Jabez
Beiträge: 42
| Zuletzt Online: 30.03.2024
Name
Jabez / Jay
Geburtsdatum
17. Dezember 2019
Registriert am:
19.11.2021
Beschreibung
ɴᴀᴍᴇ: Jabez [hebr. Trauer, Schmerz] ᴛɪᴛᴇʟ: Streuner › sarcastic thief ᴀʟᴛᴇʀ: 4 Jahre [17.12.'19] ɢᴇsᴄʜʟᴇᴄʜᴛ: Männlich · • sː 04 ᴋɢː 05 ɢː 07 • · Es ist sichtbar erkennbar: Er ist ein kleines LEICHTGEWICHT, doch verleiht ihm genau dies einen gewissen Grad an Wendigkeit und Sprintfähigkeit. Vor allem fällt es ihm dadurch um einiges leichter, ein gesetztes Tempo schnellstmöglich aufzubauen und ebenso auf plötzliche Einflüsse rascher zu reagieren. Dafür muss der junge Rüde jedoch auf die Kunst der körperlichen Stärke verzichten. Denn zu dieser ist und wird er nie wirklich in der Lage sein. So sind nennenswerter Weise Hals und Kiefer weniger markant und vergleichsweise zu anderen recht schwach. Ansonsten lassen sich einige Muskeln bestimmt irgendwo noch erahnen, doch wirklich ausgeprägt sichtbar sind diese nicht. Jabez ist eben kein Teil dieser enormen Rüden, die mit ihrer Größe so toll angeben können. Die Augen von Jabez sind stetig mit einem Hauch betrübten Glanzes überzogen, der so gut wie nie wirklich verschwindet. Auch seine Mutter sagte einst zu ihrem Gefährten, Jay habe die traurigsten Augen, die sie je gesehen hatte. Dafür sind sie jedoch nicht von freudloser Farblosigkeit geprägt, sondern mit einem blassen BERNSTEINBRAUN bemalt, wie ein kleiner Hoffnungsschimmer. Die Farbe der Nase sowie der Pfotenballen bewegt sich dabei zwischen einem mittleren Grau und pechschwarzem Ton, passend zu seinem Fell. Jabez trägt einen ziemlich KURZEN PELZMANTEL, der sich durch eine besonders WILDE STRUKTUR kennzeichnet. So ist sein Fell nur bedingt weich und zart, beispielsweise an Hals, Brust und Rute, wo das Haar mit etwas mehr Länge auftritt. Doch viel mehr ist sein Pelz vor allem mit leichten VERFILZUNGEN versehen. Trotz der knappen Felllänge bleibt es natürlich wasserfest und dicht, auch wenn es bei frostigeren Zeiten nur bis zu einem begrenzten Punkt makellos schützt. Auch wenn der Rüde aus der Ferne als schwarze Gestalt wahrgenommen werden könnte, so verbirgt sich in Wahrheit eine abwechslungsreichere Kolorierung in seiner Erscheinung. Jays Grundton wird von einem KÜHLEN MITTELBRAUN, welcher beinahe schon ins MOKKA geht, überzogen. Dieser sticht an einigen Stellen mehr, an deren hingegen weniger hervor. Darüber legt sich ein TIEFES GRAU und vertuscht stellenweise die braunen Partien. Zudem ziehen noch dunklere Elemente einige Zeichnungen in seine Fellmusterung, welche wie leichte KONTURLINIEN über seinen Körper zerfließen. Die Innenseite der Läufe, die schmale Brust sowie die Lefzen sind dabei deutlich heller markiert. Je nach Lichtverhältnis wirkt sein Pelz entweder mehr braun oder doch blass-schwarz. Insgesamt eine recht wilde Fellzeichnung, die ganz den Anschein erweckt, man hätte sich bei der Auswahl der Farbe nicht recht entscheiden können. · • ʙᴇsᴏɴᴅᴇʀᴇs In seinen Augen scheint stetig ein gewisser Trauerschimmer am Glänzen zu sein. Die Spiegel zur Seele – vielleicht ist es gar nicht so abwegig. Jabez hat die Seele eines wahrhaftigen Diebes. Von Beginn an war er schließlich nichts anderes gewohnt. Er ist ein GERISSENER WOLF, der mit seiner Agilität und Geschicklichkeit so mancher Elster Konkurrenz machen könnte. Mit flinken Pfoten und aufmerksamem Geist weiß er seine raffinierte Intelligenz zu nutzen. Und sich gleichzeitig allerdings auch schrecklich unbeliebt zu machen. Denn Diebe sind für gewöhnlich nun wirklich ungern gesehen. So hinterhältig, EGOISTISCH, würdelos wie diese abgestempelt