Ich schloss mich dem heulen nicht an. Das hier war nicht mehr meine Mutter und dieses "Theater" einer Trauerfeier machte für mich so gar keinen Sinn. Meine Ohren drückte ich an meinen Kopf, nickte Lyv und den anderen kurz zu. Ich wollte nicht respektlos erscheinen, aber mir war diese Beerdigung vollends zuwider. Viel lieber würde ich mich in den Wald verkriechen, ein wenig allein sein und meinen Gedanken nachhängen. Meiner Mutter so gedenken, wie es mir beliebte.

Ich sah ein silbriges Fell aus meinem Augenwinkel und drehte den Kopf herum, nur um zu meiner Erleichterung Rolf zu sehen, er war endlich wieder auf den Beinen, auch wenn sein Gesichtsausdruck unheimlich starr wirkte. Ich lächelte ihm sanft zu und stimmte dann auch in Lyviannes Heulen ein. Meine Stimme war tief und trug weit, sie sprach von der Trauer darüber ein weiteres Rudelmitglied verloren zu haben und von meinem Mitleid für ihre Welpen.

Ich wedelte kurz mit der Rute und sah Lyv warm an, ehe ich wie auch andere zuvor in ihr Heulen mit einstimmte. Dabei behielt ich meine augen geschlossen. Ich muss dafür Sorge tragen dass so etwas nie wieder geschieht. Nach einer Weile verstummte meine Stimme. Einen letzten Blick auf das Grab werfend wand ich mich halb Lyv zu Ich werde ein wenig das Revier verlassen. Bitte heul nach mir, sollte etwas sein.. fast schon klangen meine Worte eindringlich. Langsam erhob ich mich und drückte mich einen Moment an Lyv. Als ich mich zum Abstieg begab, ging ich dicht an Nova vorbei und striff so sein Fell mit dem meinen. Wohl meine Art ihm zu zeigen dass ich dankbar dafür war, dass er sich um mich kümmerte, ja für mich da war. Nochmals warf ich einen Blick in die Runde, ehe ich vorsichtig den Abstieg wagte.

-->Berge

Ich wäre gerne mit Lyvianne mit gegangen aber ich wusste, dass ich sie nicht bedrängen durfte. Ich konnte nicht immer bei ihr sein und der Moment in dem ich Aimichan gesehen hatte, hing mir noch nach. Ich wollte mich sammeln, es sah mir nicht ähnlich so etwas. Um der Toten zu gedenken und mich zu beruhigen hob ich den Kopf in den Nacken und sang. Schon immer waren singen und das schnelle rennen meine lieblings Beschäftigungen. Meine Stimme hob sich sanft aber laut in den Himmel, ich sang von freiheit und vom Mond. Vin der Reise der Seelen und dem Abschied der niemals für immer war. Die Töne bewegten sich um mich, wurden Bilder in meinem Kopf. Wölfe im Sternenstaub, Brücken in die Wolken und der Mondwolf der die Seelen zu sich holte. Die Töne wanderten durch meinen Körper, beruhigten meinen Geist und als ich nach einer langen Weile den Kopf senkte, war mein Herz wieder leichter.

Ich hob mit den Anderen den Kopf zum Himmel und heulte um Akela. Danach blieb ich noch sitzen, hörte dem weißen Wolf zu dessen Stimme anders klang als alles Heulen, dass ich je von einem Wolf gehört hatte. Währenddessen dachte ich über das Rudel nach, über Lyvianne und die letzten Monde. Über mein eigenes Leben und wie alles verlaufen war, wo meine Kinder waren und wie es ihnen wohl ging. Ich dachte an Italien und an Maurizio und daran, wie viel Zeit mir hier auf der Welt wohl noch blieb.

Ich verstummte, betrachtete die Hülle, die einst Akela gewesen war noch einige Augenblicke lang. Ein Teil von mir wollte bleiben. Ein anderer Teil wollte weg von hier, Ruhe haben- das war der Teil auf den ich hörte. Zunächst begab ich mich einfach an den Rand des Geschehens und betrachtete das Szenario, ehe ich schließlich davon lief.

