Ich führte die weiße Fähe durch unseren Höhleneingang zu unserem Lager. Nach ein paar Metern durch den engen Steintunnel standen ich in unserem Lager und sah mich einmal prüfend um. In der hohen Höhlendecke waren ein paar große und kleine Löcher zu sehen durch die Sonnenlicht einfiel. In den Lichtkegeln wuchs ein bisschen Gras und der Stein war warm. Als nächstes fiel mein Blick auf dein kleinen Quellbach, welcher aus einem Riss in der Wand sprudelte und sich einmal durch die ganze Höhle zog um dann wieder unter der Erde zu verschwinden. Am anderen Ende der Höhle waren die kleinen Wohnhöhlen. Lyvianne würde es hier sicher gefallen.

Auf ihre Reaktion musste ich lächeln. "Also was möchtest du nun machen? Wenn du Hunger hast, dort drüben liegt noch was, sagte ich und deutete auf einen schattigen Fleck wo noch ein Hase der heutigen Jagd lag. "Wenn du das Revier erkunden willst, kann ich dich gerne herumführen oder aber du kannst es alleine erkunden, wobei ich dich dann bitten würde vorsichtig zu sein und ein paar Orten fern zu bleiben oder aber du kannst dich erstmal ausruhen", fügte ich hinzu und sah sie abwartend an.

Ich setzte mich sie und überlegte kurz. "Im Vergleich zu den anderen Territorien ist unseres vielleicht ein bisschen kleiner, dass ist aber nicht schlimm, immerhin sind wir auch ein kleineres Rudel. Unser Revier reicht von den Wiesen, die vom Sonnental an bergauf gehen bis hin zum Felsenwald. Aber im Gegensatz zu den anderen Territorien haben wir eine große Felsenschlucht, von dessen Grund ein kleines Höhlensystem beginnt. Dieser Ort ist allerdings für Wölfe die nicht mit den Begebenheiten der Berge vertraut sind, gefährlich, da es dort des Öfteren zu Steinschlägen kommt. Dann ist da natürlich noch der große Gipfel. Der Weg nach oben ist ebenfalls sehr gefährlich. Vielleicht ist unser Territorium sogar ein bisschen größer, wenn man die verschiedenen Ebenen auf einem kleinen Platz einbezieht", erklärte ich und ließ ihr kurz Zeit, damit sie das eben gesagte aufnehmen konnte. Erst dann fuhr ich fort: "Wenn man von den Steinschlägen mal absieht muss man sich hier, zumindest in letzter Zeit, nicht oft vor fremden Wölfen fürchten. Wir haben hier oben gegenüber den anderen Rudeln einen gewissen Vorteil, da wir wissen wie man Steinlawinen ausweicht. Die einzigen wirklichen Gefahren sind einerseits die Pumas die auch die bergige Landschaft ihr zu Hause nehmen und andererseits, jedoch seltener einen Grizzly der sich im Felsenwald herumtreibt. Ansonsten wie in jedem anderen Revier auch, den Menschen." , erzählte ich und atmete, nachdem ich geendet hatte, einmal tief durch. Ich hoffe ich habe sie mit dieser Informationsflut nicht verschreckt

"Wie schon gesagt, kein Wolf ob jung oder alt hat es verdient allein zu sein. Jeder Wolf egal wie stark er auch sein mag, braucht jemanden an seiner Seite, der ihn stärkt. Zusammenhalt, Vertrauen und Mitgefühl macht uns stark, nicht etwa Gewalt.", antworte ich ihr und musste abermals daran denken, dass sie da draußen vollkommen alleine war. "Du bist noch ziemlich jung oder? So etwa 6 Monate oder? Darf ich fragen warum alleine warst?, fragte ich sanft.

"Das tut mir sehr leid", sagte ich und berührte sie kurz am Kopf. "Jetzt sorgen wir um dich. So etwas wird dir nicht mehr passieren" Erschüttert sah ich sie an, warum musste ein so junger Wolf so viel Schmerz erleiden. "Du kannst die im übrigen eine der Höhlen der aussuchen, außer der in der Mitte, dass ist meine. Die anderen sind allesamt unbewohnt. Die anderen Rudelmitglieder haben sich im Revier zerstreut", meinte ich und ein leicht trauriger Ausdruck wohnte in meinen Augen bei.

Ich sah ihr zu wie sie eine der Höhlen bezog und lächelte leicht. "Es werden bestimmt welche zu uns stoßen", stimmte ich ihr zu. Ich war froh, diesen Ort wieder teilen zu können. Natürlich begegnete ich den anderen manchmal im Revier, aber diese Treffen waren durch Misstrauen geprägt. Wie konnte die vorherigen Alphas dieses Rudel nur so in den Absturz treiben dachte ich und seufzte leise. Dann sah ich Lyvianne wieder an. Ich ließ sie zufrieden, damit sie sich nicht bedrängt fühlen würde. Sie würde kommen hoffentlich wenn sie etwas braucht oder Fragen hat.

Ein Blick zu ihrer Höhle ließ mich wissen, dass die kleine eingeschlafen war. Nachdem ich ein paar Schlucke des frischen Quellwassers getrunken hatte, suchte ich mir einen flachen Stein, der in einem der unzähligen Lichtflecken war. Auf diesem ließ ich mich nieder und genoss die Wärme des Steins unter mir sowie die der Sonnenstrahlen über mir.