Ich zog mich zurück und trat neben Lyvianne. Saikko warf ich ein warmes Lächeln zu, ich mochte die kleine Fähe sehr und sie wirkte verständlicher Weise niedergeschlagen. Da Apollo schon vorher negativ auf mich reagiert hatte, wollte ich ihm jetzt keine Gelegenheit geben, seine Wut auf mich zu kanalisieren. Aber der Rüde tat mir leid, die Situation tat mir leid. Aber ich hatte für die Verstorbene gesungen und geholfen ihre Ruhestätte vorzubereiten. Jetzt gab es für mich nichts mehr zutun außer meiner Gefährtin zur Seite zu stehen. Mein Fell berührte ihres leicht.
Der Rüde wirkte gereizt und wütend. Auch wenn er mich damit meinte, bezog ich es nicht auf mich. Wir kannten uns nicht. Daher nickte ich lediglich ruhig, ich weiß nicht ob ich den Begriff Geister benutzen will. Ich bin auch kein dahergelaufener Fremder. Ich gehöre zu den Bergwölfen, Lyvianne ist meine Gefährtin. Man hörte durchaus stolz aus meiner Stimme, wenn auch nur subtil. Aber wir beide sind uns fremd, daher verstehe ich wenn du mit mir nicht sprechen möchtest. Ich wollte dir keinen Rat geben, es war nur meine Gedanken dazu. Ich halte mich aus eurer Unterhaltung heraus. Erklärte ich freundlich und mit meiner ruhigen Stimme. Es war nie meine Art mich aufzudrängen. Daher wand ich mich lächelnd Lyvianne zu und verfolgte das Geschehen mit dem verletzten Wolf.
Als Lyvianne sich freute mich zu sehen wedelte meine Rute glücklich hin und her und ich sah sie eine Weile lächelnd an. Dann richtete ich meinen Blick auf den schwarzen. Ich hatte nur die Hälfte des Gespräches mitbekommen. Hi ich bin Azzuan, wir kennen uns glaube ich noch nicht. Grüßte ich die Wölfe nun nochmal richtig. Ich denke der Todeswolf ist weg... Mein Blick wanderte zum Gipfel. Ich habe auch jemanden gesehen der nicht hier sein kann. Vielleicht lag etwas in der Luft. Überlegte ich laut.
Ich war so oft ausgerutscht, dass meine Pfoten ganz grau waren und auf den letzten Metern wurde ich ein wenig zu übermütig. Ungünstig stolperte ich über einen Stein und landete kurz mit der Brust auf dem Boden. Sofort rappelte ich mich auf und lief um die Ecke Richtung Haupthöhle und dem davor liegenden Felsplateu. Ich schmunzelte noch über mich selbst als ich Lyviannes weißes Fell sah und zu ihr lief. Hallo, grüßte ich alle freundlich und schenkte meiner Gefährtin ein liebevolles Lächeln. Dann setzte ich mich und versuchte den Staub und die kleinen Steine aus meinem dichten Brustfell zu entfernen.
Eine Weile saß ich einfach wie ein Stein auf der selben Stelle und sah über die Ebene. Es war so unglaublich friedlich hier oben über den Wolken. Mein Herz tat ein bisschen weh von allen Erinnerungen und dem Schmerz des Rudels aber nach und nach beruhigte es sich. Die junge Wölfin die mit mir noch hier oben war, sah verloren aus. Aber ich glaubte nicht, dass sie reden wollte. Ich hoffte dennoch, dass meine Anwesenheit vielleicht half. Schließlich erhob ich mich und lächelte ihr zu. Ich lass dir mal ein bisschen Freiraum, sagte ich freundlich und begann den langen Abstieg denn ich wollte nicht herunter fallen. Runter dauerte in diesem Fall tatsächlich deutlich länger als hoch.
