Ich nickte und lächelte. Dann schloss ich mit einem entschlossenen Knurren die Augen und als ich sie wieder öffnete sah ich nur Tristan an. Ich dachte an nichts weiter als an meinen Gefährten, wie stolz mutig er war. Viel mutiger als Ich, aber dafür konnte er jetzt mein Fels sein. Ich wollte absolut nicht, dass alle mit bekamen wie ich meine Welpen zur Welt brachte. Aber draußen heulte der Wind und einzelne Flocken Schnee kamen durch den Höhleneingang zu uns herunter. Ich blendete alle Geräusche und Gerüche aus und konzentrierte mich auf mein früheres selbst. Die Dunkelheit war weg, sie blockte keine Schmerzen mehr für mich. Aber das brauchte ich auch nicht, die vielen Jahre hatten mich genug gelehrt. Langsam atmete ich aus und wieder ein, irgendwann sagte mir mein Körper dass ich pressen sollte. Anscheinend war es einfach Instinkt, denn ich hatte von all dem keine Ahnung. Weiter sah ich Tristan an, atmete schneller und hatte die Ohren an gelegt. Aber der Schmerz meines Körper war auszuhalten, der seelische dagegen nicht. Aber ihn hatte ich für den Moment verdrängt. Kein Laut drang aus meinem Mund, keine sonstige Regung als das regelmäßige Pressen und die schnelle Atmung kam von mir. Ich funktionierte einfach.

Bei Morganas Schmerzen hatte ich das Gefühl mit zu leiden. Mein Bauch zog sich krampfhaft zusammen und meine Atmung wurde schneller. Doch ich war auch unglaublich stolz auf sie und ich wusste, dass sie das schaffen würde.

Etwas drückte. Etwas Kaltes zog an mir, wie ein Sog. Da war ein helles Licht. Aber es war kalt. Warum war es so kalt? Ich wurde regelrecht nach draußen gedrückt. Als wollte mich jemand nicht mehr hier haben. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich in etwas war. Wo war ich denn dann? Und viel wichtiger: Was war denn dann da draußen? Neugierig ließ ich mich in die Richtung ziehen.

„Morgana“, brachte ich sprachlos heraus. „Ich kann den Kopf sehen. Das erste hast du fast geschafft.“ Ich betrachtete, das kleine braune Fellknäuel wie ein Wunder. Das war es für mich auch.

Ich strengte mich noch ein Mal an. Heftig presste ich bis ich spürte wie der welpe auf dem Boden der Höhle aufkam. Ich hechelte erleichtert und holte ihn nach vorne um ihn automatisch abzulecken. Auch jetzt nahm ich nichts wirklich wahr, aber es war noch nicht vorbei und diesmal krampfte sich alles heftig zusammen. Ah, brachte ich heraus während ich mich heftich krümmte. Das fühlte sich anders an, heiße Schmerzen jagten durch meinen Körper. Tränen standen in meinen Augen als ich erneut presste und auch der zweite Welpe draußen war. Ich holte ihn nach vorne und leckte mit letzter Kraft alles ab dann sank mein Kopf auf den Boden und es wurde schwarz.

Als ich den ersten Welpen sah, schien es mir als würde mein Herz wachsen und beim zweiten Welpen noch einmal. Das sind meine. Das habe ich gemacht! Der erste Welpe hatte braunes Fell und sah aus wie eine kleine Kugel. Der zweite war genauso schwarz wie Morgana und hatte eine ganz eigene Ausstrahlung. Ich leckte über die zwei kleinen Wesen und dann über Morganas Schnauze. Als sie ohnmächtig wurde, legte ich mich zu ihr, um die zwei kleinen Welpen zu betrachten. Ich sah zu den anderen Wölfen bei uns in der Höhle. „Es sind Sturmwelpen“, sagte ich sprachlos und unglaublich stolz.

Ich fiepte. Es war zu kalt. Ich wurde nach vorne getragen und von etwas Warmen abgeleckt. Dann wurde ein zweites Wesen zu mir getragen. Ich kuschelte mich an das andere kleine Etwas. Nun wurde es endlich etwas wärmer.

Ich wachte wieder auf, aber mein Zeitgefühl war nicht vorhanden. Waren es Stunden oder vielleicht Tage gewesen? Oder doch nur Minuten . Fragte ich mich nervös. Aber Tristan war da und alles schien wie vorher,also konnte es nicht so lange gewesen sein. Dann dachte ich an die Welpen und schluckte hart, ich zwang mich mit aller Kraft nach unten zu sehen. Sie lagen bei einander, der dunklere von beiden zappelte hin und her. Sie hatten noch nicht getrunken. Ich zitterte leicht aber es kam nicht von der Kälte, es war meine innere Zerrissenheit. Ich war Mutter, natürlich freute ich mich. Liebe flutete mein Herz und meinen Körper aber es war kein freies und unbeschwertes Gefühl wie bei Jive. Nein das hier lag an schweren Eisenketten, verschlossen hinter dunkler Trauer. Trotzdem schob ich sie zu meinen Zitzen, legte meine Rute um sie und drehte den Kopf weg. Der Schmerz war viel größer als ich ihn je für möglich gehalten hatte. Wie heiße Stangen der Menschen bohrte er sich tief in mein Herz, sollten die Geister doch böse sein. Ich hatte es verdient, ich hatte meinen Eid gebrochen. Ob nun ausversehen oder aus Absicht war irrelevant. Tränen rannen mir über die Wangen als mein Kopf auf dem Boden der Höhle lag, abgewandt vom neuen Leben. Ich spürte die Geister nicht mehr, nicht so wie früher wo sie sich sogar von Zeit zu Zeit gezeigt hatten um mich an meine Taten zu erinnern. Aber das hieß nicht, dass sie nicht da waren.