Der Ausblick war erstaunlich schön an diesem Morgen und ich sog die kühle Bergluft ein die hier um den Gipfel herumwehte und die Herbstblätter tanzen lies. Es war ausgesprochen schön.
Ich erinnerte mich schlagartig daran, weswegen wir hier waren. Es war wohl Trauer, die sich in mir ausbreitete, doch nach außen drang sie nicht. Ich bleib kühl und gefasst.

Der Aufstieg mit einem leblosen Körper war nie sehr einfach, alleine schon wegen der emotionalen Belastung, doch schließlich war es geschafft und Akelas Körper an ihrem letzten Ruheort angekommen. Die Stimmung hier oben war alles andere als gut, doch ich war mir nicht sicher ob das an unserem neuesten Todesfall alleine lag. Ich ließ das Fell der Toten los und sah mich einmal ruhig um, ich war schon wieder lange nicht hier oben gewesen.

Ich kam kurz nach Onleö Tril an und stellte mich neben den Leichnam. Sanft drückte ich meine Nase gegen das kalt werdende Fell. Ich wünschte ich hätte mehr für dich tun können. Innerlich seufzte ich. Wie oft würde ich noch ertragen müssen, jemanden zu verlieren an den sich mein Herz band? Mein Blick fiel auf Lyv. Der Gedanke dass ich sie und das Rudel verlieren könnte, machte es mir schwer, nicht erneut in Tränen auszubrechen. Ich war im Rudel aufgewachsen und hatte viel zu schnell erwachsen werden müssen, nachdem meine Ziehfamilie fort gezogen war. Wie oft hatte ich miterleben müssen wie neue Rudelmitglieder kamen und gingen - etliche von ihnen auf die grausamste Weise die man jemanden wünschte. Meine Ohren zuckten nachdenklich, während ich Lyv zusah. Nachdem der Körper von Akela im Grab verschwunden war atmete ich durch und trat an das Grab heran und setzte mich vor dieses. Meine Stimme klang leise, als ich Lyv ansprach. Ich..weiß dass es jetzt vielleicht nicht der richtige Moment ist, aber..könnten wir beide später miteinander sprechen? Eine stumme Bitte lag in meinem Blick, während ich meine Alpha ansah.

Ich konnte es nicht in Worte fassen und es tat mir schrecklich leid, aber ich schaffte es einfach nicht ihr zu antworten. Mein schlechtes Gewissen wurde noch schlimmer als ich erleichtert war, dass sie sich abwand um sich um die anderen zu kümmern. So gut ich konnte half ich ihr bei dem was sie tat, aber ich brachte kein Wort heraus. Später wenn wir alleine waren würde ich ihr alles erzählen.

Zusammen mit Tril hatte ich Akela den steilen Hang hoch gebracht und half sie ins Loch zu legen. Dann sah ich mich um und wartete darauf, dass ihre Kinder kamen. Vielleicht wollten sie Erde ins Grab legen um Abschied zu nehmen.

Ich schüttelte leicht den Kopf und schmiegte meine Wange an Lyvs Schulter an Du hast nichts falsch gemacht. Ich..ich war einfach nicht ich selbst in dem Moment. Es war einfach alles zuviel. murmelte ich dann, ehe ich wieder auf Akela sah Ich musste einfach zu oft erleben, wie jene die mir nahe stehen sterben, ohne dass ich etwas hätte tun können. Das hat mich wahnsinnig gemacht.. Gab ich dann kleinlaut zu. Immerhin war es doch als Heilwölfin meine Pflicht dafür Sorge zu tragen, dass es meiner Familie gut ging! Ich ließ sichtlich die Ohren hängen. Aber lass uns später reden, okay? Ich sah zum Pfad welcher zum Rudelplatz führte. Es waren noch immer nicht alle von Akelas Jungen angekommen, was mir Sorge bereitete.

Akela war nun in ihrer Kuhle angekommen und jetzt standen wir alle hier herum und warteten, wie ich vermutete auf die Welpen der verstorbenen Fähe, auf die ich noch einen letzten, leicht traurigen Blick warf, ehe ich mich abwandte und über das Tal blickte, welches sich vor uns ausbreitete. Es ist doch ein sehr schöner Ort für die letzte Ruhe.

Ich hechelte schwer als ich endlich, endlich den Gipfel erreicht hatte, mein Körper war lange nicht mehr so trainiert wie er es einst gewesen war, mein Fell war das einzige was ihm noch den Anschein von etwas Fülle gab, darunter lagen schon lange nur noch Haut und Knochen. Mein Gesichtsausdruck war vollkommen neutral und in meinem Kopf herrschte eine beinahe geisterhafte Stille, weder die Stimmen noch etwaige Gefühle meinerseits regten sich in mir. Es zog mich runter, doch es war auch eine willkommene Abwechslung, wenn ich ehrlich war. Sill setzte ich mich an den Rand des Gipfels und ließ den Blick von einem zum anderen streifen, an Mayestril, meinem Gefährten, blieb er am längsten hängen. trotz auch seines langsam voranschreitenden Alters war er immer noch breit und kräftig und strahlte Ruhe und Zuversicht aus, wie er es schon getan hatte, als wir uns als Jungwölfe zum ersten Mal begegnet waren. Manche Dinge änderten sich wenigstens nie.

Ich stand noch eine Weile rührungslos da, als die anderen nach und nach eintrafen. Benommen trottete ich zu Akelas Grab und legte die gesammelten Blumen dort ab. Schließlich stellte ich mich neben meine Alpha und stimmte in ihr Klagelied mit ein - betrauerte den Verlust der stolzen Wölfin, Rhys und Briccas Mutter, der Wölfin die mich das Jagen gelehrt hatte...