Ich war etwas eingedöst, denn der Brei der Heilerin tat mir gut.
Doch als ich den Duft meiner Bergkönigin in der Nase hatte, war ich schlagartig wach.
Na, mein Schatz! Wie macht sich Svoboda?
Ich gab ihr sanft ein Küsschen.

Auch ich traf auf dem Rudelplatz ein.
Mit Heisshunger fiel ich über die Beute her.
Komisch! Als ob ich seit Wochen nicht gefressen hätte!
Ob ich zum Vielfraß wurde, nur weil ich trächtig war?
Und was war mit der Blume?
Ich musste unbedingt Saikko fragen. ...

Ich sah zu Akela und Odhran als die Fähe ankam. Kurz nachdem Akela kam, betrat auch Svoboda den Rudelplatz. Ich nickte ihr zu, ehe ich das Fleischstück noch etwas höher hob und los lief.

--> Wald

Ich rannte so schnell ich nur konnte und sah schon Svoboda. Ich freute mich sie zu sehen und merkte noch wie Mama an mir vorbei lief. ich blieb stehen und musste die Beute ablegen um Luft zu holen. Vorsichtshalber hielt ich die Beute mit einer Pfote fest als könnte diese noch flüchten. Svoboda schau mal! Ich hab es geschafft! der ist für dich. platzte es aus mir raus und ich wedelte mit der Rute.

Ich hatte eine Weile geschlafen, bevor Saikko und die anderen aber wieder kamen, war ich aufgeschreckt. Ich zitterte immer noch und drückte mich an meinen Gefährten. Saikko nickte ich leicht zu, als sie uns begrüßte, doch als der Geruch nach der Beute, die Odhran und Lola mitbrachten zu uns nach draußen wehte, musste ich mich von Mayestril lösen. Ich lief ein gutes Stück vom Eingang weg, zu einem der Steilen Abhänge und übergab mich dort. Das schmerzhafte daran war allerdings, dass ich nichts im Magen hatte, dass ich hätte hervorwürgen können und so brannte sich nur ein Teil meiner Magensäure meine Speiseröhre hoch.

Oh, Lola! Du hast es tatsächlich geschafft! Das ist ja fantastisch! Jetzt bist du eine richtige Jägerin!
Ich schleckte ihr liebevoll über die Schnauze und wedelte heftig mit meiner Rute.

Ich trat hinaus auf den Rudelplatz, fing an zu tänzeln und schließlich an zu singen.
Es war eine beschwingte und fröhliche Melodie, die mir gerade in den Sinn kam und ich ließ meinen hellen Sophran hören.

Ihr Bergwölfe freut euch, das Rudel ist stark! Es hat eine neue Jägerin!
Jung-Lola hat uns einen Hasen gebracht - Sie ist für das Rudel ein großer Gewinn!
Ab heute ein Jungwolf und kein Welpe mehr!
Sie macht für uns Beute, wir freuen uns sehr
und loben Lola für diese Jagd,
denn heute ist ihr Ehrentag!

Dann strahlte ich die junge Fähe an und meinte zu ihr etwas leiser:
Das ist wirklich eine große Sache! Du solltest besser auch noch mit anderen Wölfen teilen-zum Beispiel mit Saikko. Die Leber aber muß dein sein, das ist uralter Wolfsbrauch!

Im Moment war viel los. Lola brachte ihre erste Beute heim, Svoboda sang ein Lied, Rolf kotzte - warum auch immer, die Anführerin kam auch gerade an, Saikko haute gerade mit einem großen Stück Fleisch ab - und ich hatte eine wehe
Schnauze.
Aber das alles blendete ich aus und konzentrierte mich auf Akela.
Meine Bergkönigin, kennst du den alten Brauch?
Ich schob mit meiner Pfote den Stein beiseite und deckte so die Hirschleber auf.
Eine Leber geteilt - ein Leben geteilt!
Ich schob mit meiner Pfote die Leber zu ihr hin.

