu sehr mitgenommen aussah und Rolf womöglich Hilfe brauchen könnte beim Aufstieg, auch wenn ich wohl kaum eine große Hilfe war. Ich machte mir Sorgen um die Beiden und das gefiel mir nicht... Ich wollte doch mit ihnen Spaß haben und herumtoben! Vielleicht würde Rolf mir wieder etwas beibringen. Und Ryu wollte doch noch mit mir alleine reden. Hoffentlich würde das hier schnell vergessen werden, damit wieder alles so war wie vorher.

Ich spürte den Schmerz in meiner Seite nicht, auch wenn ich wusste, dass die Verletzung eigentlich behandelt gehörte, doch wie es immer war, so wollte ich nicht, dass Ressourcen für mich verschwendet wurden. Ich sah mit keinem Blick zurück auf den Leichnam des Wesens, welches uns angegriffen hatte und folgte den drei Jungwölfen mit langsamen Schritten, doch immer relativ aufgerichtet, auch wenn meine Sicht nun immer wieder etwas verschwamm. Ich musste den Dreien Rückendeckung gehen und würde auf keinen Fall nachgeben.

Wie in einer Formation liefen wir nun über die Ebene, ich vor den beiden Jungwölfen und Rolf hinter ihnen. Ich hielt die Rinde so hoch wie möglich, den Blick wachsam umher wandernd. So schlug ich den Weg Richtung Berge und vor allem unseres Reviers ein.

-->Rudelplatz Bergwölfe

Ich warf noch einmal einen Blick zu Athy, bevor ich wieder in mich versank und ohne ein Wort weiter ging.
(Rudelplatz/Berwölfe)

Ich erwiderte Ryus kurzen Blick und lächelte ihn leicht an, auch wenn mir nicht zu lächeln zu mute war. Mit einem letzten Blick zu Rolf folgte ich Ryu und Saikko.

--> Rudelplatz Bergwölfe

Schritt für Schritt folgte ich den Jungwölfen, immer weiter weg vom Schauplatz unseres kurzen Kampfes.
(Rudelplatz)

Träge schlenderte ich über die Ebene. Ich hatte Hunger, aber mit der Bisonherde konnte ich es natürlich nicht aufnehmen. Daher machte ich einem weiten Bogen um die Tiere und folgte einer grasarmen Spur auf dem von der Kälte harten Boden. Meine leuchtenden Augen suchten die Umgebung nach Beute, aber auch rumliegenden Kadavern, ab. Natürlich war ich auf letztere nicht angewiesen, und wenn mich jemand fragte, dann hatte ich auch noch nie die Beute anderer gefressen. Doch insgeheim wusste ich es besser. Wusste, dass ich durchaus kein Jagd-Ass war...Eine Weile durchstreifte ich jetzt bereits die weite Flur und auf ein mal zuckten meine Ohren auf einen Hügel. Das war kein Erdhügel, da lag etwas. Ich sah mich ausgiebig um, ob irgendein Wolf in der Nähe war. Nachdem ich das verneinen konnte, machte ich mich schnellen Schrittes auf zu dem Hügel. Ich hatte so etwas schonmal gesehen und ich glaubte, man nannte es Vielfraß. Dieser hier fraß nun aber nicht mehr viel, eher gar nichts mehr. Ein viel-gefressen-werd? Ich schnaubte lächelnd einen Windzug aus meiner Schnauze, da es das nicht Wert war, darüber zu lachen. Kann man die überhaupt essen? Er stank schon ein bisschen, wahrscheinlich war er schon etwas älter, aber vielleicht stanken die auch zu Lebzeiten.
Dennoch ließ ich ab von ihm und ging weiter meines Weges. Der Trampelpfad führte mich auf das Ufer eines Flusses zu und ich entschied, am Flussbett entlang weiter zu suchen. Da mussten sich einige Beutetiere aufhalten und das Fließen des Flusses würde meine Geräusche vor ihnen verhüllen.