werden. Und... eigentlich liegt man damit auch bei Jabez nicht falsch. Denn getreu dem Motto „Jeder ist sich selbst der Nächste“ kümmert es ihn nur wenig um andere. Er hat eine INTRIGANTE ADER, die eben durch seinen natürlichen Überlebensinstinkt geschaffen wurde. Wieso sollte er sich für jemand anderen die Mühe machen, wenn es ihn gar nicht zu scheren braucht? Lieber mischt Jabez sich erst gar nicht ein, bevor er unnötige Kratzer abbekommt. Ganz nach dem Prinzip: Deine Angelegenheit, nicht meine. Sicher schwebt damit auch eine gewisse BEQUEMLICHKEIT mit. Natürlich sucht Jay immer den Weg mit dem geringsten Widerstand und der kleinsten Mühsal. Wenn man es sich einfacher machen kann, warum nicht? Deshalb hat er manchmal die schlechte Angewohnheit, lieber andere machen zu lassen. Naive Köpfe, die sich leicht beeinflussen lassen, sind da seine besonderen Leidträger. Und das, obwohl er im Grunde gar nicht einer der manipulativen Sorte ist. Jabez tritt tatsächlich ziemlich AUTHENTISCH auf und macht sich nicht die Mühe, sich groß zu verstellen oder vorzugaukeln, jemand anderes zu sein, als er wirklich ist. Er ist ein Dieb, nicht immer ehrlich, manchmal ungerecht. Und dies gesteht sich der Rüde ebenso ein. Womöglich kommt daher auch seine asketische Persönlichkeit, die ihn zu einem recht unkomplizierten Wolf macht. Er strebt eben nicht viel an, akzeptiert das Leben, welches er nun führt, so niederträchtig es auch ist, und gibt sich mit gewöhnlichen Dingen langzeitig zufrieden. Jabez scheint ein ziemlich gelassenes und LOCKERES GEMÜT zu sein. Allerdings handelt es sich dabei viel mehr um die passiven und leicht PHLEGMATISCHE Züge seines Charakters. Er gibt sich oft sehr APATHISCH, aber es hilft ihm, in der Welt voller Enttäuschungen zu bestehen. Der PESSIMISMUS genauso wie der große Argwohn haben sich in seinem Inneren wie scharfe Adlerkrallen verankert. Hoffnungen hat er sich schon seit Langem nicht mehr erlaubt. Wenn man diese Schale jedoch knackt und die unendlichen Schichten abschält, findet man einfach nur ein karges, zerbrochenes Wrack, das gerne Lichtblicke sehen würde, jedoch schreckliche Furcht davor hat. Aber bei all den SCHLAGFERTIGEN Worten, für die er bekannt ist, kommt diese Seite ungerne heraus. Denn Jay ist ziemlich selbstsicher und verwegen, zeichnet sich durch eine halbwegs REDSELIGE Eigenheit aus, die leider auch eine ziemlich GROßE KLAPPE entfacht. Und diese kennt keine Hemmungen. Mit SARKASTISCHEN Ausdrücken kann sie ihn rasch in den Schein eines überheblichen und auch besserwisserischen Rüden rücken. Jabez scheint von außen eben ziemlich selbstgerecht, weiß aber tatsächlich seine eigenen Fehler und Dummheiten zu sehen. Selbst, wenn er diese stets auszublenden versucht. Neben seinem Ruf als Dieb kann der Wolf jedoch durchaus zu einem charmanten Wesen fähig sein. Die Betonung liegt dabei selbstverständlich auf "kann". Irgendwo in ihm steckt noch sein altes Ich, das sich fürsorglich und beschützerisch im tatsächlich existierenden Herzen zeigt, welches seine Schwester schon oft genug hatte sehen dürfen. Kooperativ und zuverlässig loyal hatte Jabez sich bewiesen, wenn es ihm wahrhaftig am Herzen lag. Doch die seit langer Zeit begleitende Eigenständigkeit und seine AUTARKE Lebensweise haben ihn von diesem Weg abweichen lassen, sodass man sich bei jedem Mal fragen muss, ob er in seinen Worten ehrlich ist oder nicht doch bloß ein Plan dahinter steckt, von dem er allein profitiert. Die Äste standen still, kein einziger Windhauch wehte übers Land. Der Frost hatte die Gegend erstarren lassen, als wäre der