Ich wäre gerne mit Lyvianne mit gegangen aber ich wusste, dass ich sie nicht bedrängen durfte. Ich konnte nicht immer bei ihr sein und der Moment in dem ich Aimichan gesehen hatte, hing mir noch nach. Ich wollte mich sammeln, es sah mir nicht ähnlich so etwas. Um der Toten zu gedenken und mich zu beruhigen hob ich den Kopf in den Nacken und sang. Schon immer waren singen und das schnelle rennen meine lieblings Beschäftigungen. Meine Stimme hob sich sanft aber laut in den Himmel, ich sang von freiheit und vom Mond. Vin der Reise der Seelen und dem Abschied der niemals für immer war. Die Töne bewegten sich um mich, wurden Bilder in meinem Kopf. Wölfe im Sternenstaub, Brücken in die Wolken und der Mondwolf der die Seelen zu sich holte. Die Töne wanderten durch meinen Körper, beruhigten meinen Geist und als ich nach einer langen Weile den Kopf senkte, war mein Herz wieder leichter.
Ich konnte es nicht in Worte fassen und es tat mir schrecklich leid, aber ich schaffte es einfach nicht ihr zu antworten. Mein schlechtes Gewissen wurde noch schlimmer als ich erleichtert war, dass sie sich abwand um sich um die anderen zu kümmern. So gut ich konnte half ich ihr bei dem was sie tat, aber ich brachte kein Wort heraus. Später wenn wir alleine waren würde ich ihr alles erzählen.
Als der Mond unter gegangen war blinzelte ich irritiert. Meine Erinnerungen an die letzten Minuten, zumindest nahm ich an, dass es Minuten waren, war verschwommen und unwirklich. Mein Blick glitt über den Rand, wann war ich so nah an den Abgrund getreten?. Mit einem kurzen Schütteln trat ich ein paar Schritte zurück und versuchte zu rekonstruieren. Lyvianne und ich hatten hier gestanden und über die Zukunft geredet, ich hatte sie aufgeitern wollen und dann... hatte sie Schmerzen bekommen und Aimichan war aufgetaucht. Aber das konnte nicht sein.. Erschrocken sah ich mich um und entdeckte Sete und Lyvianne ein Stück entfernt. Sie wirkte panisch und ich sprang sofort zu ihr. Alles okay? hast du Schmerzen? Du hattest Schmerzen und ich... ich dachte ich hätte jemanden... ich . Meine Stimme verlor sich als die Realität mich einholte. Ich war kein sentimentaler Wolf, ich verschwendete nie viel Zeit und Energie darauf über Vergangenes zu trauern. Aber diese Situation hatte mich aufgewühlt, sie war so real gewesen. Trauer breitete sich in meiner Brust aus und ich senkte den Kopf um mich zu sammeln, meine Augen schimmerten feucht. Ich hatte nicht gedacht sie noch einmal zu sehen, ich war mir nicht sicher ob sie noch lebte.
Das klang nach einer guten Idee und ich nickte erleichtert. Gefährten, ich liebte das Wort und ihr unsicherer Ausdruck war furchtbar süß. Liebevoll beobachtete ich sie noch einen Moment und nahm den Mond daher nicht wahr. Ihr schmerzerfülltes Geräusch ließ mich heftig zusammen zucken. Lyvianne!, rief ich erschrocken und hob dann doch kurz den Blick zum Mond. Gleichzeitig sprang ich zu ihr, doch der rote Schein ließ mich inne halten. Heftig blinzelnd, schüttelte ich den Kopf der sich auf einmal merkwürdig anfühlte. Eine Bewegung aus dem Augenwinkel ließ mich den Kopf drehen und mein Herz setzte einen Moment aus. Vor mir stand Aimichan und wedelte mit der Rute. Aimichan, ich habe eben an dich gedacht. Oh mein gott ich dachte, ich dachte du bist tot oder weg. Ich dachte ich seh dich nie wieder. Tränen liefen mir über die Wangen, gleichzeitig sprang ich im Kreis und wedelte heftig mit der Rute. Wo warst du? Ich hab dich so vermisst. Das meine beste Freundin weder antwortete, noch bewegte, fiel mir nicht auf. Auch, dass sie genauso aussah wie vor Jahren bemerkte ich nicht. Ein fröhliches Winseln kam aus meiner Kehle und ich vergaß alles um mich herum.