=>Der Große Lachsfluss

Erneut war ich weggerannt. Und diesmal lagen meine Ohren peinlich gerührt an.
Ich wollte das nicht flüsterte ich in die scheinbar leere Seite der Ebene, wie als Antwort zu dem weißen Rüden. Ich wollte das nicht, aber es war als würde ich dazu gedrängt werden. Alles riecht so anders..
Verzweifelt und verwirrt schüttelte ich den Kopf Es wird vorbei gehen, es wird vorbei gehen.. und lief unruhig im Kreis.
Ich hasste es so die Nähe anderer zu suchen und war unendlich froh, hier allein zu sein. Noch immer kochte Verlangen in mir und am liebsten würde ich es aus mit herausbeißen, wenn es bloß möglich wäre, um mir das alles zu ersparen.
Winselnd rannte ich in die kalte Leere der Ebene hinaus, bis ich hechelnd stehen blieb, Worten Horizont zu allen Seiten. Hier konnte ich endlich all mein Leid und Schmerz, Frust und Wut Herausschreien.

Und als ich endlich nicht mehr konnte, vom Rennen und Brüllen erschöpft, wurde ich ruhig. Stumm hechelnd stand ich in der Dunkelheit dieser weiten Fläche und nahm zum ersten Mal seit langem die abertausende Sterne über mir war. Sanftes Mondlicht lugte zwischen den einzelnen Wolke hervor, als würde die Wolfsmutter mir anft über die Stirn lecken. Und ich wurde ganz ruhig und merkte erstaunt, wie die Anzahl an wilder Gefühle abebbte, nur noch Stille hinterließ.
Ist es vorbei? ich versuchte in mich hinein zu hören und fand nur seelige Ruhe unter dem endlosen Sternenmeer. So entspannt wie seit langem nicht mehr rollte ich mich auf den Rüden und fiel mit dem Blick aufs Mondlicht in einen traumlosen, erholsamen Schlaf.

(Was für ein Glück, dass mit Morgen die Paarungszeit Mal wieder vorbei ist xD )

Meine Augen öffneten sich und für einen kurzen Moment blickte ich mich verwirrt um. Um mich herum waren nur vereinzelt Baumgruppen und dachte, kaum wahrnehmbare Hügel. Alles war Flach und mein Blick ging so weit wie sonst nur auf den Bergen. Ich erinnerte mich wieder wo ich war und ließ mir Zeit mich gründlich zu Strecken und Schütteln. Der Schlaf war so erholsam gewesen wie lange nicht mehr.
Mit Seeliger Ruhe entdeckte ich die riesigen Huftiere wieder, die ich schon einmal beobachtet hatte und bemerkte wie mich eins davon wohl schon die ganze Zeit im Blick hatte, auf meinem Blick hin aber betont gleichgültig weiter fraß. Natürlich war ich nicht Mal ansatzweise eine Gefahr für diese Riesen.
Dennoch meldete sich jetzt der Hunger, so stark, dass meine Beine zitterten. Was für eine dumme Zeit, wegen all den Gerüchen hab ich mich selber vernachlässigt! Übel von dem viel zu leeren Magen stöberte ich ein paar Mauselöcher auf, vor denen ich Geduldig wartete.

Während des Wartens nahm ich war, wie frei ich mich fühlte. Kein innerlichen Drängen die Nähe von Fähen zu erreichen. Keine Konkurrenzgedanken bezüglich Rüden. Alles schien wieder normal und auch wenn ich sicher nichts dagegen hätte neben einer anderen Fähe aufgewacht zu sein, so war ich doch froh mich ganz alleine zu befinden. Wer braucht schon andere Wölfe? Die Gerüche hatten nur meinen Geist vernebelt..

