Völlig erschöpft traf ich schließlich am Rudelplatz ein. Suchend sah ich mich um - ich hatte erwartet meine Gefährtin hier anzutreffen, doch ich konnte sie weder sehen noch wittern. Ein enttäuschtes Seufzen entfuhr meiner Kehle, während ich mich umsah. Setes Geruch konnte ich zwar nicht ausmachen, doch immerhin einen anderen sehr vertrauten. Nicht weit entfernt sah ich meine Tante, meinen Bruder und einen Fremden auf dem Rudelplatz. Die Stimmung schien angespannt, doch das war wohl kaum ein Wunder.. immerhin war kaum Zeit vergangen, seit unsere Mutter uns entrissen wurde. Mit gesenktem Kopf schritt ich auf die kleine Gruppe Wölfe zu und stupste Saikko liebevoll mit der Schnauze an. Mir war klar geworden, dass sie keine Schuld traf und mein Verhalten tat mir leid, doch zu mehr war ich gerade nicht im Stande. Schließlich wandte mich meinem Bruder zu, um ihn zu begrüßen. Es musste eine Ewigkeit her sein, seit ich ihn das letzte mal gesehen hatte. Der Fremde neben ihm schien verletzt zu sein, doch da niemand ernsthaft beunruhigt zu sein schien, würde es schon seine Richtigkeit haben und ich ging nicht weiter auf ihn ein. "Apollo..." begann ich, doch der Rest der Worte blieb mir im Halse stecken. Zu gerne hätte ich ihm etwas tröstliches gesagt, doch mein eigener Schmerz wog noch zu schwer.

Ich war froh, da sich die Lage zu beruhigen schien. Ich nickte @Arko zu Ich finde die Idee, dass ihr in unserem Revier jagt auch besser, so könnt ihr im Notfall nach Hilfe heulen und ich kann schneller bei euch sein. brummte ich ihm warm zu, ehe mit einem Mal schwarzes Fell neben mir auftauchte Rhys! Es überraschte mich, dass er sich nun so verhielt, nachdem er aufgrund dem Tod seiner Mutter derart aggressiv reagiert hatte. Wobei ich ihm keinerlei Vorwurf machte - ich selber fühlte mich noch immer schuldig, dass ich sie nicht hatte retten können. So drückte ich weich meinen Fang an die Schulter des jungen Rüden, ehe dieser sich seinem Bruder zu wand. Ich..wir..wir haben es ihm noch nicht gesagt.. murmelte ich erstickt. Apollo würde sicher wütend auf mich werden, wenn er erfuhr was mit Akela geschehen war, weshalb ich meinen Kopf neigte und die Ohren sorgenvoll anlegte.

Ich verdrehte liebevoll die Augen.
Wir können auf uns aufpassen, Tante Saikko. Ich war froh das Arko und sie keine Differenzen hatten und die ganze Sache entspannt ablief.
Tatsächlich freute ich mich auf ein wenig Abstand. Noch mehr freute ich mich allerdings über das auftauchen einer sehr bekannten Gestalt. Ich stellte die Ohren auf und wedelte fröhlich mit meinem Schwanz.
Meine Freude kippte als Rhys mich mit diesem Blick ansah, seine Stimme klang erstickt. Mir stellte sich das Fell auf.
Rhys... Bruder. Was ist denn passiert? fragte ich verwirrt und machte einen Schritt auf ihn zu.
Ich konnte nicht verstehen was plötzlich los war. Tante Saikkos Worte ließen mich wieder zwei Schritte Abstand nehmen.
Was? Was gesagt?
Meine Ohren legten sich sorgevoll an den Hinterkopf an, in meinem Bauch rumorte es. Irgendwas stimmte nicht. Ich leckte mir nervös die Leftzen und warf einen Blick zu Arko. Unsicher was ich mit der Situation anfangen soll. Nervös sah ich mich um in Richtung unserer alten höhle. Wo waren Bricca und Sete. Wo steckten unsere Eltern?
Was gesagt? wiederholte ich.