Ich sah Svoboda verwundert an und dann auf die Beute. Wie sieht die Leber denn aus? ich legte überfordert meinen kopf schief und starrte auf den Hasen als würde diese Leber jeden Moment rausgesprungen kommen.

Akela
Ich senkte den Kopf und schnupperte an der Leber. Sie war ganz frisch, ich konnte fast noch die lebensenergie spüren...
Die Leber.. so .. so. Ich hob den Kopf wieder und sah ihn ernst an. Ja er ist mir vertraut. bestätigte ich und besah kurz seine Nase. Vielleicht sollte ich ihn ein wenig extra Liebe schenken.

Nun, Lola, die Leber sieht so aus!
Ich kramte sie raus aus dem Hasen.
Das Leben ist heilig! Wir ehren unsere Beute! Im Herz sitzt die Lebenskraft,aber in der Leber die Erinnerungen. Die Beute hat gelebt und gefühlt. Wir ehren sie. Es ist ein uralter Brauch.Wer tötet, der bekommt die Leber.
Dann sah ich Lola ernsthaft an und meinte:
Es gibt noch einen anderen Brauch. Den solltest du kennen. Man kann eine Leber verschenken - aus Wertschätzung zum Beispiel - aber wenn man sie mit einem anderen Wolf teilt, dann ist das ein Leberversprechen. Es bedeutet: Eine Leber geteilt, ein Leben geteilt.Das ist ein Treueschwur für das ganze Leben. Selbst enge Gefährten schließen ihn nicht leichtfertig.

ich sah die Leber ganz genau an. Mein Retter hatte mir immer eingelegte Leber aus der Dose gegeben. sagte ich leise zu Svoboda. Ich scharrte mit einer Pfote über den Boden. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis mich wenigstens von diesem Menschen zu verabschieden.

Ich hörte die Wehmut in Lolas Stimme.
Menschen kennen und achten diesen Brauch nicht. Es ist ein Wolfsbrauch. Sie haben andere Bräuche.
Mitfühlend leckte ich Lola über den Kopf. Ich verstand, wie sie sich gerade fühlte.
Ach, Lena! ...

Ich … ich möchte mich von meinem Retter dennoch verabschieden. Immerhin währe ich ohne den Menschen nicht mehr am Leben. Ich sah Svoboda flehend an. Zum großen Fluss würde ich finden aber wolang dann? ich wusste nicht wo das Dorf lag wo ich all die Monde gelebt hatte. Trotzdem war mein Zuhause jetzt hier. Hier bei Mama Saikko, bei Svoboda, Lyvianne und all die anderen. Ich dachte daran was Odhran mir noch alles beibringen würde.

Ich hörte Lolas Worte und ich verstand ihr Bedürfnis nur zu gut. Aber ich hatte auch der Anführerin versprochen: Keinen Kontakt mit Menschen! Ich werde mein Versprechen nicht brechen. Ich überlegte lange.
Lola! Werde groß und stark,eine tüchtige Jägerin! Lass´ ein Jahr ins Land gehen. Dann, wenn du kein Jungwolf mehr bist und das immer noch willst, werde ich dir helfen und dich auf deiner Reise begleiten. Dann kann dein Retter sehen, dass es dir gut geht und dass du eine richtige Wölfin bist. Ich werde keinen Kontakt mit deinen Menschen aufnehmen, aber ich werde dich aus dem Hintergrund beschützen, wenn es notwendig sein sollte. Ich verstehe ihre Sprache und ich weiss, wie man sie notfalls töten kann.

Ich lies meine ohren hängen und sah wieder die leber an. ich will meinen retter ungerne was antun aber ich will nicht das er euch allen was antut. Bitte bring mir bei Menschen zu töten. Mein entschluss stand fest. ich gehöhrte zum Rudel und würde alles tun um es zu schützen. Ich war eine Bergwölfin. Nur die Vorstellung meinen Retter zu töten machte mich traurig.