Die großen Wisentherde war zum Glück nicht so nahe, dass sie eine unmittelbare Gefahr darstellte, ebenso wenig, wie die beiden Rudellosen, die sich verzogen, als ich mit den Welpen ankam. Ich sah Saikko nicht wirklich an, als ich bei ihr und den beiden jüngeren Wölfen stehen blieb. Ich sammelte gerade Kraft um zu sagen, dass wir zurück gehen sollten, als hinter uns ein knurren ertönte. Es gehörte eindeutig zu keinem Wolf, aber ein scharfer Geruch stach mir in die Nase. Es roch fast wie ein Marder, und doch nicht ganz richtig. Ich fuhr schneller herum, als ich mich in den letzten Tagen je bewegt hatte und fand mich einem dunklen Wesen gegenüber, welches fast so groß war wie ich, was zwar per se nicht beeindruckend war, war ich doch auch sehr klein, allerdings hatte ich drei Jungwölfe hinter mir und das war... ungünstig. Ich legte sofort die Ohren an und begann warnend zu knurren, mein Fell gänzlich aufstellend, wodurch ich nun die Größe eines normal gewachsenen Wolfes hatte. Ha...! Wir haben es doch gesagt... Du wirst versagen... Sie werden sterben... Ihr seid wohl in seinem Revier... War ja klar... dass du das nicht früher bemerkst... Idiot... Fellhirn...

Ich wollte gerade Ryu eine Antwort geben, da kam auch Rolf schon. Kurz legten sich wie schuldbewusst - weil ich solange weg gewesen war - meine Ohren an, als Rolf losknurrte. Ein mir völlig fremder Geruch stieg zusätzlich zu einem befremdlichen Knurren in meinen Fang und meine Ohren. Instinktiv sprang ich auf und stellte mich so dass ich zwischen Rolf und den beiden anderen Jungwölfen stand. Ich konnte an Rolf vorbei dieses seltsame Tier sehen und fletschte laut knurrend die Zähne. Ich hatte bisher nie kämpfen müssen, ließ mich gerade einfach von meinen Schutzinstinkten leiten. Ryu! Athy! Bleibt hinter mir und Rolf! Ich war mir nicht sicher ob ich Rolf wirklich eine Hilfe sein konnte, doch ich würde dieses Tier auf keinen Fall zu den jüngeren Jungwölfen lassen. Fest stemmte ich meine Pfoten in den Boden und knurrte drohend, während ganzes Fell sich aufplusterte, so als wollte es mich größer erscheinen lassen.

Athy:

Ängstlich sprang ich zurück und starrte auf das fremde Wesen vor Rolf und Saikko. Ich machte mich so klein wie möglich und versteckte mich so gut wie möglich hinter den beiden Älteren und Ryu. W-was i-ist das? Verängstigt machte ich noch einen Schritt zurück, wagte es aber nicht wegzulaufen, aus Angst, seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Rolf wird uns beschützen... Es kann uns nichts tun, weil Rolf da ist! Er ist stark, er kann das! Du beschützt uns, richtig Rolf? Du kannst das! Ich weiß, dass du das kannst! Du musst es einfach können...

Ich kann das? Och nein wie süß... Sie vertraut dir... Du weißt was Vertrauen bringt... Tot und Trauer... Ich glaubte den Stimmen, das tat ich immer, doch ich musste Athy, Ryu und Saikko beschützen, egal was geschah. Saikko konnte, soweit ich das wusste, nicht kämpfen und die anderen beiden waren noch viel zu jung dazu. Mein Knurren wurde nun immer lauter und ich starrte unserem Angreifer mit kaltem Blick direkt in die dunklen Augen. Entschlossen ihm nicht die Chance zu geben sich den Jungwölfen zuzuwenden machte ich einen Satz nach vorne und warf mich gegen das aggressive Tier, welches auch gleich nach mir schnappte, obgleich es durch meinen plötzlichen Angriff etwas aus dem Gleichgewicht gekommen war. Ich schaffte es mein Bein aus seiner Zugriffszone zu ziehen und verbiss mich mit meinen scharfen Zähnen in seiner breiten Schulter. Das Tier jaulte auf, doch nutzte dann seine Krallen um meine Flanke aufzukratzen. Ich versuchte mein möglichstes meinen Gegner von den jungen Wölfen wegzudrängen, doch musste meinen Biss lösen, als das Wesen mich ein weiteres Mal kratzte. Es hatte offenbar erkannt, dass es, wollte es mich loswerden, erst die drei schwächer erscheinenden Wölfe loswerden sollte und nutzte mein Loslassen nun dafür auf die drei loszustürmen, die Zähne gefletscht. Ich fuhr allerdings herum, sprintete ihm nach und sprang auf seinen Rücken, was ihn knapp vor Saikko ausbremste, ehe er wieder versuchte nach mir, nun auf seinem Rücken, zu schnappen.

