Mit einem Mal störte etwas meine Ruhe. Ein weiterer Geruch wurde von einer plötzlich die Richtung ändernden Böe zu mir geleitet. Seufzend stand ich auf. Wird mir heute nichts gegönnt? Naja, so ganz stimmte es nicht, ich hatte wenigstens einen vollen Bauch.
Vor mir stand, welch Wunder, ein Wolf. Schon aus der Ferne erkannte ich, dass er kleiner war als ich, also musste ich der überlegene von uns beiden sein. Ich war zwar nicht auf einen Kampf aus, aber das war bisher die erste Abwägung, die ich bei Artgenossen schloss. Zu zwischenwölfischen Beziehungen kam es bei mir ja nicht zu oft. Meiner Erkenntnis zu folge stellte ich meine Rute in eine entsprechende erhöhte Position und schaute ihn schief an, was er denn von mir wollte.

Ich näherte mich Pfote für Pfote dem schwarzen Rüden. Meine Augen lagen wach auf dem Artgenossen, meine Ohren lagen zurückgedreht an meinem warmen Fell. Fast glaubte ich, er würde mich nicht bemerken, doch dann stand er plötzlich auf. Sofort blieb ich stehen. Er war größer, als ich es aus der Ferne vermutet hätte. Sein rötlichorangenen Augen stachen regelrecht aus dem schwarzen Fell hervor und erinnerten mich an den Todeswolf aus meinen Alpträumen. Automatisch duckte ich mich, doch war es keine Unterwürfigkeit, sondern mehr eine Verteidigungshaltung. Meine Zähne zeigten sich für einen Moment, doch verschwanden sie dann wieder unter meinen Lefzen, während meine Rute noch immer pendelnd herabhing. Ich sagte kein Wort. Was wollte der? Ich wollte bloß an ihm vorbei, doch er war mir dann doch ein viel zu großes Risiko.

Ich hatte schon mit Etu fast gekuschelt, jetzt brauchte ich erstmal etwas Abstand. Am besten einen ganzen Wald, aber das war wohl zu viel verlangt. Was will er denn von mir? Ist ihm die ganze Ebene nicht groß genug, oder hält er mich für eine Fähe und will kuscheln? Als Folge auf den kurzen Moment des Zähnezeigens entblößten sich auch meine, sich von dem Rest meines Körpers abhebenden weißen Beiswerkzeuge, doch ich steckte sie nicht zurück, fürs erste. "Was möchtest du? Das ist nah genug."

Unbeeindruckt, fast schon provokant sah ich den Fremden an. Mein Blick war warnend und teilnahmslos zugleich. Meine Ohren war zurückgedreht und noch immer verharrte ich in der zurückhaltenden Verteidigungshaltung. Als sich seine Zähne entblößten und die dunkle Stimme des Schwarzen durch die Luft schallte, hob ich den Kopf etwas und sah den Dunklen feindselig an. "Von dir? Nichts", antwortete ich kühl. "Ich will bloß vorbei. Aber nicht solange du mir entgegenstierst wie ein tollwütiger Bulle." Ein humorloses Lächeln legte sich auf meine Lefzen. "Da schaltet jeder erstmal auf Abstand."

Ich ließ meine Lefzen wieder über meine Zähne gleiten. Mir gefiel weder die Beschreibung meines Verhaltens mit Tollwut, noch der Vergleich mit einem Bullen. Ich war kein dummer Grasfresser. "Du willst also hier der sein, der auf Abstand aus ist? Ich spüre schon deine dreckigen Pfoten in meinem Gesicht, so nah hast du dich an mich rangekuschelt." Ich war an einem Tiefpunkt meiner sozialen Erträglichkeit angekommen. "Schau mal nach links und rechts, dann wird dir auffallen, dass wir weder in einer tiefen Schlucht, noch in einer Höhle sind."

Ich schnaubte entrüstet, blieb aber sonst unbeeindruckt, auch wenn sich mein Fell leicht sträubte. Es war ja noch nie sehr schwer gewesen mich zu provozieren. Dennoch hielt ich mich zurück. "Glaub mir, ich würde lieber in einen schlammigen Tümpel springen, die Algen vom Grund ausreißen und mich anschließend darin wälzen, als mit dir zu kuscheln", erwiderte ich trocken. Als er mir seinen Vorschlag unterbreitete, dass ich einfach um ihn rumgehen sollte, zuckte ich nur mit den Schultern. Um an dir vorbeizugehen, gibt es gar keinen Abstand der großgenug ist, dachte ich schweigend, doch ich wandte mich tatsächlich nach rechts und trottete einfach weiter. Der Rüde war größer als ich und gewiss auch stärker - ein Kampf würde nicht gut enden. Ich lief mindestens zwanzig Meter geradeaus, ehe ich auf den Wald zuschritt. Der Rüde sollte sich bloß nicht einbilden, dass ich mich tatsächlich annähern wollte. Murrend stieß ich ein leises Knurren aus, dann verschwand ich zwischen den Bäumen. Also musste ich doch den Umweg nehmen...

