Ich sah Naya rügend an, als sie so plötzlich auftauchte, dass Saikko sich erschreckte. Obwohl diese lächelte zögerte ihre Stimme.Irgendetwas stimmt nicht... Jedoch überging ich meine Zweifel als sie Naya das freundliche Angebot machte. Ich nickte beruhigend. "Das ist sehr nett."

Naya:

Betreten sah ich zu Boden und machte mich klein, als die andere zurückwich. Ich fühlte mich plötzlich sehr schlecht, denn das hatte ich nicht gewollt. Ich war es nicht gewohnt, dass irgendetwas oder jemand vor mir Angst hatte. "Entschuldige..." brachte ich nur heraus und sah sie dann wieder zögernd an, als sie weitersprach. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, da ich nicht davon ausgegangen war schon so bald noch einmal das Jagen zu versuchen. Meine Augen weiteten sich und ich zuckte nervös mit den Ohren. Bin ich schon so weit? Als Aletheia sich bedankte konnte ich allerdings nicht anders als pure Vorfreude zu empfinden: "Ehrlich? Das würdest du tun?"

Naya:

"Das ist nicht schlimm! Ich doch auch nicht! Und sicher kannst du mir das besser beibringen als Aletheia," antwortete ich. Dann merkte ich, dass sich das anhörte, als könnte meine Schwester nicht jagen, was nicht stimmte, weshalb ich hastig hinzufügte: "Sie hat keine Geduld mit mir..." Verstohlen sah ich zu ihr auf und lächelte frech. Ich wusste, dass es hauptsächlich an den Umständen gelegen hatte, doch genoss ich das Gefühl, dass hier alle so hilfsbereit waren.

Aletheia:

Ich freute mich, dass Saikko der Kleinen helfen wollte. Obwohl sie vorher gesagt hatte, dass sie fremden gegenüber eher misstrauisch war, schien sie sogar freiwillig Zeit mit der Kleinen zu verbringen. Als sie ihre Ziehmutter erwähnte änderte sich ihr Blick. Hat sie sie auch verloren? Ich erinnerte mich an die Wiese im Morgentau, Casanova, der mit Naya spielte, das Fell nass von Wassertropfen, und lächelte in mich hinein. Schon jetzt verband ich diesen Ort mit schönen, unbeschwerten Erinnerungen, was selten war. Nayas Bemerkung überging ich. Es stimmte was sie sagte, doch wollte ich jetzt nicht weiter darauf eingehen. "Vielleicht solltet ihr euch bei Casanova noch die Erlaubnis einholen. Ich bleibe hier. So kannst du dich voll und ganz auf Naya konzentrieren, Saikko," antwortete ich und nickte zu der Höhle des Betas, aus welcher die Fähe vorher gekommen war.

Naya:

Ich war Saikko, wie Aletheia sie genannt hatte, gefolgt und lugte nun vorsichtig um die Ecke des Höhleneingangs. Bei Casanovas Zustimmung entfuhr mir ein freudiges Fiepen. "Danke!" flüsterte ich und sah strahlend zu der Wölfin neben mir auf.

Ich beobachtete wie die zwei sich die Erlaubnis des Betas einholten und grinste zu ihnen herüber, als sie sich auf den Weg machten. Hoffentlich sind sie vorsichtig. Vorsichtig trat ich an die bewachsene Höhle, in der der Casanova und Lyvianne lagen. "Danke. Ich glaube Naya braucht das wirklich. Sie freut sich sicher sehr, dass sie so viele neue Wölfe kennen lernt," sagte ich leise, um die weiße Wölfin nicht zu wecken.

Ich musterte die Art wie Casanova seine Alpha schützte. Sie müssen sich wirklich vertrauen. Bisher habe ich nur meine Mutter jemanden so beschützen sehen. "Sie kommt mir wirklich schon sehr erwachsen vor. Sie sagte sie wäre die Heilerin. In unserem Rudel wurden solch wichtige Ränge von den Erfahreneren besetzt...", sagte ich. Dann fiel mir ein, dass hier ja alle eher jünger waren. Sogar die Alpha war noch ein halbes Kind. "nicht, dass ich ihr das nicht zutraue. Es ist nur ungewohnt für mich," fügte ich daher lächeln hinzu. Es freute mich, dass der Rüde so offen zu mir war, obwohl ich es auch für ein wenig naiv hielt. So wenig wie er über uns weiß... Trotzdem ließ es mich ebenfalls etwas mehr erzählen: "Dann ist sie bei Naya ganz richtig. Sie hat ihre Freude beibehalten, obwohl sie so früh ihrer Eltern verloren hat. Damit fällt es ihr leicht, Freundschaften zu schließen. ich glaube manchmal, dass sie versucht verpasstest nachzuholen."

Als er erzählte, dass er sich verantwortlich fühlte, ging mein Herz ein wenig auf. Es schien als sei er ein Fels in der Brandung für viele in diesem Rudel. "Wir alle brauchen hin und wieder Erfolge. Saikko erscheint mir nicht als jemand, der einfach aufgibt," antwortete ich. Die Wölfin war vielleicht nicht die selbstbewussteste, aber sie versuchte gerade Naya das Jagen beizubringen. Genauso hätte sie uns auch einfach aus dem Weg gehen können. Als er von meiner Schwester redete konnte ich nur zustimmend nicken. Meine Rute peitschte kurz den Boden, doch stoppte dies, als er von Lyvianne zu sprechen begann. "Ich bestehe auf nichts. Sie sollte mir erzählen was sie will und wann sie will." Ich fühlte Gewissensbisse, denn machmal vergaß ich, dass andere auch nicht das beste Leben hatten. Ich hatte meine Eltern verloren, doch letztendlich ging es mir gut. Ich hatte ein freundliches Rudel gefunden, ein potentielles Zuhause. Wie konnte ich nur manchmal so egoistisch sein und das Leid der anderen vergessen? "Wie kamst du hier her?", fragte ich neugierig. Er machte einen durchaus besonnenen Eindruck auf mich und es interessierte mich wie er früher gewesen sein musste. Ich setzte mich und beobachtete wie er auf die Wölfin herabsah. Insgeheim musste ich mir selbst eingestehen, dass seine Ausstrahlung durchaus charismatisch war.

Skeptisch hörte ich seiner Geschichte zu. Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Wölfe gehörten schließlich nicht zu den Menschen und Katzen waren mir ebenfalls suspekt. Als er auf seinen Namen zu sprechen kam musste ich dennoch Lächeln. Casanova ist also nicht sein echter Name? Seine Geschichte hörte sich beinahe nicht echt an. Ich wusste nicht wo dieses Italien lag und warum sollte er einfach gehen? Andererseits würde ich wohl auch nach einer gewissen zeit verschwinden. Schließlich wollte ich auch irgendwann etwas wichtiges erreichen. Was genau wusste ich nicht, doch wollte ich meine Eltern stolz machen. Seinem Grinsen, welches seinem Namen alle Ehre machte, hielt ich selbstbewusst stand. Auch wenn hier alles neu für mich war und ich eine lange Reise hinter mir hatte, die mir viel Kraft geraubt hatte, musste ich schließlich meinen Stolz behalten. Dazu gehörte auch, nicht bei jedem Blick, den ein Wolf mir zuwarf, einzuknicken. "Deine Geschichte hört sich... interessant an. Vermisst du es nicht, so frei zu leben?", fragte ich und legte den Kopf schief.