Auf dem Weg sagte ich allerdings noch zu @Bricca :Wenn Rhys kommt, sag ihm bitte, dass ich einfach etwas Ruhe brauchte. Sollte er fragen, ich bin Spazieren.

Ich lächelte sie entschuldigend an und ging mit diesen Worten.

-> Ebene (Freie Gebiete)

Irgendwie war ich gar nicht mehr richtig anwesend. Meine Gedanken kreisten ein wenig herum. Rhys war noch immer nicht aufgelaufen, als mich Sete aus meinen Gedanken riss. Ja. Ich antwortete knapp und irgendwie mechanisch, ich war nicht wirklich aufnahmefähig gerade.

Eine Weile saß ich einfach wie ein Stein auf der selben Stelle und sah über die Ebene. Es war so unglaublich friedlich hier oben über den Wolken. Mein Herz tat ein bisschen weh von allen Erinnerungen und dem Schmerz des Rudels aber nach und nach beruhigte es sich. Die junge Wölfin die mit mir noch hier oben war, sah verloren aus. Aber ich glaubte nicht, dass sie reden wollte. Ich hoffte dennoch, dass meine Anwesenheit vielleicht half. Schließlich erhob ich mich und lächelte ihr zu. Ich lass dir mal ein bisschen Freiraum, sagte ich freundlich und begann den langen Abstieg denn ich wollte nicht herunter fallen. Runter dauerte in diesem Fall tatsächlich deutlich länger als hoch.

-Rudelplatz

Die Reise zum Gipfel kam mir wie eine Ewigkeit vor. Meine Augen schmerzten und meine Beine auch.. Es fühlte sich an, als hätte mich jegliche Kraft verlassen. Als ich es schließlich geschafft hatte mich weit genug hinaufzuschleppen, hörte ich ihre Stimmen und erstarrte erneut. Etwas in mir hielt mich davon ab näher zu treten. Ich ertrug es nicht sie alle zu sehen, Mama so zu sehen.. Noch ein paar Schritte ging ich weiter, bis ich sie in der Ferne ausmachen konnte, dann hielt ich inne. Ich sah, wie sie ihren leblosen Körper in die Grube ließen, ich sah, wie sie sie mit Erde zu schütteten, doch ich war nicht in der Lage teilzunehmen. Ihr heulen versetzte meinem Herzen einen erneuten Stich. Ich wollte ebenfalls meinen Kopf heben - für Mama - doch mir fehlte die Kraft. So sah ich tatenlos zu, wie sie meine Mutter verabschiedeten. Nach und nach entfernten sich die meisten Wölfe, bis kaum noch welche da waren. Lediglich die beiden Rüden, die sie getragen hatten und meine eigene Schwester standen noch am Grab, als ich die Kraft fand mich zu nähern. Schwerfällig schleppte ich mich zu dem frisch aufgeschaufeltem Haufen Erde, ließ mich geräuschvoll schluchzend darüber fallen und vergrub meine Schnauze unter meinen Pfoten.

Lange Zeit lag ich einfach so da und tränkte die frisch aufgehäufte Erde mit meinen Tränen. Ich fühlte mich kraftlos und müde, sah jedoch ein, dass es an diesem Punkt kein zurück mehr gab. Also erhob ich mich schwerfällig und schüttelte mir die feuchte Erde aus dem Fell. Noch einen kurzen Blick warf ich meiner Schwester zu, ehe ich mich auf die Heimreise machte.

>>>> Rudelplatz

Langsam verschwanden die Trauergäste nach einander, bis auf ein paar wenige Nachzügler. Ich stand eine lange Weile an der Kante des Gipfels und beobachtete die Wolken. Es war friedlich.
Dann stand ich auf und stieß ein Uff aus, mir taten alle Gliedmaßen weh. Unzufrieden schüttelte ich meinen massigen Körper und entschloss mich einen kleinen Spaziergang durch die Freien Gebiete zu machen.

-Lachsfluss