Ich schreckte zurück als so ein komisches Tier auftauchte, und erstarrte mit weit aufgerissenen Augen. Am liebsten hätte ich mich hinte Athy gedrückt, aber durch den Schock machte ich keinen Schritt und sagte auch kein Wort. Innerlich stimmte ich ihr aber zu. Er MUSSTE es schaffen.

Als Rolf sich auf das fremde Tier warf und es versuchte von mir und den beiden anderen weg zu drängen, spannte ich mich an. Ich sah sofort wie tief die Kratzer gingen, welches das fremde Tier in Rolfs Flanken riss. Doch mir blieb keine Zeit, groß darüber nachzudenken welche Pflanzen ich brauchen würde, da das Tier auf mich zuraste und erst an den Boden gepinnt wurde, als Rolf sich diesem auf den Rücken warf. Mit einem Knurren, welches nichts welpisches mehr an sich hatte, sprang ich nun meinerseits vor. Ich folgte den natürlichen Schutzinstinkten und verbiss mich mit aller Kraft in die Schnauze des fremden Tieres, welches Knurrend und mit den Klauen um sich schlagend, versuchte Rolf als auch mich von sich loszubekommen. Ich darf nicht aufgeben! Ich muss mein Rudel beschützen! Dieser entschlossene Gedanke sorgte dafür dass ich meine Kiefer noch fester um die Schnauze des Tieres zudrückte und zugleich versuchte den Klauenhieben auszuweichen.

Saikko mischte nun bei dem Kampf mit, was mein Knurren lauter werden ließ. Ich musste Tier besiegen, ehe es der Jungwölfin schaden konnte. Zudem färbte mein eigenes Blut mein helles Fell langsam rot und ich spürte wie ich kontinuierlich an Blut verlor. Ich musste meinem Gegner das Leben nehmen und das möglichst schnell, denn meine Erfahrung sagte mir, dass sich dieser Gegner nicht einfach zurück ziehen würde. Ich verlor allerdings mit einem Mal den Halt auf dem breiten Rücken unseres Gegners und wurden herab geschleudert. Mit einem unschönen Knall landete ich etwa einen Meter weiter im braunen Gras. Ich hörte es in meinen Ohren klingeln, war aber sofort wieder auf den Pfoten und stürzte zurück. Ohne große Umschweife packte ich das Tier an der Kehle, welche nun, da Saikko die Schnauze des Wesens festhielt,leichter zu erreichen war und versenkte meine Zähne darin. Mit einem geübten Ruck drehte ich den Kopf zur Seite und riss unserem Gegner den Hals auf, wodurch dieser sehr schnell, aufgrund des Blutverlustes, in sich zusammen sank und sein Leben aushauchte.

Athy:

Geschockt starrte ich auf das, was vor mir passierte und bewegte mich auch nicht, als das unbekannte etwas sich nicht mehr bewegte. Erst nach einiger Zeit löste sich meine Starre wieder und ich ging näher an das Ding ran, immer noch bereit jederzeit zurückzuspringen. Als ich davor stand, stupst ich es leicht mit der Pfote an und sprang direkt wieder zurück, doch es rührte sich nicht. Ich wollte fragen, was es hatte, aber dann sah ich das rote Zeugs, dass Rolfs Fell bedeckte. Da ich es auch bei dem Ding sah, wusste ich, dass es nichts gutes war und stürmte auf ihn zu. Bist du ok? Was ist das? Tut es weh? Warum bewegt es sich nicht mehr? Kann ich dir irgendwie helfen? Ich redete viel zu schnell und sprang etwas um Rolf herum, um das rote Zeugs zu betrachten. Ich wollte es wegmachen, hatte aber Angst, dass ich ihm wehtun könnte. Ich schnupperte an dem Zeugs und verzog das Gesicht. Nein, das ist definitiv nichts gutes! Da muss man doch was machen können! Was muss ich tun, damit es aufhört? Verzweifelt sah ich zu Saikko. Es gefiel mir nicht, so hilflos zu sein, obwohl es eigentlich gar nicht um mich ging.

