Dash ging auf meinen Witz nicht ein, aber da hatte ich auch nichts anderers erwartet. Ich lernte den Wolf gerade von einer Seite kennen, die ich von ihm nicht erwartet hatte. Er war doch nicht so unnahbar und selbstbewusst, wie er sich gerne gab. Scheinbar schien ihn mehr zu beschäftigen, als er zugeben wollte und Morgana hatte da wohl in die richtige Kerbe geschlagen. Ich mag diese Art an ihm.... stellte ich fest. Zu gerne wüsste ich, wer noch alles über diese Seite von Dash Bescheid wusste.

Zufrieden stellte ich fest, dass der Rüde sich über den Fasan her machte - vielleicht nicht mit so viel Energie und Appettit wie erhofft, aber er riss dem Vögel erst ein paar Feder aus, dann die Schenkel, die er mir zuschob. Mein erster Impuls war, abzulehnen. Immerhin war der Vogel für Dash und er brauchte ihn. Doch ich hatte schon bei meiner letzten Jagd alle Hasen abgegeben und konnte mich nicht mehr genau erinnern, wann ich das letzte Mal gefressen hatte. Also ließ ich mich auf dem Bauch nieder und zog mir einen Schenkel her, den ich genüsslich verspeiste , ohne jedoch die Augen von Dash zu lassen. Ich beobachtete genau, wie viel er fraß und wie er sich dabei verhielt. Als ich endlich fertig mit Fressen war, legte ich den Kopf schräg. "Kann ich dir noch etwas bringen?" Diese Art an mir war total ungewohnt für mich. Was hat er nur mit mir gemacht?

Ich schleckte mir das Maul und die Pfoten etwas sauber, als ich fertig war zu fressen, um mein weißes Fell nicht besudelt zu lassen. Ich fühlte mich etwas besser, nun, da ich etwas gegessen hatte und nicht mehr alleine war. Nicht gut, aber besser. Ich sah zu Bijou hinab, die nun neben mir lag und schaffte es leicht zu lächeln. Ich bin versorgt. Einen Moment erinnerte ich mich an unsere leidenschaftlichen Momente, vor dem Treffen mit dem Nebelrudel, das war etwas was ich wohl nie wieder vergessen würde und es auch nicht wollte. Aber du wolltest vorhin mit mir über etwas reden. Ich bin wieder auf den Pfoten und ganz Ohr. Was ist los?

Mein erster Impuls war, direkt mit der Tür ins Schloss fallen und Dash auf das anzusprechen, was zwischen uns war. Ohne Umwege sollte er mir direkt sagen, was das werden sollte und wo wir uns befanden. Doch ich schüttelte den Kopf. In diesem Moment gab es sicherlich wichtigeres, als ihn darauf anzusprechen, immerhin schien er noch mit seiner Vergangenheit beschäftigt zu sein - da würde die Zukunft warten müssen. Und wenn ich ehrlich war, so hatte ich Angst. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben Angst vor Ablehnung, denn damit würde ich nicht umgehen können. Was wäre, wenn Dash gar nicht so dachte und fühlte wie ich selbst und ich mich da in etwas verrannt hatte? Also schüttelte ich den Kopf. "Ein anderes Mal."

Meine grünen Augen ruhten auf ihm, während ich ihn musterte. Er schien langsam wieder zur Normalität zurück zu kehren. "Sollen wir zurück zum Rudel? Oder möchtest du darüber reden, was Morgana gesagt hat?" Ich wollte ihn nicht drängen, vor allen Dingen weil ich selbst gerade eben ein Thema gemieden hatte.

Bist du dir sicher? Ich legte leicht den Kopf schief und musterte Bijou, wenn ich mich richtig erinnerte, so war ihr Ton zu Anfangs noch sehr aufgebracht und dringlich gewesen. Wenn sie allerdings nicht darüber reden wollte konnte ich sie kaum dazu zwingen, ich wusste ja nicht genau worum es ging. Ich muss über dieses Thema noch etwas... nachdenken, aber du hast recht wir sollten zurück. Mit etwas Mühe und Selbstüberredung erhob ich mich schließlich wieder in eine stehende Position. Wenn du später doch darüber reden willst was dich beschäftigt kannst du jederzeit zu mir kommen, okay?