Ihre Freude über meine Zustimmung ließ die Sorge ob ich das auch wirklich konnte, weniger werden. Ich war ja meistens eher der Typ Wolf, der eben einfach hinnahm was auf ihn zukam. Es ließ sich alles immer irgendwie lösen und es machte keinen Sinn sich vorher darüber Sorgen zu machen. Glücklich, dass ich sie damit sichtlich aufheitern konnte oder sie zumindest einen Moment ablenken, folgten meine Augen dem gehüpfe. Auf meinen Lefzen lag ein schiefes Grinsen, das sich in ein Lachen verwandelte als sie immer wieder darüber leckte. Meine Rute wedelte von selbst hin und her. Ich sage nichts was ich nicht auch so meine. Antwortete ich auf ihre wahrscheinlich rethorisch gemeinte Frage. Meinst du denn die anderen sind damit einverstanden? ich glaube Gunther mag mich ganz gerne aber den Rest kenne ich kaum. Überlegte ich dann doch etwas nachdenklich. Ah das klären wir später, wird schon, ich bin ein umgänglicher Kerl. Ich hob die Pfote an meine Brust und neigte den Kopf.
Einen Moment starrte ich sie an ohne mich zu bewegen und dann fing ich an zu lachen. Als mir bewusst wurde wie unpassend meine Reaktion wirken musste, riss ich mich zusammen und atmete ein paar Mal aus und ein. Entschuldige. Weißt du ich sehe mich meistens noch als schlagsigen Jungwolf der das erste mal im Tal, die Nebellande runter gerollt ist, weil es sich lustig angefühlt hat. Ich hatte nichtmal damit gerechnet noch ein Rudel zu finden, so lange war ich ein Outlaw und dann auf Reisen. Kurz wanderten meine Gedanken zu Whisper, aber für sie waren die Gefühle anders gewesen. Ich war jemand anders gewesen und so wie für Lyvianne hatte ich noch nie empfunden. Ich könnte gar nicht anders als ja zu sagen, weil ich nicht in der Lage wäre ohne dich irgendwo anders hin zu gehen. Aber über die Einzelheiten sollten wir uns nochmal unterhalten, ich habe nämlich absolut keinen Plan von dem Ganzen. Aber ja natürlich bin ich an deiner Seite. Ich rieb meine Gesicht an ihrem Kopf und ihrer Schulter und schüttelte ihn dann grinsend. Wer hätte das gedacht. Aimichan hätte große Augen gemacht, plötzlich vermisste ich meine beste Freundin und sah über den Rand des Gipfels zum Horrizont.
Als sie zurück trat, bewegte ich mich so, dass ich sie ansehen konnte. Ihr Lächeln beruhigte meine Sorge ein wenig. Ihre Frage ließ mich den Kopf schief legen, meine Ohren drehten sich hin und her. Ich helfe dir bei allem bei dem du meine Hilfe möchtest. Alles was ich tun kann, tue ich für dich, wenn du mich darum bittest. Allerdings kann ich dir nicht ganz folgen. Ich lächelte schief und kippte den Kopf zur Seite, da ich mir nicht sicher war um was sie mich bat.