Immernoch mieß gelaunt trabte ich über die Ebene. Kain! es dauerte nich lange als ich ihn bei dem Grab sah und zu ihn trabte. Ich werde Emfan suchen. Es ist mir relativ egal was du machst. Wenn du zu diesen verräterischen Packt willst werde ich dich nicht davon abhalten. Skalet ist auch weg. Sie ist zu ihren Rudel zurück gegangen. Also was machst du? fragte ich ihn mit fester Stimme. Er schien mir der letzte der noch etwas Verstand hatte.

Immmer noch stand ich stocksteif da, bis ich mich langsam erholte und zu diesem Ding hin ging. Mit zittrigen Beinen schaute ich es mir aus großen Augen an. Steht...steht es wieder auf? Fragte ich mit ängstlichen Unterton, bevor mein Blick auf Rolf fiel. Sein Fell war ganz Rot, und das gefiel mir überhaupt nicht, weshalb ich die Ohren unsicher anlegte. Dir geht es nicht gut.Stellte ich fest. Nein, ich bekam bei weitem nicht soviel raus wie meine Schwester, dafür stand ich zu viel unter Schock, vorallem weil ich einfach nicht verstand was hier los war.

Als Rolf von dem Tier abgeworfen wurde erfasste mich sekundenlang Panik, da es viel stärker war als ich und ich mit den Pfoten herum trapelte um den scharfen Klauen zu entgegen. Doch ich behielt den Biss um die Schnauze bei, bis Rolf sich auf die Kehle des Tieres stürzte und es mit einem gekonnten Biss tötete. Ich schnaufte und wartete mit einem Rauschen in den Ohren, ob das Tier sich auch wirklich nicht mehr regte, ehe ich seine Schnauze losließ. Ich taumelte, 1 - 2 Schritte zurück und starrte auf das seltsame Tier. Wir..Rolf..Rolf hat es getötet.. Erleichterung erfasste mich, ehe mich Athys Stimme wieder in das Jetzt zurück holte und ich besorgt zu Rolf sah. Brennesseln..und..und Johanniskraut.. Ich wand mich der Rinde zu, auf welcher ich die Pflanzen gesammelt hatte. Aber..ihn hier zu versorgen ist zu gefährlich. Wir wissen nicht ob nicht noch eines dieser Tiere hier ist. Ich sah Rolf ernst an Schaffst du es bis zum Rudelplatz? ich war mir nicht sicher, ob ich Athy und Ryu beschützen können würde, sollte uns nochmal ein solches Tier attackieren. Als Ryu dann auch noch fragte ob es wieder aufstehen würde, schüttelte ich den Kopf. Dann sah ich wieder Rolf an und packte dann, als Zeichen dass ich mich auf den Heimweg machen wollte, die vollgepackte Rinde.

Ich hob den Kopf und sah Chryso an ehe ich aufstand. Dann hab ich wohl auch keinen Grund mehr zu bleiben. sagte ich ruhig und nickte. Lass uns gehen.

Gut. sagte ich kühl und trabte los richtung Westen. Der schnellste Weg aus diesem Tal.
(Chryso verlässt das Tal)

Ich spürte wie mein schwacher Körper durch den Blutverlust bebte, doch ich wollte hier nun nicht zusammen brechen. Ich hatte das Tier getötet, ja, doch wer sagte, dass hier nicht noch mehr von seiner Sorte waren? Abgesehen davon, konnte ich den unverkennbaren stechenden Geruch des Schattenrudels hergeweht riechen und das war auch nicht gut. Es geht mir gut. Ich lächelte ganz leicht zu Ahy und Ryu gewandt, ehe ich Saikko ansah, ja tatsächlich direkt ansah, in ihre Augen. Wir gehen zurück. Laufe mit den Welpen vor, ich gebe euch Rückenschutz. Ich schaffte es, nicht zu schwanken, für ein paar Augenblicke der Truppenführer, der ich einst gewesen war. Ich stotterte nicht und wirkte auch sonst völlig ruhig und gelassen, eine Seltenheit seit meiner Verbannung.

Ich atmete durch und folgte ihn wortlos.
(Kain verlässt das Tal)