(Wald)

Wenn du das versuchen würdest, würde ich dich mit den Algen auch erdrosseln. Ich schaute ihm hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war. Meine Stimmung war im Eimer und ich lies mich an Ort und Stelle zu Boden sinken.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich von der Begegnung beruhigte. Ich befürchtete jedoch, dass noch so jemand wie dieser her kommen würde, weshalb ich mich aufrappelte und weiter ging. Vielleicht fand ich ja einen besser versteckten Ort. Und tatsächlich, nachdem ich ein mal die komplette Ebene überquert hatte und dabei wieder großen Abstand von der Herde hielt, war da ein Waldstück. Dich standen die Bäume aneinander, doch an einer Stelle war ein größerer Zwischenraum, wie ein Trampelpfad, den ich beschritt.

=>Wald Lagune

Ich war einige Zeit umhergestreift und ging gerade wieder einer Herde Riesen-Huftiere mit angelegten Ohren aus dem Weg, als ich plötzlich einen Tumult von großen Vögeln erblickte. Meine Ohren stellten sich auf und ich schnupperte interessiert in euren Richtung, aber der Wind war ungünstig. Neugierig trabte ich näher und konnte schon nach kurzer Zeit erkennen, dass sich Raben und große braune Greifer über einen Kadaver hermachten. Oh, es ist eine dieser Huftiere! ich beschleunigte meinen Lauf und verjähren einen Schwung Vogel als ich schließlich ankam. Beißender Geruch stach mir entgegen, das tote Tier musste wohl schon länger hier liegen und war ganz offensichtlich Opfer der kalten Zeit geworden. Der zu alte Geruch ließ mich immer wieder zurück weichen, aber ich hatte Hunger. Sehr starken Hunger...
Etwas missmutig schnüffelte ich den Kadaver von Kopf bis Schweif ab und schlüpfte schließlich in den aufgerissenen Bauch, weil sich die untere Hälfte im Inneren am besten gehalten zu haben schien. Ich ließ mir keine Zeit zimperlich zu deine bei all dem üblen Geruch und riss ein Stück heraus, Ehe die Eben es wagten mir in die Rute zu picken. Knurrend sprang ich hervor, aber ich konnte sie nicht allzu weit verscheuchen, für diese Vögel stand ich zwischen ihnen und ihrem Festmahl.
Schnell brachte ich etwas Abstand zwischen mir und dem Kadaver bevor ich mich hinlegte und meine schmale Beute zu fressen begann. Die Ohren wachsam zu den Vogeln zurück gestellt.
Selbst von diesem Stück Fleisch wollte ich nicht alles Essen, viel zu lange war das gestorbene Tier den Elementen ausgesetzt und ich hatte wenig Lust mir den Magen zu verderben. So benann ich mich zu putzen, da ich von meiner Aktion nun von Kopf bis an den Schultern Blut geben hatte. Eh! Vielleicht sollte ich lieber zum Fluss und mich dort richtig waschen
Ich warf einen letzten missmutig Blick zurück zu dem Kadaver und machte mich dann auf den Weg.

--> Lachsfluss

Akela
Auf der Ebene war gerade ein Vielfraß unterwegs. Als er mich anknurrte griff ich ihn an und machte kurzen Prozess mit ihm. Natürlich brachte ich ihn nicht um, dafür biss ich ihm aber das Fell blutig.
Freches Vieh, dachte ich mir mürrisch. Ich hatte überhaupt nicht gut geschlafen und war jetzt auch noch schlecht gelaunt.
Vielleicht konnte ich einen Platz finden an dem ich mich ersteinmal ausruhen konnte.

-》Rauschhöhle

Ich hatte mein Tempo keinen Moment gedrosselt. Tränen rannen durch mein dichtes Fell die Wangen herab. Warum nur wollte dieses Gefühl der Leere nicht enden?

Ich achtete nicht darauf, wohin ich lief und stolperte schließlich über etwas, das am Boden lag. Auffiepend überschlug ich mich einen Moment, ehe ich auf dem Rücken zu liegen kam. Kopfüber stellte ich fest - auch weil die Stolperfalle knurrte und sich fauchend zu mir drehte, dass es das gleiche Tier war, welches Rolf getötet hatte. Nein..es war nicht das gleiche. Man konnte in der Fellfärbung unterschiede erkennen. Nit zuletzt weil das Rückenfell getrocknetes Blut sah.