Saikkos Worte ließen mich erstarren, ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Sie haben es ihm noch nicht gesagt? Aber, wie konnten sie so lange.. Apollos Reaktion unterbrach meine Gedanken, er schien sofort zu spüren, dass es um mehr als eine Kleinigkeit ging. Ich wollte meinem Bruder diesen Stich nicht versetzen, doch nun blieb mir wohl kaum eine Wahl. Viel zu lange hatte man ihn ahnungslos gelassen. "Mama..." begann ich zögernd und meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. "..sie ist.." ein unsichtbares Band schnürte mir Herz und Kehle zu und ließ mir nichts als ein paar Wortfetzen. Hilfesuchend sah ich mich zu Saikko um, ehe ich schluckte und fortfuhr. "..der Husten... er... er ging nicht mehr weg.." brachte ich schließlich heraus und hoffte, dass er Verstand. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte es nicht aussprechen.

Ich hielt den Kopf weiter gesenkt, vor allem als Apollo derart auffuhr. Rhys hilfloses Herumgestotter half machte es nicht besser. Tief atmete ich durch, ehe ich mich langsam, fast schon würdevoll hin setzte und Apollo fest ansah. Ich habe alles in meinen Pfoten mögliche getan, doch sie..sie ist dennoch dem Husten erlegen, welcher sich tief in ihre Lungen gefressen hat. brachte ich dann mit halblauter Stimme von mir. Ich habe keine Ahnung wo euer Vater ist aber..Akela sie..wir..wir haben sie der Tradiotion entsprechend auf dem Gipfel beerdigt. Schmerz und auch Angst schnürten mir die Kehle zu und ich warf nun meinerseits einen etwas hilflosen Blick zu Lyv. Ich machte mich darauf gefasst, dass Apollo mir nun Vorwürfe machen würde, so wie Rhys es getan hatte.

Husten? Ich sah Rhys völlig verwirrt an, bis schließlich Saikko seine verwirrenden Worte ins Licht rückte. Tot. schoss es mir wie ein Eiszapfen durch den Kopf und durch mein Herz.
Ich erstarrte zu Eis und im nächsten Moment wurde mir schwindlig, ich stolperte ein Stück gegen Arko und suchte mir einen Blick am Boden.
Nein! Nein! Das durfte nicht war sein, das war ein Scherz. Ein furchtbarer Scherz.
Nein. ich sah von Rhys zu Saikko zu Lyv und zurück. Nein das ich schüttelte den Kopf. Nein das kann nicht war sein... das ist nicht.
Ich sah sie vor mir, meine Mutter. Stolz und stark. Nein.
Sie konnte nicht... nicht sie. Mein Bild von meiner Mutter geriet ins schwanken und nach einigen Sekunden wurde mein Blick klarer. Aber wann... wann ist das passiert.
Und warum erzählt mir Rhys davon. Erneut verharrte ich. Hatten sie es gewusst? Hatte Lyv es gewusst und Saikko? Die ganze Zeit? Warum haben sie es mir nicht gesagt, warum haben sie mir nicht gesagt das meine Mutter gestorben ist. Ich fletschte die Zähne.
Wann! forderte ich knurrend und sträubte das Fell.

Als ich die Reaktions meines Bruder sah, legte ich die Ohren an und neigte meinen Kopf Richtung Boden. Mir war bewusst wie schmerzhaft das für ihn sein musste - vor allem, weil er es erst jetzt erfuhr. "Schon vor einigen Monden.." stammelte ich und sah zu Saikko und Lyvianne hinüber. Wie konnte es sein, dass sie ihm nichts gesagt hatten?! Erneut kochte Wut in mir hoch und vermischte sich mit all den anderen Gefühlen, die ich schon so lange in mir trug. Mein Magen drehte sich.