Wieder überkam mich das Gefühl, dass ich reinen Tisch machen und mit Dash reden sollte - vor allem, weil er es mir nun direkt anbot. Doch wie fand man für das, was ich fühlte die richtigen Worte. Jetzt, wo meine Wut verraucht war, war ich mir gar nicht mehr so sicher ob ich darüber reden oder es so weiter laufen lassen wollte. Also nickte ich nur zaghaft mit dem Kopf. Irgendwann wird sicherlich der passende Moment kommen, dass wir darüber reden.

Ich sprang auf die Füße und schüttelte mir das Laub aus dem Fell. "Dann lass uns mal los gehen." Ich wäre lieber hier alleine mit Dash geblieben, aber der Rüde hat Verantwortung zu tragen und ich wollte ihn nicht davon abhalten. Also würde ich ihn zurück zum Rudelplatz begleiten.

Ja, gehen wir. Ich brauchte trotz dieser Zusage einige Momente, ehe ich es schaffte mich hochzuhieven und los ging, langsameren Schrittes als ich es sonst getan hätte, es fiel mir noch schwer die Pfoten von der Erde zu heben.
(Rudelplatz)

Geduldig wartete ich ab, bis sich Dash erhob um es ihm sodann nachzumachen.
Seine Schritte waren langsam, ich unterdrückte den Impuls ihn zu stützen und blieb einfach an seiner Seite.

-> Rudelplatz

Missmutig war ich stumm gefolgt und hatte den ekligen Körper wiederwillig in meinen Lefzen getragen. Wenn Papa meinte mich so betrafen zu wollen dann würde ich mich eben zusammen reißen und danach erst abhauen. In meinen Gedanken war ich bei Corvin und fragte mich was er gerade machte, es war sicherlich wesentlich spannender als das hier.
Da ich keine Bindung zu diesem Wolf gehabt hatte war es mir vielleicht nicht direkt egal aber es kümmerte mich auch nicht sonderlich. Traurig war ich erst recht nicht, trotzdem wollte ich keine Szene machen denn Papa und auch Tante Aylia schien der Wolf wichtig gewesen zu sein.
Am Baum angelang ließ ich los und versuchte mir die ranzigen Fellstücke von der Zunge zu reiben, der Geschmack brachte mich beinah zum würgen aber ein Blick in Papas Augen ließ mich inne halten. Ich senkte den Blick und wartete still auf Anweisung, immer noch fande ich es nicht fair.

Der Weg war still gewesen, auch Aylia schien ihren Gedanken nachzuhengen und was Miro dachte versuchte ich erst gar nicht zu erraten. Wir zogen alle drei an dem was von Stin übrig geblieben war, was nicht viel war und so auch keine Anstrengung erforderte. Am Schattenbraum angelang ließ ich los und seufzte tief, nun kam der Part des Grabens und dann der der mir am wenigsten gefiel. Den Körper in die Erde legen und zu schaufeln. Es fühlte sich nicht richtig an jemanden der einmal lebendig gewesen war einfach unter dicker schwerer Erde zu begraben. Aber so war das Leben und so würde es immer sein. Als Miro sich vor Ekel die Zuge abwischte zog ich die Lefzen zurück, ohne das ein Knurren aus meiner Kehle kam. Der Blick aus meinen hellen Augen war hart und wütend, er sollte etwas Respekt lernen. Fang an zu graben. Da drüben, wenn du fertig bist kannst du gehen. Du wirst sofort zurück zu deiner Mutter laufen, verstanden?, sagte ich mit dunkler Stimme. Er schien erst etwas sagen zu wollen, entschied sich aber dagegen, nickte nur und folgte meiner Anweisung. Gut so ich war immer noch ziemlich wütend und meiner Meinung nach kam er glimpflich davon gekommen. Ich wollte ihn aber nicht dabei haben wenn wir uns von Stin verabschiedeten.
Also wartete ich still, bedeutete Aylia nicht beim graben zu helfen. Miro sollte lernen das man manchmal die harte Arbeit aleine machen musste. Als er gegangen war drehte ich mich zu meiner Freundin , sollen wir ihn gemeinsam ins Grab legen @Aylia . Fragte ich sie ruhig, nun war meine Stimme nicht mehr wütend.