Tag-Nacht-Zyklus stehen geblieben. Und doch... regte sich etwas; verborgen unter den Zweigen der Fichten und kaum zu erblicken. Eine ältere Fähe, an dessen Seite ein großer schmaler Wolf stand, brachte gerade, wenn auch unter schweren Schmerzen, neues Leben auf die Welt. Ungeplant und unerwartet, denn ihr Nachwuchs sollte doch erst in der Blütezeit kommen. Viel zu früh erblickten drei winzige, zerbrechliche Fellknäuele das trübe Licht der Welt und waren gleichzeitig erbarmungslos dem eisigen Winter ausgesetzt. Unter ihnen ein kleiner dunkler Welpe, der so schwach und hilflos aussah, dass man glaubte, das Leben wolle ihn in wenigen Atemzügen verlassen. „Jabez“, hauchte ihm die Mutter, Huyana, seinen Namen ins Öhrchen. Ein äußerst trauriger Name, wenn man bedachte, dass die Bedeutung von Schmerz und Elend geprägt ist. Neben Jabez überlebte ein weiterer – ebenso dürrer – jedoch weiblicher Welpe, mit einem nicht weniger wehmütigen Namen: Achaia. Weiteres Leben blieb aus. Aus dem dritten Welpen wäre vielleicht ein gesunder Rüde geworden, hätte ihn die nötige Kraft nicht kurz nach der Geburt verlassen. Der Wurf war mager und litt unter zweifelnden Gedanken. Dennoch wuchsen Jabez und Achaia gesünder auf, als überhaupt erwartet. Sie waren nicht von Größe und Kraft geprägt, lernten dennoch anderweitige verborgene Stärken kennen, während sie spielerisch die Welt erkundeten – jedenfalls einen kleinen Teil dessen. Ihre Heimat war ein kleinflächiger Fichtenwald, nicht abwechslungsreich und vielfältig genug, aber bot ein angrenzender Menschenort die Aufrechterhaltung ihres Überlebens. Die Nahrung bestand aus dem, was Menschen entweder wegschmissen oder hüteten. Terach, ihr Vater, brachte Jabez und Achaia bei, mit trickreichen Methoden an das Fressen der Menschen zu kommen. Neben dem Stehlen von Abfall bestand ihre erfolgreichste Beute aus Hühnern und Schafen. Natürlich versuchten die Menschen, ihre Tiere immer besser zu behüten, womit man es den Raubtieren im Laufe der Zeit erschwerte, an diese kostbare Nahrung zu kommen. Aber Jabez lernte schnell, wie man sich aus den brenzligsten Situationen am besten wand, Lücken entdeckte und gleichzeitig als Auswege nutzte. Ihr Leben war von außen betrachtet womöglich nicht das ehrenvollste, doch solange es dem Überleben nutzte, war es ausreichend genug. Je größer Jabez wurde, desto eher besaßen Huyana und Terach nicht mehr das nötige Alter zum Leben. So war vorhersehbar, dass sie zeitnah ihr Dasein beenden würden. Jabez hatte gerade erst ein halbes Lebensjahr vollendet, als seine Mutter aus Altersschwäche hinfort ging. Nur wenige Monate später folgte sein Vater. Das Letzte, was Jabez versprechen musste, war, mit jeder Tugend und Tapferkeit, die er aufbringen konnte, auf seine Schwester zu achten. Denn von nun an hatten sie nur noch einander. Jay erlaubte sich kein Zögern und folgte diesem Versprechen mit jeder Faser seines Herzens. Und so waren beide Geschwister schon früh auf sich allein gestellt. Große Wendungen zu ihrer bisherigen Lebensart gab es nicht. Nachts das Stehlen von Menschennahrung, tagsüber erholen und Erfahrungen sammeln. Auch versuchten sie ihr Glück ab und zu beim mageren Wildfang, wie Kaninchen und Kleintieren, doch nur selten fand sich genug, um damit ausreichend über die Runden zu kommen. Als eines Tages der Sommer anbrach, machten es sich Jabez und Achaia an einem schimmernden See gemütlich. Das kühle Nass tat ihnen bei der Hitze gut und erfrischte sie völlig neu. Zufrieden sah Jabez zu, wie seine Schwester im Wasser herumplanschte, bis ihm allmählich die Augen zufielen. Er weiß noch, wie er von strahlenden Weiden und harmonischem Wetter geträumt hatte, kurz bevor ihn ein hektisches Plätschern zu wecken begann. Jay riss die Augen auf und stand mit einem Mal auf allen Vieren. „Achaia!