Ich nickte. "Das ist auch die einzige Geschichte, die ich über ihn kenne", sagte ich. Azzuan schenkte ich ein kurzes Lächeln. Ich freute mich schon auf die Geschichte. Sowieso freute ich mich schon wieder, mich in Azzuans Fell verkriechen zu können und nicht an die ganzen furchtbaren Sachen zu denken. "Ich bin auf das Alphatreffen gespannt. Hoffentlich gibt es keinen Krieg."

Ich schluckte kurz als mich Tril wieder an unser eigentliches Vorhaben erinnerte. Ich atmete tief ein. "Ja", sagte ich dann und sah ihn an. "Wir sollten nicht länger warten. Es wird ohnehin nicht einfacher, oder?" Ein wenig unsicher sah ich zu Tril. Natürlich würde es nicht einfacher werden je mehr Zeit wir verstreichen ließen und doch hoffte ich es.

Ich war kurz davor zu einem Heulen anzusetzen, doch ließ dann den Kopf sinken. "Ich... kann nicht", sagte ich leise und sah kurz zu Azzuan. Bestimmt würde Tril wütend auf mich sein, dass ich so lange dafür brauchte. Aber schließlich hatte er Marek nicht erlebt, als ich ihm erzählte, dass ich Naila verloren hatte. Damals war ich alleine vor ihm gestanden. Und nun... war sie wirklich verloren. "Ich werde ihm nach dem Alphatreffen berichten", entschied ich und wandte mich ab. Ich sah in die Richtung des Alphafelsens. "Es beginnt ohnehin bald. Vielleicht sollten wir uns schon mal auf den Weg machen und ... Casanova!" Erschrocken fuhr ich nun doch zu Tril herum. "Ich habe ihm noch gar nicht bescheid gesagt!" Wo ist er überhaupt? Angestrengt überlegte ich, wann ich ihn zuletzt gesehen hatte.

Ich nickte. "Ich glaube, es ist besser, ihm die Nachricht nach dem Treffen zu überbringen", sagte ich dann. Dieses Mal nicht, weil ich es weiter hinauszögern wollte, sondern nur weil ich wollte, dass Marek die Nachricht verdauen konnte und nicht direkt danach ein kompliziertes Treffen abhalten musste. Ich sah Tril an. In seinem Blick konnte ich Enttäuschung sehen, was für mich noch schlimmer war als Wut. Ich wandte den Blick ab. Was? Muss ich denn immer alles alleine schaffen? Konnte ich denn nicht einmal meine Ruhe haben und einfach wieder glücklich sein? Wie konnten sie mich überhaupt als Alpha akzeptieren. Ich knurrte leise grundlos. Es war mir alles zu viel. Ich wollte die Nachricht an Marek bedacht überbringen. Zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Ort. Aber vermutlich würde es diesen Zeitpunkt nie geben. Und wenn er das Bündnis wieder auflöst? Ich schob alle Gedanken bei Seite. Wie gerne wäre ich einfach weggerannt. Hätte allen den Rücken gekehrt. Wieder komplett nach meinen Regeln gelebt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mich jemand verstand. Ich seufzte leise und sah wieder zu Tril, ignorierte seine Enttäuschung. "Begleitest du mich?" Es wäre wirklich schön, ihn bei mir zu haben. Auch wenn er mich verurteilte, strahlte er eine Ruhe aus, die ich liebte.

Dankbar rieb ich meinen Kopf an seinem Hals. "Danke, Tril", sagte ich und lächelte leicht. Mein Blick wanderte zu Azzuan und ich lief schnell zu ihm, warf mich in sein weiches Fell und schleckte ihm über die Schnauze. "Ich muss los. Bis bald", sagte ich schnell, wandte mich um und rannte davon. Ich wollte nicht zu spät kommen. Im Laufen schickte ich ein lautes Heulen an @Casanova. Hoffentlich hört er es noch.

>> Alphafelsen

Während mein Körper mich weiter zog, bemerkte ich wie sich mein Sichtfeld verändert hatte. Es war in die Breite gezogen und ich suchte nach Leben. Ein Geräusch ließ mich die Richtung ändern. Da war jemand. Eine Fähe. Ich konnte sie riechen. Ich hörte ihr Geschniefe. Ich bleckte die Zähne und lief schneller. Ich brach aus dem Dickicht heraus und da sah ich sie. Knurrend starrte ich meine Beute an.