Die Mäusejagt nach Katzenart brachte mir mehr Zeit zum Nachdenken als mir lieb war. Die vollen Geschehnisse der "Buschzeit", wie ich es jetzt nannte, kamen mir in den Sinn und Scham stürzte auf mich ein. Und ich weiß nicht einmal die Namen der Fähen! die schwarze Hübsche, die mich doch relativ nett abgewiesen hatte wurde zwar von Basta angesprochen aber ich hatte nicht so viel darauf geachtet. Aber braunbunte Fähe aus dem Wald war tatsächlich nur wegen mir fortgelaufen! Bei der Erinnerung krümmte ich mich leider zusammen, ehe ich meine Sinne erneut auf das Mäuseloch richtete.
Wobei Shiva hatte ich wohl nicht verschreckt und die weiße Schönheit mit den zweifarbigen Augen schien auch nicht allzu abgeneigt.
Dennoch war ich allein gewesen während km restlichen Tal gefühlt jeder andere im Busch verschwand. Niedergeschlagen wollte ich mich schon hinlegen, da kroch eine Maus heraus und mein Warten wurde belohnt.
Jedoch war eine Maus nicht wirklich Magen füllend und so begann ich den Ort nach weiteren Futterquellen zu erkunden.
Wenn nicht mal eine Fähe mit mir in der Buschzeit zusammen sein will, werde ich dann für immer allein bleiben? kurz stockte ich und schüttelte dann den Kopf. Ich wollte doch alleine sein, aber irgendwie kam es mir so vor, als würde ich mich selber belügen.

Noch immer frustriert tapste ich zielstrebig durch den Wald. Ich war ganz mit mir selbst beschäftigt und achtete gar nicht mehr groß auf die Umgebung. Leicht hingen meine Ohren an den Seiten herab und so dauerte es gar nicht lange, da hatte ich den Wald verlassen. Meine Ohren hatten sich noch aufgestellt, als sich die Bäume lichteten und ich einen Blick auf eine weite Ebene erhaschen konnte, doch verlangsamte ich mein Tempo mitnichten und trabte für meine Verhältnisse regelrecht rasant in das freie Gelände.
Erst als ich vollständig zwischen den letzten Tannen hindurchgeschritten war, blieb ich stehen und sah neugierig auf das weite Land, welches größtenteils von hohem Gras gesäumt war und sich wie ein Teppich unter meinen breiten Pfoten ausbreitete. Meine Ohren verharrten kurz in einer aufrechten Position, bevor sie sich wie üblich wieder zurückdrehten. Meine Augen wanderten sorgfältig über das ebene Gelände, bevor ich mich ein Stückchen mehr ins Landinnere wagte. Vorsichtig und vor allem langsam erklomm ich kleine Hügel und die dazugehörigen Täler und erkundete so die völlig neue Umgebung.

Als die dichten Baumreihen verließ, fuhr mir der Wind durch das dichte, kohlrabenschwarze Fell und gab mir ein Gefühl der Schwebe. Ich lief einige Schritte und legte mich dann auf einem Hügel, auf dem das Gras nicht so hoch wuchs, auf den Rücken. Es war eine willkommene Entspannung, wo ich noch einen Hasen zu verdauen hatte und jeder weitere Schritt könnte mich ja wieder zu Wölfen führen, die mit mir reden wollen könnten und davon hatte ich netzt erstmal genug.

Meine Pfoten hatten mich weit über die Ebene getragen. Meine Ohren verpassten mittlerweile kein Geräusch mehr, nachdem ich einmal fast mit einer tragenden Wisent-Kuh zusammengestoßen war. Knurrend und eilig hatte ich das Weite gesucht, mich jedoch bald beruhigt, da mich die Kuh mit dem Klotz am Bauch ohnehin nicht weit verfolgte. Meine Rute pendelte noch leicht nervös umher, hing jedoch mittlerweile wieder neutral herab.
Ich war einen großen Bogen gelaufen und machte mich nun auf den Rückweg, da stieg mir der Geruch eines Fremden in die Nase. Es war nicht schwer den Ursprung auszumachen. Der Wald hatte sich bereits in mein Blickfeld geschoben und davor konnte ich einen schwarzen Artgenossen erkennen, der sich gerade niederlegte und dabei fast komplett im dichten Gras verschwand. Unschlüssig blieb ich stehen. Um zum Wald zu gelangen, musste ich an dem Fremden vorbei. Angespannt trippelte ich auf der Stelle, ehe ich mich in geduckter Haltung voran schob. Meine Muskeln waren angespannt vor Nervosität und ich musste mich stark anstrengen, nicht noch nervös die Zähne zu blecken. So näherte ich mich wohl oder übel dem neuen Zeitgenossen.