genervt nickte ich und begann dann zu graben. Es war hart, meine Krallen und Pfoten begannen schon nach kurzer Zeit zu schmerzen aber keiner der beiden machte Anstalten zu helfen. Wütend hackte ich auf die Erde ein bis ich hechelnd und keuchend ein Loch gegraben hatte das so vermutete ich mal tief genug war.
Ich krabbelte mit Mühe heraus, mein Fell war dreckig und krustig und ich völlig erschöpft.
Ohne ein Wort lief ich zurück in Richtung Rudelplatz während ich innerlich vor Wut kochte. Doch kurz vorher entschied ich mich um und machte eine Kehrtwende. Das würde dir so passen, wenn ich einfach deinen Befehlen folge. Knurrte ich vor mich hin und lief richtung Fluss. Ich würde Corvin suchen gehen.

-Lachsfluss

Als Aylia sprach, klang es fremd da sie so lange kein Wort gesagt hatte. Aber das eine Wort reichte und mit einem knappen Nicken stand ich auf, packte den leblosen Körper und wartete auf Aylia um ihn in das Loch zu legen.
Von dem Wolf den ich einst bewundert hatte und von dem ich hoffte er würde mir zeigen wie man kämpft, war nichts mehr übrig. Struppiges stinkendes Fell spannte über Knochen und die Essens von ihm war verloren gegangen.
Ob ich daran glaubte, dass er bei Luna war wusste ich selbst nicht. Tendenziell war ich eher geneigt zu glauben, dass es nach dem Tod endete. Die Erde würde ihn zurück holen und dann war es als hätte es ihn nie gegeben.
Doch ein Blick auf Aylia zeigte mir, dass ich falsch lag. Es hatte ihn gegeben und er hatte einen Eindruck hinterlassen, seine Erinnerungen würden immer existieren. Auch wenn ich nicht lächelte waren meine Augen ausnahmsweise warm als ich meine Freundin ansah und langsam nickte. Es sollte bedeuten, "ich verstehe". Dann wartete ich, dass sie den ersten Schritt machte um die Erde in das Loch zu schütten. Den ersten Schritt zum Rest des Lebens ohne Stin und ich verstand zum ersten Mal, dass das Leben genau daraus bestand. Erinnerungen schaffen und los lassen.

Ich beobachtete wie sie in ihren Gedanken vertieft die Erde in das Grab schob und fragte mich wie schon öfter zuvor, was wohl in ihrem Kopf vorging. Ich liebte Aylia, sie war das nächste was ich außer Dash an Familie hatte, auch wenn ich sie meistens eher als Schwester als als Mutter betrachtete. Meine Mutter war für mich Akru gewesen, doch auch sie hatte mich verlassen. Nur Aylia und Dash waren wie zwei standhafte Säulen von denen ich wusste, dass sie nicht gehen würden. Zumindest, dass sie mich nicht aus freien Stücken alleine lassen würden und doch war Aylia oft wie ein Wasserfall hinter den man nicht Blicken konnte.
Da wir uns so lange kannten und so nah waren, verstand ich trotzdem meistens was sie mir sagen wollte, auch wenn sie nicht viel in Gefühlen ausdrückte. Ich hatte es ja auch eine lange Zeit lang nicht zustande gebracht mich auszudrücken.
Ich fühlte, dass es gut war, dass ich hier war, dass sie dankbar war und lächelte kurz leicht. Dann half ich Erde in das Grab zu schaufeln, schweigend bis es voll war. Weiterhin schweigend sammelte ich einige Steine und legte sie auf die frische Erde, damit wir erkennen konnte, dass dort unser Freund lag, lange wenn die Erde schon nicht mehr vom Rest des Bodens zu unterscheiden war.
Möchtest du ein paar Worte sagen oder sollen wir uns still an ihn erinnern?, fragte ich nach einer ganzen Weile. Der plötzliche durchbruch der Stille schien fast falsch zu sein, aber ich wollte wissen ob sie letzte Worte an ihn richten wollte.