Wir wollten eigentlich los. Aus diesem Grund hatte ich mich erhoben und stand neben Apollo, als sich die Ereignisse in eine Richtung entwickelten, die ich nicht erwartet hatte.
Ein weiterer Wolf tauchte am Rand des Rudelplatzes auf, dessen Geruch mich stark an den von Apollo erinnerte. Die Ähnlichkeit zwischen den Beiden konnte man nicht abstreiten, sodass mir schnell klar, dass wir hier einen Bruder meines Freundes vor uns hatten. Und dann kippte die Stimmung. Den Namen des anderen Wolfes - Rhys - schnappte ich aus dem Gespräch auf, erklärte Apollo, dass seine Mutter verstorben war, während Saikko ziemlich geknickt wirkte. Und Apollo? Dem stand der Schmerz deutlich ins Gesicht geschrieben, während er nach hinten taumelte und dabei gegen meine Schulter stieß. Schmerz fuhr mir durch den Körper, doch ich verzog keine Miene und stemmte mich gegen den Rüden um ihm den Halt zu geben, den er benötigte. Ich konnte zu dieser Situation nichts beitragen, außer stumm da stehen und abwarten.

Ich zog mich zurück und trat neben Lyvianne. Saikko warf ich ein warmes Lächeln zu, ich mochte die kleine Fähe sehr und sie wirkte verständlicher Weise niedergeschlagen. Da Apollo schon vorher negativ auf mich reagiert hatte, wollte ich ihm jetzt keine Gelegenheit geben, seine Wut auf mich zu kanalisieren. Aber der Rüde tat mir leid, die Situation tat mir leid. Aber ich hatte für die Verstorbene gesungen und geholfen ihre Ruhestätte vorzubereiten. Jetzt gab es für mich nichts mehr zutun außer meiner Gefährtin zur Seite zu stehen. Mein Fell berührte ihres leicht.

Ich erreichte den Rudelplatz in einem langsamen aber stetigen Trott. Ich blieb stehen, sah mich um und entdeckte meinen Gefährten, der bei Apollo und einem mir fremden Wolf stand. Aus der Ferne konnte ich die Situation unmöglich erfassen, weshalb ich mich zu @Rhys begab.

Hallo Liebling, meinte ich leise, nachdem ich den Hasen auf den Boden gelegt hatte, und drückte meine Nase sanft gegen seine Wange. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich zum falschen Zeitpunkt dazugestoßen war. Mein Nackenfell sträubte sich und ich zog die Rute ein, als ich den Ausdruck der auf dem Gesicht von @Apollo lag bemerkte und auch ein fragender Blick zu Rhys machte die Sache nicht besser. Was ist los? Ich traute mich nicht, lauter als im Flüsterton zu sprechen und wie ich die beiden Brüder so betreten und fassungslos voreinander sah fand ich kaum die Kraft dazu. Mir wurde spei übel. Kurz sah ich zu dem fremden (@Arko ), zuckte mit meinen Ohren um ihm deutlich zu machen, dass ich seine Anwesenheit mitbekommen hatte, doch mehr brachte ich nicht zustande. Ich fühlte mich noch verlorener als vorher und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.
Ich schluckte schwer und setzte mich hin, um die Fassung nicht auch völlig zu verlieren, zumal ich nicht wusste worüber. In dem Moment kam mir der Gedanke gar nicht, dass Apollo so lange nicht hier gewesen war, dass er Akelas Tod überhaupt nicht mitbekommen hatte.

Monden... Vor einigen Monden? ich starrte Rhys entsetzt an und ließ dann meinen Blick auf Lyv ruhen.
Ich war nicht einmal im Revier... ich bin heute zurück gekommen. Ich... ich spürte Arko in meinem Rücken und lehnte mich gegen ihm als der Schock meinen Körper verließ und platz machte für all die Gefühle die jetzt über mich rollten wie Steine.
Zuerst war da Trauer, ich winselte wie ein verletztes Tier. Es fühlte sich an als würde der Boden unter meinen Pfoten schwanken.
Dann spürte ich die Wut. Heiß schoss mir der Gedanke durch den Kopf Sie haben es alle gewusst!