“, schrie er mit heiserer Stimme, lief zum Seeufer, während seine Augen kaum noch die Schnauze seiner Schwester sehen konnte, die panisch nach Luft schnappte. Achaia hatte sich weiter ins Wasser getraut, viel zu weit, denn nun kam ihr die Tiefe zum Verhängnis. Noch bevor Jabez zur Rettung in den See springen konnte, verschwand das Fell der jungen Wölfin und tauchte ins ungewisse Nass. Jay blieb wie angewurzelt stehen, wagte nicht einmal einen einzigen Atemzug. Die Szene seiner strampelnden Schwester spielte sich als Endlosschleife in seinem Kopf ab. Und als wäre dies nicht genug, mischte sich unbewusst die Stimme seines Vaters ein. Die Worte, die ihn dazu aufforderten, gut auf Achaia aufzupassen. Das Versprechen, welches nun binnen Sekunden mit ihr ertrank. Unter innerem Schmerz lief Jay los, völlig egal in welche Richtung, er wollte nur fort von dieser schrecklichen Todesstätte. Er selbst machte sich schlimme Vorwürfe und war zutiefst am Boden zerstört. Nachvollziehbar, wenn man seine einzig übrige Familie verlor, sich selbst und gleichzeitig seine Eltern enttäuschte. Selbst nach mehreren Nächten ließ der Schmerz nicht nach. Jabez' Pfoten führten ihn in unbekanntes Territorium, wo er nichts tat, als sich verborgen zu halten, weniger zu essen und zu trinken, als würde er keinen Sinn mehr darin sehen. Bis ihn die treibenden, schmerzlichen Gedanken zu einer Erinnerung führten. Huyana und Terach hatten ihm und Achaia viele Geschichten und Sagen erzählt. Von geisterhaften Wölfen, mystischen Orten bis hin zu unerklärbaren Wundern. Doch eine kitzelte seine Erinnerungen nun besonders. Eine Sage über eine Blume. Hoch oben im kühlen Norden, wo Frost auf Eis traf, auf den höchsten Bergspitzen des Landes. Eine Blume, dessen Kraft so mächtig sei, dass sie gar gebrochene Seelen heilen könne. Man gebe den Verzweifelten eine Schnur der Hoffnung – und sie beißen an. Folgen ihr blind bis zum Abgrund. Natürlich ließ sich der junge Rüde davon mitreißen. Von einer banalen Sage, die er einst als Welpe gehört hatte. Doch wozu sonst sollte Naivität, die auf unermesslichen Schmerz traf, führen? Jeden, dem Jabez begegnete, fragte er nach dem Weg zum größten Berg, den man kannte. Und schon bald führte es ihn an sein Ziel. Ob sich die längere Reise auszahlen würde, war nur noch eine Frage von wenigen Momenten. Natürlich konnte nicht alles wie erhofft glattlaufen. Als plötzlich ein junger Berglöwe seinen aufsteigenden Weg kreuzte, blickte Jabez unmittelbar seinem Ende entgegen. Laut heulte er auf, als das mächtige Tier ohne Vorwarnung eines seiner vorderen Läufe packte und sich wie eine Zecke darin verbiss. Und dennoch schien das Leben auf der Seite des Rüden zu sein und für ihn zu kämpfen. Denn noch im letzten Moment sprang ein weiterer Wolf von der Seite zur Hilfe. Keuchend beobachtete Jay wie der Fremde dem Berglöwen in den Nacken biss und ihn zum Loslassen zwang. Sein eigener Vorderlauf pochte unaufhörlich vor Schmerz, während der unbekannte Wolf das Biest in die Flucht jagte. Nach all dem Trubel stellte sich der fremde, etwas ältere Rüde als Lito vor, ehe er wissen wollte, was Jabez in dieser Gegend zu suchen hatte. Er erzählte ihm von der Sage der kraftvollen Blüte, was Lito mit offen interessiertem Ohr entgegennahm. Nur musste Jay ihm gegenüber zugeben, dass er mit der frischen Wunde keinesfalls genug Kraft aufbringen könnte, das