Rasch sprang ich auf und wich zurück. Mein Nackenfell sträubte sich und mein ohnehin vom Tempo rasendes Herz schien aus meiner Brust springen zu wollen. Mein erster insktinkt war zurück zu weichen, doch dann erstarrte ich. Wenn ich jetzt wieder davon lief, würde ich dem Rudel niemals beweisen können, dass ich mehr Verantwortung tragen konnte, als nur für kleine Verletzungen. Wild knurren sträubte sich nun mein ganzes Fell, plusterte ich mich auf um größer zu wirken. Entschlossen gruben sich meine Vorderklauen in den weichen Erdboden, jeder Muskel - jeder Nerv angespannt. Meine Rute peitschte hin und her, ehe sie sich dominant nach oben reckte und ich nach vorne schoss.

Der Vielfraß wollte gerade nach mir schnappen, schien jedoch überrascht darüber, dass ich den Mut fasste und ihm auf den Rücken sprang. Dort verbiss ich mich so gut es ging in einer der Flanken, während der Vielfraß sich wild umher drehte und versuchte mich abzuwerfen. Ich spürte wie er mit einer seiner Pranken meine rechte Hinterpfote erwischte und winselte auf. Doch ich war fest entschlossen nicht los zu lassen, obwohl der Vielfraß trotz seiner Verletzung stärker war als ich.

Akela
Ich durchquerte das Blumenmeer und schloss die Augen. Ein Gefühl von Frieden durchströmte mich. Ein Winseln riss mich aus den Gedanken. Ich lief in die Richtung und blieb stehen. Ein Wolf kämpfte mit einem Vielfraß. War das nicht der der mich angeknurrr hatte? Oh ja das war er! Ich setzte mich entspannt und beobachtete das Szenario.

Es war wirklich nicht einfach, sich auf dem muskulösen Körper des Vielfraßes zu halten, vor allem nicht mit dem Schmerz, welcher bei jeder Bewegung durch meine Pfote schoss. Ich darf nicht aufgeben! Linas Welpen haben ein Luchsjunges getötet..und das obwohl sie jünger sind als ich! ich knurrte tief und vergrub meine Fänge tiefer in die Flanke des Vielfraßes. Durch seine eigenen Bewegungen sorgte er dafür, dass die Wunde, welche ich riss - noch tiefer wurde. Inzwischen konnte ich spüren dass seine Bewegungen langsamer wurden. Doch ich wollte nicht aufgeben. Mit aller Kraft die ich aufbringen konnte, warf ich meine Hinterpfoten gen Boden - wodurch ich den Vielfraß erstaunlicherweise von den Pranken reissen konnte.

Allerdings nur für einen kurzen Moment. Als das Gewicht meines Gegners zu sehr an meinem Nacken schmerzte ließ ich los. Dies nutzte der Vielfraß um sich herum zu werfen und sich in meine linke Schulter zu verbeissen. Ich jaulte vor Schmerz auf, reagierte aber impulsiv und vergrub meine Zähne in seine Kehle.

Eine gefühlte Ewigkeit hingen wir so, ineinander verbissen, ehe der Körper des Vielfraßes erschlaffte - und so sein biss sich lockerte. ich ließ jedoch erst los, als ich mir sicher war, dass er tod war. Ich starrte schwer atmend auf den reglosen Körper vor meine Pfoten Ich.ich hab es geschafft! Meine Pfoten gaben zitternd unter mir nach

Akela
Ich nickte anerkennend, mutig. Als sie zusammensackte tabbte ich langsam zu ihr.
Das hast du ziemlich gut gemacht, für dein Alter.,sagte ich. Geht es dir gut?, sie war verletzt.

Als eine fremde Stimme mich ansprach fuhr ich herum. Ein Fehler wie sich rausstellte, da meine Schulter als auch die Hinterpfote sofort eine heftige Welle des Schmerzes durch meinen Körper jagte und mich hell - ja spitz aufjaulen ließ. Humpelnd wich ich vor der fremden Fähe zurück und zog warnend die Lefzen hoch. Auch wenn ich Schmerzen hatte und erschöpft war, so war ich vorsichtig. Hier draußen war ich ohne den Schutz meines Rudels und traute nunmal niemanden. Das war etwas, was Rolf und ich wohl gemeinsam hatten.

Es..es ist ziemlich daneben jemanden zu fragen, ob es ihm gut geht, wenn man eindeutig Wunden an demjenigen sehen kann. entfuhr es mir halblaut. Es war nichr provokant oder gemein im Tonfall, mehr wie eine ruhige Feststellung. Ich achtete darauf dass ich wieder einen großen Abstand zu der Fremden bekam.