Als die Anspannung aus ihr wich und sie sich in mein Brustfell drückte, krampfte sich mein Herz zusammen. Diese starke und schöne Wölfin, vertraute mir genug um ihre verletzliche Seite zu zeigen. Gleichzeitig tat es mir weh, ihren Schmerz nicht abnehmen zu können. Daher stand ich wie ein Schutzschild da und drückte sie mit meinem Kopf fester an mich. Alles wird gut. Es tut mir so leid, dass das passiert ist., sagte ich leise und schwieg dann einen Moment bevor ich weiter sprach. Es ist in Ordnung traurig zu sein und dann atmest du tief durch und leitest dein Rudel so wundervoll wie du es schon die ganze Zeit tust. Meine Stimme war ruhig und vibrierte sanft in meiner Brust, während mein Kopf auf ihrem Rücken ruhte.
Ich keuchte ordentlich, da all meine Konzentration darauf lag, nicht rücklings nach unten zu fallen. Mit einer Grimasse landete ich ein bisschen ungelenk, auf einer ebenen Stelle, nachdem ich über einen losen Felsbrocken gestolpert war. Man sollte meinen, das zweite Mal wäre leichter, aber vielleicht sind alle guten Dinge drei. Mein Grinsen verschwand sofort, als ich den Kopf zu der schönen weißen Wölfin hob. Ich schaffte den letzten kleinen Weg und sah zu ihr herunter. Sag mir einfach wo, erklärte ich ruhig.
Sofort als sie ihre Worte an mich richtete, war ich an ihrer Seite. Ihre Stimme war ruhig und geschäftig, während sie die Aufgaben verteilte. Aber ich hörte die Anspannung darin und drückte unauffällig meine Hüfte gegen ihre. Nur für einen Moment. Natürlich. Ein Blick ging zu den jüngeren Wölfen und ich versuchte zu verstehen, wer wie zu der Verstorbenen gestanden hatte.
Ich kam auf dem Rudelplatz an und schnaufte erst einmal ordentlich. So schnell ich auch war, es würde dauern sich an dieses klettern zu gewöhnen. Als ich zu atem gekommen war, trat ich nach vorne und beobachtete die Szene die sich mir bot. Eine tote Wölfin lag dort und einige der anderen weinten. Um Lyvianne nicht zu bedrängen, die aussah als habe sie gerade damit zutun das Rudel zu fühen, setzte ich mich neben Gunter.
Ich hatte mich nicht zu Wort gemeldet, dazu hatte es keinen Grund gegeben. Besorgt hatte mein Blick auf Lyvianne gelegen, aber sie machte ihre Sache gut. Trotzdem nahm ich ihr Unwohlsein wahr und als ein Heulen ertönte und meine beiden Begleiter zusammen zuckten, erahnte ich weitere schlechte Nachrichten. Seufzend nickte ich den Silberwölfen zu, es tut mir leid für eure Verluste. Sagte ich ernst und folgte dann Lyvianne so schnell ich konnte. - Rudelplatz der Bergwölfe
Zögernd schwebte meine Pfote vor dem Plateu. Doch als ich den Kopf hob und Lyvianne dort auf dem Stein sitzen sah, überwand ich mein Unwohlsein. Ich musste völlig bescheuert sein, oder verliebt. Vielleicht auch einfach beides. Mit einem kurzen Grinsen, stellte ich mich neben den Felsen und ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. Als ich Morgana entdeckte, grüßte ich sie mit einem fröhlichen und warmen Lächeln. Ich würde mich allerdings hüten ein Wort zu sagen, ich war einfach nur moralische Unterstützung. Also setzte ich mich, stellte die Ohren aufmerksam auf und legte die Rute ordentlich über meine Pfoten.
Ich war still gewesen während die beiden leise über persönloches und die bevorstehende Nachricht sprachen. Es war noch neu für mich dazu zu gehören und noch fühlte es sich nicht vollends so an. Doch Lyvianne hatte mich gebeten bei ihr zu bleiben und das würde ich. Also folgte ich den beiden mit etwas Unbehagen und beschloss für mich selbst Casanova den Platz zu überlassen, sollte er dazu stoßen. Wäre das nicht der Fall würde ich bei ihr bleiben. -Alphafelsen