steile Ziel zu erreichen. „Lass mich die Blume für dich holen“, schlug Lito daraufhin aufrecht vor und Jabez konnte kaum glauben, dass ein Fremder bereit war, sich solch eine Mühe für jemanden zu machen, den er vielleicht nie wiedersehen würde. Doch so naiv wie er früher noch war, willigte er voller Dankbarkeit ein. Die Nacht war beinahe angebrochen, als Lito endlich zurückkehrte. Doch der Ausdruck in dessen Augen verriet bereits den Misserfolg, bevor überhaupt ein Wort fallen konnte. „Sie ist nicht dort“, meinte der Ältere mit bedrücktem Ton. „Tut mir leid für dich.“ Die Enttäuschung traf Jabez wie ein harter Schlag auf die Schnauze. Selbst seine Wunde schmerzte weniger als diese Nachricht. Niedergeschlagen ließ er seinen auf den Schultern lastenden Emotionen freien Lauf, erklärte dabei, wofür er die Macht der Blume gebraucht hätte. „Deine Schwester?“, wiederholte Lito fragend. Jay nickte nochmals, bereuend, diese Erinnerung erneut hervorgerufen zu haben. Doch irgendetwas änderte sich in der Mimik des anderen. Neben bekümmerten Mitgefühl mischte sich ein nachdenkendes Hin und Her ein. „Warte hier“, sprach Lito plötzlich, wirbelte herum und verschwand hinter der nächsten Ecke. Jabez ließ er in deutlicher Verwirrung zurück, bis sich seine Gestalt wenige Augenblicke später wieder zu erkennen gab. Mit dabei: etwas Helles zwischen seinen Kiefern. „Hier, du brauchst sie dringender als ich.“ Damit legte ihm Lito doch tatsächlich die besagte Blüte vor die Pfoten. „Du hast sie doch!“, platzte Jay schlagartig heraus. Aber statt Freude darüber zu empfinden, breitete sich Ärger in ihm auf. Ärger darüber, dass Lito ihn angelogen hatte. Lito konnte die Reaktion nachvollziehen und gab zu, dass er, nach Jays Erzählung der Sage, die Blüte für sich behalten wollte. Aber Jabez' Liebe zu seiner toten Schwester ließ die Überlegungen über sein Handeln schwanken. „Nimm sie und lass dein Herz wieder heil werden.“ Obwohl Jay in gewisser Hinsicht dankbar für den Sinneswandel des Wolfes war, ließ es ihm in Sache Vertrauen eine Lehre sein. Nicht jeder wäre so gütig gewesen, ihm doch die Blüte zu übergeben. Nicht nur auf die Heilung seiner Wunde musste Jay warten. Auch hatte er sich bis zum nächsten Vollmond zu gedulden. Denn nur dann könne die Blume wohl ihre gesamte Kraft entfalten – so jedenfalls die Sage. Als die Zeit dafür gekommen war, streckte Jabez seine Schnauze – mit noch immer erschütterter Seele – dem Mondlicht entgegen, während er hoffnungsvoll die Blüte zerkaute. Aber... es geschah nichts. Selbst anhaltende Momente danach spürte der junge Wolf keinerlei Veränderung. Nicht einmal Tage, nicht einmal Wochen danach. Jabez' Herz heilte nicht. Nicht, wie in der Sage versprochen. Im Gegenteil, es zerbrach ihn nur noch mehr und ließ seinen Glauben an Hoffnung zunehmend schwinden. Das einsame Wandern ohne wahres Ziel begann. Das einzige, was für ihn noch zählte, war Überleben und Vergessen. Immer mehr entwickelte er ein Leben ohne Hoffnung und Lichtblick, doch lernte er, damit zurechtzukommen. Nichts anderes blieb ihm übrig. Bis jemand Neues in sein trübes Leben trat. Naia, eine hübsche Streunerin, welche sich mit nur einem Blick den Weg in sein grau gewordenes Herz bahnte. Auch sie brauchte nicht ewig, um Jays lang verborgene, charmante Art zu entdecken, und mit ihrem Dasein schenkte sie ihm das, was seiner Seele seit Langem gefehlt hatte: Liebe. Zuneigung und Vertrauen. Er wusste nicht wie, doch schaffte Naia es, seine verschlissene Welt neu mit Harmonie zu füllen. Als treue Gefährten sorgten sie einander, wanderten umher und versuchten in