Ich nickte langsam, es waren gute letzte Worte. Doch um selbst etwas zu sagen brauchte ich eine ganze Weile, "letze Worte" spukte in meinem Kopf. Es war nicht richtig so, es sollte keine letzten Worte sein und auch wenn ich nicht sicher war ob ich an ein Leben bei Luna glauben wollte, war diese Endgültigkeit zu viel.
Ich werde an dich denken wenn ich kämpfe und ich schlage dich dann das nächste mal wenn wir uns sehen, mein Freund.
Grinsend sah ich auf die Steine vor mir und nickte kaum merklich. So war es kein für immer, sondern ein auf wiedersehen.

Ich drehte mich zu Aylia und auf meinen Lefzen erschien ein schiefes Lächeln.
Der Gedanke kam mir auch letztens. Seltsam oder? .
Es war wirklich seltsam, aber es machte mir keine Angst mehr. Es fühlte sich an als wäre ich in meine Haut hinein gewachsen.
Du hattest nicht wenig Anteil daran . Mir war klar, dass wir beide nicht sonderlich gefühlsduselige Wölfe waren weshalb ich ihr fröhlich zuzwinkerte. Trotzdem war es mir wichtig ihr zu sagen wie viel es mir bedeutete, dass sie immer da war.
Die Stimmung hier war faszinierend, Traurigkeit lag in der Luft aber gleichzeitig war es so still und friedlich, dass sogar die Luft anders war als sonst. Das atmen fiel mir leichter und ich fühlte mich gleichzeitig traurig und glücklicher als sonst.

(Miro ist erst kurz vorm Rudelplatz abgehauen)

Ich sah in die Richtung in die mein Sohn gelaufen war und machte ein grimmiges Gesicht.
Ich hoffe sehr, dass er auf mich gehört hat und zurück zu seiner Mutter gelaufen ist. Brummte ich missmutig auch wenn ich ahnte, dass dem nicht so war. Vielleicht hatte er seinen Freund gesucht, Miro erinnerte mich stark an mich als ich in meiner wütenden Phase war.
Als Kind war ich nie so. Ich hatte gehofft die Strafe würde ihm ein bisschen Manieren beibringen, er bringt sich noch irgendwann in tierische Schwierigkeiten.
Kinder erziehen ist härter als ich dachte, ich glaube ich mache keinen sonderlich guten Job. Meine Tochter mag mich nicht sonderlich und Miro ist wütend. Polaris ist mein einziges pflegeleichtes Kind. Schnaubend sah ich in die Baumkrone über uns durch die nur vereinzelt schwache Lichtstrahlen fielen.

Ich hatte noch überlegt als Aylia davon eilte. Eine ganze Weile saß ich noch am Grab, dachte an Stin und an das Rudel. Ließ meine Gedanken einfach Schweifen, über die Jahre, meine Familie, meinen Bruder und die Geschwister die nicht mehr im Tal lebten. An meine Ziehmutter, meine Menschenmutter und an alle die wir verloren hatten. Es tat gut nachzudenken ohne den alten Groll dabei zu verspüren und so stand ich schließlich ausgeglichener auf und schlenderte langsam zurück zu meinem Zuhause.

-Rudelplatz Schattenwölfe

Der Wald war zuerst dichter geworden, immer weniger Licht fiel durch das Blätterdach. Gleich hinter dem Schattenbaum lichtete sich das Blätterwerk und machte den Blick auf etwas offenere Waldstücke frei - Waldstücke die frisches Gras austrieben - genau das richtige wenn man auf der Suche nach Wild war.
Ich drehte meinen Kopf in die Richtung aus der ich gekommen war. Es war schön gewesen mal wieder etwas mehr zu laufen, aber ich musste acht geben, dass ich Nimble nicht verlor.

Es war nicht einfach gewesen in dem dichten Wald hinter Mama zu bleiben. Mein doch recht helles Fell fiel durchaus auf zwischen den Bäumen, weshalb ich versuchte so zu laufen, dass mein Geruch vom Wind weg getragen wurde um keine Beutetiere aufzuschrecken. Schließlich erreichten wir ein offenes Waldstück, von welchem der Geruch nach frischem Gras wehte, jedoch auch ein anderer. Ähnlich dem Geruch der Mäuse und Kaninchen welche ich bisher gejagt hatte. Mit aufmerksamen Blick blieb ich dicht neben Mama stehen, verfiel jedoch rein instinktiv in eine lauernde Haltung. Es riecht hier nach..Wild.. raunte ich leise, da ich nicht sicher war wie laut ich sprechen durfte.

Ja, es riecht nach Wild. Meine Stimme war leise, ein Raunen in seine Richtung. Diesen Geruch merkst Du dir. Das ist Rehwild. Schwarzwild riecht herber, dunkel und stark. Rehwild riecht lieblicher. Ich versuchte es so gut zu erklären wie es mir irgendwie möglich war.
Und jetzt wittere nochmal. Wie viele Gerüche nimmst du wahr? Wie viele Tiere sind es? Mit der Nase in der Luft machte ich es vor. 3 Stück. Der Rehbock roch deutlich kräftiger als seine weiblichen Begleiterinnen.

Ich hörte Mama sichtlich aufmerksam zu, wohl auch weil sie die erste war, die mir nun das Jagen richtig beibrachte. Meine Ohren waren aufgestellt, die Rute hing ruhig. Meine Augen lagen aufmerksam auf Mama während sie sprach. Nach ihren Worten nickte ich verstehend und hob dann meinerseits die Nase in die Luft um den Geruch der Rehe aufzufangen. Ich bin nicht ganz sicher..es riecht wie..3? Wobei der Geruch von einem der Tiere irgendwie anders war, doch konnte ich es nicht wirklich zuordnen.

Mein zustimmendes Nicken bestätigte Nimble's Annahme. Drei. Flüsterte ich. Ermutigend nickte ich in die Richtung aus der der Wind kam, aus der der Geruch kam. Und riechst Du etwas besonderes? Schweiß? Blut? Ich drehte die Ohren in die Richtung. Hörst du etwas besonderes? Ein Schnaufen, ein schleppender Gang?

Ich wedelte ganz sacht mit der Rute als Mama meine Annahme bestätigte. Auf ihre Worte hin legte ich die Ohren nach Vorne und witterte nun noch aufmerksamer. Da war tatsächlich der Geruch von Blut in der Luft, wenn auch etwas schwach. Blut. erwiderte ich leise und konzentrierte mich dann auf die Laute, welche von den Tieren zu uns drangen. Tatsächlich klang der Gang von einem der kleineren etwas schleppend, weshalb aus reinem Instinkt heraus mein Blick sich auf die Ricke (Ich musste jetzt echt erstmal googlen wie man weibliche Rehe bezeichnet XD ) und mein Körper spannte sich an.

Hmhmmm Brummte ich zustimmend. Wir reißen immer bevorzugt verletztes oder krankes Wild. Mein Blick wanderte zu Nimble. Weißt du wieso? Der Wind stand günstig, die Rehe würden uns nicht wittern, selbst wenn ich die Zeit für etwas mehr Lehrstunde nutzen würde.