Mein Winseln ging über zu einem leichten Knurren. Mein Kopf schoss in die Höhe.
Ihr habt mir nichts gesagt?! Du! ich starrte zu Lyv hinüber. Und auch
.. ich sah zu Saikko und meine Tante nahm vor meinen Augen eine andere Gestalt an. Ich fletschte die Zähne. Und du auch nicht! Hast du auch nur einen Moment daran gedacht es mir zu sagen?
Ich löste mich einen Moment von Arko und machte sogar einige drohende Schritte auf Saikko zu.

Ich hatte nicht viel Möglichkeiten mich mit Saikko zu unterhalten, trotzdem wurde die ganze Sache plötzlich sehr interessant.
Für einen Moment konnte ich den jungen Rüden verstehen. Er erinnerte mich daran wie ich meine Mutter verloren hatte.
Doch als er auf Saikko zuschritt spitzte ich die Ohren und setzte mich ebenfalls drohend auf.

Ich konnte die Wut riechen, noch bevor ich sie in Apolloas Augen sah. Sein Schmerz schien ihn zu überwältigen und ich verstand, dass er sich verraten fühlte, auch wenn die betroffenen Gesichter der anderen Rudelmitglieder eine andere Geschichte erzählten. Sie hatten es einfach nicht mehr auf dem Schirm gehabt, dass Apollo nichts wusste und ich glaubte ihnen. Doch der Rüde neben mir, war gefangen in seiner eigenen Welt und würde es nicht verstehen. Sein Winseln war in ein Knurren übergegangen, welches mich zurück in die Realität beförderte. Auch wenn es sich jetzt richtig anfühlte, würde Apollo seine Taten später bereuen. Also tat ich das einzig richtige in diesem Moment und sprang vor, stellte mich vor den Wolf und blickte ihm in die Augen, während ich warnend eine Lefze hochzog: "Lass uns gehen Apollo! Entweder gehst du freiwillig mit oder ich werde dich mitziehen." Seine kaum vorhandene Kampferfahrung spielte mir hier nun in die Pfoten und ich hoffte, dass er das auch wusste. Ich würde ihn einfach mitzerren, aus der Situation raus. Und wenn er dann wieder klar denken konnte, würden wir zusammen das Grab besuchen. Doch hier gab es nichts mehr zu sagen und die nächsten Worte würden wahrscheinlich jemanden verletzen.

Lyv bemühte sich um eine Erklärung um mich zu unterstützen, doch half es nicht viel. Als Apollo drohend auf mich zukam fletschte ich mit einem Mal die Zähne Wie hätte ich es dir sagen sollen? WANN?! Du warst nicht da als sie starb! Genauso wenig wie dein nutzloser Vater! Mein Fell sträubte sich, während ich mich so groß machte wie es mir möglich machte Mach uns nicht dafür verantwortlich, dass du nicht hier warst! Ein tiefes Knurren begleitete meine Worte. In meinen Augen lagen Schmerz - welcher von der Trauer um Akela her rührte, aber auch Wut welche seine verletzenden Worte mit sich brachte. Du weißt, dass ich als Heilerin die Verantwortung habe, mich um verletzte zu kümmern! Hätte ich in dem Moment, als wir den verletzten Maugrim in Sicherheit brachten mal so eben nebenher erwähnen sollen 'Achja, deine Muitter ist an einer Krankheit verstorben'?! Ich kämpfte einen Moment ehe ich winselnd in mich zusammen sank. Gib mir ruhig die Schuld, wenn du dich damit besser fühlst.. flüsterte ich dann erstickt und legte meinen Kopf zwischen den Vorderpfoten ab, Tränenn strömten über meine Wangen.