der nicht allzu einfachen Welt klarzukommen. Doch nun nahte auch schon der nächste Winter und es schien zudem einer der frostigsten zu werden. Das Überleben zu zweit wurde immer holpriger, die Nächte immer kälter. Das gemeinsame Schicksal jedoch ließ sie auf ihren Wegen auf ein Wolfsrudel treffen. Jay wollte nicht dafür bestimmt sein, in großen Gruppen zu leben, besonders, wenn diese völlig fremd waren. Naia jedoch zeigte ihm die Not, die den beiden in der harten Frostzeit bevorstand, sollten sie bloß weiter zu zweit bleiben. Jabez war dennoch ungeheuer mulmig zumute, so einigten sich die Gefährten darauf, einzig den Winter über ein Teil des Rudels zu bleiben – ohne, dass es die Rudelwölfe wissen sollten. Nicht besonders tugendhaft, den Schutz des Rudels als Übergangsphase auszunutzen, doch in etwa aus solchen Maschen bestand nun mal Jays Existenz. Die Wolfsgemeinschaft nahm die zwei auf und beide versprachen – fälschlicherweise – unverbindliche Treue. Jabez und Naia überlebten auf diese Weise also den schneereichen Frost. Tatsächlich waren sie noch nie mit solch vollen Bäuchen über den Winter gekommen. Und nun stand auch bereits der Frühling bevor. Und somit die Zeit, das Rudel zu verlassen und die kurzweilige Treue zu brechen. In der ersten Nacht der neuen Jahreszeit flohen sie, ohne den Wölfen ein Kundtun entgegenzubringen. Und doch wurden sie unerwartet aufgehalten. „Naia!“ Noch bevor ihre Pfoten den Rudelplatz verließen, erklang eine tiefe Stimme, die sie abrupt zum Stehenbleiben zwang. Maoz, der große, kräftige, aber ältere Rüde, war Quelle des erhobenen Wortes. Doch war sein Ton nicht drohend oder forsch, wie Jabez in dem Moment erwartet hätte, viel mehr sanft und beinahe schüchtern. Jay bemerkte, dass Maoz nichts von ihrer gerade begonnen Flucht ahnte, eher war sein Fokus allein auf Naia gerichtet – wieder einmal. Denn schon im Laufe des Winters schien der ältere Rüde sich an die Seite der Fähe schmiegen zu wollen. Viel Bedeutung hatte Jay darauf nicht gelegt. Doch nun nahm genau dies eine scharfe Wendung. Maoz begann, leise auf Naia einzusprechen, von irgendeinem Zeugs über Bestimmung und Schicksal. Jabez hörte kaum zu, seine Pfoten wollten nur endlich fort und zurück ins Leben als unabhängiger Freigeist. – gemeinsam mit Naia. Aber am Ende der gesprochenen Worte wurde Jay ganz Ohr und erstarrte mit einem Mal. Denn plötzlich gestand Maoz der schönen Naia seine innige Liebe. Jabez wurde heiß und kalt zugleich, konnte kaum glauben, dass dieser Wolf es tatsächlich wagte, seine Naia für sich zu erlangen. Und das, obwohl ihr Gefährte – Jabez – offensichtlich daneben stand! Maoz versprach ihr sogar den hohen Rang an seiner Seite, sobald er zum nächsten Alpha ernannt werden würde. Jabez war sich natürlich sicher, dass Naia trotz all dieser verführenden Versprechungen ablehnen würde. Er kannte sie doch, sie wollte ebenso ein Leben in Unabhängigkeit wie er. Doch irgendwas in ihrer Haltung verriet genau das Gegenteil. Stille schwirrte zwischen den Dreien. Die Unsicherheit über die Lage wuchs in Jay stetig an. „Naia?“, sprach er sie unsicher an und endlich wandte sie ihm den Kopf zu. Noch heute wünscht er, sie hätte es nicht getan. Ihn nicht nochmals angeschaut. Das Bedauern in ihren glänzenden Iriden war unerträglich anzusehen. „Es tut mir leid, Jay.“ Mit diesen Worten verließ sie seine Flanke und trat zum mächtigeren Wolf hinüber, der sie erleichtert in Empfang nahm. Vom einen auf den anderen Moment spürte Jabez förmlich, wie sein zu heilen begonnenes Herz in alle Stücke zersplitterten, ihm einen schmerzhaften Stich verpasste und ein riesiges, leeres Loch hinterließ. Jay verstand nicht, konnte die beiden, wie sie sich vor seinen Augen einander schmiegten, nur mit Fassungslosigkeit anstarren. Naia entschied sich lieber für den Machteinfluss auf eine fremde Gruppe von Wölfen, als für ihn und das wirklich freie Leben. Das war nicht seine Gefährtin, die er kannte und liebte. Jabez konnte es nicht ertragen, geschweige denn mitansehen. Ohne ein letztes Wort, einzig mit einem trüben, bitteren Ausdruck in den Augen, suchte er also das Weite. Dass man sein Herz nochmal derartig verletzen konnte, hätte er selbst nicht mehr gedacht. Wann auch immer ihm die Hoffnung auf das Licht am Ende des Tunnels serviert wurde, jedes Mal blieb für ihn nichts als Schmerz und Enttäuschung übrig. Dies war der bittere Punkt, an dem Jabez mit zerstörten Gefühlen endgültig den Glauben an alles und jeden verlor. Die Welt bunt und optimistisch zu sehen, war für den jungen Rüden nicht weiter möglich. Allein pechschwarze, einsame Dunkelheit legte sich über seine Existenz. Viel zu oft hatte man ihn schon enttäuscht. DON'T CARE Jays künftige Pfade führten um das Territorium des frisch verlassenen Rudels herum. Nicht, weil er an seiner Entscheidung zweifelte. Das Einzige, was ihn hielt, war die Nahrung, welche dort zahlreich vorhanden war und aus einfacherer Beute wie Vögel, Hasen und Kadavern bestand. Dass er dabei auf ein bekanntes Gesicht treffen würde, darauf hatte er weder Erwartung noch Hoffnung gelegt. Naia kreuzte ein weiteres Mal seinen Weg, mit dem Unterschied, dass sich weder prickelnde Funken noch herumschwirrende Schmetterlinge irgendwo ausbreiteten. Die einst von Jay angebetete Wölfin bat ihn um Verzeihung. Sie versuchte, den Tränen nahe, zu erklären, sie hätte diese Entscheidung bloß für sie beide getroffen. Für ein Leben, das sorgenloser war als ihr altes. Naia erzählte, dass Maoz umgekommen wäre und sie selbst nun als Nachfolgerin an die Spitze des Rudels aufsteigen würde. Und sie wollte, dass Jabez dabei an ihrer Seite stand. Zu seiner eigenen Überraschung fühlte er jedoch absolut nichts. Nichts, was ihn dazu verleiten könnte, ihr eine zweite Chance zu geben. Sie hatte ihn hintergangen, verraten und sein Herz leiden lassen. Nur um dann zurückzukehren und ihn vergeblich wiederzuerlangen. „Ich gehöre dir nicht, Naia... Und werde es auch nie.“ Jabez ließ seine für ihn gestorbene Gefährtin kalt stehen und erlaubte es ihrem angebrochenen Schluchzen nicht, ihn dabei in seinem Entschluss zu beirren. Jabez' Wege führten ihn seitdem erneut ins Ungewisse. Jedoch nun mit mehr Erfahrung und Wissen. Er hatte gelernt, dass von anderen nichts zu erwarten war und sein Vertrauen niemand wirklich verdient hatte. Das Leben als diebischer und pessimistischer Einzelgänger fügte sich zunehmend mit ihm zusammen, bis es schließlich deckungsgleich mit seinem eigenen Pelz wie angegossen passte. Daran etwas zu ändern, wurde nun kaum noch Teil seiner Vorstellung. ᴠᴏʀʟɪᴇʙᴇɴ "Fundbeute" › Isoliertheit › Gesetzlosigkeit › Selbstverantwortung › Mühelosigkeit › Freiheit › Petrichor ᴀʙɴᴇɪɢᴜɴɢᴇɴ Winter › Wasser › Höhe › Regeln › Hektik › Hoffnungsgelaber › Verrat › Geschichtserzählungen › bloßer Optimismus sᴛäʀᴋᴇɴ Stehlen › Weglaufen › Agilität › Reflexe › Spontanität › Schlagfertigkeit › Charme › Gelassenheit sᴄʜᴡäᴄʜᴇɴ Muskelkraft › Jagen › Anschleichen › Thalassophobie › Akrophobie › Sturheit › Pessimismus › Phlekmatiker › macht sich schnell unbeliebt Geschlecht
männlich
Das Szenario
keine Angabe
Schreibprobe
siehe: Keahi › Marlo
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